Gesellschaft

Protestaktionen der Gewerkschaften in Belgien

25.02.2021, Belgien, Brüssel: Figuren mit Schutzanzug, Schal und Plakaten stehen während einer Aktion der Christlichen Gewerkschaft auf dem Kunstberg. Foto: Nicolas Maeterlinck/BELGA/dpa

Am Donnerstag sind in ganz Belgien Arbeitnehmer auf die Straße gegangen, um ihrer Forderung nach höheren Löhnen Nachdruck zu verleihen.

Aktionen fanden auch in Eupen und Verviers statt. Am Mittwoch waren die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden über ein neues überberufliches Tarifabkommen abgebrochen worden.

25.02.2021, Belgien, Brüssel: Marc Leemans, Vorsitzender der Christlichen Gewerkschaft (ACV/CSC), spricht während einer Aktion auf dem Kunstberg. Foto: Nicolas Maeterlinck/BELGA/dpa

Der Zentrale Wirtschaftsrat hält Lohnerhöhungen von maximal 0,4 Prozent für angemessen, was der Arbeitnehmerseite aber zu wenig ist.

„Ein Aufschlag von 0,4 Prozent als Maximum für alle Unternehmen ist nicht realistisch“, wurde Marc Leemans, der Vorsitzende der Christlichen Gewerkschaft, auf dem VRT-Onlineportal flanderninfo.be zitiert. In der Gastronomie und im Eventsektor werde man diese 0,4 Prozent nicht erreichen. “Aber es gibt auch eine Reihe von Sektoren, denen es wegen der Corona-Epidemie gut geht und die sich wohl eine Tariferhöhung leisten können.“  Leemans nannte diesbezüglich den Lebensmittelsektor und die Pharmaindustrie. (cre)

18 Antworten auf “Protestaktionen der Gewerkschaften in Belgien”

    • der heilige josef

      Hier geht es um die Arbeitnehmer die bei milliardenschweren Konzernen mit strategischer Bedeutung beschäftigt sind und nicht um die schlecht bezahlten Minijobber ostbelgischer Scheinselbstständiger die ohne die künstliche Beatmung und dem Wohlwollen hiesiger Banken schon vor der Krise längst vom Markt verschwunden wären.

    • der heilige josef

      Komisch die großen Firmen sind aber hochprofitabel und steigern von Jahr zu Jahr ihre Produktivität. Man sieht was gute Tarifverträge und die Mitbestimmung der Arbeitnehmer bewirken können, ganz Belgien lebt von der Wirtschaftskraft seines industriellen Kerns. Sie dagegen beschränken sich grundsätzlich auf die Verbreitung von Blödsinn, während die Leistungsträger in den Konzernen die Bänder am Laufen halten.

      • Sie sind ein Träumer und haben von der Realität wenig oder gar keine Ahnung.
        Die Protestler sind in den meisten Fällen eben nicht die die was am Laufen halten.
        Und sollten Sie es noch nicht bemerkt haben, die „Bänder“ wandern im weiter aus unserem Land ab…

        • Nun ja...

          @klar
          Ohne Ihnen zu nah treten zu wollen, aber wenn Sie etwas in dem sich alle drei großen nationalen Gewerkschaften einig sind, nur an „die roten Faulenzer mal wieder“ festmachen, vermitteln Sie eher den Eindruck nicht richtig informiert zu sein und/oder aus welchem Grund auch immer jemand zu sein der diese „rote“ Gewerkschaft nicht mag (was selbstverstänlich Ihr gutes Recht ist).
          Vielleicht lassen Sie uns alle ja einfach an Ihrem großen Erfahrungsschatz teilhaben, denn Sie scheinen ja über unglaublich viele Internas von so vielen großen Unternehmen Bescheid zu wissen… Ein allwissender Rotenhasser der in seiner Abneigung ausblendet was der schreiber „Planwirtschaft“ hier nachstehend jedoch sehr treffend (nach meiner ganz persönlichen Meinung) beschreibt.
          Vielleicht einfach mal den blinden Gewerkschaftshass auf Seite schieben und sich darüber Gedanken machen? Es gibt genügend Arbeitnehmer die es verdient haben mehr als 0,4% Lohnerhöhung zu bekommen, und es gibt auch Sektoren/Arbeitgeber die dies verkraften könen. Und wenn Sie denken nur weil es 1,5 oder 2% oder mehr statt dieser 0,4% würden, würde das ein Abwanderungswilliges Unternehmen davon abhalten abzuwandern, ja dann, dürfen Sie auch gerne an den Weihnachtsmann und den Osterhasen glauben..

        • der heilige josef

          Lesen sie erst mal die Geschäftsberichte von in Belgien ansässigen Konzernen und vergessen sie die Personal und Sozialberichte nicht, auch die Börsenberichte nicht vergessen. Dann verstehen sie etwas mehr von unserer Wirtschaft und sie könnten ihre tiefsitzenden Vorurteile anderen Menschen gegenüber ablegen. Hoffnung kann man ja mal haben das Weiterbildung auch bei verbohrten Fällen etwas nutzt.

          • Nun ja...

            Soso… Nun gehen Sie also in Ihrem Allwissen auch davon aus dass Sie der Einzige sind der die Entwicklung der Wirtschaft verfolgt und Bilanzen einsieht (in Ihrer Auflistung fehlt übrigens noch der Bericht des Wirtschaftsprüfers, wenn Sie denn schon zeigen wollen wie schlau Sie sind..).
            Was nun meine angeblichen tiefsitzenden Vorurteile angeht… Nun ja… Ich habe nicht kollektiv alle Mitglieder der roten Gewerkschaft als „rote Faulenzer“ abgestempelt, dass waren Sie ;-)
            Ich glaube tatsächlich (wie naiv nicht wahr?) dass es in jeder Gewerkschaft gute/engagierte und weniger engagierte Menschen gibt, wie es auch der Fall bei Arbeitnehmern und auch Arbeitgebern ist.
            Fakt bleibt, dass man nicht in einer Gruppe „alle“ über einen Kamm scheren sollte (das war eigentlich der Grund warum ich auf Ihren Post reagiert habe..), genauso wie es Fakt ist dass nicht jeder Sektor in der Krise schlecht funktionierte. Und daher denke ich dass man das auch differenzierter betrachten und behandeln darf ;-)
            In diesem Sinne dürfen Sie aber falls die Gewerkschaften mehr als diese 0,4% erreichen gerne den Unterschied von Ihrer Erhöhung spenden, aber ich wette, so weit geht dann der Hass auf „die roten Faulenzer“ doch nicht…für irgendetwas müssen die ja gut sein nicht wahr, wenn’s denn auch schon mal für die eigene Schein“heilig“keit ist – ist ja auch einfacher alle kollektiv zu beleidigen ..

            • der heilige josef

              Sie scheinen hier etwas durcheinander zu bringen, ich beziehe mich auf den Herrn KLar der ja aufgrund seiner Beiträge, ein sagen wir mal schwieriges Verhältnis zu den Arbeitnehmern hat, die er für unproduktiv hält. Vielleicht möchte er ja das nur die Bosse Gehaltserhöhungen einstreichen und das alle anderen die ebenso am Erfolg mitgearbeitet haben, leer ausgehen. Leute die so dachten gab es in der Mitte des 19 Jahrhunderts reichlich, vornehmlich in der Besitzerklasse. Ob Herr Klar dazugehört oder dazu gehören möchte, oder sich nur gerne über vermeintlich Faule erhebt hat er noch nicht verraten.

              • Während Sie scheinbar zu Hause sitzen und sich Bilanzen und Börsenkurse ansehen wovon Sie ggf. nicht wirklich Ahnung haben aber daraus Meinung bilden bin ich (Arbeitgeber) fast täglich in größeren Unternehmen, vornehmlich Pharma, Stahl, Flugzeugteile, Materialverarbeitung,… unterwegs, und da sind und bleiben (bis nichts mehr geht) die roten Socken ein Dauerproblem.
                Heben sie einfach Ihren Kopf vom Bildschirm weg und schauen sich die Wallonie an, da kann man sich sehr schön das Resultat der Sozen und Ihrer FGTB anschauen.
                Aber gut, im Endeffekt kann und soll es mir egal sein

                • Walter Keutgen

                  Im Artikel geht es aber um die grüne (christliche) Gewerkschaft. Und gerade in der Wallonie hat die christliche Gewerkschaft immer wieder durch hartes Verhalten beweisen wollen, dass sie eine bessere Gewerkschaft ist als die rote (sozialistische). In Flandern ist das nicht so nötig, weil sie da die dominierende Gewerkschaft ist.

                  Mit den Interessenvertretungen ist es so, dass, wenn sie nicht periodisch Neues erkämpfen, sie ihre Daseinsberechtigung verlieren und in der Folge verschwinden. Es ist aber so in Belgien, dass mittlerweile die Regierung seit Jahrzehnten die Lohnentwicklung begrenzt und man bei 0,4% pro Jahr 5 Jahre braucht, um einen Indexsprung zurückzuholen. Und das obwohl Neoliberalismus herrscht. Den Gewerkschaften kann man vorhalten, dass, wenn sie da Lohnerhöhungen herausschlagen, wo die Löhne schon gut sind, in der Tat mit den Jahren die Abwanderung der Produktionsbetriebe ins Ausland oder immer größere Produktivität d.h. Verringerung der Anzahl Arbeiter verursachen. Man kann ihnen auch vorwerfen, dass sie so die Lohnanpassung in Branchen, wo Personalmangel besteht, verhindern. Aber für dieses sind Regierung und Arbeitgeberverbände auch zu kritisieren.

                • Nun ja...

                  Nach Ihrer Aussage ist es also so, dass es immer „die roten Socken“ sind die Probleme verursachen…Deutlicher hätten Sie Ihre Abneigung gegen die roten Gewerkschaftler aber nun wirklich nicht ausdrücken können, und damit auch nicht Ihre Verblendung und Leugung der Realität des Terrains, dass Sie ja angeblich sooo gut kennen.
                  Darf ich Sie darum bitten, von den ach sooo großen und vielen Unternehmen in denen Sie ja nach eigener Aussage täglich unterwegs sind mal zu benennen, in wievielen Unternehem (also keine Unternehmensnamen damit Sie die Anonymität der von Ihnen großen besuchten Unternehmen auch wahren können…) bei Sozialkonflikten nur und einzig die rote Gewerkschaft das von Ihnen genannte Problem darstellen? Nach Ihrer Leseart wäre ja die grüne (und blaue?) Gewerkschaft bei Unternehmen mit Sozialkonflikten nicht betroffen?? Common, wem wollen Sie das denn nun plausibel machen?
                  Man braucht sich bei Betrieben mit Sozialkonflikten doch nur die Pressemitteilungen anzuschauen um zu sehen dass es in den allermeisten Fällen so ist, dass wenn grün und rot vertreten sind im Unternehmen, auch grüne und rote Gewerkschaftsvertreter in den Berichten gezeigt/interviewt werden. Nach Ihrer Darstellung würden also die roten immerzu die Probleme verursachen, und wenn es dann zum offen ausgetragenen Sozialkonflikt kommt, würden sich also die grünen jeweils mit ins Boot ziehen lassen von den roten? Das wollen Sie allen Ernstes hier den Lesern weiss machen?
                  Ein wahrer (Ver)Kenner sind Sie ja, aber einer der in sämtliche großen Betriebe ein und -ausgeht wie er lustig ist, und, nun ja… lustig ist er ja…
                  Und bevor die Frage kommt, um kritisch zu sein muss man kein Gewerkschaftler sein, es ist allerdings auch kein Privileg von Unternehmern.
                  Ich bin persônlich der Überzeugung, dass abwanderungswillige Unternehmen unabhängig von einer gewerkschaftlichen Präsenz oder deren Aktionen, dies auch tun werden – mit Gewerkschaften im Hause ist es aber nicht ganz so einfach durch die Hintertür klamm und heimlich abzuhauen und die Arbeitnehmer, die durchaus oftmals jahrelang gut und gerne ihren Job gemacht haben, einfach im Stich zu lassen. Man sollte auch nicht ausser Acht lassen dass es doch in der Regel eher die großen Unternehmen sind, die die Möglichkeiten und Mittel haben Standorte umfangreich ins Ausland zu verlagern. (Abgesehen von Unternehmen in Grenzregionen wie zum Beispiel unserer, siehe Eiffel und Luxembourg, wo die Anwanderung auch kleinerer Betriebe – ohne hier Kritik üben zu wollen – seit Jahren eine Tatsache ist).

  1. Planwirtschaft

    Traurig dass man sich nicht zumindest auf Ebene der Sektoren auf übergreifende Tarifabschlüsse einigen kann in solchen Krisensituationen. Tatsächlich sind doch Sektoren hoch rentabel und müssten sogar auf Arbeitgeberseite Interesse daran haben, die dringend fehlenden Fachkräfte besser zu bezahlen. Andererseits gibt’s derzeit Sektoren die am Rand des Abgrund stehen und wo jeder Arbeitnehmer froh wäre überhaupt wieder arbeiten zu dürfen.
    Was wir jetzt sicher nicht brauchen ist eine politisch gleichgeschaltete Lohnbremse, zu wenig für die einen und zu viel für die anderen… in jedem Fall ein Armutszeugnis für den Sozialdialog, der in Belgien oder Deutschland traditionell stets das beste Modell war.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern