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Daniel Bacquelaine (MR): „Das Image der Wallonie ist katastrophal“

Pensionsminister Daniel Bacquelaine. Foto: Grégoire Derouaux

Der liberale Pensionsminister Daniel Bacquelaine (MR) fährt in einem Interview mit der Tageszeitung „La Meuse“ im Zusammenhang mit dem Abkommen CETA schweres Geschütz auf gegen die Wallonische Region. „Das Image der Wallonie ist katastrophal“, sagte Bacquelaine. Anlass ist die Abstimmung im Wallonischen Parlament gegen das Abkommen CETA über eine Ausweitung des Freihandels zwischen der EU und Kanada.

Obwohl viele Ostbelgier die belgische Politik gar nicht oder nur beiläufig verfolgen, den föderalen Pensionsminister Daniel Bacquelaine kennen viele in der DG. Der Liberale war es nämlich, der an einem Montagabend im März 2015 in Eupen vor einem Vortrag im Hotel Ambassador von wütenden Gewerkschaftlern mit Eiern beworfen und mit Ketchup bespritzt wurde.

Mit seinen jüngsten Aussagen über die „rote Wallonie“, deren Image seiner Meinung nach infolge der Ablehnung des Abkommens CETA „katastrophal“ ist, dürfte sich Bacquelaine bei den Gewerkschaften noch unbeliebter gemacht haben.

„Um das Thema CETA wird eine große Desinformation durch gewisse Organisationen betrieben, unter anderem durch PS und CdH, die sich an den Karren der PTB hängen wollen“, sagte Bacquelaine: „Vielleicht sind es die sie betreffenden schlechten Umfrageergebnisse, die diese Parteien dazu verleiten, aber dies wirkt sich negativ für die Wallonie aus und geschieht auf dem Rücken der Bevölkerung.“

Ketchup im Gesicht: Pensionsminister Daniel Bacquelaine (Bildmitte) wurde Ende März 2015 in Eupen mit Eiern beworfen und mit Ketchup bespritzt. Foto: OD

Ketchup im Gesicht: Pensionsminister Daniel Bacquelaine (Bildmitte) wurde Ende März 2015 in Eupen mit Eiern beworfen und mit Ketchup bespritzt. Foto: OD

Laut Bacquelaine werden PS und CdH durch den Populismus geleitet: „Man setzt auf die Unwissenheit eines Teils der Bevölkerung über die Einzelheiten des CETA-Abkommens, um die Wahrheit zu verdrehen, etwa was die Schiedsgerichte und die Landwirtschaft betrifft – und dies nur aus wahltaktischen Gründen. Das ist nichts anders als Populismus. Man macht sich sogar die Argumentation der europäischen Rechtsextremisten zu Eigen.“

Die Ablehnung von CETA hätte eine Deregulierung des Handels zur Folge, was vor allem China und Indien nutzen würde, so der Bürgermeister von Chaudfontaine.

Katastrophal sei das Image der Wallonie heute schon in Kanada, sagte Bacquelaine: „Indem die Wallonie die Ratifizierung des CETA-Abkommens durch alle 28 Mitgliedstaaten der EU verhindert, wird sie zum Totengräber auf dem europäischen Arbeitsmarkt und beeinträchtigt die Glaubwürdigkeit Europas bei künftigen Verhandlungen über internationale Abkommen.“ (cre)

Siehe auch Artikel „CETA: EU und Kanada stellen Belgien Ultimatum bis Montag – Magnette: Demokratie wichtiger als Zeitplan“

Siehe auch ALLES NUR SATIRE: „Lettre ouverte de M. Oliver Paasch à son collègue Paul Magnette“

Siehe auch Artikel „Paasch: Haltung der DG zu CETA ist glasklar und unverändert“

Siehe auch Artikel „Was der DG in 10 Jahren nicht gelungen ist, schaffte Magnette in 10 Tagen: Wallonie ist weltbekannt“

Siehe auch Artikel „Ecolo: Ministerpräsident Paasch ist feige, er versteckt sich hinter Magnette“

46 Antworten auf “Daniel Bacquelaine (MR): „Das Image der Wallonie ist katastrophal“”

    • Bei wem lächerlich? Bei allen Politikern, die irgendwo Nutznießer des Abkommens sind, ganz bestimmt. Die verbreiten dann gerne den Weltuntergang. Beim Bürger hat sich die Wallonie damit sehr viele Sympathiepunkte gemacht. Die deutschen Medien verbreiten größtenteils die Nachricht, der „Hinterhof“ von Belgien würde absichtlich Abkommen blockieren, in den Userkommentaren sieht man fast nur erfreute Kommentatoren.

      Herr Magnette hat Recht. Es geht hier um ein vorläufiges Inkrafttreten und nicht um das eigentliche Durchboxen von CETA, denn das kommt noch. Wenn das Abkommen nach so ewiger Zeit nicht richtig verhandelt werden kann bis Ende des Jahres, wäre ein Verhandlungsabbruch bestimmt das Beste.

    • @ Dax

      Beim lesen dieses Artikels stellt sich mir unweigerlich die Frage warum um alles in der Welt will die EU mit einem so unbedeutenden Handelspartner unbedingt ein solch weitreichendes Abkommen schliessen ? Kein MIttel ist zur Umsetzung schäbig genug, Erpressung und Nötigung um ein Abkommen zu erreichen das doch nur Nachteile für die EU mit sich bringt.

  1. Noch was aus diesem Kontext:
    http://www.dhnet.be/actu/economie/le-belge-le-plus-riche-quitte-la-belgique-une-perte-de-70-millions-pour-le-pays-580dc8d1cd701ccd4d7f35b0
    ….
    D’après Geert Noels, “ il est possible de chiffrer la perte pour le fisc belge à environ 70 millions d’euros avec ce départ. Cette somme astronomique correspond au précompte mobilier sur le dividende qu’il perçoit d’AB Inbev. En sachant que ce dernier est passé de 15% à 30% en l’espace de cinq ans dans notre pays, il n’y a pas mieux pour chasser les riches de chez nous „, déplore l’économiste d‘ Econopolis interrogé par nos confrères du Laatste Nieuws.

    Et Geert Noels de conclure, „la Suisse s’est enrichie et la Belgique s’est appauvrie…“

    • @Dax: CETA ist wie Brexit. Wenn die Abstimmung nicht so läuft, wie sie es sich vorgestellt haben, verbreiten Liberale, Industriebosse und Großkapitalisten Weltuntergangsstimmung. In Großbritannien hat Premierministerin May erkannt, dass Brexit eine Riesenchance für ihr Land ist. Jetzt erst recht, packen wir’s an!!! Das Image der Wallonie ist sicher schlecht, aber nicht wegen CETA. Es ist wegen CETA sogar viel besser geworden. Die Wallonie steht in aller Welt für eine Tugend wie Mut. Die Wallonie hat den Mut, den Großkapitalisten die Stirn zu bieten. Und ich bin kein Sozialist!!!!

  2. Ein Schelm der böses denkt

    Wir brauchen Jobs für alle, nicht nur für Steve!
    Ceta wird So manchen Job vernichten!
    Die Globalisierung schadet alle auf dauer, selbst Banker merken es mittlerweile

  3. Erfahrener

    @Pauken bist du grau bist.
    Da gebe ich dir völlig Recht, es sind nur interne Probleme die das Ganze auslösen. Michel ist eben Premier von ganz Belgien und nicht nur Premier der Reichen, aber das hat er bisher noch nicht verstanden.

  4. Das ist eine Schande!
    Mit Kanada konnten die Wallonen noch in ihrer Muttersprache kommunizieren. Bei allen anderen Handelspartnern habe die uniglotten Wallonen sowieso Probleme. Man sägt lieber den Ast ab auf dem man sitzt!

  5. Ekel Alfred

    @ DAX, in einem anderen Bericht schrieb Johann Klos: „Gegen Dummheit ist EIN Kraut gewachsen“….er hat mir auf meine Frage aber noch nicht den Namen dieses Kraut’s genannt….und mit den Schulden von Belgien kann das doch gar nicht so schlimm sein….gestern wurde in den deutschen TV-Nachrichten bekannt gegeben, das die Mathilde dem Staat Jordanien mal so eben 65 Millionen Hilfe zugesagt hat….was werden wir doch verarscht….

  6. Legionär

    Wir befinden uns im Jahre 2016n.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Legionäre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Babaorum, Aquarium, Laudanum und Kleinbonum liegen…

  7. Steuerzahler raus, Migranten rein, das ist die Politik der Wallonischen PS. Das Gelage am Ende gibt es aber nur im Asterix Buch, die, die hier eine Asterix-Politik betreiben richten das Land hingegen zu Grunde….

    • @ Dax

      Ich würde es begrüßen wenn Sie aus Ihrem Comic zurück kämen und sich wieder der Realität widmen würden. Ausflüge zu Asterix sind hier wenig erhellend und schon gar nicht hilfreich. Überlassen Sie es doch den Kabarettisten sich diesem Thema mit Satire zu nähern, die verstehen mehr davon.

  8. Ekel Alfred

    @ Ein Schelm der böses denkt, nicht nur CETA scheint ein Problem zu sein….die Engländer nehmen jetzt den Deutschen auch noch die Fachkräfte weg, worauf die Merkel doch schon so lange wartet….

  9. Hallo Frau Jadin und Frau Baltus

    Frau Baltus und Frau Jadin, lesen Sie mit? Ich finde die politischen Handlungen von Herrn Bacquelaine als Pensionsminister zwar schmerzhaft, aber verantwortlich, und die Aktionen der Gewerkschaften überzogen. Was er zum Thema CETA sagt, und zu Wallonie, macht mich taurig. Ich bin kein Freund von den Daerden und Van Cau-PS, aber die Wallonie ist eine ehedem prosperiende Region Europas, die seit Jahrzehnten ihren Strukturwandel nicht so richtig hinbekommt, wie andere Regionen in Europa. Und auch die MR hat wallonische Regierungsverantwortung gehabt, von 2000 bis 2004 der Herr Michel.
    In der „Zeit“ war zu lesen: „Die Fronten in der SPD sind klar. Da ist auf der einen Seite eine Partei, die wie auch die Mehrheit der Deutschen ziemliche Bauchschmerzen wegen Europas Handelspolitik hat und die deswegen aus guten Gründen am liebsten einen Neustart sähe. Auf der anderen Seite steht Sigmar Gabriel, der zumindest das derzeit wichtigste Handelsprojekt der EU, das Ceta-Abkommen, kräftig verteidigt.“ (http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-09/ceta-spd-parteikonvent-sigmar-gabriel). Diese Bauchschmerzen haben auch viele Ostbelgier, Wallonen, Brüsseler und wahrscheinlich Flamen. Nehmen Sie diese Bauchschmerzen der Mehrheit auch wahr?
    Hilfreich und erhellend bei EU-Fragen ist immer Jean Quatremer von „Libération“, ganz frisch zB http://www.liberation.fr/planete/2016/10/24/un-echec-du-ceta-ne-marginalise-pas-l-union-europeenne_1523871

      • Bin so nett :-)

        mit dem Satz „…Strukturwandel nicht so richtig hinbekommt, wie andere Regionen in Europa…“ wollte ich sagen dass die Wallonie genau so wie andere Regionen Probleme hat, und nicht dass andere Regionen in Europa es richtiger machen. Wir haben uns missverstanden oder ich war missverständlich.

  10. Bacquelaine wie auch die schon erwähnten Tusen Jadin u Möres (u der Rest der Politiker) werden es sicherlich nicht einsehen, aber das Image der Wallonie bei der europäischen Bevölkerung wird gerade aufpoliert.

  11. Altweltenaffe

    Ich hätte gesagt „das Image der EU ist katastrophal“ und Belgien ist das verkleinerte Spiegelbild dieser Union: Sie sind beide in sich zerstritten und die Starken zwingen den Schwachen die Regeln auf. Man kann sich nicht auf die dringend notwendigen Reformen einigen und jeder sucht nur seinen Vorteil. Wozu ist denn dann die EU noch gut, wenn nicht JEDER davon profitiert?
    Wann wird endlich etwas gegen Steuerdumping für Investoren, Steuerbetrug, Steuerverschwendung, Sozial- und Lohndumping, Entfremdung zwischen dem Volk und dem Staat … getan? Wenn man diese Themen anginge, dann wäre man innerlich gefestigt und vielleicht auch in einer besseren Ausgangssituation für Verhandlungen.
    Das Problem, das bei dieser Abstimmung zu Tage tritt, ist viel grösser als die meisten glauben! Ceta ist für mich vergleichbar mit einer Vitaminkur für einen chronisch kranken Patienten: Die Kur KÖNNTE die Gesundheit verbessern. Sie könnte aber auch garnichts oder das Gegenteil bewirken. Mit Sicherheit wird sie den chronisch kranken Patienten aber nicht heilen!

  12. Alaaaaf und tschüss

    Man vergisst dass Belgien, und zumal die Wallonie Anfang des 20. Jahrhunderts die 2. Grösste Industriemacht war, ja, das stimmt wirklich ! Genau wie die Flamen vergessen haben, wer sie über 100 Jahre lang gefüttert hat… die Wallonie !

    • Freizeitlobbyistin

      Nicht die Wallonie, denn die hat sich genau wie Flandern im Kongo satt gefressen. Mit dem Verlust des Kongos beginnt der Abstieg Belgiens und besonders der Wallonie. Deshalb habe ich für die Ablehnung des CETA überhaupt kein Verständnis. DAX hat recht, unten auf der Leiter wird es am meisten weh tun.

      • Erzählen Sie hier doch keinen Schwachsinn. Belgien war schon die führende Industrienation nach England, bevor es Kolonialmacht wurde. Für Belgien war der Kongo ein reines Zuschussgeschäft, das es einem dämlichen König zu verdanken hatte.

        Und was haben Sie eigentlich geraucht, um einen Abstieg Flanderns zu halluzinieren?

        • Pensionierter Bauer

          Sie glauben doch nicht allen Ernstes dass der Kongo für Belgien ein Zuschußgeschäft war. Viele belgische Unternehmen haben sich dort breit gemacht und die Bodenschätze unter unmenschlichen Bedingungen von den Einheimischen ausbeuten lassen. Und übrigens verdankt die Wallonie ihre wirtschaftliche Blüte hauptsächlich dem englischen industriellen John Cockerill der in den Becken von Sambre und Maas gewaltige Investitionen tätigte.
          Was nun CETA angeht, gebe ich zu dass ich eigentlich nur Bauchschmerzen bei den Schiedsgerichten habe. Diese sind aber irgentwie nötig weil es (noch) kein Welthandelsgericht gibt. Ich glaube die Wallonie schießt mal wieder ein Eigentor, nur um den Gewerkschaftsbozen zu gefallen.

  13. Zappel B.

    Besser : „Mit Magerkost gefüttert und ansonsten nur geknechtet wurden“…
    Denen ist wenigsten die „Revanche“ gelungen und sie haben mit eigenen Kräften und viel Fleiß eine moderne und prosperierende Region geschaffen, für die sie die Wallonen nun beneiden und für die wir Deutschsprachigen wegen der gemeinsamen Charakter-Eigenschaften eigentlich eine größere Affinität zeigen sollten.

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