Gesellschaft

„PSSSTTTT!!! Ruhe bitte!“ – Eupen und die Sperrstunde, die keiner will…

Mit diesem Schild werden die Besucher einer Restaurant-Bar am Eupener Kehrweg gebeten, sich beim Verlassen des Lokals ruhig zu verhalten. Foto: OD

Am Donnerstag stand im Eupener Rathaus das Thema Sperrstunde zur Diskussion. Eingeladen hatten Kulturschöffe Philippe Hunger (PFF) und der Jugendbeauftragte der Stadt Eupen, Tom Rosenstein (Ecolo). 20-30 Personen waren der Einladung gefolgt. Tenor: Die Sperrstunde macht wenig Sinn, ist bisweilen sogar kontraproduktiv – aber welches ist die Alternative?

Dass am Ende der Veranstaltung eine Arbeitsgruppe eingesetzt wurde, zeigt, dass eine Lösung des Problems nicht in Sicht ist. „Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis“, heißt es oft.

In Eupen liegt die Sperrstunde an gewöhnlichen Tagen um 1 Uhr, am Wochenende um 2 Uhr und vor Feiertagen um 3 Uhr. An Silvester und Karneval sowie während der Kirmes gibt es keine Sperrstunde.

Anlässlich des Gesprächs zwischen Stadt und Bürgern am Donnerstag brachten die Jusos Ostbelgien zum Thema Sperrstunde eine Pressemitteilung heraus, um ihre Position in dieser Angelegenheit darzulegen.

Die Jusos empfinden die Sperrstunde als eine „Kollektivstrafe“, da die Mehrheit der Eupener Jugendlichen friedlich feiere und die Nachbarschaft nicht zur späten Stunde störe.

Auch tagsüber können Veranstaltungen erfolgreich sein, etwa das Sommerfestival "Trakasspa" im Eupener Ortsteil Nispert. Foto: Trakasspa

Auch tagsüber können Veranstaltungen erfolgreich sein, so zum Beispiel das Sommerfestival „Trakasspa“ im Eupener Ortsteil Nispert. Foto: Trakasspa

„Hinzu kommt, dass es verstärkt zu Schwierigkeiten kommen kann, wenn viele Menschen zum selben Zeitpunkt das Lokal verlassen müssen.“

Außerdem sehen die Jusos ein Problem darin, dass die lokale Wirtschaft durch eine solche Sperrstunde geschwächt werde. „Wenn es bei der Party ,Ende Gelände‘ heißt, dann haben viele Jugendliche Lust, noch weiter zu feiern“, so Josiane Michiels von den Jusos Ostbelgien: „Diese Mehreinnahmen bleiben den Veranstaltern verwehrt. Manche begeben sich auch beispielsweise sofort nach Aachen, um nicht doppelt Eintritt bezahlen zu müssen.“

Einen Lösungsansatz sehen die Jusos in einem „Mentalitätswechsel“, was die Tageszeit mancher Partys angeht. „Schaut man sich den Zeitpunkt mancher gut besuchter Party-Veranstaltungen der letzten 2 Jahre an, so kann man erkennen, dass man – vor allem im Sommer – als Veranstalter auch tagsüber Erfolg haben kann“, so Stefan Braun, der jedoch klarstellte: „Das heißt natürlich nicht, dass gleich JEDE Party unbedingt tagsüber stattfinden muss, aber man kann sich einander hin und wieder entgegenkommen. Dafür bedarf es jedoch nicht gleich einer Sperrstunde.“

Auch die Veranstalter selbst können bisweilen ihr Scherflein dazu beitragen, dass sich die Lage für die Anwohner zumindest etwas bessert. So werden die Gäste einer Restaurant-Bar am Kehrweg durch ein Schild gebeten, sich beim Verlassen des Lokals möglichst ruhig zu verhalten. „PSSSTTTT!!! Bitte respektieren Sie die Nachtruhe unserer Nachbarn!“ ist auf dem Schild in Deutsch und Französisch zu lesen. (cre)

NB. Am Freitagmittag veröffentlichte auch die JFF, die Jugendorganisation der PFF, eine Stellungnahme zum Thema Sperrstunde:

JFF: SPERRT DIE SPERRSTUNDE!

39 Antworten auf “„PSSSTTTT!!! Ruhe bitte!“ – Eupen und die Sperrstunde, die keiner will…”

  1. Alles schön und gut.
    Aber wenn man in der Nähe eines Lokal oder eines sonstiges Gebäude wohnt wo gefeiert wird,sieht es meistens ANDERS aus.
    Dann wird oft (nicht immer) gegrölt und Wild gepi…t.
    Ich spreche aus Erfahrung

  2. Mischutka

    Ich kann mich da noch sehr gut an meine eigene Jugendzeit erinnern (ist schon 50 Jahre her, ich war damals knapp über 20) : Wenn „Sperrstunde“ war, z.B. 1.00 Uhr, tauchte genau um diese Uhrzeit die Polizei im „lauten“ lokal auf – und dann …. ging es schnellstens ab zu Mama und Papa. Damals wurde in einem (Eupener) Karnevalslied -von Hermann Rutté geschrieben- schon gesungen :
    „Morgens früh, um EIN Ühr,
    fliegste jetzt vor die Tür“
    Da hatten wir alle noch „Angst“ vor der Polizei, vor einer „fiesen“ Strafe und (natürlich) vor den Eltern ….
    Heute denken wohl (viele) …..“Ihr könnt mich alle mal ********* „! – und lachen sich kaputt …..
    MfG.

    • R.A. Punzel

      Jaja, der gute alte Erich und seine Margot. Endlich R.I.P. Hätten die beiden Bei Uns das Sagen gehabt, sähe alles ganz, ganz anders aus. Um Eupen und Charleroi wäre eine gaaaaanz hohe Mauer gebaut (damit keiner den inneren Frieden stört) und die Sekretärin aus der Uckermarck (Angela, das Streichholz der Margot) wäre sicherlich Provinzgouverneurin, bzw. oberste Senatorin der DG.

      Aber das Schicksal hat es gut mit uns gemeint. Wir Ostbelgier sind doch eigentlich Noahs Vertreter, also die den Auftrag des Herrn,die „Arche Noah“ zu bauen erfüllen, oder:

      http://www.magistrix.de/lyrics/Bruce%20Low/Noah-130548.html

  3. Werter Reporter,
    Wären sie gestern da gewesen hätten Sir mitbekommen das keine Arbeitsgruppe zur Lösungsfindung gegründet wurde, sondern eine Gruppe die die gefundenen Lösungen zu Papier bringt und dem Stadtrat vorstellt. Hier ist doch ein großer Unterschied zu sehen.
    Zudem stelle ich mir eine weitere frage:
    Kulturschöffe Philippe Hunger hat diese Versammlung einberufen und sich den Jugendbeauftragten Tom Rosenstein mit ins Boot geholt. Auch unter den Gästen waren keine Sozialisten zu sehen. Also was Bitte haben die Jusos damit zu tun? Hätten sie zumindest Interesse an dem Thema wären sie gestern da gewesen. Das ist ja schon beschämend wert wie dieser Verein sich mit fremden Loorbeeren schmücken möchte obwohl man 0 Interesse zeigte…

    • Ostbelgien Direkt

      @Juno: Sie behaupten, am Donnerstag sei keine Arbeitsgruppe zur Lösungsfindung gebildet worden? BRF und Grenz-Echo schreiben das aber.
      BRF: „Eine Arbeitsgruppe aus Bürgern und Veranstaltern soll jetzt gemeinsam über eine neue Regelung nachdenken.“
      Grenz-Echo: „In den kommenden Wochen wird sich eine Arbeitsgruppe, die am Abend gebildet wurde, zusammensetzten, um einen Entwurf einer neuen Polizeiverordnung zu erarbeiten.“

      Und was die Jusos betrifft: Wenn die Jusos eine Pressemitteilung zum Thema Sperrstunde herausgeben, weshalb soll OD nicht darauf eingehen?
      Es ist ja auch nicht so, dass sich nur die Personen zu dem Thema äußern dürfen, die am Donnerstag im Rathaus anwesend waren. Gruß

      • Kopfschüttler

        Es ist doch einfach nicht zu begreifen, Ih seid ja noch verrückter als die Deutschen. Ihr kriegt die Gastronomie schon kaputt. Erst Rauchverbot, jetzt der Blödsinn. Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als Schnaps bei Euch nur 22% haben durfte. Trotzdem haben wir überall Schnaps bekommen. Der musste dann nur aus einem geparkten Wagen draußen geholt werden. Habt Ihr wirklich nichts sinnvolles zu tun. Für was gibts eigentlich die DG ? Nach meiner Meinung nur Geldvernichter und Verdiener auf der anderen Seite. Zu sagen habt Ihr eh nichts. Könnt mich totlachen auf der deutschen Seite

  4. Der „normale“ Bürger wird bei dieser Zirkusveranstaltung sowieso nicht mitmachen.

    Somit sind dort nur Profiteure (wie Herr Rosenstein gleichzeitig auch Veranstalter) und Jugendliche anwesend, die nicht einmal 5 % der Gesellschaft repräsentieren. Danach kannt man dann sagen, eine Mehrheit wollte dies so.

    Schon die Bemerkungen bei dem letzten Techno-Lärm: es hat ja kaum einer bei der Polizei angerufen, spricht ja schon Bände.

    „In Eupen liegt die Sperrstunde an gewöhnlichen Tagen um 1 Uhr, am Wochenende um 2 Uhr und vor Feiertagen um 3 Uhr. “
    Noch mehr???

  5. Sperrstunde abschaffen und die jungen Leute mal selbst in der Verantwortung nehmen,vielleicht geht ja auch einiges ohne Zwang und ,bin auch keine 20 mehr aber wir waren früher auch nicht anders nur wurde da nicht über alles gemäckert und die Polizei geholt probleme wurden unter sich geregelt und gut war es.
    Heute hört man nur Verbote und wundert sich dann das die Stadt nicht lebt,kann sie doch nur mit jungen Leuten die feiern wollen und können ältere beleben mit sicherheit nicht mehr das Nachtleben in Eupen und es kann ja auch ohne Krawalle gehen wenn sich alle ein wenig danach richten,dafür gibt es genügen Veranstalltungen in Eupen wo keine Probleme entstehen

    • Sche...egal

      Früher… Doch, es war nicht so „Scheiß egal“ in allen Bereichen, wie heute. Das ist das Problem: „Früher“ tanzte der eine oder andere mal aus der Reihe, in puncto dieses oder jenes. Heute ist 99,9% der Menschen in 99,99% aller Bereiche alles Scheiß egal – Hauptsache ICH mache was ICH will. Das ist die Mentalität heute. Und die ist beschissener als „früher“.

  6. Heinz Günter VISE

    Polizeistunde und damit gebotener Feierabend gab es auch früher schon (in meinen jungen Jahren). Man wusste sich aber zu helfen und da es „auf dem Lande“ keine Kontrollen gab, wich man eben aus und feierte in Lokalen weiter wo der Lohntütenball bis in die frühen Morgenstunden ging. Wir sind oft nach Hause gewankt und uns kamen Leute mit Gebetbüchern in den Händen entgegen , welche auf dem Weg zu den Frühmessen waren. Das waren noch „fromme“ Zeiten …!

  7. HaassteUnterstäter

    Wer in der Haasstrasse wohnt weiß was es heißt zu feiern.Bei Karneval, Kirmes, Ambassador Partys, etc. wird in den Eingängen gepinckelt, an den Hauswänden gekotzt und rumgegrölt. Fenster öffnen in den Sommermonaten ist unmöglich. Wer vertritt hier diese Einwohner? Wo bleibt die nötige Nachtruhe für Ältere, Kranke und Kleinkinder?
    Entweder wird die Haasstrasse ein Kneipenstrasse oder die Einwohner ziehen weg! Ich habe selber vor 20-30 Jahren spät gefeiert, aber bitte nicht in der nähe von Wohnhäuser.Bis 1.00 Uhr morgens ist es vollkommen ausreichend, ansonsten bitte die nächste Disco aufsuchen wer nicht genug hat.
    Wo gehen wir hin wenn jedes alles tun und lassen kann. Klare Regeln für alle.

  8. DER UNTERSTÄDTER

    Ob es Eupen wiederbelebt.
    Früher Heidbergparty um 20H gings los um 2h Muke aus und aus de Maus
    War so un trozdem amüsiert
    Die Zeite haben sich verändert und leider die Preise auch, das Angebot ist reichlich vorhanden zumal die Jugend mobiler ist als wir damals.
    Wenn man sich anschaut womit die in Grosstädten für Discos werben verschiedene Musikrichtungen auf verschiedenen Ebenen usw
    Zudem stellt sich mir die Frage wieso sich eigentlich die Frage naach der Sperrstunde für Eupen überhaupt stellt da die Angebote überschaubar sind und ich mir nicht vorstellen kann dass sich in Eupen ein Ausgehviertel a la Caree in Lüttich bilden wird.
    Und dann eine kleine Frage an Herrn Rosenstein und Herrn Hunger
    Sieht die Stadt denn auch in Erwägung die Häuser der Anwohner des Wehrtplatzes und co mit Schallschutzmassnahmen zu sanieren , denke die Anwohner brauchen auch ihren Schlaf

    • Wat war et doch fröher schung!

      Jow, Der Unterstädter! Heut ist die Welt ja so zu ge kloppt von Paragrafen und Bestimmungen, dass es fast unmöglich ist sich noch zu amüsieren. Alles von oben runter, von unser ach so schlauen Politik.
      Das Triangel,der alte Schlachthog, Das Sunergiea Tralala, und das Agora Bumsfaldera organisieren Abende auf Abende, damit die über die Runden kommen müssen!
      Und das schöne dabei, die wurden und werden immer noch vom Steuerzahler bezuschusst!?
      Was für eine total bekloppte Welt in der wir doch leben?
      Vereinsleben ist heute ein grosses Risiko, keiner will mehr so richtig. Kein Wunder!
      Alles muss verschlüsselt und ver-paragraft sein. Alles muss viel einbringen, sonst ist et nix.
      Was wir machen ist das beste, alles ist richtig so, sagen sich die Politiker.
      Die Leute haben nach unserer Pfeiffe zu tanzen.
      Hätten wir beide doch nur noch einmol die 50er, die 60er zurück!
      Jow, das waren noch Zeiten. Damals waren die Politiker auch noch Politiker.
      Heute sind es nur mehr Vielverdiener.

  9. Ekel Alfred

    @ HaassteUnterstäter, Sie sagen es richtig, die Eupener ziehen weg, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Die neue Gesellschaft ist ja dem Alkohol nicht zugetan, die bleiben zu Hause auf dem Teppich. Dafür gibt es noch keine Sperrstunde….

  10. systray0

    Eupen schafft sich selbst wieder weiter ab.
    Da sollen nur 5% der Leute vertreten sein, aber die anderen 95% trifft man wieder, wenn keine Kneipen mehr da sind? „Das Volk“ sitzt dann noch spät abends in der Kneipe und sobald jemand erwähnt „wir schließen bald“, wird das Gejammere groß sein. Wer hier „gleiche Rechte für alle“ einfordert, sollte wohl später sein blaues Wunder miterleben.

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