Politik

Ab Sommer 2022 anderer Schulrhythmus („7+2“) bei den Frankophonen – In der DG noch keine Entscheidung

Primarschüler in einer Schulklasse, während die Lehrerin mit Mundschutz unterrichtet. Illustrationsfoto: Luka Dakskobler/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa

AKTUALISIERT – Eine der wichtigsten Neuerungen in Belgien im Jahr 2022 betrifft die Französische Gemeinschaft, die ab dem Sommer 2022 eine Reform des Schulrhythmus durchführen will. Von einer „Revolution“ ist sogar die Rede.

Eines der Ziele der Reform ist es, dass sich zum ersten Mal die Schulrhythmen an den Bedürfnisse des Kindes orientieren sollen. Die Reform des Schulrhythmus betrifft 900.000 Schüler, rund 1,8 Millionen Eltern und mehr als 100.000 Lehrpersonen.

Konkret werden in der Französischen Gemeinschaft die großen Ferien etwas gekürzt: Wenn alles gut geht, wird das nächste Schuljahr am Montag, dem 29. August 2022, beginnen und nicht schon am 30. Juni 2023 enden, wie dies nach alter Regelung der Fall gewesen wäre, sondern erst am 7. Juli 2023.

Die Reform tritt mit Beginn des Schuljahres 2022-2023 in Kraft. (Zum Vergrößern Kalender anklicken)

Das Jahr wird dann im Rhythmus von sieben Schulwochen ablaufen,  gefolgt von zwei Wochen Ferien (außer in den großen Ferien natürlich), wodurch sich die Dauer der Herbstferien (oder Allerheiligen-Ferien) und der Karnevalsferien verdoppeln wird.

Während in der DG die Allerheiligen-Ferien bzw. Herbstferien eine Woche vom 31. Oktober 2022 bis 4. November 2022 dauern, haben die frankophonen Schüler um diese Zeit zwei Wochen frei (vom 24. Oktober 2022 bis zum 4. November 2022).

Eine weitere Folge ist die teilweise „Abkopplung“ der Ferien von den sie betreffenden Schlüsseldaten. So ist im Jahr 2023 der Ostermontag von den zwei Wochen Ferien, die man früher Osterferien nannte, abgekoppelt. Die Frühlingsferien finden vom 1. Mai 2023 bis zum 12. Mai 2023 statt.

Natürlich wirft eine solche Reform eine Reihe von technischen Problemen auf. Manche plädieren deshalb dafür, sie um ein Jahr zu verschieben, um das Ganze besser managen zu können. Bildungsministerin Caroline Désir (PS) und Ministerpräsident Pierre-Yves Jeholet (MR) sind jedoch anderer Meinung.

Pierre Yves Jeholet (MR), Ministerpräsident der Französischen Gemeinschaft (oder Föderation Wallonie-Brüssel), bei einem Besuch in Eupen. Foto: Gerd Comouth

„Es ist eine Schlüsseländerung für das Wohlbefinden der Kinder und zur Bekämpfung von Ungleichheiten in der Schule“, sagte Désir. „Es ist etwas, das gereift ist und abgesprochen wurde. An einem bestimmten Punkt muss die Politik auch in der Lage sein, solche Dinge zu entscheiden.“

Jeholet ist überzeugt, dass die anderen Gemeinschaften nachziehen werden und zu dem Schulrhythmus kommen, den die Französischsprachigen befürworten, wobei die Reform noch vom Parlament der Föderation Wallonie-Brüssel verabschiedet werden muss, was voraussichtlich im März der Fall sein soll. Das Hochschulwesen in der Französischen Gemeinschaft ist noch nicht betroffen.

Jeholet: „Alle sagen, dass das System aus medizinischer, pädiatrischer und psychologischer Sicht funktioniert. Seit 30 Jahren wird darüber gesprochen. Es kann einige Probleme verursachen, die wir versuchen, so weit wie möglich zu begrenzen. Wenn Flandern an unserer Stelle wäre, würde man ihnen nicht vorwerfen, dass sie zu schnell voranschreiten, sondern man würde die Französischsprachigen für ihre Langsamkeit kritisieren und weil sie nicht mithalten.“

DG: Bisher noch keine Entscheidung dafür oder dagegen

Was die DG betrifft, so verlautete am Dienstag aus dem Kabiett von Bildungsministerin Lydia Klinkenberg, für die Schulen in Ostbelgien sei bislang keine Entscheidung für oder gegen die Neutaktung getroffen worden.

„Die Bildungsministerin beobachtet die Umsetzung der neuen Schuljahrestaktung in der Französischen Gemeinschaft genaustens. Das Thema wird im Rahmen der Entwicklung einer Gesamtvision mit allen Akteuren breit konzertiert“, hieß es.

Der Schuljahreskalender in der DG wird erneut nur für ein Schuljahr festgelegt. Beginn des Schuljahres 2022-2023 wird der 1. September 2022 sein und enden wird es am 30. Juni 2023 (siehe Artikel über Feiertage und Schulferien unten). (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

16 Antworten auf “Ab Sommer 2022 anderer Schulrhythmus („7+2“) bei den Frankophonen – In der DG noch keine Entscheidung”

  1. Reuter N

    Jetzt haben wir es ja weit genug . Allerheiligen Ferien sind nun Herbstferien und Osterferien werden Frühlingsferien . Wie blöd wird unsere Gesellschafft überhaupt , die Kreuze wurden schon in den Schulen entfernt und nun das noch …….

  2. ejal wat!

    Ein absurdes System, das nicht mit den Feiertagen Rechnung trägt. So kann es beispielsweise – wie bereits in Luxemburg mehrfach vorgekommen – sein, dass Karneval mit Rosensonntag, Rosenmontag und Aschermittwoch überhaupt nicht in die Ferien fallen! Toll, das nennt man dann kulturelle Aufwertung und maßregelt den bereits durch die Pandemie arg gebeutelten Sektor vollends. Bravo kann man da nur sagen!!

    • deuxtrois

      „So kann es beispielsweise – wie bereits in Luxemburg mehrfach vorgekommen – sein, dass Karneval mit Rosensonntag, Rosenmontag und Aschermittwoch überhaupt nicht in die Ferien fallen!“

      Was hat Luxemburg mit Belgien zu tun?
      Wie oft war das in Belgien der Fall?

      • Walter Keutgen

        deuxtrois, das war in Belgien noch nie der Fall, weil die Reform doch erst geplant ist. Belgien und Luxemburg hatten Zoll- und Witrtschaftsunion, sind Mitglieder des Benelux, Mitglieder des Schengenraums und EU-Länder. Etliche im Süden der Ostkantone brauchen dieses Ländchen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wozu Wallonien seit fünfzig oder mehr Jahren immer weniger imstande wird.

  3. Wat Neues

    Unsinnig, unnötig, unlogisch und unzweifelhaft eine Schnapsidee. Hoffentlich kommt die DG nie auf diesen « Trichter »!
    Das Jahr der Kinder wird zerhackstückelt, was daran pädagogisch besser ist, erschließt sich niemandem. Die Kinderbetreuung in Sport-, Kultur- oder Pfadfinderlagern wird zur planerischen Quadratur des Kreises. Was Kids außer Computerspielen in den langen Ferien zu Herbst und Winter tun ist fraglich. Und wenn’s keine christlichen Feiertage und Feste, Traditionen wie Karneval etc mehr zu feiern geben darf, warum dann überhaupt frei geben, dann gewinnt man noch mehr Lerneffizienz und -zeit… wenn man denn in Sekundarschulen nicht eh je zwei bis drei Wochen « Ferien » nach den Prüfungen und vor der (Schwer)Geburt von Stundenplänen dranhängen würde in denen Leerlauf herrscht. Vielleicht (auch in der DG) da ansetzen mit effizienteren Planungen statt Ferienchaos schaffen !!!

    • ejal wat!

      @Wat Neues: Sie haben alles richtig erwähnt, doch möchte ich hier mal eine Lanze für die Schulen, Lehrer und Schulverantwortlichen brechen. Sie erwähnen hier zwei bis drei Wochen „Ferien“ nach den Prüfungen? Das kann ich so nicht bestätigen, denn es handelt sich vorwiegend um eine Woche in denen die Prüfungen verbessert werden und die Klassenräte stattfinden, damit die Eltern auch fristgerecht die Ergebnisse ihrer Töchter und Söhne erhalten. Also bitte nicht übertreiben und die Kirche im Dorf lassen. Vielleicht meinen Sie auch auch die Prüfungsperiode selber: das sind – nicht wie bei verschiedenen Schülern gemeint – KEINE Ferien, sondern eine Phase der Vorbereitung und des Lernens. Der Blockus – wie er auch an Unis und Hochschulen nach wie vor praktiziert wird – ist keine Phase des grenzenlosen „Playstationings“ sondern soll vielmehr dazu genutzt werden den im Unterricht erfahrenen Lernstoff eigenhändig zu wiederholen. Also ist diese Zeit keine Ferienzeit! Was die Schwergeburt von Stundenplänen anbelangt, so hat diese kaum Einfluss auf den reibungslosen Schulverlauf zu Beginn eines Jahres. Der Unterricht läuft nach den beiden ersten Tagen „Eingewöhnungszeit“ durchweg gut. Natürlich kommt es vor, dass an den Stundenplänen noch ein Feinschliff erfolgt, aber das hat ja nichts mit Unterrichtseinheiten oder Unterrichtsqualität zu tun. Eine effizientere Planung wäre nur dann möglich, wenn sich die Eltern bereits Anfang Juli für eine Schule entscheiden würden und sich nicht auf den letzten Drücker einschreiben. Das kreiert Chaos!

      • Wat Neues

        @egal wat! Lehrer*innen gibt’s solche und solche und viele gute.
        Fakt ist, dass meine Tochter am KAE durchweg vor Mitte Juni durch ist mit den Prüfungen und die von Ihnen genannte « Woche » Verbesserung und Klassenräte, zwei bis drei Wochen sprichwörtlich « nichts mehr zu tun » für die Schüler bedeutet und dass meine Tochter letzten Dezember Mitte des Monats ihre letzte Prüfung hatte und in ihre drei Wochen Weihnachtsferien gegangen ist.
        Ungeachtet dessen sind die Neuerungen in der Wallonie « Ändern um zu Ändern » und werden das marode Schulsystem und die miesen Lernergebnisse (siehe Pisa) dort sicher nicht verbessern…

  4. Der nächste Sektor der an die Wand muss...

    Das ist dann wohl der nächste Sektor, um den sich die Politiker kümmern werden, damit er so richtig an dei Wand fährt… Wenn Politiker das Wort ‚Revolution‘ in den Mund nehmen, muss die Frage gestattet sein, was wollen diese Revolutionäre denn revolutionnieren ? Die eigene Dummheit ? Oder soll dafür gesorgt werden dass alle Bürger den Dummheitsgrad der Politiker erreichen ?

  5. Peter Müller

    Das war immer so und soll so bleiben. So ist der Normale Mensch. Wenn alle so gedacht hâtten , lebten wir noch auf Bäumen;. Warum nicht mit der Zeit gehen und mal umdenken. ändern kann man es immer noch. Alles wird sich an die neue Situation anpassen, wie im realen Leben. Andere Länder haben auch andere Ferienzeiten.

  6. Als ich ein kleiner Jugendlicher war sahen meine Sommer Ferien so aus
    1 Woche Urlaub mit der Familie
    2 Wochen Jugendlager
    4 Wochen Ferienjob
    In der restlichen Zeit wurde für Nachprüfungen gelernt und sich mit Freunden getroffen.
    Wie sollen die Jugendlichen von heute dies unter eine Hut bekommen falls diese schwachsinnige Änderung kommt?

    • Wat Neues

      @ Peter Müller
      « Jugend » hat vollkommen recht ! Sommerferien bedeutet Pfadfinderlager, Sportaktivitäten, Urlaub mit den Eltern und leider manchmal auch büffeln für Nachprüfungen. Dass viele Jugendliche (nicht Kinder) nicht wie Sie mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden sondern sich ihr Mofa, ihr Taschengeld, ihr Handy etc selbst verdienen müssen ist nicht nur Tatsache sondern sehr gut so. Ich hab in meinen zahlreichen Ferienjobs sehr viel über die Berufswelt, das Leben etc gelernt, manchmal mehr als in ein oder zwei Wochen Schule, die man jetzt glaubt „neu erfinden“ zu müssen… ob in zweiwöchigen „Herbst- oder Maiglöckchenferien“ all das noch möglich ist und was der Zirkus bezweckt, wage ich mehr als zu bezweifeln… DG nach da bloß nicht mit!

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