Gesellschaft

Ein Jahrhundertereignis: Letztes Geleit mit sehr viel Pomp und royalem Zeremoniell für Queen Elizabeth II.

19.09.2022, Großbritannien, Windsor: Blumen liegen auf dem Leichenwagen mit dem Sarg von Königin Elizabeth II. bei der Ankunft auf Schloss Windsor. Foto: Andrew Matthews/PA Wire/dpa

AKTUALISIERT – Die Welt nimmt Abschied von der Queen: Mit einem königlichen Jahrhundertereignis haben zahlreiche Staatsoberhäupter und Hunderttausende Menschen auf den Straßen Elizabeth II. die letzte Ehre erwiesen.

König Charles III. wirkte ergriffen, als er gemeinsam mit seiner engsten Familie den Sarg seiner Mutter durch die britische Hauptstadt geleitete. Tränen schimmerten in den Augen des 73-Jährigen. Auch die Queen-Urenkel Prinz George (9), ein künftiger König, und Prinzessin Charlotte (7) reihten sich mit ihren Eltern Prinz William und Prinzessin Kate (beide 40) in die Trauerprozession ein.

Auf den Straßen war die Anteilnahme groß. In Trauer vereint, warfen zahlreiche Menschen vom Rand Blumen auf die Straße, als der Leichenwagen die Königin zum letzten Mal aus der britischen Hauptstadt zur Beisetzung in ihre geliebte Residenz Schloss Windsor brachte. Dort sollte Elizabeth am Abend in einer privaten Zeremonie beigesetzt werden.

19.09.2022, Großbritannien, London: Der Trauerzug mit dem Sarg der gestorbenen britischen Königin Elizabeth II. auf dem als Lafette bezeichnete Kanonenwagen mit der königlichen Standarte, der Krone, dem Reichsapfel und Zepter fährt nach dem Gottesdienst in der Westminster Abbey in Richtung Wellington Arch. Foto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa

Kommentatoren sprachen von einem beispiellosen Spektakel in der jüngeren britischen Geschichte. Die Queen war am 8. September im Alter von 96 Jahren auf ihrem Landsitz Schloss Balmoral in den schottischen Highlands gestorben.

Das Staatsbegräbnis war minutiös durchgetaktet: Um 11.44 Uhr (12.44 Uhr MESZ) wurde der in die königliche Standarte gehüllte Sarg aus der Westminster Hall des Parlaments, wo etliche Menschen über Tage der aufgebahrten Queen die letzte Ehre erwiesen hatten, in die nahe Westminster Abbey getragen. Dort nahmen etwa 2.000 Gästen an einem einstündigen Gottesdienst teil. In der Abtei hatte die Queen 1947 ihren Ehemann Prinz Philip geheiratet und war 1953 gekrönt worden.

Großbritannien trug Schwarz. Hunderttausende Schaulustige drängten sich im Stadtzentrum. Schon Stunden vor dem Gottesdienst waren alle Bereiche entlang der Strecke gefüllt, Neuankömmlinge wurden in den Hyde Park geleitet, wo die Zeremonie auf Großbildleinwänden gezeigt wurde. „Wir haben eine gute Show geliefert“, sagte die Londonerin Kas Girdler, die die Zeremonie gemeinsam mit zwei Freundinnen verfolgte. „Darin sind wir gut, das können wir. Morgen wird alles wieder normal sein.“

19.09.2022, Großbritannien, London: König Felipe VI. und Königin Letizia von Spanien und dahinter König Philippe und Königin Mathilde von Belgien nehmen am Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II in der Westminster Abbey teil. Foto: Frank Augstein/Pool AP/dpa

Jede Minute des Trauerzugs erklang ein Salutschuss, auch die berühmte Glocke Big Ben schlug regelmäßig. Etliche Soldaten in Galauniform schritten mit dem Sarg an den Stätten von Elizabeths 70-jähriger Herrschaft wie dem Buckingham-Palast vorbei. Viele Uniformen und das Zeremoniell erinnerten viele Betrachter an das einstige britische Empire, das während Elizabeths Regentschaft weiter zerbröckelte.

Mit König Charles folgten auch die übrigen Kinder der Queen – Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward – im Trauerzug. Dahinter gingen ihre Enkel Prinz William und Prinz Harry. Ihre Ehefrauen sowie Williams Kinder folgten in Limousinen bis zum Triumphbogen Wellington Arch, wo der Sarg von acht Trägern von einer Lafette in den Leichenwagen umgebettet wurde.

19.09.2022, Großbritannien, London: König Charles III. (vorne, l), Prinzessin Anne, ihr Ehemann Sir Timothy Laurence (r), Prinz Edward (hinten, r-l), Graf von Wessex, sowie Prinz Andrew, Herzog von York, verlassen die Trauerfeier vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. in der Westminster Abbey. Foto: Andrew Milligan/PA Wire/dpa

Prinz Andrew und Prinz Harry kamen wie erwartet nicht in Uniform. Dabei waren beide im Militäreinsatz, Andrew im Falklandkrieg und Harry in Afghanistan. Allerdings sind sie keine aktiven Mitglieder der Royal Family mehr. Bei der Totenwache in der Westminster Hall waren sie zuvor ausnahmsweise in Uniform erschienen.

Während des Gottesdienstes waren viele Blicke auf die jüngsten Teilnehmer gerichtet. Charlotte schaute viel zu Boden und trug einen schwarzen Hut mit Schleife über ihrem langen blonden Haar und einen Mantel, sie hielt ihre Hände vor sich gefaltet. George trug einen dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte. Ihr jüngerer Bruder Prinz Louis war nicht zu sehen.

In Schwarz, allerdings in unterschiedlichen Modestilen erschienen Prinzessin Kate und Harrys Ehefrau Herzogin Meghan. Kate (40) trug ein langärmeliges Mantelkleid, einen Hut mit Schleiernetz über ihrem Gesicht sowie Perlenohrringe. Dazu hatte sie eine dreireihige japanische Perlenhalskette der gestorbenen Königin Elizabeth II. angelegt. Meghan (41) trug ein Kleid mit Cape, darunter nackte Arme, sowie einen ausladenden Hut und Perlenohrringe.

Gut ein Dutzend Königinnen und Könige, dazu Sultane und sogar der japanische Kaiser Naruhito, der sonst nie an Beisetzungen teilnimmt – wohl seit langem hat es keine solch exquisite Gästeliste gegeben. US-Präsident Joe Biden war ebenso angereist wie der französische Staatschef Emmanuel Macron und das belgische Königspaar.

19.09.2022, Großbritannien, London: Prinz William (vorne l-r), Prinz von Wales, und sein Sohn Prinz George, seine Tochter Prinzessin Charlotte, und seine Frau Kate, Prinzessin von Wales, und dahinter Prinz Harry, Herzog von Sussex, und seine Frau Meghan, Herzogin von Sussex, kommen zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. in der Westminster Abbey. Foto: Dominic Lipinski/PA Wire/dpa

Auch die sechs noch lebenden britischen Ex-Premierminister sowie die amtierende Regierungschefin Liz Truss nahmen an dem Staatsakt teil. Truss übernahm ebenso eine der Lesungen wie die Generalsekretärin des Staatenbunds Commonwealth, Patricia Scotland. Blumenschmuck und Musik waren eigens wegen ihrer Symbolik für die Queen ausgewählt worden.

Auf dem Sarg thronte neben Staatskrone, Reichsapfel und Zepter auch ein persönlicher Brief von Charles an seine Mutter. „In liebevoller und treuer Erinnerung. Charles R.“ Das „R.“ steht für Rex, das lateinische Wort für „König“.

Der Erzbischof von Canterbury erinnerte auch an die viel beachtete Rede der Queen an die Nation während der Corona-Pandemie. Elizabeth II. sprach ihren Untertanen damals Mut zu und sagte: „Wir werden uns wiedersehen.“

Zum Abschluss des Gottesdienstes ertönte das Signal „The Last Post“. Nach zwei Schweigeminuten trug der Dudelsackpfeifer der Queen das Stück „Sleep, dearie, sleep“ vor. Schließlich wurde die Nationalhymne „God Save the King“ gesungen.

Das Staatsbegräbnis war eine enorme Herausforderung für die Behörden: Polizei, Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten koordinierten dafür die wohl größte Sicherheitsoperation, die die Stadt je erlebt hat. Derweil stand das Land still – fast überall blieben Schulen und Universitäten sowie Geschäfte geschlossen.

Auch auf die Reisepläne zahlreicher Menschen hatte das Ereignis Auswirkungen. Am Londoner Flughafen Heathrow wurden mehr als 100 Flüge abgesagt. Die Einflugschneisen führten über die Londoner Innenstadt oder das Schloss Windsor. Man wollte sichergehen, dass während der Zeremonien Stille herrsche, teilte der wichtigste britische Airport mit.

Für diejenigen, die nicht nach London oder Windsor reisen konnten, wurde die Trauerfeier in Kinos und vielen Kirchen übertragen. Auch wurden an öffentlichen Orten Leinwände aufgebaut. (dpa)

29 Antworten auf “Ein Jahrhundertereignis: Letztes Geleit mit sehr viel Pomp und royalem Zeremoniell für Queen Elizabeth II.”

  1. Peter Müller

    Was man wissen muss. So langsam geht einem das alles auf den Kecks. Wir haben Freitag eine Bekannte beerdigt; das war uns wichtiger als die alte Dame. Haben wir nicht andere Probleme. Hauptsache man bekommt die Zeitung voll.

  2. ich finde es ehrlich gesagt „überproportioniert“. Ein bescheidenes, aber stilvolles Begräbnis wäre in diesen Krisenzeiten auch ok gewesen. Die Königreiche dieses Planeten rücken so far away von der Realität, dass sie sich förmlich im Zuschaustellen von Familienangelegenheiten immer weiter aus dem Fenster lehnen.

    • Walter Keutgen

      Taba, wissen Sie, die Könige sind nicht Privatsache. Noch Ludwig XIV. hat alle anwesenden Höflinge hinausgeworfen, als seine Frau einen Sohn gebar. Sie bekam keine Luft mehr. Er hat dann auch das Fenster geöffnet. Es stimmt, dass wir es mit ihrer Beißkraft beraubten Königen zu tun haben.

  3. Das britische Königshaus hatte schon immer einen Hang zur Selbstdarstellung und bedient regelmäßig die hiesigen Voyeure.
    Dies kostet dem britischen Steuerzahler enorme Summen welche besser für soziale Projekte ausgegeben werden sollten.
    Es ist widerlich wie sich die Windsors immer wieder zur Schau stellen.

    • Diese „Selbstdarstellung“ ist von den Briten gewollt.
      Die Fernsehrechte und die Einnahmen aus dem Tourismus, nebst Queen-Tasse oder Plastik-Krönchen werden helfen, einige von Johnson hinterlassene Wunden zu lindern.
      Da muss man schon den ca. 4 Milliarden „Voyeuren“ etwas bieten 😉.

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