Der türkische Präsident Erdogan ist eine Reizfigur. Künstler haben sich das in Wiesbaden für eine provokante Aktion zunutze gemacht – bis die Behörden einschritten.
Die Stadt Wiesbaden hat die als Teil eines Kunstfestivals aufgestellte Statue des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan abbauen lassen. Die Sicherheit habe nicht mehr gewährleistet werden können, teilte die Stadt am späten Dienstagabend ihre Entscheidung über Twitter mit.
Die Feuerwehr rückte bereits kurz nach Mitternacht an, um die Statue mit einem Kran zu entfernen. Die Räumung des Platzes, auf dem die rund vier Meter hohe und goldfarbene Statue seit Montag stand, war nach Polizeiangaben ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Auch in der Nacht zum Mittwoch war es nach Polizeiangaben ruhig.
Am Dienstagabend hatten sich Anhänger und Gegner des umstrittenen türkischen Präsidenten Erdogan heftige Wortgefechte an der Statue geliefert. Ein Polizeisprecher berichtete von einer „leicht aggressiven Stimmung“, jedoch blieb es demnach bei einem verbalen Schlagabtausch. Der „Wiesbadener Kurier“ zitierte Ordnungsdezernent Oliver Franz jedoch mit den Worten, zu verbalen Auseinandersetzungen seien zunehmend Handgreiflichkeiten gekommen. „Auch Stichwaffen wurden gesichtet.“
Die Kunstinstallation im Rahmen der Wiesbaden Biennale hatte viel Aufsehen erregt und für Irritationen gesorgt. Auch die Stadtverwaltung zeigte sich überrascht. Im Vorfeld der Biennale sei das Aufstellen einer „menschenähnlichen Statue“ genehmigt worden, hatte die Stadt am Dienstag mitgeteilt. Es sei aber nicht klar gewesen, „dass es sich um eine Erdogan-Statue handeln wird“.
Der Wiesbadener Staatstheater-Intendant Uwe Eric Laufenberg verteidigte die Aktion als ein Statement für die freie Meinungsäußerung. „Wir haben die Statue aufgestellt, um über Erdogan zu diskutieren“, erklärte Laufenberg. „Das geht überall. Die Kunst ist dazu da, zu zeigen, wie es ist.“ Das sei nicht immer leicht zu verstehen. „Aber in einer Demokratie muss man alle Meinungen aushalten.“
Einschreiten wollte die Stadt trotz der Proteste zunächst nicht – solange von der Kunstaktion keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgeht. Die Stadtregierung, der Magistrat, bekenne sich zur im Grundgesetz verankerten Kunstfreiheit, erklärten die Verantwortlichen. Es sei auch klar gewesen, dass die Biennale provoziere und diskussionswürdige Aktionen plane.
Zahlreiche Neugierige und Passanten hatten das Kunstwerk auf dem zentral in der hessischen Landeshauptstadt gelegenen Platz der Deutschen Einheit in Augenschein genommen. „Wir haben eine Reihe von irritierten Bürgern, die bei uns anrufen. Es ist für viele nicht erkennbar, dass es im Rahmen der Biennale läuft“, sagte eine Stadt-Sprecherin.
Das Kunstfestival Biennale läuft seit vergangenem Donnerstag in Wiesbaden und geht noch bis Sonntag (2.9.). In diesem Jahr steht es unter dem Motto „Bad News“. (dpa)
So langsam mache ich mir ums „Reich“ Sorgen. Steht in der Reichsverfassung nicht, dass die Freiheit der Kunst garantiert sei? Verfassungstheorie und Verfassungswirklichkeit driften auseinander. Ich wünschte mir, man würde mehr Gelassenheit an den Tag leben.
Um es klar zu stellen: Ich bin kein Freund des Kalifen vom Bosporus.
Um die Situation zu glätten, schlage ich vor, der Statue in unserer „Hauptstadt“ Eupen Asyl zu gewähren. Gegenüber des Haus Grand Ry wäre der ideale Standort. Unser Premier Paasch würde es sicherlich freuen.
Was hätten sie gesagt wenn ich eine Skulptur von Adolf Hitler erschaffen hätte, sie lila angemalt und auf den Eupener Schlachthof gestellt hätte? Wäre das OK?
Lieber (un-)“schlechter“ Mensch :
Ich habe soeben deinen Kommentar gelesen und …. jetzt (echte !!!) Schmerzen im Bauch vor LACHEN ! Super geschrieben ! Ich habe mir das „bildlich“ -in Gedanken- vorgestellt… (Ich freue mich immer, wenn es solche echt lustigen Kommentare zu lesen gibt – „giftige“ gibt es genügend…..) Danke, gute Idee und weiter SO …..
Why not? Stellen wir ihn neben den Erdowahn!
Finde es lustig in den Berichten zu sehen wie manche Türken ihren Präsidenten und ihr Land verteidigen… und leben selbst als Verräter im Ausland
Sind alle Menschen, die im Ausland leben, Verräter? Merkwürdige Sichtweise. Oder gilt das nur für Türken?
Wenn man so blind und extrem hinter seinem „Führer“ und seinem Land steht, warum denn ins Ausland ziehen. Sie haben allerdings recht, war vieleicht was unklar von mir erklärt
Erdogan, Putin, Trump und co nominieren für den Nobelpreis für die Menschenrechte, das wäre lustig
Ich frag mich was passieren würde, wenn eine Statue von Frau Merkel mitten in Istanbul platziert werden würde. Mal abgesehen davon, dass der Alleinherrscher Erdogan das gar nicht zulassen würde….
@ Polarlicht
Vermutlick würde gar nichts passieren. Während der Despot vom Bosporus in Deutschland über eine Million Anhänger hat hält sich in der Türkei die Anzahl der Merkel-Fans in Grenzen. Daher würde ein Merkel-Denkmal in Istambul nicht zum Wallfartsort werden.