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AS Eupen: Elmar Keutgen begrüßt „Stadion-Deal“ mit Aspire und rechnet fest mit dem Klassenerhalt

Elmar Keutgen (rechts) vor einem Spiel der AS Eupen in Heist mit Joseph Radermacher (links) und Joseph Gerkens im Oktober 2014. Foto: OD

Fußball-Erstligist AS Eupen macht in diesen Tagen positiv wie negativ von sich reden. Der Eupener Mediziner und CSP-Politiker Dr. Elmar Keutgen ist ehemaliger Eupener Bürgermeister, Mitglied des Stadtrates und glühender Fan der Schwarz-Weißen, für die er einst das Tor hütete. Mit Keutgen unterhielt sich „Ostbelgien Direkt“ über die Übertragung der Betreiberrechte am Kehrweg-Stadion an Aspire und die Chancen der AS auf den Klassenerhalt in der Division 1A.

Nur 36 Stunden nach der herben 1:4-Niederlage gegen den Rivalen Excelsior Mouscron und dem Absturz auf den vorletzten Tabellenplatz wurde im Eupener Rathaus der Erbpachtrechtvertrag zwischen der Stadt Eupen bzw. der  Gemeinderegie Tilia und der Gesellschaft Aspire Football Dreams (AFD) vorgestellt.

Durch diesen Vertrag wird Aspire für die nächsten 27 Jahre, also bis 2043, Betreiber des Kehrweg-Stadions, wenngleich die Stadt Eupen Eigentümerin bleibt.

Für Elmar Keutgen hat damit der vor sechs Jahren mit ihm als Bürgermeister begonnene Ausbau des Kehrweg-Stadions, der seinerzeit vielfach kritisiert wurde, eine für alle Beteiligten erfreuliche Entwicklung genommen.

Jetzt muss die AS Eupen noch den Klassenerhalt schaffen, woran inzwischen ein Teil der Fans zweifelt, nicht aber Elmar Keutgen, wie er im folgenden Gespräch mit „Ostbelgien Direkt“ bekennt.

OD: Herr Dr. Keutgen, wie beurteilen Sie diesen Deal zwischen der Stadt Eupen bzw. der Gemeinderegie Tilia und Aspire in Sachen Kehrweg-Stadion?

Keutgen Elmar Bürgermeister Eupen

Ex-Bürgermeister und CSP-Politiker Elmar Keutgen. Foto: Gerd Comouth

Keutgen: Ich denke, dass dies für Eupen eine gute Sache ist. Die Idee wurde schon 2012 angedacht, als Aspire die AS übernahm. Mit der Zeit sind die Überlegungen weiter gereift und haben jetzt zu diesem Vertrag geführt, der nicht zuletzt administrativ viele Dinge vereinfacht.

OD: Inwiefern werden viele Dinge vereinfacht? Können Sie ein Beispiel nennen?

Keutgen: Künftig braucht nicht mehr jede Initiative oder jede Rechnung erst von der Gemeinderegie Tilia genehmigt werden, bevor sie von Aspire abgesegnet wird. Das ist auch für Aspire natürlich eine gute Lösung, um direkt investieren und die Veränderungen an der Stadioninfrastruktur machen zu können, die Aspire für richtig hält. Man sieht ja, dass das Kehrweg-Stadion sehr gut unterhalten wird. Und der Vertrag läuft über eine Dauer von 27 Jahren, was ein weiterer Vorteil ist. Die Stadt Eupen bleibt trotzdem Eigentümerin. Sollte also der Vertrag nach 27 Jahren nicht verlängert werden, geht alles wieder in die Hände der Stadt über.

OD: Als das Kehrweg-Stadion 2010 nach dem ersten Aufstieg der AS in die 1. Division ausgebaut werden musste, gab es in Eupen auch viel Kritik, weil der Nutzen solch hoher Investitionen nur für einen Verein von vielen Bürgern angezweifelt wurde. Fühlen Sie sich heute, nachdem die AS erneut aufgestiegen ist und das Stadion mit Aspire einen finanzstarken Betreiber gefunden hat, darin bestätigt, dass die Entscheidung von damals absolut richtig war?

Keutgen: Ich bleibe dabei, dass wir 2010 so handeln mussten. Uns blieb keine andere Wahl. Wir konnten damals natürlich nicht wissen, dass zwei Jahre später Aspire bei uns anklopfen würde. Fakt ist aber, dass das Stadion heute für die Stadt Eupen keine Belastung mehr darstellt. Das Kehrweg-Stadion ist jetzt ein Treffpunkt für guten Sport, für Spitzensport. Außerdem ist die AS ein Aushängeschild für Eupen und für die DG geworden.

OD: Sie meinen also, dass die AS Eupen auf jeden Fall ein besseres Aushängeschild für die DG ist als das Frühlingsfest der DG in Berlin oder der Sommerempfang in Brüssel?

Das AS-Stadion am Kehrweg. Foto: Gerd Comouth

Das AS-Stadion am Kehrweg. Foto: Gerd Comouth

Keutgen: Das haben Sie gesagt.

OD: Soweit die Entwicklung in Sachen Infrastruktur. Was halten Sie denn als ehemaliger AS-Torhüter und als glühender Fan der AS von der sportlichen Entwicklung. Nach der Pleite gegen Mouscron sieht es doch zappenduster aus, oder?

Keutgen: Im Moment kann man diesen Eindruck haben, aber ich erinnere daran, dass noch  vor drei Wochen viele meinten, die AS würde  die Klasse problemlos halten können. Die Mannschaft hat natürlich die letzten Wochen auch Verletzungspech gehabt. Die AS hat einen Bombensturm, um den uns selbst große Clubs beneiden, aber wir haben leider auch eine sehr schwache Abwehr. Und man kann nicht gewinnen, wenn man eine schwache Hintermannschaft hat.

OD: Eben, das ist es ja gerade. Was sagen Sie denen, die behaupten, dass Aspire zwar jede Menge Geld locker machen kann, um die Betreiberrechte am Kehrweg-Stadion für die nächsten 27 Jahre zu erwerben, aber nicht in der Lage ist, eine einigermaßen solide Abwehr auf die Beine zu stellen?

Keutgen: Dem kann man erwidern, dass die AS ungefähr in der gleichen Besetzung in Westerlo und gegen Ostende gewonnen hat. Es gab zuletzt einige Ausfälle, die nicht so ohne Weiteres kompensiert werden konnten. Ich denke da vor allem an Luis Garcia, der die Seele dieser Mannschaft ist. Die Bank ist nicht stark genug. Momentan hat auch unser Torwart einen Durchhänger, da kommt einiges zusammen. In der Abwehr sind wir aber definitiv zu schwach. Daran muss man unbedingt arbeiten.

OD: Nun war aber schon direkt nach dem Aufstieg klar, dass diese Mannschaft sich ohne die Verstärkung durch einige erfahrene Spieler nicht in der obersten Klasse würde halten können. Das wusste man ja von vornherein. Trotzdem ist dagegen nichts unternommen worden.

Elmar Keutgen als Torhüter der AS Eupen im Jahre 1968. Foto: Jubiläumsbuch "60 Jahre AS Eupen"

Elmar Keutgen als Torhüter der AS Eupen im Jahre 1968. Foto: Jubiläumsbuch „60 Jahre AS Eupen“

Keutgen: Das war eine Entscheidung, die Aspire zu verantworten hat und auch verantwortet. Aspire hat ein ganz bestimmtes Projekt, wie man weiß. Junge Talente sollen zu gestandenen Profifußballern ausgebildet werden. Man muss sich immer in die Denkweise von Aspire versetzen. Die kaufen nicht 10 neue Spieler und lassen ihr Projekt fallen.

OD: Dann muss man aber auch realistisch genug sein und einsehen, dass man sich mit dieser Mannschaft wahrscheinlich nicht in der höchsten Spielklasse wird halten können.

Keutgen: Ich bin der festen Überzeugung, dass die Mannschaft trotz der Probleme, die sie im Moment hat, die Klasse halten wird. Ich denke aber auch, dass man in der Winterpause noch den einen oder anderen Spieler hinzuholen muss. Insofern war es ganz gut, dass beim Spiel gegen Mouscron die Spitzen von Aspire in der Tribüne saßen und gesehen haben, dass da etwas getan werden muss.

OD: Was sagen Sie denn denen, die behaupten, bei Aspire sei nur das Projekt wichtig und es sei im Grunde mehr oder weniger egal, ob die AS jetzt in der 1. oder in der 2. Division spielt?

Keutgen: Das glaube ich eben nicht. Ich habe diese Behauptung auch schon einige Male gehört. Wenn ich junge Spieler fördern will, dann muss ich sie maximal fordern. Spieler wie Henry, Lazare oder Ocansey lernen in der 1. Division weitaus mehr als in der 2. Division. Ich denke, dass die 1. Division in Belgien auch für Aspire ein Must ist. (cre)

Siehe auch Artikel „Die Nerven der Fans der AS Eupen liegen blank, aber Sportdirektor Colomer beschwichtigt: Die Saison ist noch lang“

Siehe auch Artikel „AS Eupen verliert ‚Abstiegskampf‘ gegen Mouscron mit 1:4“

7 Antworten auf “AS Eupen: Elmar Keutgen begrüßt „Stadion-Deal“ mit Aspire und rechnet fest mit dem Klassenerhalt”

  1. Elmar Keutgen sagt genau das, was Colomer gesagt hat. Es kann ja sein, dass die AS dem Abstieg am Ende noch so gerade entkommt, wenn sie etwas Glück hat, aber es ist meiner Meinung nach für so ein Unternehmen wie Aspire mehr als fahrlässig, es auf eine Zitterpartie mit vielleicht fatalem Ausgang ankommen lassen. Mit diesem Geldgeber im Rücken müsste die AS irgendwo im Mittelfeld der Tabelle angesiedelt sein und nicht gegen den Abstieg kämpfen müssen.

  2. Atomicblue

    Das Projekt (Ausbildung von jungen Afrikanern und Kataris) ist vollkommen ok und ist auch in der 1. Division absolut durchführbar. Was jedoch den „Rest“ des Projektes betrifft (Timmermans, Dufour, Taulemesse, Jeffren, Cases, Hackenberg, Sylla…), so kann und muss man locker für weniger Geld wesentlich bessere Spieler holen, zumindest für die 1. Division. Entweder Aspire sieht dies ein und handelt endlich entsprechend oder man riskiert einen Abstieg. Sich zur völlig verkorksten Transferpolitik nicht zu äußern, die Leistungen durch Unerfahrenheit zu kommentieren oder durch das Fehlen von kleinen Details abzutun, ist unprofessionell. Colomer kommuniziert im Namen des Aspire-Mega-Projektes wie ein Kind im Vorschulalter.

    Warum auch für 200.000 Euro einen gestandenen Innenverteidiger verpflichten, wenn ich schon für eine schlappe Million ein ganzes Ärzteteam samt Ehefrauen aus Barcelona, 2 Scouts und deren Haustiere für ein ganzes Wochenende einfliegen lassen kann. Warum für 300.00 Euro einen erfahrenen belgischen Spielgestalter an Land ziehen, wenn ich schon für 10 Millionen einen neuen Mannschaftsbus, einen Hubschrauber und ein neues Klubheim erwerben kann ? Um die verärgerten Supporter und Sponsoren zu beschwichtigen und um dem Zuschauerschwund entgegenzuwirken wird ein größeres Stadion gebaut, Sümpfe trocken gelegt und stattdessen an dieser Stelle Parkplätze errichtet.
    Es dürfte Jedem klar sein, dass ein solches Denken und Handeln nicht den hiesigen Gepflogenheiten entspricht…

    Ein Vertrag bis 2043 ? Ist dies der 50. Hochzeitstag des Emirs ? Sind die Erdgasreserven bis dahin erloschen ?

    Noch viel wichtiger: Wird Herr Colomer bis dahin vertraglich mit verpachtet ?

    Trotzdem: Ich mag die Kataris. Irgendwie

  3. Wenn die 1. Division so wichtig ist und viel besser als die 2. Division für die Förderung der jungen Talente von Aspire, dann verstehe ich nicht, weshalb nicht alles getan wird, um die Klasse zu halten. Ohne den verrückten Bico wäre wir jetzt noch in der D2. Jetzt sind wir endlich in der D1 und es wird nicht genug getan. Außerdem würden die Talente von Aspire auch von diesen erfahrenen Spielern lernen.

  4. 27 Jahre

    Stellt sich eigentlich keiner die Frage, wieso ein Vertrag über 27 Jahre geschlossen wird, obwohl Aspire sein Engagement in Eupen zunächst auf 10 Jahre angesetzt hat ? In 2022 ist die WM in Katar. Danach wird Aspire seine Zelte hier wohl abbrechen.

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