Politik

Arimont: Zeitumstellung abschaffen, Sommerzeit für immer beibehalten

Der ostbelgische EU-Abgeordnete Pascal Arimont.

Die EU-Kommission prüft Forderungen nach einer Abschaffung der Sommerzeit. Die Frage werde derzeit unter Berücksichtigung aller verfügbaren Informationen untersucht, bestätigte ein Sprecherin am Freitag. Zum Thema Zeitumstellung und Sommerzeit sprach „Ostbelgien Direkt“ mit dem ostbelgischen EU-Abgeordneten Pascal Arimont (CSP-EVP).

Die Sommerzeit, die in diesem Jahr am Sonntag endet, ist seit ihrer Einführung umstritten. Viele Menschen klagen darüber, dass ihnen eine Stunde Schlaf fehlt.

Eine repräsentative Umfrage des Instituts YouGov ergab im Frühjahr, dass zum Beispiel in Deutschland rund 47 Prozent der Bürger am Sonntagfrüh den Schlafmangel spüren. 60 Prozent würden die Umstellung gern ganz abschaffen.

In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren um eine Stunde von 3 Uhr auf 2 Uhr zurück gestellt. Foto: Shutterstock

Regelungen auf EU-Ebene zur Sommerzeit gibt es seit 1981. Die jüngste stammt aus dem Jahr 2001. Die Umstellung auf Sommerzeit (MESZ) wurde in Belgien im Jahr 1977 eingeführt (in Deutschland 1980).

An diesem Wochenende schalten wir wieder auf die Winterzeit um. In der Nacht von Samstag auf Sonntag müssen die Uhrzeiger von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt werden. Der Sonntag hat folglich 25 Stunden.

Zu der Frage, was Europa in Sachen Zeitumstellung tut oder tun kann, sprach „Ostbelgien Direkt“ mit dem ostbelgischen EU-Abgeordneten Pascal Arimont (CSP-EVP).

Nur geringfügige Energieeinsparungen

OD: Herr Arimont, obwohl immer wieder Umfragen belegen, dass eine Mehrheit der Bürger gegen die halbjährliche Zeitumstellung ist, geschieht wenig, um das zu verhindern. Auch im EU-Parlament tut sich da nicht allzu viel. Weshalb eigentlich?

Pascal Arimont: Das stimmt nicht ganz. Im Europäischen Parlament gibt es schon länger eine Gruppe von Abgeordneten, die ihren Widerstand gegen die Zeitumstellung im März und Oktober jeden Jahres klar zum Ausdruck bringen. Das hat u.a. zu Anhörungen und Befragungen im Parlament geführt, damit sich die Kommission ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt. Auch verschiedene Unterschriftenaktionen wurden der Kommission überreicht. Ich unterstütze diese Forderung nach einer Abschaffung der Zeitumstellung aktiv. Denn es muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass das, was durch die Zeitumstellung gewollt war, niemals erreicht wurde.

OD: Wäre es nicht sinnvoller, entweder immer bei der Winterzeit oder immer bei der Sommerzeit zu bleiben?

Die Uhren der Installation „Zeitfeld“ von Klaus Rinke zeigen am 24.03.2017 in Düsseldorf die Zeit an. Am Sonntag (29.10.2017) ist es wieder so weit: Die Uhren werden eine Stunde zurückgestellt. Foto: Federico Gambarini/dpa

Arimont: Das sehe ich auch so. Als Vater von zwei kleinen Kindern merke ich zum Beispiel sehr direkt, welchen Einfluss die Zeitumstellung auf den Biorhythmus der Körper unserer Kleinsten hat. Auch deshalb plädiere ich für die Abschaffung der Zeitumstellung und die Beibehaltung der Sommerzeit. Verschiedenen Studien zufolge hält die in den 70er Jahren eingeführte Umstellung nämlich wirklich nicht das, was sie verspricht. In einem im Jahr 2007 von der EU-Kommission veröffentlichten Bericht bestätigt die Kommission selbst, dass höchstens „geringfügige Energieeinsparungen“ festzustellen seien. Und wenn keine merkliche Einsparung erreicht wird, sind die negativen Effekte – Störung des Biorhythmus, vermehrte Unfälle durch Müdigkeit – Grund genug, die Zeitumstellung abzuschaffen. Das müssen Rat und Kommission einsehen.

OD: Was kann das Europaparlament in einer solchen Frage konkret tun?

Arimont: Innerhalb Europas regelt eine Richtlinie der EU – Richtlinie 2000/84/EG – die Zeitumstellung. Auch einige assoziierte Staaten, wie die Schweiz, der Europäische Wirtschaftsraum außer Island sowie einige andere Länder verwenden die dort festgeschriebene Regelung. Die Kommission und der Rat sind also der richtige Ansprechpartner, um hier eine Änderung zu bewirken. Sie müssen eine Änderung oder eine Anpassung vorschlagen. Dafür muss das Parlament Druck machen, und das tut es auch. Gesetze, die sich nicht als effizient erwiesen haben, sollten abgeschafft werden. Die Anzahl Unterstützer wächst stetig. Weshalb die Kommission und die nationalen Regierungen das noch nicht zum Handeln gebracht hat, liegt wohl daran, dass es aktuell andere Prioritäten auf europäischer Ebene gibt, die es zu bewältigen gilt. Außerdem schieben sich Kommission und Mitgliedstaaten in dieser Sache immer wieder den Schwarzen Peter zu: Die Kommission sagte mehrmals, dass die Mitgliedstaaten die Initiative zu ergreifen hätten. Der Rat spielt den Ball der Kommission zurück. Ein Teufelskreis, der durchbrochen werden muss. (cre)

33 Antworten auf “Arimont: Zeitumstellung abschaffen, Sommerzeit für immer beibehalten”

    • Réalité

      Nicht nur mir ist es sehr sehr eigenartig, wie Sie die letzte Zeit knottern und schimpfen und motzen!?_?_?_ Das war man sonst NIE gewohnt von Ihnen, Sie waren ja immer Edi’s Meinung, der mich immer wieder anlabberte um meine Kommentare!?_?_? Ich fass es einfach nicht?_?_?_?_?_?_Aber auch egal!?_?

    • systray0

      „Und jedes Jahr dieselbe Predigt. Es bleibt eh wie es ist ! Wie so viel das von den Herren diskutiert und nie umgesetzt wird !“

      In welchen Jahren hat die EU-Kommission das denn schon gefordert? Lassen Sie mich raten, Sie können darauf nicht antworten, aber Hauptsache etwas dazu geschrieben..

    • EU-Kritiker

      „Naja, wenn die EU nicht mal so eine Kleinigkeit hinbekommt , darf man sich über dessen Image nicht wundern.“
      Nee, Törö, das wäre wohl ne‘ Aufgabe für die EU-dioten-Kommission. Da diese, wie Sie zurecht erwähnen, diese „Kleinigkeit nicht mal hin bekommen“, geschweige denn echte Probleme, wie u.a. die Flüchtlingsproblematik, der Katalonien/Spanien-Konflikt, Lohn-dumping usw. wäre die Zeitumstellung mal etwas, was diese Nullen zum Thema machen könnten. Na ja, ein Öttinger ist vielleicht der Ansicht, dass durch den vermeintlichen „Klimawandel“ das Thema Uhrzeit sich von selbst erledigt

  1. Pensionierter Bauer

    Sommerzeit ist aber nicht die richtige Zeit für unseren Längengrad. Wenn wir nur noch Sommerzeit hätten, dann ginge die Sonne bei uns am 21. Dezember erst gegen 10h00 auf.
    Wenn schon etwas verändern, dann bitte das ganze Jahr MEZ und nicht MESZ.

    • Rackham der Rotbarsch

      @ Ach Bäuerlein , ob eine Stunde mehr oder weniger geschlafen wird , das soll hier absolut nicht zur Debatte gebracht werden , was in unserm Alter das absolut wichtigste ist , man muss nur sehr früh aus den Federn morgens . Wenn man in das siebzigste Lebensjahr hineinschlittert , ja dann zählt nur eins RENNE FÜR DEIN LEBEN und laufe dem Tode davon , da ist was dran . Da ist langes Bettgelage pures Gift für die Arterien , da muss der Stoffwechsel angekurbelt werden damit die Schlacken aus dem Körper verschwinden . Erkundigen sie sich nur bei einem Fachkundigen Internisten , dieser wird ihnen das nur bestätigen . Ja Herr Bauer , das letzte Lebensviertel , da muss die Krippe ziemlich hoch hängen , da zählt nur eins RANK und Schlank und den Hintern klappern lassen , denn zur genüge laufen noch Übergenährte durch die Gegend .

  2. Vianden Helmut

    Hallo Pascal,
    auf keinen Fall abschaffen.
    Hunterttausende kleine Kinder, Schüler und Arbeiter müssen morgens früh im dunkeln zur Schule. Die vielen Streudienste müssen schon früh hinaus alle Straßen räumen und streuen,. Alte Leute müssen über die noch dunklen und auch glatten Strassen zum Arzt oder einkaufen.
    Die meist die hier immer jammern fahren genauso mehrmals in Urlaub und klagen hier auch nicht über ein Zeitumstellung.
    Ja, und dann freuen wir und wie Bolle auf den Tag wo die Zeit dann wieder zurück gestellt wird, wir einen längeren und helleren Tag vorfinden und uns draußen ins Kaffee setzen können.
    Helmut Vianden

    • systray0

      „Hunterttausende kleine Kinder, Schüler und Arbeiter müssen morgens früh im dunkeln zur Schule. Die vielen Streudienste müssen schon früh hinaus alle Straßen räumen und streuen“

      Das ist spätestens ab Dezember so oder so der Fall, egal wie viel man die Zeit zurückdreht oder nach vorne dreht. Vor 6 Uhr ist es nirgendwo mehr hell mittlerweile, also wozu die Zeit umstellen?
      Die ganze Zeitumstellung bringt überhaupt nichts, Herr Arimont hat Recht.

  3. Achtung! Was ist, wenn wir die Stunde Zeitverkürzung aus dem März nicht vor Silvester zurückgeben, welche Auswirkungen hat das auf das Raum-Zeit-Kontinuum? Droht nicht vielleicht sogar ein Zeiparadoxon welches dann dazu führt dass die Atomuhren aus dem Tackt geraten und z.B. das GPS zusammenbricht? Wir Menschen versündigen uns schon an den Atomen in dem wir sie spalten (Tihange und so) und der Atmosphäre durch Treibhausgase vergiften, jetzt auch noch die Zeit manipulieren!! Darüber sollten unsere Politiker einmal nachdenken ehe sie solche Vorschläge machen…..

    • Sommerzeit forever

      Gute Idee; das ganze Jahr über Sommerzeit, bis 22 Uhr draußen sitzen, grillen und Bier trinken, Winter und so werden dank EU abgeschafft. Man spart Strom und Heizkosten bei angenehmen 20 Grad. Dass da vorher keiner drauf gekommen ist! Genial!

  4. Arimont ist wie oft nicht richtig auf dem laufenden.
    Falls die Zeitumstellung abgeschafft werden sollte, würde die Zeit wie früher laufen.
    Das heisst KEINE Sommerzeit mehr, sondern nur noch Winterzeit!

  5. Politikmüll

    Auf jeden Fall nicht abschaffen, ist doch wunderbar wenn man im Sommer bei schönem Wetter bis nach 22h00 draussen verbringen kann. Müssen diese Volldeppen von der EU sich darum kümmern. Bekommen doch auch sonst nichts auf die Reihe. Alkiclub !

  6. Sommerzeit muss bleiben. Lange Sommerabende geniessen oder nach der Arbeit noch im Garten arbeiten. Es gibt genug Berufstätige die nach 20 Uhr nach Hause kommen, auch die möchten die Helligkeit am Abend geniessen. Bei der bescheuerten Winterzeit wird es viel zu früh dunkel. Kein Wunder, dass man schlecht gelaunt und depressiv wird. Also Sommerzeit für immer – in der ganzen EU!!!!

  7. Hermann Langer

    Wenn man die Sommerzeit das ganze Jahr lässt wird es im Winter erst zwischen 9 Uhr 30 bis 10 hell. somit fallen alle aussen Arbeiten um eine Stunde flach, so werden es aber verdammt kurze Arbeitstage.
    Die Sommerzeit ist wirklich gut so wie sie ist. Morgens fängt man den Tag früher an und dadurch kann man eine Stunde früher und länger den Feierabend geniessen. Somit ist die Zeitumstellung sowie jetzt optimal

  8. örg Kayser

    Inwieweit ist eigentlich den (zumeist eh nur an sich selbst denkenden) Befürwortern ganzjähriger sog. „Sommerzeit“ bewusst, dass eine solche Uhreinstellung sich nicht nur sieben Monate, sondern dann wegen des falschen äußeren Zeitsignals dauerhaft gegen die innere Uhr richtet und in Form von darauf folgendem chronischen Schlafmangel bei den meisten Menschen langfristig verheerende gesundheitliche Folgen für den Einzelnen nach sich ziehen dürfte? Weiß man, dass besonders Kinder und Jugendliche, denen es aus Gründen genetischer Veranlagung unmöglich ist, früh genug einzuschlafen, um am folgenden Morgen entsprechend früh genug wach sein zu können, bereits jetzt diese Folgen z. B. in Form zunehmender Fettleibigkeit zu spüren bekommen, ganz abgesehen davon, dass sie in den Frühstunden zumeist nicht fähig sind, dem Schulunterricht zu folgen? Hat man sich überhaupt mal dafür interessiert, warum die amerikanischen Forscher Young, Hall und Rosbash, die sich mit der inneren Uhr befasst haben, den diesjährigen Nobelpreis für Medizin bekommen haben? Weil sie der Meinung wären, mit Abschaffung der sog. „Zeitumstellung“ sei es getan und es sei dann egal, welche Uhrzeit dann gelten solle?
    Vielleicht darf ich einmal das Buch des Neurobiologen und Wissenschaftsjournalisten Dr. Peter Spork „Wake up – Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft“, Hanser Verlag 2014, vor allem Kapitel 4 „Schafft die Sommerzeit endlich ab“, all denjenigen empfehlen, die von vielgepriesenen „langen hellen Abenden“ schwärmen, obwohl bei „Sommerzeit“ nur die Uhrzeit hochmanipuliert wird, etwa von 17 Uhr MEZ am Nachmittag auf 18 Uhr MESZ am vermeintlichen frühen Abend. Im Übrigen: Die Befürworter durchgängiger „Sommerzeit“ (eine Minderheit in der Bevölkerung, oft chronobiologisch als „Lerchen“ bezeichnet) könnten bei ständiger Normalzeit („Winterzeit“) ja eine Stunde früher aufstehen und früher schlafen gehen, wenn sie das für richtig halten. Sie würden damit niemandem schaden. Die bisherige siebenmonatige „Sommerzeit“ dagegen beeinträchtigt schon jetzt die Mehrheit der „Eulen“ zur Genüge! Warum sollten wir Befürworter der in unsere Zeitzone gehörenden Normalzeit uns deswegen dieses Übel auch noch ganzjährig aufzwingen lassen?
    Also: Zum Teufel mit der einfach nur grausigen Idee, den Murks einer ganzjährigen „Sommerzeit“ auch noch das ganze Jahr über haben zu sollen, was den jetzigen Zustand nur noch zusätzlich verschlimmern und dauerhaft verfestigen würde! Ich will wie zahllose andere Menschen in Mitteleuropa nicht nach Kiewer, sondern nach Görlitzer Zeit leben, wo die Sonne um 12 Uhr MEZ im Zenit steht! Die innere Uhr, die dem Menschen die Energie für sein Tagewerk verleiht, richtet sich nämlich nach dem Lauf der Sonne, soweit das noch unbekannt ist, und nicht nach irgendeiner willkürlichen Festlegung von Menschen! Sie kann wegen ihres Angewiesenseins auf korrekte Signale von außen nicht wie ein von Menschen gemachter Zeitmesser nach Belieben verstellt werden. Jeder Versuch, dies dennoch auf derart einschneidende Weise zu tun, bleibt nicht ohne schwerwiegende Folgen! Die Natur wird hier nicht mit sich spaßen lassen!

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