Allgemein

Traditionsbetrieb Chocolaterie Jacques in Eupen will im Mai 2019 schließen – Stellenabbau auch in Welkenraedt

Das Betriebsgelände der Chocolaterie Jacques in der Eupener Industriezone. Foto: OD

AKTUALISIERT – Im Mai 2019 will die Baronie-Gruppe die Chocolaterie Jacques in Eupen schließen. Es geht um 70 Arbeitsplätze. Als Grund für die Schließung wird mangelnde Rentabilität genannt. Am Mittwoch wurde bekannt, dass auch bei den Unternehmen Emerson und Hexcel in Welkenraedt Stellen abgebaut werden.

Seit 2011 habe man Verluste angehäuft, hieß es nach einer außerordentlichen Sitzung des Verwaltungsrates am Dienstag bei der Chocolaterie Jacques in Eupen.

Der Süßwarenhersteller Baronie mit Sitz im flämischen Veurne hatte bereits in den Niederlanden eine Niederlassung geschlossen. In Eupen wurde bereits länger keine eigene Schokolade mehr hergestellt. Diese wurde flüssig angeliefert und hier vor Ort lediglich weiterverarbeitet.

Wie die Agentur Belga am Dienstag berichtete, hätten Abgänge von Mitarbeitern sich gehäuft. Zuletzt habe man, wegen mangelnder Qualität, einen weiteren Kunden in England verloren. Auch das habe letztendlich die Entscheidung zur Schließung des Unternehmens beeinflusst. Diese soll im Mai des kommenden Jahres erfolgen und würde 70 Arbeitplätze betreffen.

Produkte der Chocolaterie Jacques.

Die Chocolaterie Jacques hat eine lange Tradition in Eupen. Das Unternehmen war früher am Eupener Bahnhof angesiedelt, wo sich regelmäßig der Geruch von Schokolade über die Eupener Oberstadt legte. 1987 siedelte der Betrieb in die Eupener Industriezone um. Auch die Besitzerverhältnisse wechselten im Laufe der Jahre mehrmals. Mit der Zeit nahm auch die Zahl der in Eupen beschäftigten Personen stetig ab.

Die Chocolaterie Jacques wurde 1896 von Antoine Jacques (1858–1929) in Verviers gegründet und hatte ab 1923 ihren Hauptsitz in Eupen. Im Jahr 1982 kam es zum Zusammenschluss mit dem Kölner Schokoladenhersteller Stollwerck, der im Jahr 2011 von der Gruppe Baronie aus Rotterdam übernommen wurde. Seit 1993 ist dem ehemaligen Stammsitz im Eupener Industriegebiet ein Schokoladenmuseum angeschlossen.

Stellenabbau bei Emerson und Hexcel in Welkenraedt

Eine schlechte Nachricht kommt selten allein: Am Tag nach Bekanntwerden der Schließung der Chocolaterie Jacques in Eupen wurde publik, dass beim Kompressorenhersteller Emerson in Welkenraedt 72 Mitarbeiter entlassen werden sollen.

Das Betriebsgelände von Emerson in Welkenraedt. Foto: OD

Aktivitäten des Logistikzentrums in Welkenraedt sollen nach Aachen ausgelagert werden. Außerdem werde der Kundendienst, für den bei Emerson fünf Menschen arbeiten, nach Rumänien ausgelagert, hieß es.

Als Grund für die Stellenstreichungen werden ein Rückgang des Produktionsvolumens sowie zu hohe Personalkosten in Belgien angeführt. Allerdings soll sich der Stellenabbau in Welkenraedt über mehrere Jahre hinziehen. Bis auf Weiteres werde die Produktion weiterlaufen, hieß es.

Schließlich war am Mittwoch zu erfahren, dass beim Welkenraedter Flugzeugteile-Hersteller Hexcel Composites 22 Arbeitsplätze akut gefährdet seien. Als Grund für den geplanten Arbeitsplatzabbau nannte die Direktion eine Umstrukturierung wegen der schwachen Auftragslage.

Die Gewerkschaften befürchten, dass die Produktion von Hexcel mit der Zeit nach Marokko ausgelagert wird, und sprechen von „Sozialdumping“. (cre)

34 Antworten auf “Traditionsbetrieb Chocolaterie Jacques in Eupen will im Mai 2019 schließen – Stellenabbau auch in Welkenraedt”

  1. Pensionierter Bauer

    Es ist schon erstaunlich wie man es schafft ein erfolgreiches Unternehmen durch Übernahme und nochmals Übernahmen kaputt zu bekommen. Erst werden gute und erfolgreiche Chocoladensorten vom Markt genommen und dann werden schlechte Zahlen beklagt.
    Schade, Eupen ohne et Chaques wird gewöhnungsbedürftig sein.

  2. Das ist schade. Mir tun die Arbeitnehmer leid. Ich hoffe, sie finden bald einen neuen Job.

    Wenn die Preise dafür sorgen, dass die Produkte nicht mehr konkurrenzfähig sind, verschwindet das Produkt.

    • Alfons van Compernolle

      Es besteht doch immer noch eine heute leider vergessene Moeglichkeit der Gruendung einer Genossenschaft durch die Belegschaft und die dann Uebernahme.
      Es war noch niemals gut , wenn rentable Betriebe von einem Besitzer zum anderen Wechseln , wobei Unretabelitaet nicht bedeutet , dass es sich nicht mehr lohnt dieses / die Produkte zu produziern und zu vertreiben, sondern schlicht und einfach , die Gewinnerwartungen der Eigentuemer (warum auch immer ) nicht mehr erfuellt werden. Sie wollen MEHR verdienen und sind nicht mehr bereit sich mit weniger Gewinn zufrieden zu geben. Leider ein sehr heufig anzutreffendes Gedankengut, was den real-bestehenden Kapitalismus entsprungen ist ! Genauso schlecht wie die 5 Jahresplaene der sogenannten frueheren sozialistischen Staaten.

  3. Es reicht!

    Die Mitarbeiter tun mir leid. Innovationen und eventuell Patente wurden aufgekauft. Die Firmengruppe wirbt mit belgischer Schokolade die demnächst aus dem europäischen Ausland kommt. Hoffentlich finden die Mitarbeiter schnell neue Arbeitsplätze? In Aachen ist ja ebenfalls noch ein Namhafter Schokoladenhersteller, vielleicht übernemmt dieser ein Teil der Belegschaft?

  4. Schon seit Jahren lässt die Qualität nach. Ich bin immer Jacques Kunde gewesen aber die heutige Schokolade von Jacques mit der früheren zuvergleichen sind Welten die auseinander liegen. Heute zuviel E-Chemiestoffe keine Schokolade mehr und mehr Palmöl.Früher noch richtige Kakaobohnen und Kakaobutter.

  5. Qualität?

    Als Kind mochte ich Jacques-Schokolade, bekam aber keine, weil laut der Aussage meines Vater es keine gute Qualität war. Suchard und Lindt gab es bei uns. Gelegentlich erhielt ich 10 Fr. von einer Großtante, da konnte ich mir 3 Riegel a 3Fr. kaufen. Alleine die Bildchen steigerten den Wohlgeschmack. Unvergesslich der Duft der in den 60ern bis in die Klassenräume wehte. In den 80ern und 90ern fand ich einige Sorten qualitativ recht gut…..

    Schade das Heuschrecken das Unternehmen zugrunde richteten. Oder waren es auch die Kunden, die immer nur auf der Suche nach dem Billigsten sind und nicht einmal wissen wie gute Schokolade schmecken soll.

      • Ich möchte eine Lanze brechen für Jacques Schokolade die immer gut ist und war, immerhin so gut wenn nicht sogar besser als die Billigware aus dem Ausland ausserdem soll man die Ware aus dem eigenen Land unterstützen,schade das man diese Fabrik auch wieder wegputzen will ?

    • Walter Keutgen

      Jacques traf besonders mit den Riegeln den Geschmack der Kinder besser, vielleicht, weil mehr Zucker drin war. Als Kind aß ich sie gern, als Erwachsener nicht. Irgendwie ist Jacques auch Opfer der Antizuckerpropaganda, bei der man Geschmack und Qualität verwechselt.

      • Réalité

        Was Du nicht alles so meinst, Walter!? Also hat Jacques den „Zucker verpulvert“!?_?_?_? Dann kein Wunder das die schliessen müssen?_?_?_ Der Föns hat ja schon eine Lösung parat!? Mich wundert das unser ach so schlaue EDI noch nicht auf die Bühne kam?_?_?_?_?_?_? Der weiss ganz sicher was zu machen wäre?_?_?_?

  6. Michael Bong

    Bitte :: Macht euch stark für ein Schokladen-Museum für Schulen und Tourismus mit aktuellem Ausstellungsmaterial. Vielleicht gibt das den ein oder anderen Job für kompetente Museumsführer und -betreuer.

  7. Chocolaterie Jaques geht den Weg der Eupener Brauerei. Zu klein, und vor allem keine zukunftsfähige Betriebsführung. Man macht einfach weiter wie immer, die Qualität stimmt nicht mehr, am Ende steht die Schließung. Wie es anders gehen kann zeigt Distillerie Radermacher Raeren aus den Trümmern der Brennerei des Großvaters einen florierenden neuen Betrieb geschaffen. Aber dazu bedarf es eines Unternehmers an der Spitze der diesen Namen auch verdient, und nicht eines Verwalters. Weder die Eupener Brauerei noch Jaques hatten am Ende einen Unternehmer sondern nur noch Verwalter an der Spitze. So kommt es eben wie es kommen muss….

  8. Glanzstar

    Das ist wirklich schade. Leider war der Fabrikverkauf auch sehr kundenunfreundlich. Die meisten arbeitenden Menschen können leider nur samstags unterwegs sein, und da ist das Unternehmen geschlossen. Auch werktags öffnet es erst 11:00 Uhr und schließt 16:00 Uhr. Nicht gut. Die Öffnungszeiten verlängern und schon läuft der Laden.

      • „Im Direktverkauf lassen sich vielleicht 5% der Fertigung absetzen. Davon kann kein Unternehmen leben.“
        Das genaue Gegenteil ist der Fall! Kleine Unternehmen wie Jacques sollten sich wieder wesentlich mehr auf einen Direktverkauf z.B. via Internet konzentrieren. Dann würden sie auch länger existieren. Die kaum noch vorhandenen Margen, die ihnen die großen börsennotierten Vertriebe wie Supermarktketten und Discounter überlassen, sind nämlich das wahre Problem! Unternehmen wie Jacques bekommen von denen für ihre Produkte doch bestenfalls noch 3% Marge. Es muss sich ja lohnen für die Aktionäre! Um damit über die Runden zu kommen, muss dann sowohl beim Personal, als auch an der Produktqualität gespart werden. Und dadurch gerät ein Unternehmen immer mehr in eine Abwärtsspirale, die letztendlich fast immer zumindest zur Übernahme oder gar zur Schließung des Unternehmens führt!
        Es wird allerhöchste Zeit, dass man die Börsen entweder abschafft oder endlich normale Steuern auf Börsengewinne einführt! Werden z.B. Aktien innerhalb von 10 Jahren weiterverkauft, müsste, genau wie bei Dividenden, die ganz normale Einkommensteuer greifen. Dann würde auch endlich wieder langfristig geplant und nicht nur bis zur nächsten Aktionärsversammlung!

  9. Hm und zusätzlich zur Chocolate Jacques sollen auch Emerson und Hexel in Welkenraedt ihre Pforten schliessen, zusätzliche Menschen die ihren Job verlieren und die diversen Gründe kennt man ja einschließlich dass die Lohnkosten in Belgien für so manchen Unternehmer viel zu hoch und teuer sind. Die schon ohne Beschäftigung, schon Arbeitslose haben es sehr schwer einen neuen Job zu finden, besonders ab 45 Jahre aufwärts und wie sieht’s denn bei den nun zu erwarteten aus ?

  10. Na ja, das Problem der exorbitanten Belgischen Lohnkosten ist ja nicht neu. Die Politiker werden das aber nicht ändern, denn die Abgaben der einen sind ja die Einnahmen der anderen. Die Belgischen Politiker leben vom massiven Umverteilen an ihr Stimmvieh und höhlen damit die industrielle Wertschöpfungskette aus. Der laufende Stellenabbau in der verarbeitenden Industrie ist noch lange nicht abgeschlossen….

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern