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EU-Behörde gibt grünes Licht für Impfstoff von Astrazeneca

Eine Ampulle des Corona-Impfstoffs der Universität Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca. Foto: Russell Cheyne/PA Wire/dpa

AKTUALISIERT – Europa bekommt den dritten Corona-Impfstoff: Die Zulassung des Präparates von Astrazeneca steht kurz bevor. Er ist billig und handlich. Aber: Wann wird geliefert? Und wirkt er auch bei Älteren?

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat die bedingte Marktzulassung für den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Konzerns Astrazeneca in der EU empfohlen. Die Zulassung soll für Personen ab 18 Jahren gelten. Das teilte die EMA am Freitag in Amsterdam mit.

15.11.2019, Niederlande, Amsterdam: Der Sitz der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA. Foto: Lex van Lieshout/ANP/dpa

Die endgültige Entscheidung über die Zulassung muss nun die EU-Kommission treffen – das gilt als Formsache und könnte noch am Freitag erfolgen. Damit ist der Weg frei für den dritten Impfstoff gegen Covid-19 in der EU.

In Großbritannien wird das Präparat, das Astrazeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt hat, bereits seit Anfang Januar großflächig eingesetzt. In der EU sind bisher nur die Impfstoffe der Hersteller Pfizer/Biontech sowie Moderna zugelassen. Der Impfstoff von Astrazeneca gilt als besonders preiswert und handlich für Massen-Impfungen.

Trotz zuvor von anderen Experten geäußerten Bedenken empfehlen die EMA-Experten die Zulassung für Menschen aller Altersstufen ab 18 Jahren. Auch wenn nur es nur vergleichsweise wenige Testpersonen über 55 Jahre gegeben habe, sei dies zu vertreten. Die EMA begründet diese Entscheidung mit den guten Test-Resultaten bei den übrigen Altersgruppen sowie Erfahrungswerten mit anderen Impfstoffen. Der Hersteller hatte zuvor Berichte als falsch zurück gewiesen, dass der Impfstoff bei über 65-Jährigen nur zu acht Prozent wirksam sei.

Die große Frage ist jedoch: Wann wird der Impfstoff geliefert? Die EU-Kommission ist in einen offenen Streit mit dem Hersteller verstrickt. Wegen angeblicher Produktionsprobleme sollen große Mengen des Impfstoffes für Deutschland und andere EU-Länder erst Wochen oder Monate später geliefert werden. Die EU hatte insgesamt 400 Millionen Impfdosen geordert.

Ein Fläschchen des Corona-Impfstoffs des US-Konzerns Moderna (l) und der Impfstoff von Pfizer/Biontech (r). Foto: Jessica Hill/Stefan Sauer/FR125654 AP//dpa

Im Namen der 27 Staaten hat die EU-Kommission bisher Verträge mit mehreren Impfstoff-Herstellern abgeschlossen und so rund 2,3 Milliarden Dosen verschiedener Mittel gesichert. Weitere sollen folgen. Ein Überblick.

Biontech/Pfizer: Das Präparat der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmariesen Pfizer war der erste in der EU zugelassene Corona-Impfstoff. Am 21. Dezember 2020 gab die EU-Kommission grünes Licht.

Moderna: Als zweites in der EU zugelassenes Mittel folgte am 6. Januar das Vakzin des US-Herstellers. Mit 94 Prozent hat das Mittel von Moderna eine ähnlich hohe Wirksamkeit wie das von Biontech.

Astrazeneca: Mit 70 Prozent Wirksamkeit etwas weniger zuverlässig ist der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers, dessen EU-Zulassung am Freitag erfolgt ist. Brüssel hatte 80 Millionen Impfdosen bis Ende März bestellt. Dass es nun weniger sein sollen, sorgt derzeit für Streit zwischen Brüssel und dem Hersteller.

Curevac: Das Tübinger Biotech-Unternehmen forscht an einem Mittel, für das im Dezember die zulassungsrelevante klinische Phase-III-Studie begann. Mit Ergebnissen rechnet Curevac, das mit dem Pharmakonzern Bayer kooperiert, bis Ende März.

Johnson&Johnson: Der US-Hersteller startete die entscheidende Phase der klinischen Tests bereits im September 2020. Die Besonderheit des Mittels ist, dass nur eine Dosis ausreichend Schutz bieten soll. Wann der Impfstoff in der EU zugelassen werden könnte, ist noch offen.

22.09.2020, USA, —: Zwei Ampullen mit dem Corona-Impfstoffes Janssen des amerikanischen Pharmazie- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson werden präsentiert. Foto: Cheryl Gerber/Johnson & Johnson/dpa

Sanofi/GSK: Schon im September 2020 hatte die EU-Kommission einen Vertrag mit den Pharmakonzernen aus Frankreich und Großbritannien geschlossen. Doch bei der Entwicklung des Impfstoffs gab es Rückschläge. Die Hersteller erwarten nun eine frühestmögliche Verfügbarkeit im vierten Quartal 2021. Sollte das Mittel zugelassen werden, könnten die EU-Staaten bis zu 300 Millionen Dosen aufkaufen.

Valneva: Mitte Januar schloss die EU-Kommission Sondierungsgespräche mit dem französischen Biotech-Unternehmen ab. Der geplante Vertrag sieht den Kauf von bis zu 60 Millionen Dosen vor. Nach Angaben der EU-Kommission entwickelt Valneva einen „klassischen“ Impfstoff mit inaktivierten Viren.

Novavax: Mit einer Wirksamkeit von 90 Prozent macht zudem der Impfstoff-Kandidat dieses US-Herstellers Hoffnung. Der US-Pharmakonzern Baxter kündigte Mitte Januar an, das noch nicht zugelassene Vakzin von Novavax solle unter anderem in der Baxter-Niederlassung in Halle (Nordrhein-Westfallen) hergestellt werden. Auch Biontech und Pfizer wollen ihren Impfstoff künftig in Halle produzieren. (dpa)

11 Antworten auf “EU-Behörde gibt grünes Licht für Impfstoff von Astrazeneca”

    • Die EU hat noch immer 450 Millionen Einwohner.
      Wichtig ist auch bei den Bestellzahlen „bis zu“. Man wird noch schauen welcher Impfstoff am besten für welche Gruppe geeignet ist.
      Schließlich bleibt noch zu berücksichtigen, dass da in einigen Fällen Abnahmezahlen vorbehaltlich einer Zulassung vereinbart wurden.

      • Karli Dall

        @Der.
        Kann man also davon ausgehen, dass alle Zahlen (2,3 Mrd. Impfdosen, 300 Mio. zu Impfende) falsch sind?
        Wenn Ja, muss neu gerechnet werden. Vielleicht müssen die Impfexperten täglich rechnen oder auch nur aus dem Fenster gucken, ob wieder eine Ladung auf dem Hof ankommt?

        • Nein; und das behaupte ich auch nicht.
          Jedoch:
          1. Die EU hat 450 Millionen Einwohner (davon 15% unter 15 Jahre: 67,5 Millionen); es mag einen Ansatz (den ich nicht kenne) geben, daraus 300 Millionen zu Impfende zu berechnen.
          2. Die im Artikel genannten Vereinbarungen verwenden meist den Terminus „bis zu zzz Milionen Impfdosen“. Daher ist es unstatthaft diese einfach aufzuaddieren und den zu Impfenden gegenüberzustellen, da
          2.a. diese Formulierung es der EU erlaubt, beim einen oder anderen Produzenten das Maximum auszureizen (Kriterien: Zulassung, Wirkungsgrad, Wirkungsgrad pro Risikogruppe, Verfügbarkeit)
          2.b. bei anderen Produzenten aus ähnlichen Gründen nur ein Minimum ggf. gar nichts abzunehmen
          2.c. dieser Ansatz auch eine Abnahme für eine folgende Impfsaison beinhaltet (wissen wir nicht).
          Auf dieser Grundlage mit mehreren Herstellern zu verhandeln ist richtig.
          3. Es ist wahrscheinlich, dass Hersteller mit wirksamen Impfstoff wirtschaftliche Gewinner sind. Im Gegenzug, sind Hersteller ohne wirksamen Impfstoff zügig „weg vom Fenster“ oder bestenfalls zur Produktionsstätte degradiert.
          @Karl: ist das so verständlicher?

    • Rob-Otter

      „Noch vor einigen Monaten versuchte die EU den afrikanischen Staat mit 27 Millionen (!) Euro aus dem EU-Solidaritätsfonds zu bestechen.“ Aha, dafür hat die EU Geld – zum Bestechen.

      „Die Ironie an der Sache: Tansania nahm das Geld und erklärte daraufhin das Land für coronavirusfrei. Weder Masken, noch Impfungen oder Lockdowns gab es seither.“
      Ha, ha, lol.

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