Gesellschaft

Alfred Minke zum Fall Carlo Lejeune: „Ich habe den Eindruck, dass es Plagiatsvorwürfe bei Doktorarbeiten derzeit vor allem an deutschen Universitäten gibt“

Der Eupener Historiker Dr. Alfred Minke. Foto: Gerd Comouth

Die Affäre um den Doktortitel des ostbelgischen Historikers Carlo Lejeune, die vor einer Woche durch „Ostbelgien Direkt“ publik wurde, hat für viele Diskussionen gesorgt. Da ist es ganz sinnvoll, einen Mann mit Erfahrung und Sachverstand zu befragen.

Über den Fall Lejeune und die Geschichtsforschung in der DG sprach “Ostbelgien Direkt“ mit dem bekannten Eupener Historiker und ehemaligen Leiter des Staatsarchivs, Dr. Alfred Minke.

OD: Herr Minke, der Artikel von „Ostbelgien Direkt“ über die Doktortitel-Affäre um den Historiker Carlo Lejeune hat viel Staub aufgewirbelt. Können Sie die ganze Aufregung nachvollziehen?

Dr. Alfred Minke mit der von ihm verfassten Jubiläumsschrift anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Pfarrbibliothek Eupen St. Nikolaus im Jahr 2018. Foto: Gerd Comouth

Minke: Ja, denn in dieser sogenannten Affäre vermischen sich Sachliches, nämlich die wissenschaftlich verantworteten Beanstandungen zur Doktorarbeit von Herrn Lejeune, und Persönliches, nämlich die Be- und Verurteilungen seiner in den letzten Jahrzehnten in der ostbelgischen Geschichtsforschung geleisteten Arbeit, die ich persönlich durchaus positiv beurteile, auch wenn ich manche seiner Thesen nicht teile. Die konstruktive Debatte gehört ebenso zur Wissenschaft wie das Aushalten fundierter Kritik. Sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist m. E. nicht verwerflich. Bereits Ende der 1960er Jahre gab es unter den Geschichtsstudenten der Katholischen Universität Löwen eine sehr beliebte Sportart: das Durchforsten wissenschaftlicher Zeitschriften auf der Suche nach negativen Rezensionen von Publikationen des akademischen Personals. Die Autorität der Professoren ist dadurch nicht wirklich beschädigt worden…

OD: Der Erste, der die Mängel in Carlo Lejeunes Doktorarbeit von 1992 aufgedeckt hatte, war 1994 der belgische Historiker Jean Stengers. Sie haben Stengers gut gekannt. Der Mann war schon eine Koryphäe unter den belgischen Historikern, oder?

Dr. Alfred Minke (im Vordergrund) im Juni 2013 in der Pfarrkirche St. Nikolaus bei der Eröffnung einer Ausstellung unter dem Titel „Von Oipen nach Eupen“ – eine umfangreiche und gut dokumentierte Zeitreise über 800 Jahre Ortsgeschichte. Foto: Gerd Comouth

Minke: Ich habe Jean Stengers in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts an der Kgl. Akademie in Brüssel kennen gelernt. Stengers war einer der ganz Großen – wissenschaftlich wie menschlich -, gründlich, bescheiden und zugänglich. Er war keiner, der kritisierte um des Verreißens willen. Für ihn war die Geschichtswissenschaft ein Handwerk, das es bis ins kleinste Detail zu beherrschen galt. Wie mein Doktorvater an der Katholischen Universität Löwen, Roger Aubert, sah Stengers in seinen Doktoranden zuerst Lernende, für deren Arbeit er persönlich, unter Einsatz seines internationalen Rufs als Wissenschaftler, haftbar war. Und da wurde kein Komma ausgelassen…

OD: Gelten für Doktorarbeiten in Europa die gleichen Maßstäbe?

Minke: Was die in den letzten Jahren immer wieder auftauchenden Plagiatsvorwürfe bei Doktorarbeiten anbelangt, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dies derzeit vor allem an deutschen Universitäten ein Problem ist. Ähnliche Fälle in Belgien oder Frankreich sind mir auf Anhieb jedenfalls nicht gegenwärtig, was keineswegs bedeutet, dass es sie nicht gibt. Denn auch unter den belgischen und französischen Doktorvätern und -müttern gibt es „so’ne und solche“. Eine professionell und ernsthaft begleitete Doktorarbeit hält auch den heutigen Überprüfungsmöglichkeiten stand.

OD: Wo steht die Geschichtsforschung in der DG heute? Was klappt gut? Wo hakt‘s?

Els Herrebout, Nachfolgerin von Alfred Minke als Leiterin des Staatsarchivs und heute auch Präsidentin des Zentrums für Ostbelgische Geschichte (ZOG). Foto: Gerd Comouth

Minke: Ich freue mich natürlich sehr, dass mit der Gründung des Staatsarchivs 1989, des Fördervereins des Archivwesens in der DG 1995 und des Zentrums für Ostbelgische Geschichte (ZOG) in den letzten drei Jahrzehnten Instrumente geschaffen worden sind, die eine gründliche Erforschung unserer bewegten Vergangenheit ermöglichen. Hier sei angemerkt, dass diese Entwicklung ohne die Unterstützung der Politik, quer durch alle Parteien, nicht möglich gewesen wäre und die politisch Verantwortlichen in meiner aktiven Zeit, also von 1970 bis 2011, nie auch nur versucht haben, Einfluss auf meine Arbeit als Historiker zu nehmen. Wer der Meinung ist, dass dies heutzutage anders sei, sollte schon Ross und Reiter nennen. Generell ist die hiesige Forschung gut beraten, im Auge zu behalten, dass die ostbelgische Geschichte nicht erst 1920 beginnt und europaweit zwar besonders, aber nicht eingzigartig ist. Das macht demütig und hilft bei der sachlichen Einordnung umstrittener Epochen und Ereignisse. (cre)

ZUR PERSON

  • Alfred Minke, geb. 1948 in Eupen
  • 1966: Abitur am Collège Patronné Eupen
  • 1966-1970: Lizenz in Geschichte der Neuzeit an der Katholischen Universität Löwen (UCL)

Berufliche Laufbahn

  • 1970-1976: Lehrer für Geschichte und Erdkunde am Collège Patronné und an der Katholischen Normalschule in
    Eupen und in Teilzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der UCL
  • 1976-1979: Direktor des Collège Patronné in Eupen
  • 1979: Doktor phil. an der UCL
  • 1979-1985: Lehrer für Geschichte am Collège Patronné und der Katholischen Normalschule in Eupen und in Teilzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der UCL
  • 1985-1987: Forscher am Centre National de la Recherche Scientifique in Paris
  • 1986-2001: In Teilzeit Lehrbeauftragter an der UCL
  • 1987-1989: Archivar im Staatsarchiv Lüttich
  • 1989-2011: Leiter des Staatsarchivs Eupen
  • 1990-1998: In Teilzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Lüttich (ULg)
  • 2001-2008: In Teilzeit Professor an der UCL
  • 2008-2010: In Teilzeit Lehrbeauftragter an der
    ULg

Wissenschaftliche Auszeichnungen

  • Preis Vicomte Terlinden der UCL (1979)
  • Subvention Henri Pirenne der Kgl. Akademie von Belgien (1983)
  • Preis Léon Leclére der Kgl. Akademie von Belgien (1985)
  • Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland (1998)
  • Dr.-Anton-Hecking-Schild des Geschichtsvereins zwischen Venn und Schneifel (2001).

Politisches Engagement

  • 1983-1989: Schöffe der Stadt Eupen (CSP)
  • 1986-1987: Provinzialrat (CSP)
  • 1989-1991: Stadtratsmitglied in Eupen (CSP)
  • Seit 1994: parteilos

Zum Thema siehe auch folgenden Tweet:

32 Antworten auf “Alfred Minke zum Fall Carlo Lejeune: „Ich habe den Eindruck, dass es Plagiatsvorwürfe bei Doktorarbeiten derzeit vor allem an deutschen Universitäten gibt“”

  1. Josef Historius

    Die zwei letzten Sätze des Herrn Minke gefallen mir gut. Da spricht er insofern Tatsachen an, so das unsere Politiker daraus ihre Lehren ziehen sollten. Unsere DG wurde viel Hoch von der Politik angesetzt, im Verhältnis ihrer Grösse und Einwohnerzahl. Daher sollten die Verantwortlichen heute die Demut haben, das ganze, viel zu üppig und zu teuer gewordene Monster zu einem sachlich und der Normalität angepassten viel kleineren und weitaus rentableren Institut um zu ändern. Das jetzige entspricht in keinstem Falle der Wirklichkeit und Realität.

    • Walter Keutgen

      Josef Historius, mir scheint es, als ob Alfred Minke sich tatsächlich auf dir Geschichte bezieht, nicht auf die Politik. Nach der Niederlage des Ersten Weltkriegs ist dem deutschen Reich viel an den Extremitäten weggeschnitten worden und Österreich ist ganz geschlachtet worden. Den anderen Bürgern, deren Nationalität wechselte, ging es sicher nicht besser als den Ostbelgiern.

  2. Ein Freund Ostbelgiens

    Dr. Minke, das ist der Nestor unserer Geschichtswissenschaft, ein unbestrittener und politisch unbestechlicher Fachmann. In Kurzfassung sagt er wesentlich folgendes zur Debatte um die Plagiatsvorwürfe gegen Carlo Lejeune:

    Lejeune hat in den letzten Jahren durchaus positive Arbeit geleistet, doch teilt Dr. Minke manche seiner Thesen nicht. Sehr wichtig wäre es zu wissen welche, denn da beginnt das Politikum.

    Prof. Jean Stengers, der gegen Lejeune schwere Plagiatsvorwürfe erhoben hat, bezeichnet der Eupener Historiker und Autor als „einer der ganz Großen der belgischen Geschichtswissenschaft“. Er habe nie kritisiert um des Verreißens willens, doch „bis ins kleinste Detail“ geprüft, dies sogar „unter Einsatz seines Rufes als Wissenschaftler“. Pikant für die derzeitigen Debatten ist Dr. Minkes Aussage, Prof. Stengers habe „kein Komma ausgelassen.“ Das Wort „Komma“ kann man auch durch „Gänsefüßchen“ ersetzen.

    Wichtig für alle, die in diesem bemerkenswerten Interview von Gerard Cremer zwischen den Zeilen lesen, ist im Lebenslauf der letzte Satz: „Seit 1994: parteilos“. Nach einer 30jährigen Karriere in politischen Führungsposten, hat er sich, angewidert vom Autonomie-Zirkus und zum Wohle seiner Leser in sein Studierzimmer zurück gezogen.

    • Walter Keutgen

      Ein Freund Ostbelgiens, Ihr Zitat betreffend Kommas und Gänsefüßchen ist aus dem doch so kurzen Kontext herausgerissen. Alfred Minke lobt Professor Stengers, weil dieser seine Doktoranden richtig leitete und nichts durchließ, was man bei deutschen Doktorvätern und -müttern angesichts der Fälle bezweifeln darf. Vollständiges Zitat: „Wie mein Doktorvater an der Katholischen Universität Löwen, Roger Aubert, sah Stengers in seinen Doktoranden zuerst Lernende, für deren Arbeit er persönlich, unter Einsatz seines internationalen Rufs als Wissenschaftler, haftbar war. Und da wurde kein Komma ausgelassen…“

  3. Auch die Jugend stellt Fragen

    Man muss Ihnen Herr Cremer für dieses Interview danken. Das ist Journalismus den man im GE und BRF seit Jahren vermisst. Nur nicht weiter nachdenken, um Gottes Willen keine Dinge hinterfragen und dann hochbezuschusst die Regierungskeule gegen OD schwingen.

    Prof. Dr. Minke ist ein Vorbild für unsere Jugend. Er sollte uns doch noch sagen, welche Thesen von Dr. Lejeune er nicht teilt. Es würde die gesamte Debatte transparent machen.

    • Walter Keutgen

      Auch die Jugend stellt Fragen, „Es würde die gesamte Debatte transparent machen.“ Manchmal habe ich, der ich schlecht im Zwischen-die-Zeilen-lesen bin, den Eindruck, dass diese Prüfungen von Doktorarbeiten – ich denke da auch an Schavan und zu Guttenberg – keineswegs zufällig sind. Statt zu debattieren, erschlägt man den Gegner auf einem Nebenschauplatz.

  4. Manuel N. Limbourg-sur Vesdre

    Weshalb muss man OD lesen, um soviel Besonnenheit und Hintergrundwissen wie bei Dr. Minke zu finden, der im Eupener wie im Eifeler Land hoch geachtet wird?

    Weshalb? Weil GE und BRF in Regierungsgehorsam erstarrt sind . Bitte abräumen.

  5. Frittewelsch

    Jemand hat gepfuscht und ist aufgefallen. Shit happens, Strafe muss sein. Wäre es eine andere öffentliche Person gewesen, die jedoch nicht nach am regionalen Staatsapparat gewesen wäre, dann wäre die Verteidung wahrscheinlich relativ seicht ausgefallen.

  6. Vereidiger

    Mit bloßen Andeutungen ist niemandem gedient. Auch Herr Minke sollte „Ross und Reiter“ nennen: Welche Thesen von C. Lejeune teilt er nicht und wie ordnet er die betreffenden Angelegenheiten ein?

  7. Somit wurde nunmehr die Expertise des „Senior“ Doktors (undiskutiert) herangezogen.
    Bringt dies Klärung zum Vorwurf des Plagiats? Nein.

    Dr. Minke war in seinen Sturm und Drang Jahren kein zarter Zeitgenosse. Direktor wurde er mit 28 Jahren, nach dem etwas plötzlichen Abgang Müllenders (ein Abgang zu dem die unabhängigen Medien sicherlich einiges an Hintergrundwissen beitragen hätten können).
    Lange Jahre durch und durch CSP-Mann und aktiv politisch tätig. Ableger der C-Pateie(n), die das Land (auch über Sprachgrenzen hinaus) durchregierte. Die Cs die von den Deutschsprachigen vor allem eines verlangten: unbedingte Belgientreue; an Kolonieerfahrung mangelte es dem Club nicht. Ob Dr. Minke mit seiner dann 94 gewählten Parteilosigkeit „angewidert“ von der Autonomie war oder ob die Parteilosigkeit der Neutralität gegenüber den Dienstherren garantierte bleibe mal dahingestellt. Ersteres widert mich an, Letzeres könnte ich verstehen.

    Zum konkreten Plagiatsvorwurf an Lejeune äussert sich Dr. Minke wie folgt:
    – Er hebt die (unbefleckte) Autorität des ersten Anklägers (vor Urzeiten) hervor. Nun ja, damit ist die Frage nicht beantwortet. Autoritätsgläubigkeit ist ja in Kirchenkreisen nicht ungewöhnlich; welche Schandtaten sich das Spitzenpersonal der Katholischen Kirche auf dieser Grundlage genehmigt hat (auch in neuerer Zeit) ist kein Geheimnis mehr.
    – Er lobt das Lejeune gearbeitet hat, steht Lejeune eigene Thesen zu, die er aber nicht teilt. Grundsätzlich vollkommen in Ordnung. Leider befeuert er damit – recht arglos – die These (in den ersten Posts), dass Lejeunes Thesen politisch angewiesen wurden. War das Absicht Dr. Minke?
    – Auffällig auch Dr. Minkes Einschätzung, dass fehlerhafte Doktorarbeiten nun doch eher ein deutsches Phänomen seien.

    Fazit: auch dieses Interview trägt nicht zu einem objektiven Umgang mit den viel diskutierten Anwürfen bei. Zur Erinnerung: Lejeune – Plagiat – politische Geschichtsschreibung – Mafia.

    Wenn wir dann schon dabei sind, sollte man daran erinnern, dass das in den letzten Tagen viel beschimpfte GE, das einzige belgientreue und C-Blatt war das überleben durfte. Dem langjährigen Chefredakteur und heutigem Schlachtschiff der freien deutschsprachigen Presse in Belgien hat man nur selten C-Ferne zum Vorwurf machen können.

      • Dass dies nicht die Absicht war, war eigentlich offensichtlich. Danke, dass Sie dies eindeutig klarstellen. Brandbeschleuniger sind aber trotzdem nicht hilfreich.

        Die Uni Trier mag vielleicht irgendwann ihr Urteil zur Doktorarbeit abgeben. Mit Sicherheit wird sie aber keine Aussage zum Vorwurf der Auftragsgeschichtsschreibung und der mafiösen politischen Strukturen in der DG treffen. Diese Feuerchen nährt OD im Eigeninteresse.

    • DER. `s letztes Gefecht

      DER. weiß mehr jeder andere was auf dem Spiel steht.
      Deshalb zerfleddert er das Interview mit Dr. Minke, um es schnell unleserlich zu machen. Nur dies:
      Wie lange diese als Plagiat von Prof. Stengers beurteilte Dissertation zurück liegt, spielt überhaupt keine Rolle. Was Lejeune darin geschrieben oder nicht hat, bleibt. Er hat gepfuscht, inwieweit wird der Untersuchungsauschuss der Uni Trier klären. Als Monument der alten PDB ist Lejeune jedoch schon längst vom Sockel. Demnächst folgt der Märtyrer-Kranz.

      Zwei lapidare Wörtchen und doch so viel. Dr. Minke sagte über Prof. Stengers, er habe bei seinen
      Prüfungen von Doktoarbeiten „kein Komma“ ausgelassen. Das sagt über Dr. Lejeune und seine jammernden Anhänger alles,.

      DER. und dieselben Leute sind hier am Werk, die schon den rechtslastigen, die PDB fütternden Millionär Niermann für die Erfindung eines verträumten Poeten diffamiert haben.

      • Es wärmt mein Herz, dass Sie wissen was ich weiß; vor allem wenn es mehr ist als andere.

        Wenn man das Minke-Interview bis hin zur Unleserlichkeit entstellen kann, gibt es zwei Möglichkeiten:
        – Dr. Minke war in seinen Äusserungen bewusst uneindeutig
        – Seine Äusserungen wurden nich präzise wiedergegeben.

        Ihr Rechtsverständnis kommentiere ich in Klammern.
        „Wie lange diese als Plagiat von Prof. Stengers beurteilte Dissertation zurück liegt, spielt überhaupt keine Rolle (Verjährung is in Ihrem Rechtssystem unbekannt). Was Lejeune darin geschrieben oder nicht hat, bleibt. Er hat gepfuscht (so oder so schuldig), inwieweit wird der Untersuchungsauschuss (ist das in Ihren Augen ein Inquisitionsgericht?) der Uni Trier klären.“

        Dr. Minke sagt über Stengers und schon ist Lejeune schuldig. Mit solchen Methoden überzeugten die Pharisäer Pilatus.

        Welches Werk ich betreibe?
        – Abstand halten vor eiliger Vorverurteilung und Lynchjustiz
        – Distanzierung aus (eventuellen) Fehlern vor langen Jahren mafiöse Politstrukturen herbeizudichten.

        Ansonsten gibt es hier nicht gerade wenige Foristen, die mich links einordnen würden; das stimmt aber auch nicht so ganz.

  8. Martin Heidingsfelder

    Plagiate gibt es überall auf der Welt.
    Den Vorsprung bei der Entdeckung von Plagiaten hat Deutschland aufgrund der Prominenz der Plagiateure aus der Politik und aufgrund der Existenz einer öffentlichen Plattform zur Dokumentation.

    Auf der Plattform VroniPlag Wiki https://vroniplag.wikia.org/de/wiki/Home wurden seit der Gründung durch mich am 28.3.2011 über 200 Dissertationen mit zahlreichen Plagiaten von anonymen Aktivisten öffentlich und ausführlich dokumentiert.

    Monster-Plagiate von VIPs gibt es auch in Frankreich, siehe beispielsweise: https://www.lepoint.fr/societe/plagiat-l-universite-paris-1-pantheon-sorbonne-annule-le-diplome-d-un-doctorant-27-07-2020-2385668_23.php#

  9. Zum Gedenken an Willy Kuipers

    Willy Kuipers, der Vorkämpfer für ein unabhängiges Flandern, dreht sich im Grabe rum, wenn er hören könnte, was aus der einst von ihm geförderten PDB geworden ist: Finanz-Fälschungen mit Deutschnationalen, Konspirationen gegen Belgien, Prozesse gegen Medien und Literaten, Lügen und Täuschungen der in-und ausländischen Öffentlichkeit, interner Streit und Rücktritte mehrerer Vorsitzenden, Stimmenverluste um die 20%, schließlich Auflösung. Als ProDG, nach ersten Erfolgen, halsbrecherische Koalitionen und Wählerbetrug.

    Die Verdienste sollen nicht veschwiegen werden: Die Ideenschmiede in der Eifel hat tapfer gearbeitet. Doch wurden ihre besten Männer Michel Louis, Wilhelm Pip, Reiner Pankert, Michel Kohnemann oder
    Klaus Baltus auf infame Weise hintergangen. Aber schon ist bereits erneut eine neue Generation an Akademikern da, bereit mit einigen Gänsefüßchen unsere Geschichte wieder zu korrigieren. Typisch wie schon vor 30 Jahren in Düsseldorf, so jetzt in Trier: Hauptsache durchmarschieren.

    Es sind hochpolitische Wochen in Ostbelgien. Doch nur Gerard Cremers OD hat das bemerkt.

  10. Krisenmanagement

    Diskussionen sind in Ostbelgischen Historikerkreisen nicht unbedingt erwünscht. Diese kontroversen Diskussionen werden fehlen auch meistens in der Ostbelgischen Politik. Minke hat durchaus berechtigte Zweifel an der Betreuung durch die Universität Trier. Wenn man zwischen den Zeilen liest, werden auch Zweifel an der historischen Arbeit des „DR.“ Carlo Lejeune erwähnt. Wissenschaft von Kontroversen und Diskussionen. Dazu ist Lejeune nicht in der Lage. Minke hat noch alles sehr diplomatisch formuliert. Aber wenn man den Werdegang des Lejeune sieht, Besuch der PDB Kaderschmiede BS. Dort sind bis heute keine freien Gedanken der Schüler erwünscht. Aber damit verbunden ist eine Prägung der Obrigkeitshörigkeit. Berichte über die Doktorarbeit sollten unterdrückt werden. Vielleicht sollten mal alle Subventionen, des Ostbelgischen Ministerien auf den Prüfstand. Als allererstes sollten die Subventionen des Grenzechos auf den Prüfstand. Dort haben sich so viele Abhängigkeiten entwickelt, das ZOG ist nur die Spitze eines Rieseneisbergs.

    • Detlef Spendenheim

      Da das Eupener Parlament ja ein Super-Fragen-Club war und noch immer ist, wundert es mich sehr, dass da keine wichtige und bohrenden Fragen bzgl. gerade dieser horrenden Spenden an unsere Medien gestellt werden, über deren Sinn und Zweck!? Es sind ja ein saftiges und Grosses Stück aus Steuergeldern die da einfach so überwiesen werden. Über Sinn und Zweckmässigkeit der Überweisungen stellt sich der Bürger schon seine Fragen. Hier wird all zu leichtsinnig über das bitter erarbeitete Steuergeld verfügt. Die Austeiler machen es sich zu einfach, die denken nicht nach: woher kommt das Geld alles, dürfen wir sowas überhaupt, usw!? Und dann diese Riesensummen. Unglaublich, und das für die paar Einwohner. Den Spendern geht es nur ums Punkte sammeln, den Rest interessiert die nicht.

  11. Warten auf Justitia

    Man spürt, das Interview von Gerard Cremer mit Dr. Alfred Minke hat die aufgeregte Stimmung um die Plagiatsvorwürfe gegen Dr. Lejeune beruhigt. Die Meinung des Eupener Historikers hat viele zum nachdenken angeregt.

    Zu befürchten bleibt, dass spätestens am 7. Dezember die alten Wunden wieder aufbrechen, wenn, – was anzunehmen ist -, der Schriftsteller Bruno Katheuser zu 10. 000 Euro Schmerzensgeld an Lorenz Paasch verknackst wird.

  12. Kaiserin

    Begrüßenswert ist dieses Interview mit Dr. Minke, es hat das Niveau der Diskussion auf OD merklich erhöht.
    Mir ist aufgefallen, dass Dr. Minke die Doktorväter/mütter in Belgien für profunder hält als im Nachbarland. Dabei denke ich, dass er keine diesbez. Erfahrung hat, aber es mag zutreffen. Es wäre mal interessant zu sehen, wie viele Doktoranden pro Professor diesseits und jenseits der Grenze angenommen werden, was auch ein Zeichen für Gründlichkeit bedeuten kann, wobei die heutigen technologischen Prüfungsmittel über Internet die Recherchen im Detail wesentlich erleichtern. Aber ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen um meine Meinung zu diesem Fall kund zu tun: selbst wenn Carlo Lejeune nicht sauber gearbeitet hat (Zitationen nicht als solche kennzeichnen….), so tut das seinen Leistungen keinen Abbruch, er hat das Interesse für unsere Geschichte bei der Jugend wesentlich gefördert, hat pädagogisch wertvolle Instrumentarien erarbeitet, ist fleißig, engagiert und in meinen Augen ein sehr rechtschaffener Mann. Sein Doktortitel ist nicht das, was ihn und seine Arbeit ausmachen! Und das sollte man nicht kaputt reden. Es besteht immerhin im kleinen Ostbelgien die Gefahr, dass beides vermischt wird und der Mann unnötig und schwer reparablen Schaden erleidet.
    Und: betreffend der Bewertung von Unterschiedlichkeiten in der Analyse von historischen Geschehnissen und dem Aufstellen von Thesen, so wäre es doch interessant, diese näher kennen zu lernen. Das darf man doch erwarten von Wissenschaftlern, die von der Allgemeinheit finanziert werden, oder?

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern