Kultur

ARD und ZDF auf Belgacom TV: Medienrat der DG hofft auf weitere Verhandlungen

Sandra Maischberger moderiert dienstags im Ersten "Menschen bei Maischberger". Foto: dpa

Der Medienrat der DG bedauert die Ankündigung von Belgacom TV, ab dem 18. Februar 2013 auf ARD und ZDF zu verzichten, nachdem die Verhandlungen mit beiden Sendeanstalten bislang zu keinem Ergebnis führen konnten. Er hofft aber, dass alle Beteiligten an den Verhandlungstisch zurückkehren.

„Dies ist ein schwerer Schlag für die Abonnenten in der DG, die Ostbelgier im Inland, aber auch für die zahlreichen in Brüssel und Umgebung wohnhaften deutschen und österreichischen Staatsbürger, die in Zukunft die größten öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehprogramme nicht mehr digital über Belgacom TV empfangen werden können, falls die Verhandlungen definitiv scheitern sollten“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Vernünftige und verbraucherfreundliche Lösung

Yves Derwahl, Präsident des Medienrates der DG.

Yves Derwahl, Präsident des Medienrates der DG.

Der Medienrat ruft die Parteien auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und im Interesse der deutschsprachigen und aller anderen Belgacom TV-Abonnenten, die auf ARD und ZDF nicht verzichten möchten, zu einer vernünftigen und verbraucherfreundlichen Lösung zu finden.

Der Medienrat begrüßt jedoch die zukünftige Einspeisung von RTL. Zur „Mediengruppe RTL Deutschland“ gehören neben RTL allerdings auch die Programme RTL II, SUPER RTL, VOX und N-TV.

Weiter heißt es in der Mitteilung: „Der Medienrat verfügt über gute Beziehungen zu dieser Sendergruppe, zu Belgacom sowie zur Sendergruppe Pro7-Sat.1 und stellt sich zur Verfügung, um zwischen dem Digital-TV-Anbieter und beiden Sendeanstalten vermittelnd aufzutreten, um das Angebot deutschsprachiger Fernsehprogramme auf Belgacom TV in Zukunft auszudehnen.“

Interessenkonflikt schadet Belgacom

Was die Präsenz des Belgacom-Verwaltungsratsmitglieds C. Doutrelepont auf Seiten der Sender ARD und ZDF angeht, stellt der Medienrat Folgendes fest: „Indem die Rechtsanwältin Doutrelepont sich – nach wahrscheinlich gründlicher deontologischer Analyse – dazu entschlossen hat, ARD und ZDF bei den Verhandlungen mit BelgacomTV beizustehen, muss sie ihre Konsequenzen aus dieser fragwürdigen Auslegung des Begriffs des ‚Interessenkonflikts‘ ziehen und umgehend aus dem Verwaltungsrat von Belgacom zurücktreten. Frau Doutrelepont hat dem Ansehen von Belgacom schweren Schaden zugefügt und ist als Verwaltungsratsmitglied untragbar geworden.“

ARD und ZDF wird man womöglich künftig auf Belgacom TV nicht mehr sehen können.

ARD und ZDF wird man womöglich künftig auf Belgacom TV nicht mehr sehen können.

Dem Medienrat sei immer daran gelegen, für einen gesunden Wettbewerb auf dem Markt der audiovisuellen Medien in der DG sorgen, damit die Endnutzer des Gebiets deutscher Sprache über mehrere Optionen zwischen dem analogen Kabel-, Satelliten, DVBT- und Digitalempfang verfügen, ohne jedoch auf deutschsprachige Programme verzichten zu müssen, wenn sie von einem Angebot zum nächsten wechseln, heißt es. So hätte der Medienrat sich dafür stark gemacht, BRF-TV in das Programmangebot von Belgacom TV und VOO aufzunehmen.

Nach Verhandlungen mit Verantwortlichen des Kabelnetzbetreibers VOO/TECTEO hatte dieser zum 26. Juni 2012 sechs neue deutschsprachige Fernsehsender in sein digitales Angebot aufgenommen.

Siehe dazu auch Artikel „Weykmans: Mit Streichung von ARD und ZDF würde sich Belgacom TV keinen Gefallen tun“

 

19 Antworten auf “ARD und ZDF auf Belgacom TV: Medienrat der DG hofft auf weitere Verhandlungen”

  1. Georg Kremer

    Habt Ihr wirklich kein aktuelleres Foto im Bilder-Archiv der „Tagesschau“ gefunden als das dieser unsäglichen Eva Hermann („Das Eva-Prinzip), die die ARD schon in 2006 verlassen hat?

  2. Herr Cremer (OD), vielleicht können Sie die Antwort auf meine Frage geben, die in dem Parallelthread zu diesem Thema, bisher unbeantwortet geblieben ist, mir aber in dem Zusammenhang wesentlich erscheint: Wieso ist es in Deutschland gegenüber Belgien genau UMGEKEHRT was die Zahlung der Einspeisegebühren für die in Frage kommenden Sender angeht, d.h. in Deutschland zahlten bisher die Sender an die Kabelnetzbetreiber und hier soll Belgacom an die Sender zahlen? Wie ist das denn zu verstehen?
    In den deutschen Medien wurde in der letzten Zeit ausführlich über den Streit zwischen den Sendeanstalten und den Kabelbetreibern berichtet. Da geht es vor allem darum, dass die Sender eben nicht mehr gewillt sind, für die Einspeisung Gebühren an die Kabelbetreiber zu zahlen. ARD, ZDF usw. verweisen auf eine gesetzliche Grundversorgung für die Bevölkerung, welche das Kabel-TV leisten, bzw. umsonst anbieten müsste… Das stünde im krassen Gegensatz zu der Regelung hier in Belgien.

    • Ostbelgien Direkt

      Hallo Patriot,

      wir haben Ihre Frage an den Präsidenten des Medienrats der DG, Yves Derwahl, weitergeleitet, der seinerseits die Landesmedienanstalt NRW eingeschaltet hat. Hier die Antwort auf Ihre Frage:
      „Das ist in der Tat in Deutschland immer schon anders gewesen als überall sonst. Hier hat es von Anfang an, seit den 1980er Jahren, das Transportmodell gegeben, was heißt, dass der Sender dem Kabelnetzbetreiber Geld für den Transport seines Programms an den Kunden gezahlt hat. Der Kunde musste zwar auch für den Empfang zahlen, aber nicht so viel wie in anderen Ländern. Bei Vermarktungsmodell, das z. B. in den USA üblich ist, zahlt der Sender nichts an den Kabelbetreiber, weil der sein Programm braucht, um Kunden für das Kabel zu gewinnen. Das sind aber nur die groben Linien; es gab und gibt natürlich Mischformen und Ungereimtheiten, was auch mit der Größe und Attraktivität einzelner Sender oder Senderfamilien etc. zu tun hat. Da haben wir Medienanstalten im Übrigen keine Einblicke, weil wir die Verträge nicht kennen.
      Ich hoffe, damit sind alle Klarheiten beseitigt.

      Dr. Jürgen Brautmeier
      Direktor

      • Schon mal vielen Dank für die Rückmeldung und Ihre Bemühungen, Herr Cremer. Amüsant scheint mir allerdings der letzte Satz in dem Schreiben des Herrn Brautmeier. Zitat:“Ich hoffe, damit sind alle Klarheiten beseitigt.“
        Die „Klarheiten“ sind also beseitigt.. So kann man es auch sehen.Klar ist allerdings, dass diese Thematik gegensätzlich in D und B ist.Aber wie gesagt, für SAT-TV -Empfänger ist das Ganze nicht von Belang und Belgacom muss man auch nicht haben.

  3. Hallo Zusammen,

    unter uns (meine Meinung) ist die Qualität von Belgacom-TV eh nicht die Beste… von HD keine Spur… und von FullHD schon garnicht (im Vergleich zum SAT-Empfang).

    Wer ARD und ZDF gucken möchte soll sich halt einen Kabelbetreiber zulegen oder einen SAT-Empfänger aufs Dach montieren.
    Letzterer ist eh auf die Dauer günstiger. Einmalig um die 120€ in eine anständige „Schüssel“ und Receiver investiert. Und schon hat man „deutsches“ TV für „Lau“….
    Neben den Sendern kann man auch z.b. belgische Sender und Franzosen empfangen. evtl. ist dazu zwar ein Abo für TeleSat nötig; aber im normal Fall gucken die meisten, eh nur deutsches TV hier aus der Region.

    Ich persönlich gucke nur deutsches TV….
    Ab und an mal RTL Tvi und La une aber nun gut; (daher lasse ich auch dieses Jahr mein TeleSat-Abo auslaufen.

  4. Desaster2013

    Es geht doch im Grunde nicht um die Qualität oder den Nutzen von Sendern, sondern aus meiner Sicht um das Prinzip der „Gleichberechtigung“. Vielerorts wird sogar von offiziellen Stellen, Institutionen und dergleichen das Sprachengesetz regelrecht mit Füßen getreten. Für mich zielt die derzeit losgetretene Debatte über ARD und ZDF in eine ähnliche Richtung. Man will halt in Belgien die deutsche Sprache „klein reden“, spricht „klein halten“. So ärgere ich mich als ehemaliger Militärdienstpflichtiger, der zehn Monate seines Lebens für das „Vaterland opferte“, über den Missstand, dass die Internetpräsenz der belgischen Streitkräfte „Armée Belge Légère“ in französischer, niederländischer und … man staune in englischer Sprache verfasst ist, und das obwohl es mit Elsenborn und seinerzeit auch in Vielsalm rein „deutschsprachige EInheiten“ gab! Ähnlich verhält es sich bei den Telefonanbietern – allen voran BELGACOM! Die Rechnungen sind fein säuberlich auf Deutsch verfasst, während bei der kleinsten Schwierigkeit trotz der vorhandenen Helpline-Möglichkeit in deutscher Sprache nirgendwo ein adäquater zwei- oder dreisprachiger Mitarbeiter zu finden ist. Weitere Beispiele, die diese Vermutung belegen finden sich zuhauf,

    Für mich steckt da nach wie vor System dahinter.

  5. Das mag sein, dass hier und da die 3-Sprachigkeit fehlt… und auch der ein oder andere Stur kein Deutsch reden, sprechen oder gar verstehen will.
    Jedoch als echter Belgier / Ost-Belgier weiß man sich notfalls auch in Französischer Sprache zu helfen.

    Anders ist es da bei einigen der „zugezogenen“ Grenzgänger, die ihrer Muttersprache zwar mächtig sind, aber weder Französisch noch Flämisch/Niederländisch sprechen.
    Und der Meinung sind, dass alle Deutsch verstehen müssen.

    Belgacom ist zudem ein Unternehmen, und keine staatliche Institution.
    Und wenn dieses Unternehmen nur in 2 Sprachen agiert, dann sind es halt nur 2 Sprachen in denen man mit Belgacom in Kontakt treten kann.
    Es ist ja eine Service-Leistung des Anbieters in diesem Fall.

    Wenn ich in Lüttich auf den Großmarkt gehe oder z.b in den Flandern wird mich auch kein Mensch auf Deutsch bedienen.
    Es ist sogar die Regel, wenn Sie ein flämisches Unternehmen in französischer Sprache anschreiben, dass sie eine Antwort in der selben erhalten werden.

    Ein Unternehmen in der Wallonie wird Ihnen aber eher weniger auf flämisch antworten.

    Mittlerweile ist es aber schon anders um bei dem Beispiel Belgacom zu bleiben, (wie Sie erwähnten) man erhält seine Rechnungen auf Deutsch und hat sogar eine Support-Hotline in St.Vith, die auch in den meisten Fällen helfen kann.

    Und wenn man dann noch immer nicht weiterkommt; kann man auch noch in den Belgacom Store in Eupen fahren, das Personal (vor Ort) ist mind. 2-Sprachig (deutsch, franz) und kann in vielen Fällen auch direkt helfen.

    Also ich habe da am wenigsten Probleme (bisher) gehabt.
    Meine Probleme mit Belgacom hatten eher etwas mit den Technikern zu tun, die Fehler gemacht haben (die man sicherlich hätte vermeiden können).

    Und wenn man mit Behörden in Brüssel zu tun hat, wird man auch nicht auf große Schwierigkeiten stoßen, wenn man ein Formular oder ähnliches in deutscher Sprache erhalten möchte.
    Die meisten Dokumente sind mittlerweile in allen drei Sprachen erhältlich.

    Wünscht man jedoch telefonisch Auskunft und landet in Lüttich oder Brüssel, so kann es natürlich sein, dass gerade nur ein Mitarbeiter verfügbar ist, der nur FR oder NL kann.
    Wobei das aus meiner Sicht zu einer „ServiceLeistung“ zählt und diese nicht Zwingend in allen 3 Sprachen erfolgen muss.

    Wenn man jedoch bei einer Behörde in Ostbelgien anruft, so kann man sicherlich auch erwarten, dass diese der deutschen Sprache mächtig ist bzw. es sein sollte. Da zu den „Kunden“ ja Bürger der Region zählen.

    Oder ein anderes Beispiel, nur ein Ort weiter als Eupen.
    z.B. Welkenraedt hier ist der deutschsprachige Anteil wieder etwas geringer.

    Fakt ist, dass es ja besser geworden ist. Vor Jahren war die Abiprüfung noch in französischer Sprache abzulegen. Die verschiedensten Dokumente gabs nur in FR und NL. Das alles ist schon viel Besser geworden, so dass man direkt und ohne umschweife in deutsch Antworten kann.
    Gäbe es in der DG ein Universität, könnte man sicher auch hier seinen Abschluss in deutscher oder französischer Sprache ablegen.

    Ich mein, man kann hier jetzt sicher noch Std. lang diskutieren; von heute auf morgen ändert sich das nicht…
    Aber es ändert sich mit und mit.

    • Ich möchte feststellen, ich lebe schon seit einigen Generationen in Ostbelgien, meine Oma spricht nur deutsch oder platt, mein Opa ebenso. Bei meinem Vater ist es genau so. Ich habe in der Schule franzosisch gehabt aber auf meiner Arbeit spricht man deutsch und mit internationalen Kunden englisch. Daher muss „ein guter Ostbelgier “ nicht zwangsläufig franzosisch können. Daher, mit verlaub, ist mir die Wallonie recht suspekt. Anscheinend umgekehrt noch viel mehr.

    • hallo jupp

      Hallo Jupp, meine Familie und ich sind“echte Ostbelgier“ und wir sprechen deutsch, hauseter Platt, etwas Holländisch sowie meine Söhne englisch. Fragen Sie mal nach der Sprachenvielfalt in der Wallonie. Wir sind für die doch immer noch Kolonie. In Flandern bemüht man sich zumindest noch und in Deutschland wundert sich man höchstens “ seit wann seit ihr Belgier?“ Original Zitat noch letzter Woche gehört.

  6. Angela Kerstges

    Hallo Ihr Schreiber!

    „….. soll sich einfach eine Sat-Antenne aufs Dach instalieren.;;;“ Leider geht das nicht überall so einfach z.B. bei Mietern oder Seniorenheim-Bewohnern wie z.B. im Josefsheim-Eupen. Es wird halt nur am Profit gedacht und das Menschliche bleibt auf der Strecke.

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