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Börsen-Crash von 1929 jährt sich zum 90. Mal: Kann sich die Finanzkatastrophe von damals wiederholen?

29.10.1929, USA, New York: Aufgeregte Aktionäre vor der New Yorker Börse am 29. Oktober 1929. Der Börsen-Crash von 1929 beendete den Wirtschaftsboom der „goldenen Zwanziger“ im vergangenen Jahrhundert abrupt. Foto: dpa

Vor 90 Jahren leitete der Schwarze Donnerstag bzw. der Schwarze Freitag die große Weltwirtschafts-Krise ein. Die Kombination aus Spekulationsblasen, Konjunktur-Flaute und Handels-Konflikten endete in einem ökonomischen Totalabsturz. Einige Parallelen zur Gegenwart sind unübersehbar.

Der Börsen-Crash von 1929 beendete den Wirtschaftsboom der goldenen Zwanziger im vergangenen Jahrhundert abrupt. Der auf das Finanzbeben folgende Konjunktureinbruch ging als „Great Depression“ in die Geschichtsbücher ein und gilt bis heute als schwerste und längste Weltwirtschaftskrise der Neuzeit.

Vor allem der „Schwarze Donnerstag“ am 24. Oktober bleibt als eines der dunkelsten Kapitel der Finanzhistorie in Erinnerung (in Europa aufgrund des Zeitunterschieds auch „Schwarzer Freitag“ genannt).

Börsenhändler an der Wall Street im Jahr 1936. Foto: Shutterstock

90 Jahre später sind die Bewertungen an der Börse erneut bedenklich hoch. Und erneut halten Handelskonflikte und Konjunktursorgen Anleger in Atem – besteht das Risiko, dass sich ein Desaster wie damals wiederholt?

„Die Volkswirte sagten, wir hätten in diesem Land ein neues Niveau an Wohlstand erreicht, hinter das wir nie mehr zurückfallen würden – und dann kam der Absturz“, erklärt US-Autor John Steele Gordon in der Dokumentation „The Crash of 1929“. Nachdem der Dow Jones im September ein Allzeithoch markiert hatte, geriet der US-Leitindex ins Schwächeln.

Am Donnerstag der vorletzten Oktoberwoche setzte Panik ein – zur Handelseröffnung fiel der Markt um elf Prozent. Zwar gelang es kurzzeitig, die Kurse zu stabilisieren. Doch am Montag und Dienstag ging es nochmals um mehr als 20 Prozent nach unten.

Die Gründe für einen so extremen Niedergang

Es war der Beginn eines Absturzes, der den Dow bis Mitte 1932 knapp 90 Prozent unter sein vorheriges Rekordhoch drücken sollte. Weite Teile des Vermögens von Unternehmen und Haushalten wurden vernichtet, die US-Wirtschaft in eine tiefe Krise gestürzt.

Zwischen 1929 und 1933 stieg die Arbeitslosenquote von 3,2 auf 24,9 Prozent. Der Dow holte seine enormen Kursverluste erst 1954 wieder auf. Wie war so ein extremer Niedergang überhaupt möglich?

Als ein wichtiger Grund gilt, dass es damals noch stärker als heute üblich war, auf Pump an der Börse zu zocken. Beim Aktienkauf musste häufig nur ein Bruchteil angezahlt werden – die Folge war eine gewaltige Spekulationsblase.

Die New Yorker Börse heute. Foto: Shutterstock

Auch die US-Notenbank wird von Experten als entscheidender Faktor gesehen. Erst 1913 gegründet, war die Federal Reserve damals noch relativ unerfahren – und gab in der Krise eine unglückliche Figur ab.

In den von großem Optimismus geprägten Boomjahren der 1920er ließen die Notenbanker die Geldpolitik zu locker und taten lange kaum etwas, um den teils irrationalen Überschwang an den Märkten zu zügeln. Als die Blase platzte, ließ die Fed dann zahlreiche in Geldnot geratene Banken sterben, anstatt das Finanzsystem mit zusätzlicher Liquidität zu fluten. Das brachte der Institution rückblickend viel Kritik ein, auch vom späteren Notenbankchef Ben Bernanke.

Als weiterer Brandbeschleuniger, der letztlich zur großen Depression führte, gelten politische Fehler. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Vertrag von Versailles mit den umstrittenen deutschen Reparationszahlungen gab es ohnehin schon genug internationale Konflikte, die die Weltwirtschaft belasteten. Auch in den USA begann die Konjunktur sich bereits vor dem Aktienkurssturz abzukühlen.

Die Entscheidung der US-Regierung, die Zollschranken Mitte 1930 drastisch zu erhöhen, setzte der Wirtschaft weiter zu. Mit dem sogenannten Smoot-Hawley Tariff Act sollte eigentlich die heimische Industrie geschützt werden, doch Historiker betrachten das Gesetz als endgültigen Wegbereiter der großen Weltwirtschaftskrise.

Parallelen zur großen Krise von damals gibt es durchaus

US-Präsident Donald Trump scheint dies wenig zu beeindrucken, er twitterte im März 2018: „Handelskriege sind gut, und einfach zu gewinnen“. Seitdem bestätigte sich jedoch eher das Gegenteil – nach Dafürhalten der meisten Analysten haben Trumps Strafzölle bislang vor allem Schaden angerichtet.

Und von einem Sieg scheinen die USA weit entfernt: Im Konflikt mit China begnügte sich Trump jüngst mit einer Teileinigung, die kaum als Zeichen von Stärke betrachtet werden kann. Stattdessen wird der Clinch der beiden weltgrößten Wirtschaftsmächte inzwischen als bedrohlichstes globales Konjunkturrisiko gehandelt.

24.12.2018, USA, New York: Ein Bild von Präsident Donald Trump wird auf einem Computerin der New York Stock Exchange in New York gezeigt. Foto: Seth Wenig/AP/dpa

Könnte es erneut zu einem Extremszenario wie 1929 kommen? Parallelen gibt es durchaus. Das betrifft nicht nur Trumps Faible für hohe Zölle. Auch an den Börsen haben die Kurse nach Jahren einer von billigem Notenbankgeld befeuerten Rally wieder ein Niveau erreicht, das mitunter entkoppelt von der realen Wirtschaftslage wirkt.

In den USA wurde in diesem Jahr eine ganze Reihe verlustreicher Start-ups zu Milliardenbewertungen an die Börse gebracht. Alarmsignale sendete bereits der Anleihenmarkt. Dort warfen Staatspapiere mit kurzen Laufzeiten zwischenzeitlich mehr Rendite ab als die mit langer Laufzeit, was Finanzprofis als wichtigen Indikator für eine Rezession betrachten.

Am US-Interbankenmarkt tauchten zuletzt ähnliche Spannungen auf, wie während der Finanzkrise 2008 – die Federal Reserve musste einer Kreditklemme mit zusätzlicher Liquidität vorbeugen.

Dennoch gilt die Gefahr eines neuerlichen Finanzmarkt-Kollapses unter Experten als relativ gering. Zwar halten viele Analysten eine Kurskorrektur und eine weitere Abschwächung der Weltwirtschaft für gut möglich. Doch einen großen Crash mit schlimmen Folgen wie vor 90 Jahren hat kaum jemand auf dem Schirm.

Die meisten Fachleute vertrauen darauf, dass die großen Notenbanken inzwischen krisenerprobt und entschlossen genug sind, um bei Börsenpanik weitere Eskalationen zu verhindern. (dpa)

19 Antworten auf “Börsen-Crash von 1929 jährt sich zum 90. Mal: Kann sich die Finanzkatastrophe von damals wiederholen?”

  1. Truckerbill

    Die Folgen eines Einbruchs der Börsenwerte und ein ähnlicher Chrash Würde wahrscheinlich ein riesieges Problem.
    Geld gibt s doch fast gar nicht mehr, geschweige dann Goldreserven.
    Es sind nur Zahlen die auf Servern hinterlegt sind aber ohne reelen Wert.
    Folglich gibt es die Versprochenen Reserven nur Virtuel.
    Kommt es dann zu einem Crash dann sind verlierer doch klar und nur die die etwas haben 5Haus, Firma…..) haben reele Werte und somit was in der Hand.

  2. Jockel F.

    Witz das Jahrhunderts: „Die FED war noch unerfahren.“
    Das ist eine glatte Lüge und eine ziemlich dreiste Geschichtsfälschung. Die FED war dadurch, dass sie sich selbst das Recht gegeben hatte (jaja, der Kongress, lol), Fiatgeld (Tauschmittel ohne inneren Wert) herauszugeben, maßgeblich verantwortlich für den Crash, an dem selbstverständlich einige Herrschaften sehr gut verdienten: Warburg, Rockefeller, Morgan und diverse andere.
    Heute ist die FED ein noch viel größeres Monster als vor 90 Jahren. Spätestens seit den 1980ern wurde sie durch das Recht, auch ausländische Staatsschuldtitel kaufen zu dürfen, zu einer der wichtigsten geostrategisch arbeitenden Organisationen. Die FED kann Krieg führen, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Und das tut sie auch.

  3. Polarlicht

    Meiner Meinung nach sind wir nahe daran, dass sich der Crash von damals wiederholt .
    Verfolgt man die Börsen, und wie der jeweilige Index steht, kann es manch einem Angst und Bange werden. Vor allem Kleinanleger sind die Angeschmierten

  4. Simon Kalterer

    Der Crash findet doch regelmässig statt, siehe 2008 der letzte. Da verloren Sparer zig % ihrer Anlagen welche vorher am Bankschalter in den Himmel hoch gelobt waren. Die Folge davon, heute muss man der Bank noch Geld dazugeben wenn man welches abgibt. Die Nutzniesser der ganzen Fehlinvestitionen waren die Chefs der Institute und Fondsmanager. Die füllten ihre Taschen mit Bonis und Prämien. Andere Crahs finden seit Jahren bei der Politik statt. Die stappeln Schuldenberge auf Schuldenberge auf. Ganze Länder wären bankrott, ohne Hilfe von aussen. Auch da werden die Schuldigen nicht verantwortlich gemacht. Anstatt diese Leute zur Verantwortung zu ziehen, bekommen die noch satte Abfindungen beim Abschied obendrauf. So u a die Autobosse, die Millionen auf die hohe Kante haben. Auch denen passiert nicht viel. Wehe aber, die Kassiererin an der Supermarktkasse vertut sich bei der Arbeit. Die würde fristlos gekündigt und angezeigt.

    • Anleger, ob klein oder groß, müssen jetzt über die Risiken des Ganges an die Börse gewarnt werden. Einige Banken bieten drei Kategorien an: Der Kunde kann wählen zwischen kleines, mittleres oder großes Risiko. Wenn dann was schief geht, muss man sich an die eigene Nase fassen. Für Kleinanleger ist die Börse sowieso nichts. Das ist nur etwas für Leute mit viel Spielgeld in der Tasche.

  5. Marcel scholzen Eimerscheid

    Die vergangene Finanzkrise hat doch eindeutig die Handlungsfaehigkeit der EZB, Fed und andere Zentralbanken bewiesen. Meiner Meinung nach haben die einen guten Job gemacht. Auch waehrend der Griechenland-Schuldenkrise haben die EU und deren Mitgliedsstaaten ihre Handlungsfaehigkeit bewiesen. Das Finanzsystem ist nicht zusammen gebrochen. Wie haette man es auch anders machen sollen ? Gab es Alternativen ? Man hat durchaus aus der Vergangenheit gelernt.

    Und es gibt Unterschiede zu Damals. Vor Hundert Jahren spielte der Goldstandart noch eine Rolle. Und Europa war noch nicht so geeint wie heute. Das nationalstaatliche Denken war damals groesser. Und die meisten westeuropaeischen Laender waren noch Kolonialmaechte. Und heute sind die meisten Europaeischen Laender gefestigte Demokratien. Damals noch nicht. Die Gesellschaft war mehr in extrem links oder rechts gespalten. Der gerade neue Kommunismus oder der Faschismus galten als glaubwuerdige Alternativenzur Demokratie. Alles in Allem ist die heutige Lage anders als damals.

  6. Polarlicht

    @ Marcel Scholzen Eimerscheid
    Entschuldigen Sie bitte, wo ist Europa denn geeint? Ungarn , Italien und heute im besonderen UK , halten Recht wenig von dieser Vereinigung. Was das nationalstaatliche Denken angeht, sieht es auch nicht viel besser aus. Jede Nation denkt zuerst an sich, sonst würden die sich nicht ständig gegenseitig blockieren , s. Türkei.

  7. Marcel scholzen Eimerscheid

    Und erst der zweite Weltkrieg beendete die grosse Depression. Das sollte man nicht vergessen.

    Die ganze US Politik besteht darin, Konflikte zu schueren und oekonomischen Nutzen daraus zu ziehen, zum Beispiel durch Waffenverkaeufe. Dauerbrenner Iran ist das beste Beispiel. Bewaehrter Feins seit 40 Jahren. Die baertigen Mullahs sind der perfekte Boesewicht. Genau wie ein amerikanischer Western.

  8. Guido Scholzen

    genau wie die landwirtschaft missernten hat, so hat der kapitalismus auch seine hochs und tiefs, genannt KONDRATJEW-ZYKLEN.
    in gegensatz dazu hat der sozialismus nur eines, nämlich ein DAUER-TIEF.
    wir leben im paradies, und haben es vergessen, aufrecht zu erhalten.

    der ehemalige litauische präsident landsbergis warnt davor, deutschland könnte ein drittes mal in den sozialismus abrutschen. und damit ganz europa, denn die EU steht auch nicht besser da.

    https://docdro.id/UL10nNs

  9. Ende 2018

    Wenn Ende 2008 nicht der belgische Staat interveniert hätte, dann wäre der Banken- und Finanzcrash noch schlimmer ausgefallen. Momentan sind viele Großbanken wieder am „hochstapeln“ und auch einige Börsenspekulanten kriegen den Hals nicht voll genug. Gefahren drohen auch heute…

    • Walter Keutgen

      Ende 2018, nicht nur in Belgien, auch im so marktwirtschaftlichen Deutschland hat der Staat eine Bank gerettet. Wenn er das nicht getan hätte, wären alle Lebensversicherungen pleite gegangen. Das lag auch daran, dass Lebensversicherungen bei dieser Bank Rücklagen machen mussten, laut Gesetz „mündelsichere“. In den USA hingegen, hat es die Verwaltung unter Präsident Obama abgelehnt, die Bank, die alles ausgelöst hat, zu stützen.

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