Politik

Aktionstage Politische Bildung im Zeichen des Ausbruchs des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren

V.l.n.r.: Serge Heinen, Pressereferent, Dr. Herbert Ruland, Leiter GrenzGeschichteDG, Oliver Paasch, Unterrichtsminister, Martha Kerst, stellvertretende Direktorin der Autonomen Hochschule, und Gabi Borst, Assistentin GrenzGeschichteDG. Foto: OD

Mit dem Solidaritätsmarsch zu Gunsten des Fairen Handels haben am 1. Mai die Aktionstage Politische Bildung begonnen. Diese stehen 2014 im Zeichen des Beginns des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren. Federführend bei der Organisation der Aktionstage in der DG ist der Fachbereich GrenzGeschichteDG an der Autonomen Hochschule (AHS).

In Anwesenheit von Unterrichtsminister Oliver Paasch (ProDG) wurde das Programm der diesjährigen Aktionstage am Sitz der Autonomen Hochschule in der DG vorgestellt.

Hervorzuheben ist ein Vortrag am Mittwoch, dem 7. Mai, am Regierungssitz des Ministerpräsidenten in Eupen.

Das Programmheft der diesjährigen Aktionstage Politische Bildung kann man am Ende dieses Berichts als PDF einsehen.

Das Programmheft der diesjährigen Aktionstage Politische Bildung kann man am Ende dieses Berichts als PDF einsehen.

Dr. Herbert Ruland, Leiter von GrenzGeschichteDG, referiert um 19.30 Uhr über den 1. Weltkrieg im deutsch-belgisch-niederländischen Grenzland.

Mini-Globalisierung bis 1914

„Vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs gab es hier im Grenzland eine Art Mini-Globalisierung“, so Ruland: „Die Grenzen spielten eigentlich überhaupt keine Rolle in der damaligen Zeit. 1914 veränderte sich das schlagartig. Nach 1914 war hier nichts mehr so wie vorher.“

Im Mittelpunkt des Vortrags von Ruland „steht nicht das Schlachtgetümmel und vermeintlich heroische Soldatentum, sondern das Leben und Leiden einer durch die Kriegsereignisse vergewaltigten Grenzbevölkerung“.

Am 17. Mai findet eine Rundfahrt statt, die zu Orten führt, die im Ersten Weltkrieg eine wichtge Rolle gespielt haben. Sie startet am Garnstock, wo sich von 1815 bis 1919/20 die preußisch-niederländische und ab 1830 die preußisch-belgische Grenze befand. Hier überschritt am 4. August 1914 de 11. Brigade die Grenze zum neutralen Belgien.

Dr. Herbert Ruland, Leiter von GrenzGeschichteDG. Foto: OD

Dr. Herbert Ruland, Leiter von GrenzGeschichteDG. Foto: OD

Weitere Stationen der Rundfahrt am 17. Mai sind der ehemalige preußische Grenzbahnhof Herbesthal, die frühere Grenzstation Weiss-Haus (Maison Blanche), das ehemalige Neutral-Moresnet, das mit dem Versailler Vertrag zusammen mit den Kreisen Eupen und Malmedy zu Belgien kam.

Weiter geht es nach Vaals, zum Eisenbahnviadukt von Moresnet, der von russischen Kriegsgefangenen gebaut wurde, ein Denkmal bei Schloss Beusdael, das an den elektrischen Todeszaun erinnert, der Fort von Battice, der jedoch erst nach dem „Großen Krieg“ gebaut wurde und ein Denimal in Melen bei Herve, das an die Ermordung von 124 Menschen – darunter Frauen, Kinder und Greise – durch deutsche Soldaten im August 1914 erinnert.

Praktische Informationen zu dieser Rundfahrt finden Sie im Programm als PDF am Ende dieses Berichts.

Leben und Leiden der Grenzbevölkerung

Um den 1. Weltkrieg geht es auch am 23. Mai bei der Ausstellung „Traces 14-18“ im Heimatmuseum St. Vith. Dabei handelt es sich um ein internationales Schülerprojekt.

Am 30. Juli wird in Weiss-Haus (Maison Blanche) eine weitere Ausstellung eröffnet: „Die Menschen im Vierländereck und der Große Krieg – Leben und Leiden der Grenzbevölkerung“.

Eine Karikatur von Louis Raemaekers ist das Titelbild der Ausstellung vom 30. Juli.

Eine Karikatur von Louis Raemaekers ist das Titelbild der Ausstellung vom 30. Juli.

Schon das Titelbild der Ausstellung lässt niemanden unbeeindruckt: eine Karikatur von Louis Raemaekers. Sie zeigt einen Eisenbahnwaggon mit der Aufschrift „via Lüttich-Aachen“, aus dem jede Menge Blut fließt…

Am 4. August findet ab Weiss-Haus (Maison Blanche) ein Spaziergang mit Führung nach Hombourg statt. Dabei passieren die Teilnehmer auch den Tunnel bei Hindel, der vor 100 Jahren vermint wurde.

Die Aktionstage Politische Bildung befassen sich indes nicht nur mit dem 1. Weltkrieg. Auf dem Programm stehen auch ganz andere Aktivitäten, wie nachfolgend das komplette Programm als PDF zeigt.

KLICKEN SIE HIER für das komplette Programm (Heft mit 24 Seiten) der Aktionstage Politische Bildung

HINWEIS: Zu einem späteren Zeipunkt folgt noch ein Interview mit Dr. Herbert Ruland von GrenzGeschichteDG über den Ausbruch des 1. Weltkriegs im deutsch-belgischen Grenzland vor 100 Jahren. (cre)

17 Antworten auf “Aktionstage Politische Bildung im Zeichen des Ausbruchs des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren”

  1. Observer

    Wo waren auch noch Eupen, Malmedy und Sankt Vith 1914? Richtig, auf der anderen Seite , auf der falschen Seite. Damals verlief die Grenze nicht in Köpfchen, sondern am Kloster Garnstock. Gute Belgier gab es hier noch keine, wir waren alle gute Deutsche. Wir waren „Täterregion“. Darf man nicht vergessen.

    • Was ist denn bitte eine „Täterregion“? Hat die hiesige Region irgendwelche Taten begangen? Ja, man gehörte zu Deutschland und Deutschland ist im Ersten Weltkrieg in verschiedene Länder einmarschiert, so wie in diesem Krieg andere Länder in diesem Krieg in andere Länder einmarschiert sind. Es hat dann im ganzen Krieg von deutscher Seite Greuel an der belgischen Zivilbevölkerung gegeben, die während des ganzen Krieges so schlimm waren wie eine Woche belgische Besatzung des Kongos. Wenn die Soldaten des deutschen Kaisers belgische Zivilisten töteteten ist das ganz bös rassistisch gewesen, wenn die Soldaten, bzw. Domestiquen des belgischen Königs Kongolesen töteten, ja das konnte passieren, aber Belgien war ja eine konstitutionelle Monarchie, dann war das nicht so schlimm, weil Täter Demokraten, Opfer nur Neger. Bist du Deutscher oder Neger, bist du immer schuld, bist du Belgier hast du immer recht. 15 Millionen Tote Kongolesen und der König hängt immer noch nicht.

      • Ostbelgien Direkt

        Den Begriff „Täterregion“ hat bei der Pressekonferenz auch Dr. Herbert Ruland benutzt, und auch das Grenz-Echo verwendete in seinem Bericht den Begriff „Täterregion“. Gruß

        • Wahnsinn

          Und genau das ist zu kritisieren, selbst wenn Ruland den Begriff zwishen Anführungszeichen setzt. Was heißt ‚Täterregion‘ eigentlich? Eine Definition dieses Begriffes liefert Ruland nicht mit. Sicher hat es Kriegsgräuel von Seiten des deutschen Heeres gegeben, doch inwiefern Männer aus den Kreisen Eupen und Malmedy beteiligt waren, ist nicht ersichtlich. Unmöglich ist dies sicherlich nicht, doch die Region aus diesem Grund als ‚Täterregion zu bezeichnen, ist doch starker Tobak. Kurz: selbst wenn einzelne Soldaten aus Eupen-Malmedy an Gräueltaten beteiligt sein sollten – und erwiesen ist dies nicht – kann man nicht eine ganze Region als Täterregion qualifizieren. Davon abgesehen: so harmonisch wie Ruland das Zusammenleben über die Grenzen hinweg (vor 1914) beschreibt war es sicherlich nicht, da es doch auch Vorurteile auf beiden Seiten gab.

          • Öppe Alaaf

            Ich würde es eher anders herum sehen: Wenn die Region Teil des angreifenden Staates ist, so ist der einzelne Soldat aus Eupen-Malmedy Teil der deutschen Kriegsmaschinerie.
            Die Tat besteht übrigens nicht nur aus den vereinzelten Gräueltaten, sondern generell in einem Angriff, in dem zerstörte Städte und verhungernde Kinder nicht zu „Gräueltaten“ gezählt werden, sondern zu „Kollateralschäden“.

            Klar: Hätte Deutschland damals den Krieg gewonnen, wäre es ein gloreicher Befreiungskampf gewesen…

      • Öppe Alaaf

        Es ist interessant, mmm, dass Sie die Verbrechen des einen Landes mit den Verbrechen des anderen Landes zu rechtfertigen versuchen.

        Es sei denn, dass das deutsche Kaiserreich angetreten war, den Kongo von den Belgiern zu erlösen. ..war es meines Erachtens aber nicht. Kaiser Wilhelm hatte mit seiner „Hunnenrede“ von 1900 ja auch tief blicken lassen, was er von den Chinesen hielt.

        Der Ausdruck „Pardon wird nicht gegeben!“ hat durch diese Rede einen historischen Bezug bekommen.

        Also: Der König ist längst tot. Wenn Sie den König von heute hängen lassen wollen, gebe ich eine Alternative: Seien Sie nett zu den Schwarzen, die heute in Belgien leben. Das bringt mehr!

        Das historische deutsche Hauptproblem entstand übrigens im Zweiten Weltkrieg, nicht im Ersten. Aber da war die Region ja wieder bei Adolf und hat fleissig mitgespielt.

        Deutscher = Schuldig, Belgier = Recht, ist ein wenig vereinfachte Logik, finde ich, aber man kann es immer so drehen, dass es passend wird.

        • Der Erste Weltkrieg war nicht der Zweite Weltkrieg. Der Erste hatte viele Väter, währedend der Zweite allein von Deutschland verbrochen wurde und auch in seiner Durchführung von einer ganz andneren Qualität war. Kaiser Wilhelm war Angehöriger der asozialsten Familie Europas, in Russland und Deutschland ist das Problem gelöst, in England spinnen die noch rum.

          • Prinzipiell gebe ich Ihnen Recht, aber dass der Zweite Weltkrieg alleine von Deutschland „verbrochen“ wurde halte ich für zu einfach.
            Vielleicht sollte man nachschauer wer so alles die NSDAP und Adolf Hitler finanziert hat. Auch ist interessant zu sehen wer nach dem Zweiten Weltkrieg am meisten profitiert hat.

  2. senfgeber

    Wer Phantasiebegriffe wie „Täterregion“ in die Welt setzt, täte gut daran, das Buch von Christopher Clark „Die Schlafwandler.
    Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ zu lesen.

    Heimatkunde“experten“ dürften an dem Buch aber wenig Gefallen haben.

    Apropos „Politische Bildung“:

    In welche Richtung soll denn da „politisch gebildet“ werden?

    • gerhards

      Genau das frage ich mich auch, in welche Richtung soll das eigentlich gehen? Versucht man der Jugend hier dringlich zu erklären das sie Belgier sind oder gefälligst sein sollen?? Besser wäre es unsere Gemeinsamkeiten mit unseren Nachbarn zu vermitteln und zu erkennen, damit wir friedlich zusammenleben können. Berichte von Greueltaten sind da weniger hilfreich. Vorallem dürfte klar sein welcher Spagat im Hirn hier versucht wird. Traurig!

      • Anonymous

        Sehr gerne. Grundsätzlich hat man es als Historiker nicht einfach, da die Geschichtsforschung eben kein lukrativer und selbsttragender Forschungszweig ist und somit auf einen Brotherrn angewiesen ist, der meistens die eine oder andere staatliche Stelle ist. Alleine diese Tatsache sorgt schon dafür, dass unterschwellig auch gewisse Erwartungen an die Finanzierung geknüpft sind, und bei so heiklen Themen wie Krieg zwischen Nationalstaaten besteht diese Erwartung darin, einen besonderen Fokus auf die Greueltaten der anderen Kriegsteilnehmerstaaten zu setzen. In vorliegendem Fall geht es natürlich vor allem um die Gemengelage bis 1914, bei der eben nicht nur von kaiserlich-deutscher Seite aus viel Hetze betrieben wurde. Noch interessanter, aber darauf müssen wir sicher noch mindestens vier Jahre warten, wäre die Zeit zwischen 1918 und 1939 aus deutschsprachig-belgischer Sicht. Da bin ich wirklich gespannt, was unsere Regionalhistoriker zum Versailler Vertrag und dessen Folgen für unsere „Täterregion“ sagen werden.

        • Öppe Alaaf

          Ich vermute, dass sich der Begriff „Täterregion“ an den Begriff „Tätervolk“ anlehnt, und an die Diskussion anknüpft, die 1996 durch David Goldhagens Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ geprägt wurde.
          Demnach würde ich den Begriff „Täterregion“ als einen blöden Wortklau mit unsensibler Tendenz halten. (Tätervolk wurde zum Unwort des Jahres 2003)

          Dass er sich auf die von Ihnen angesprochene Epoche bezieht und implizit die DG als „Hitlers willige Vollstrecker“ bezeichnen mag, finde ich sehr witzig.

          Erinnern wir uns in diesem Forum doch gerne, dass die DG mit fliegenden Fahnen heim ins Reich zog und dannach den Schwanz einzog, brav den Amerikanern zugejubelte und durch Schmuggel ins besiegte Deutschland einen beachtlichen Wirtschaftsfaktor entdeckte.

          …Ja, ich freue mich auf die Diskussion mit der „Hitlers willigen Wendehals-Enkeln“. Aber das ist ein anderes Thema, denke ich.

          Ich möchte Senfgebers Tipp aufnehmen: „Die Schlafwandler“, C. Clark

          Meines Erachtens das beste Buch, das es momentan zum Ausbruch des ersten Weltkrieg zu lesen gibt.

          Belgisch oder Deutsch? Hat Belgien ein Interesse an der Diskussion über die Selbstfindung der DG? Keinen Einzigen! Ich glaube nicht, dass ein Staat wie Belgien es nötig hat, sich „Königs willige Historiker“ zu halten. Wahrscheinlich hat wieder ein Lokalist ein Budget der EU gefunden, dass es Minderheiten erlaubt, kleine Faltblättchen zu drucken, um auf sich aufmerksam zu machen. Wie wichtig ist das Thema „Rolle der DG im WK I“ ausserhalb der DG heute noch?

          …warum musste Napoleon auch bis nach Russland gehen? Hätte er in Köln STOPP gesagt, würde dieses ganze DG Gedöns keinen Menschen interessieren, weil es, objektiv betrachtet, nur ein langweiliger Haufen Dörfer und Heide ist.

          Was würde die DG ohne diese ganze Diskussion sein?

          Erfreuen sie sich (und mich) an der Diskussion, mehr Alleinstellungsmerkmale hat Kappesland einfach nicht. …und wenn der verzapfte Mist bis zum Himmel stinkt: Er ist im Interesse der DG, nicht Belgiens. Ohne dieses Mantra wäre schon längs Licht aus in den Ostkantonen. (Wogegen ich persönlich nichts hätte.)

          Öppe „Stroh zu Gold“ Alaaf

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