Allgemein

Fast ein Jahr Corona: In China kehrt Normalität zurück

29.10.2020, China, Peking: Pendler schauen auf ihre Smartphones, während sie durch eine U-Bahn-Station in Peking gehen. Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa

Gut ein Jahr nach dem Ausbruch gilt das Coronavirus in China als so gut wie besiegt. Selbst in der besonders betroffenen Metropole Wuhan ist von Krise kaum noch etwas zu spüren.

Zhong Nanshan ist so etwas wie der Christian Drosten Chinas. Der führende Pandemie-Forscher der Volksrepublik gab mit seinen Ratschlägen schon die Richtung vor, als sein Land vor 18 Jahren von der Lungenkrankheit SARS heimgesucht worden war.

Damals sammelten die Chinesen wichtige Erfahrungen für den Kampf gegen Coronaviren. Auch dieser Wissensvorsprung half dem Milliardenvolk, bislang besser durch die Krise zu kommen, als große Teile des Westens. Während die „zweite Welle“ in den USA und Europa wütet, kann Zhong Nanshan vor allem gute Nachrichten verbreiten.

01.09.2020, China, Wuhan: Schülerinnen und Schüler nehmen an einer Zeremonie zum Auftakt des neuen Semesters an der Wuhan High School teil. Foto: Uncredited/CHINATOPIX/AP/dpa

Er gehe nicht davon aus, dass es in China noch einmal zu einem großflächigen Corona-Ausbruch kommen wird, zitieren chinesische Staatsmedien den Star-Forscher dieser Tage. „Die derzeitige Lage in China ist sicher. Aber es war ein hart erkämpfter Sieg“, fasst der 84 Jahre alte Arzt die Situation in seinem Heimatland zusammen.

Tatsächlich hat die autokratische Volksrepublik seiner Bevölkerung im Kampf gegen das Coronavirus einiges zugemutet. Millionenstädte wurden zum Teil über Wochen abgeriegelt. Strikte Isolation, Massentests und eine praktisch lückenlose digitale Nachverfolgung von Fällen haben dazu geführt, dass das Milliardenvolk besser durch die Krise gekommen ist als viele andere Regionen – auch wenn dabei auf die Privatsphäre keine Rücksicht genommen wurde.

Seit Monaten gibt es nach Angaben der Führung kaum noch neue Infektionen, so dass sich das Leben und die Wirtschaftstätigkeit wieder normalisieren. Ökonomen gehen davon aus, dass China in diesem Jahr die einzige große Volkswirtschaft sein wird, die das Jahr mit einem positiven Wachstum abschließen kann.

17.02.2020, China, Wuhan: Patienten, die mit sich mit dem Coronavirus infiziert haben, sind in einem provisorischen Krankenhaus zu sehen. Foto: Xiao Yijiu/XinHua/dpa

Selbst in Wuhan, dem einstigen Epizentrum, wo das Virus im vergangenen Dezember weltweit zuerst ausgebrochen war, ist längst so etwas wie Normalität zurückgekehrt.

Wuhan war die erste chinesische Stadt, die wegen des Virus über Wochen komplett abgeschottet war. Von den mehr als 86.000 offiziell gemeldeten Infektionen in China gab es mehr als 50.000 allein in der Metropole. Ähnlich waren von den landesweit mehr als 4.600 aufgeführten Toten durch die Lungenkrankheit mehr als 3.800 in Wuhan zu beklagen.

„Wer ins Kino geht, um einen Film anzusehen, muss noch eine Maske tragen, aber man braucht sie nicht mehr, wenn man einkaufen geht“, erzählt Herr Wang, ein 45 Jahre alter Fitnesscoach, über die derzeitige Lage in seiner Heimatstadt: „Im Großen und Ganzen ist alles wieder normal.“

Wang, der selbst im Frühjahr währen des Lockdowns über Wochen seine Wohnung nicht verlassen durfte, versteht nicht, dass Menschen aus anderen Ländern mit Empörung reagierten, als kürzlich ein Video um die Welt ging, das eine ausgelassene Pool-Party in Wuhan mit Tausenden Teilnehmern zeigte.

07.11.2020, China, Hongkong: Zahlreiche Menschen versammeln sich am ersten Wochenende nach der Wiedereröffnung der öffentlichen Strände am Repulse Bay. Foto: Geovien So/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa

Wer diese Bilder kritisiert, der verstehe nicht, dass in China eben keine Gefahr mehr bestehe, meint Wang: „Die Menschen machen einen Fehler, wenn sie die Bilder vor dem Hintergrund der Pandemie-Situation in ihren eigenen Ländern bewerten.“

Dass auch China noch nicht ganz aus dem Schneider ist, weiß aber auch Wang. Schließlich kommt es immer noch gelegentlich zu lokal begrenzten Ausbrüchen, wie zuletzt etwa in der westlichen Region Xinjiang, wo mehr als 180 Infektionen gemeldet wurden. Oder in der Küstenstadt Qingdao, in der sich ein gutes Dutzend Menschen in einem Krankenhaus mit dem Virus infiziert hatte.

In beiden Fällen reagierten die Behörden mit enormen Gegenmaßnahmen: Knapp zehn Millionen Menschen wurden in Qingdao innerhalb von vier Tagen auf das Virus getestet. In Xinjiang mussten sich mehr als vier Millionen Menschen testen lassen, Hunderttausende wurden in einen neuen Lockdown geschickt. Im Rest Chinas kann das Leben derweil weiterlaufen. (dpa)

14 Antworten auf “Fast ein Jahr Corona: In China kehrt Normalität zurück”

  1. Mann muss ja nicht alles glauben, was aus China gemeldet wird, aber wenn es stimmt?!
    Hab hier ja schon mehrmals gehofft bzw geschrieben,das ein Lockdown,der dann seinen Namen auch verdient,die Beste Lösung auch für Europa gewesen wäre,3 oder 4 Wochen,keiner rein,keiner raus!!
    Aber da dies NICHT gewollt war bzw ist ,gibt es jetzt ein etwa 20 monatige Hängepartie,mit hundertausenden Toten,und sonstigen, heute noch nicht absehbaten Folgen.
    Bravo ,super Pandemiebarmpfung!!
    Und frohe Weihnachten in Angst, Arbeitslosigkeit, Depression,,U Einsamkeit,ohne Ende in sicht.!!!

  2. Wer glaubt dass in 2021 alles vorbei ist, der hat sich schwer getäuscht… ich glaube obwohl es einen Impfstoff geben wird wir noch eine ganze Weile mit Masken rumlaufen werden müssen, ob wir wollen oder nicht.

  3. Willi Müller

    Die offen dargestellte Freude der Chinesen nervt mich gewaltig. Ihnen haben wir das Ganze zu verdanken. Wobei scheinbar immer noch nicht klar ist, wie das Virus auf den Menschen überspringen konnte. Entweder haben die Chinesen das Teil gezüchtet und es ist aus einem Labor entwichen oder sie haben exotische Tiere gegessen, die das Virus schon hatten.
    Auf jeden Fall stehen die Chinesen weltwirtschaftlich jetzt sehr gut da. Herzlichen Glückwunsch vom gebeutelten Europa.

  4. volkshochschule

    Ganze Straßenzüge und Viertel wurden in der Region Wuhan ( 50 Millionen Einwohner ) abgesperrt, alle Ausfallstraßen hat man durch aufgeschüttete Erdhügel und Stacheldrahtrollen gesichert. Maskenpflicht drinnen und draußen. Geschlossen wurde restlos alles bis auf den Nahrungsbereich. Direkt an den Teststationen hat man Verdachtsfälle, in staatliche Obhut genommen und in Fieberlazarette verfrachtet, damit gar keiner auf die Idee kommt, doch noch andere egal ob Kollegen oder Familienangehörige zu treffen. Strikte Ausgangssperren wurden verhängt, nur raus zur Lebensmittelversorgung alle vier Tage. Auf haushohen Transparenten standen Losungen der Partei, damit ein jeder weiß was zu tun ist. 76 Tage Kampf an der Virenfront und der Feind war so geschwächt das er sich still und leise aus der Region Wuhan zurückzog. So macht man das bei einer Pandemie einfach wehrhaft sein, das gilt auch für jede Demokratie sonst gibt es eine Dauerkrise mit Dominoeffekt.

  5. derboblo

    „Mann muss ja nicht alles glauben, was aus China gemeldet wird …“.
    Auch nicht in Ostbelgien! OSTBELGIEN LIVE meldet für den 15/11 GAR keine Covid-19 Fälle in der DG. Quelle: Kontakt-Tracing-Zentrale der Deutschsprachigen Gemeinschaft. SUPER QUELLE !
    Laut ‚SudInfo‘ (Quelle Sciensano?) sind aber 33 Fälle.
    Ach ja! Am sonntag wird nicht gearbeitet!

  6. @Maurice
    Ich glaube kaum, dass zu einem solch frühen Zeitpunkt der Pandemie (März/April) eine solch strikte Maßnahme, wie sie in China durchgeführt wurde, hier durchführbar gewesen wäre. Selbst Monate und Tausende Infizierte später sind viele noch der Meinung, dass die Maßnahmen (Maske tragen usw.) übertrieben sind.

  7. Wer so leben möchte stirbt nicht an Corona, hört aber auf zu leben…
    https://www.welt.de/politik/ausland/article220244096/Kampf-gegen-Corona-Diese-Methode-macht-den-Lockdown-ueberfluessig.html
    ///
    Mithilfe einer App oder eines kleinen Geräts können die Behörden alle Bewegungen ihrer Bürger nachverfolgen, wenn sie das Haus verlassen.
    ////
    Die Bürger müssen ein Handy bei sich tragen, mit dem ihre Bewegungen nachverfolgt werden können. Ältere Bewohner, die kein Handy haben, müssen einen elektronischen Token tragen, zum Beispiel an ihrem Schlüsselbund. Diese Geräte von der halben Größe einer Packung Papiertaschentücher reagieren auf Bluetooth-Signale in der ganzen Stadt und melden so, wo sich die Besitzer aufhalten.
    ////

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern