Notizen

Belgien-Trainer Marc Wilmots bekommt richtig was auf die Mütze

Marc Wilmots als Coach der Roten Teufel (von 2012 bis 2016). Foto: epa

Nach der 0:2-Niederlage gegen Italien im ersten Spiel der EM-Endrunde gegen Italien steht Marc Wilmots im Kreuzfeuer der Kritik. Nicht nur in den sozialen Medien, auch in der Presse wurde am Dienstag gegen den Trainer der Roten Teufel schweres Geschütz aufgefahren.

Am Tag nach der Auftaktpleite gegen die älteste Mannschaft dieser EM waren sich viele Kommentatoren einig, dass Marc Wilmots am Montagabend im Stade des Lumières von Lyon vom italienischen Coach Antonio Conte eine Lektion in Sachen Taktik erteilt bekam.

So schrieb „Spiegel Online“: „Belgien mag den besseren Kader haben, aber Italien hat den besseren Trainer.“ In der Tat ist es Wilmots nach Meinung vieler Experten bisher nicht gelungen, aus den vielen herausragenden Spielern, die der belgische Fußball in den letzten Jahren hervorgebracht hat, eine schlagfertige Truppe zu formen.

Unterdessen ärgerte sich die Tageszeitung „Le Soir“ darüber, dass Wilmots nach dem Spiel wieder mal versucht habe, die 0:2-Niederlage gegen die „Squadra Azzurra“ schönzureden, um von seinen taktischen Fehlern abzulenken.

Die Italiener hätten in der ersten halben Stunde keine einzige Chance gehabt, hatte Wilmots nach dem Schlusspfiff im Interview mit der RTBF gesagt. Danach sei seiner Mannschaft leider „ein kleiner Fehler“ unterlaufen, der zum 1:0 für Italien geführt habe, fuhr Wilmots fort. Er glaube nicht, dass die Roten Teufel und er das Spiel auf taktischer Ebene verloren hätten.

Der italienische Nationaltrainer Antonio Conte (Bild) erteilte Marc Wilmots eine Lektion in Sachen Taktik. Foto: Shutterstock

Der italienische Nationaltrainer Antonio Conte (Bild) erteilte Marc Wilmots eine Lektion in Sachen Taktik. Foto: Shutterstock

Schon unmittelbar nach dem Spiel hatte im Fernsehstudio der RTBF Fußballanalyst Stephan Streker betont, er hoffe, dass Wilmots nach dieser Niederlage nicht wieder versuche, alles zu verharmlosen, so als habe Belgien nur Pech gehabt. Genau das aber tat Wilmots kurze Zeit später. „Nach diesem Spiel muss sich die gesamte Mannschaft in Frage stellen, und nicht nur die Spieler“, sagte Streker in Anspielung auf den Coach der Roten Teufel.

Von Wilmots weiß man schon lange, dass er kein Taktikfuchs ist. Dafür aber konnte „Willi das Kampfschwein“ bisher von sich behaupten, ein guter Motivator zu sein.

Das war er jedoch auch am Montag gegen die cleveren Italiener nicht unbedingt, denn nach Meinung von Fußballexperten wollte der Trainer der Belgier zwar Psychologe sein, indem er den auf der ganzen Linie enttäuschenden Kevin De Bruyne im Spiel beließ. Dass aber De Bruyne versagte, war zum Teil auch die Schuld von Wilmots, der eigentlich wissen muss, dass der Spieler von Manchester City nur widerwillig auf der rechten Außenposition zum Einsatz kommt.

Nicht gerade großes Fingerspitzengefühl bewies Wilmots zudem mit der Auswechslung von Radja Nainggolan, der ausgerechnet in der Partie gegen seine Wahl-Heimat Italien fast schon wie ein Versager behandelt wurde, obwohl Nainggolan dafür bekannt ist, dass er sich für seine Mannschaft zerreißt.

Wilmots werden noch andere Dinge angelastet, etwa sein schlechtes Management im Fall des Abwehrspielers Nicolas Lombaerts, der angeblich auf Anraten der Ärzte nach Hause geschickt wurde, obwohl der Spieler selbst eine ganz andere Meinung vertrat. Last but not least wird Wilmots sein bisweilen arrogantes Auftreten vorgeworfen.

Kurzum, Marc Wilmots hat momentan schlechte Karten. Dagegen hilft nur eines: ein Sieg am Samstag gegen Irland. (cre)

Siehe auch Artikel „0:2 – Fehlstart für die Roten Teufel gegen ausgebuffte Italiener“

Siehe auch Artikel „Public Viewing in Eupen in Bildern [Fotogalerie]“

Übrigens: Schon als Spieler, bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden, hatte Marc Wilmots gegen Antonio Conte mit 0:2 verloren. Siehe Tweet unten.

28 Antworten auf “Belgien-Trainer Marc Wilmots bekommt richtig was auf die Mütze”

  1. Harie's Kommentar

    Und gegen Irland wird es nicht einfacher. Die sind kampfstark. Hoffentlich bringt W. Ruhe in die Mannschaft. Nicht dass am Ende die Mannschaft gegen den Trainer spielt. Es steht nicht nur viel auf dem Spiel in Sachen Weiterkommen, man könnte auch den Kredit bei den Fans verspielen.

  2. Jeder Mensch macht Fehler, aber er steht , nicht dazu .Natürlich ist er nicht alleine schuld, die Mannschaft hat versagt , bester Belgier War , Courtois dass sagt alles .Ich stelle mir die Frage, wie die Mannschaft die nächsten Spiele auftreten werden ?? Ich hoffe immer noch das sie es schaffen .

  3. Gerhards

    Dem Trainer jetzt alles anzuheften ist mir zu billig. Kurz gesagt, die Mannschaft hat einfach nicht mehr drauf. Vorrunde muss drin sein, ab dann wirds schwierig. Laut den Ansprüchen der Fans muss es ja Finale sein. Wahrscheinlich die selben träumer die glauben das Land sein eins. Ich träume einfach mit.

  4. Unparteiischer

    Italien braucht jetzt auch nicht so stolz auf den Sieg zu sein. Hinten drin stehen und jemanden klassisch auskontern ist ja ein alter Hut. Die Iren und Schweden werden die gleiche Taktik anwenden. Wilmots muss jetzt die Lehren aus dem Italien-Spiel ziehen. Wenn er De Bruyne weiterhin auf der rechten Seite bringt (statt Mertens), hat er nichts verstanden. Faillani muss raus und an seiner Stelle muss De Bruyne das Spiel machen und Tempo reinbringen. Vorne soll es mal Batshuay richten. Der wird nicht schlechter sein als Lukaku, der in der Nationelelf glücklos spielt.

  5. Pensionierter Bauer

    immer das Gleiche , wenn gewonnen wird der Held und wenn verloren wird der Luser.
    Im Fußball gibt es nunmal Gewinner und Verlierer. Ich wünschte mir hier in Belgien würde der Realität mehr in die Augen geschaut, wir sind nunmal ein kleines Land . Dazu kommt auch noch dass man junge talentierte Spieler gleich irgendwelche aus Afrika vor die Nase setzt so dass es kaum noch möglich ist für hiesige Jungs in die D1 zu kommen . Aber nur hier ist es möglich zu wachsen. Dies ist gut im Europapokal zu sehen, in den 70ern und 80ern da spielten belgische Klubs immer gut bishin zum Europapokalgewinn mit , und dass alles mit fast ausschließlich hiesigen Spielern .Endlich mal Umdenken, wir sind auf einem totalen Irrweg unterwegs.

    • Rundes Leder

      Ihr Kommentar passt auch auf unsere hiesigen kleinen Clubs, Pensionierter Bauer! Die sehen das auch so, müssen es endlich auch so sehen. Die transferierten und auswârtigen kassieren da mächtig ab, und hiesige kommen nicht aufs Feld. Mit all den Auflagen und Paragraphen kommen viele Clubs nicht mehr mit. Sie verschwinden oder fusionieren. Wenn man sieht das Clubs aus dem Süden nur noch ein halbes Dutzend an Vorstandsmitglieder haben, keine Trainer finden, nur mehr ein paar Mannschaften auflaufen, Jugendklassen müssen zusammen gelegt werden mit Nachbarclubs usw, da kann einem bange werden für die Zukunft. Andere predigten vor einigen Wochen: wir wollen mit eigenen Spielern weitermachen, transferieren dann trotzdem aber noch einige Fremde, dann versteht man auch das die Zuschauerzahlen immer mehr nach lassen! All dies sind logische Folgen von vielen Fehlentscheidungen der letzten Jahre. Vom Verband, aber auch der Politik.

  6. anti-aspire

    Das Spiel gegen Italien hat genau den Verlauf genommen, der zu erwarten war, zumindest von denjenigen, die die belgische Mannschaft nicht nur während der großen Turniere verfolgen. Die Kritik hat also rein gar nichts mit Sieg oder Niederlage zu tun; immerhin hatte Belgien unter Wilmots die Qualis für die letzten beiden Turniere als Erster beendet, ebenso die schwache WM-Gruppe. Dass trotzdem der Trainer in der Kritik stand, kann man als ewige Nörgelei abtun. Mit einem Minimum an Fussballsachverstand aber fällt auf, dass die Mannschaft völlig unter ihren Möglichkeiten bleibt, weil überhaupt kein taktisches Konzept oder Matchplan zu erkennen ist, der Trainer borniert und unflexibel auftritt und nicht kritikfähig ist. Was mich am Italienspiel echt frustriert hat, war nicht so sehr die Niederlage, sondern die völlige Unterlegenheit, Einfallslosigkeit und Hilflosigkeit.
    Selbstverständlich werden Irland und Schweden genauso defensiv auftreten , weil bekannt ist, dass Belgien keine Lösungen findet, egal ob der Gegner Italien, Finnland oder Mazedonien heißt. Erfolg oder Misserfolg wird deshalb wie üblich von Einzelaktionen abhängen und nicht von irgendeinem Konzept. Was man allerdings mit einer taktischen Ausrichtung erreichen kann, haben in dieser ersten EM-Woche schon so viele, von der personellen Besetzung her schwache Teams mit gut organisiertem, engagiertem Fußball demonstriert, zuletzt Island gegen Portugal.

    • Dein Kommentar entsprcht genau der Wirklichkeit.
      In den Clubs wird gute Arbeit geleistet, Belgiens Jugendpolitik ist international anerkannt und es werden immer wider Toptalente in gute ausländische Clubs transferiert, warum auch nicht, ein Profifussballer will halt Geld und das gibts in Belgien nicht viel.
      Deshalb müssen unsere Topclubs Ausländer transferieren weil sie die hiesigen nicht halten können.
      das Problem der Eifeler Clubs ist anders: es fehlen sportbegeisterte Jugendliche (und Jugendliche allgemein) auf Grund des Exodus der kleinen Dörfer. Das Problem trifft Schulen, Vereine und alles, wo man viele Leute nötig hat.

  7. Loch im Netz

    Ein Grossteil Pessimisten hier, tja sobald es nicht läuft dann ist auf einmal Wilmots der Schuldige… De Bruyne und Lukaku haben GRAUSAM gespielt, nicht der Trainer ! Ok sein 4-3-3 ist bei jedem Gegner bekannt, aber er ist halt ein sturer Büffel. Samstag fegen wir die Iren weg und 4 Tage danach die Schweden, dann sieht die Welt schon ganz anders aus ! COME OOOOOON BELGIUM !

    • Peter Müller

      Es geht hier nur um die Belgische Nationalmannschaft. Das Gelaber von,die anderen haben auch, sind nicht besser,oder haben Glück, interessiert hier keinen. Fakt ist,dass die Nationalmannschaft nicht zur Einheit finde,und auch so auftritt. Die Spieler spielen,o.k. aber müssen auch geführt werden. Wenn es kein Belgischer Trainer hin bekommt, muss ein anderer her. egal welche Nationalität,und das sehr schnell.

      • @ Peter Müller ; Anstatt hier permament über Wilmots zu motzen und verschiedene Spieler durch den Kakau zu ziehen , solltest du dich sofort nach Frankreich chartern lassen , um dort an Ort und Stelle deine Blaffe vor der Mannschaft und dem Trainer aufreissen .

  8. Mannschaft

    Die belgische Nationalmannschaft hat bereits in Brasilien weit unter ihren Möglichkeiten gespielt.
    Das Auftreten der Mannschaft auf der GrandPlace nach der Rückkehr kann man nur als arrogant bezeichnen. Das Auftreten von Wilmots ist generell arrogant. Das Auftreten mancher Spieler wie Lukaku aber auch Debruyne war eine Frechheit. Nicht weil sie schlecht gespielt haben, sondern weil ihre Körpersprache jeglichen Teamgeist vermissen ließ. Warum soll man Fan einer Mannschaft sein, die von einem beratungsresistenten sturen Trainer „geführt“ wird und in der Jungmillionäre offensichtlich ihr Ego pflegen statt dieses der Mannschaftsraison und dem Erfolg unterzuordnen. Alles was ostbelgische Fußballfans gemeinhin der deutschen Nationalmannschaft vorwerfen (z.B. Überheblichkeit und Arroganz) exerzieren die überschätzten verwöhnten belgischen Kicker erneut bei einem großen Turnier. Hauptsache die Haarfarbe, die Frisur und die Tattoos stimmen. Lasst euch weiter verarschen ! Spätestens im Achtelfinale ist Endstation. Denn jede andere Mannschaft zeigt mehr Spirit als die belgischen Legionäre.
    Ach ja, ich bin Belgier.

    • anti-aspire

      Aber man sucht sich den Verein seines Herzens bzw. seine Nationalmannschaft doch nicht aus wie ein Mädel in ner Bar. Und während man jenem am nächsten Morgen u.U. wieder den Laufpass gibt, hält wahre Vereinsliebe ein Leben lang, selbst wenn sich der Club zur Hure irgendwelcher millionenschwerer und korrupter Scheichs macht oder die Nationalmannschaft so erbärmlich schlecht ist, dass sie nicht mal mehr im TV gezeigt wird (ich erinnere an die schwarzen 00er Jahre der Roten Teufel). Egal wieviel Millionen Euro, Autos, Tattoos die Jungs haben, die Mannschaft an sich bleibt immer mehr als die Summe ihrer Teile (könnte jetzt von Wilmots stammen).

  9. Legionär

    Lieber Marc,
    du hast viel für uns getan. Wir waren immer stolz auf Dich. Ob bei deinen kämpferischen Qualitäten als Spieler in der Nationalmannschaft oder wenn du auch auf Schalke unsere Nation immer postitiv vetreten hast. Das haben nur wenige vor dir geschafft.
    Auch als Trainer unserer Teufel hast du mehr erreicht, als so manch einer vor dir. Wie auch immer Belgien bei dieser EM abscheidet und ich traue euch noch einiges zu. Du hast unbestritten dein Möglichstes getan um uns wieder und wieder mit Stolz zu erfüllen.
    Trotzdem glaube ich, dass es nach der EM an der Zeit ist, deinen Trainerplatz auf der Bank des Nationalteams zu räumen. Du hast unsere Jungs weit geführt, warst der richtige Mann, zur richtigen Zeit. Wir verdanken dir viel. Jetzt aber an der Zeit für dich und für unsere Elf den nächsten Schritt zu gehen und eine Weiterentwicklung einzuleiten.
    Danke für alles und alles gute für deine Zukunft.
    Ich bin mir sicher du wirst uns nicht enttäuschen

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