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Rhetorika 2016: Nicolas Herbrand überzeugte Jury und Publikum

Lokalmatador Nicolas Herbrand (Mitte) gewann mit seiner Rede über den "Gefällt-mir-Wahn" sowohl den Jury als auch den Publikumspreis. Foto: Jannis Mattar

In einem ausverkauften Kino Scala in Büllingen fand am Samstag die 20. Ausgabe der Rhetorika statt. Der große Gewinner des Abends war Nicolas Herbrand aus Büllingen. Der Lokalmatador gewann sowohl den Jury- als auch den Publikumspreis.

Auch bei der Jubiläumsveranstaltung des bekannten Rednerwettstreits wurde über eine breite Auswahl von Themen aus Weltgeschehen, Politik, Gesellschaft und Regionalem gesprochen.

Mit seiner Rede „Like me! Wenn Anerkennung zum Lebensinhalt wird“ über den „Gefällt-mir-Wahn“ in den sozialen Netzwerken konnte Nicolas Herbrand nicht nur die Juroren, sondern auch die anwesenden Zuschauer überzeugen.

„Womit beginnen Sie morgens den Tag?“, richtete sich der Büllinger zu Beginn seiner Rede ans Publikum. „Mit dem Geräusch der Kaffeemaschine, einem Guten-Morgen für den Partner? Oder vielleicht doch eher mit einem Blick auf das Smartphone?“ Jeder Mensch strebe nach Anerkennung, so der Abiturient. Seit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke habe sich das jedoch zu einer regelrechten Sucht entwickelt. „Dabei ist ein echtes Lob doch viel bedeutsamer als ein virtuelles Like.“

Nadja Aldendorff aus Luxemburg sicherte sich mit ihrer Rede über den Ausnahmezustand in Frankreich Platz 2. Foto: Jannis Mattar

Nadja Aldendorff aus Luxemburg sicherte sich mit ihrer Rede über den Ausnahmezustand in Frankreich Platz 2. Foto: Jannis Mattar

Den zweiten Platz belegte Nadja Aldendorff aus Luxemburg. Sie sprach in ihrem Beitrag „Ungarn, Polen und jetzt Frankreich: Schafft sich die Demokratie selber ab?“ über gefährliche Sonderrechte für die Regierung in Zeiten der Terrorängste.

„Seit den schrecklichen Attentaten in Paris herrscht in Frankreich der Ausnahmezustand. Die französische Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt und verfügt somit über Sonderrechte, wie beispielsweise Hausdurchsuchungen ohne Gerichtsbeschluss und die Festlegung von Hausarrest“, so Aldendorff.

In Frankreich konkretisiere sich die Idee, die Verfassung dahingehend zu ändern, dass der Ausnahmezustand für unbegrenzte Dauer verhängt werden kann. „Wir laufen Gefahr, dass die Politik die Panik der Menschen ausnutzt, um ihre erweiterten Befugnisse behalten zu können. Das ist eine sehr gefährliche Entwicklung für die Demokratie und ein erster Schritt auf einem Weg hin zum Polizeistaat.“

Auf Rang drei schaffte es Anne-Sophie Pelegrin aus Eupen mit ihrer Rede über eine unbekannte und mitunter mysteriöse Spezies: die deutschsprachigen Belgier. „Dass es in Belgien tatsächlich eine Minderheit gibt, die Deutsch spricht und dennoch nicht zu Deutschland gehört, haben viele noch nicht verstanden“, sagt sie und zitierte jenen Satz, den wohl jeder Ostbelgier bereits gehört hat: „Sprichst du Belgisch?“

Das gilt jedoch nicht nur im benachbarten Ausland. Auch unseren flämischen und wallonischen Mitbürgern fehle mitunter der Durchblick. „Manchmal scheint es so, als seien wir Touristen im eigenen Land. Komische Wesen mit einer hart klingenden Sprache.“

Anne-Sophie Pelegrin aus Eupen belegte bei der Jubiläumsausgabe den dritten Platz. Foto: Jannis Mattar

Anne-Sophie Pelegrin aus Eupen belegte bei der Jubiläumsausgabe den dritten Platz. Foto: Jannis Mattar

Die Verwirrung sei jedoch verständlich. Schließlich habe die DG im Laufe der Geschichte einige Male die Staatsbürgerschaft gewechselt. Wenn wir uns als deutschsprachige Belgier Gehör verschaffen wollen, müssen wir die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen. „Was macht ein Kind, wenn es Aufmerksamkeit will? Genau. Es schreit. Es zeigt, dass es da ist. Das müssen wir auch tun.“

Bei allen Glückwünschen für die Sieger gilt es jedoch, die anderen Finalisten nicht zu vergessen. Denn auch sie haben gleichermaßen dazu beigetragen, dass der Abend im Kino Scala für alle Anwesenden spannend, unterhaltend und informativ war. Die übrigen Finalisten waren Christoph Haas, Levin De Bie, Gary Jost, Lara Bongartz und Julie Dandois.

Die Jury setzte sich zusammen aus Harald Mollers, Philippe Carl, Raphael Grosch, Jürgen Heck, Martha Kerst, Karin Meyer, Stephanie Palm, Nicole de Palmenaer, Paul Rom und Toni Wimmer.

Am 15. Oktober findet anlässlich der 20. Ausgabe der Rhetorika eine Jubiläumsveranstaltung im alten Schlachthof in Eupen statt.

JANNIS MATTAR

Die Rhetorika 2016 in Bildern [Fotogalerie]

 

7 Antworten auf “Rhetorika 2016: Nicolas Herbrand überzeugte Jury und Publikum”

  1. Schmunzel

    Da diesjährige Zitat, auf welches die Finalisten der Rhetorika reagieren mussten, lautet: „Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“
    Das diesjährige Fazit, das man aus der Entscheidung der Jury ziehen kann, lautet: Wer inhaltlich nichts zu bieten hat außer Klamauk und Kasperletheater und wer inhaltlich für Kirchtumspolitik plädiert, ohne den Ernst der Lage begriffen zu haben, hat die besten Chancen aufs Siegertreppchen gestellt zu werden. Herzlichen Glückwunsch an die urteilende Jury!

    • Stolze Mutter einer Finalistin

      Danke für dieses gute Exempel, das SIe mit Ihrer Aussage machen, passend zum Zitat: „Denken ist schwer, darum urteilen die meisten“, Herr oder Frau oder … Schmunzel! Denn es zeigt, dass Sie sich keine Gedanken gemacht haben, bevor SIe ein Urteil sprechen über junge Menschen, die eine erste Erfahrung gemacht haben im Bereich der Rhetorik. Wie können SIe es wagen, das Urteil einer professionellen Jury anzuzweifeln? Womit nehmen Sie sich das Recht? Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht darüber, was Sie anrichten können mit ihrer unüberlegen Aussage? Wie sich junge Menschen fühlen, wenn sie so etwas lesen? Also, dies macht mich nicht nur wütend, nein, auch macht es mir Angst, dass solche Leute wie Sie in unserer Gesellschaft das Wort erheben und ihre undurchdachte Meinung verbreiten, die niemand haben will. Kennen Sie die Kriterien, die die Jury beachtet? Vermutlich nicht. Diese jungen Leute waren alle toll. Sie haben Mut, sich auf der Bühne zu äußern, zu einem Thema, das sie nicht frei wählen und zu dem sie in kurzer Zeit Stellung nehmen müssen. 17, 18, 19 Jahre alt. Hut ab!!!!!!!
      Alle 8 Kandidaten/Innen sind Sieger. Und Sie kann ich nur als Feigling empfinden, sich anonym das Recht zu nehmen, so abfällig über die Leistungen Jugendlicher zu schreiben, ohne sich der Folgen bewusst zu machen. Meiner Meinung nach UNVERSCHÄMT und äußerst …. blöde. Solche Äußerrungen, liebes Ostbelgien Direkt, gehören in den Mülleimer. Sie, „Schmunzel“, beleidigen an dieser Stelle Kinder/Jugendliche/Eltern/eine professionelle Jury, wissen Sie das? Nein, wahrscheinlich nicht, denn …. Denken ist für Sie schwer, darum urteilen SIe!

      • Haustür

        Ich gratuliere Ihnen, aus ehrlichem Herzen „stolze Mutter…;“. Hier bei OD mussten nicht schon wenige User /innen feststellen, welche entsetzlich plumpe „Menschen“ bzw. „Idioten???“ posten. Und trotzdem sind dann noch immer Wiederholungstäter/innen dabei! Sind diese zu dumm? Oder, oder??,

    • @Schmunzel: Wer inhaltlich nichts weiter zur Diskussion beitragen kann außer mit hohlen Phrasen um sich zu werfen, der kann das doch auch für sich alleine tun und muss es auch nicht noch ins Netz stellen, wo die Abiturienten es auch noch höchstwahrscheinlich lesen werden. Das kann sehr verletzend sein, das weiß ich aus Erfahrung.
      Eigentlich frage ich mich sowieso nur eins:“ Wie verzweifelt und unglücklich muss man sein, um einen Rednerwettstreit zwischen Abiturienten zu kritisieren?“. Wenn es ja ach so lächerlich ist, dann könnte ihnen das ganze ja auch einfach gleichgültig sein, oder irre ich?

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