Politik

WM-Boykott der Politiker? Ihre Präsenz ist nicht nötig [Kommentar]

5. Juli 2014 im Stadion von Brasilia: Verteidungsminister Pieter De Crem, Premier Elio Di Rupo und Außenminister Didier Reynders (v.l.n.r.) in der Ehrentribüne beim WM-Viertelfinale zwischen Belgien und Argentinien. Foto: Belga

Aus Protest gegen den Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal boykottieren isländische Politiker die Fußball-WM in Russland. Auch in anderen Ländern gibt es Überlegungen, wonach Politiker nach der Ausweisung von russischen Diplomaten der WM fernbleiben sollen.

Wir fragen: Wäre es eh nicht besser, unsere Politiker würden zu Hause bleiben, statt nur zu eigenen Marketingzwecken auf Staatskosten nach Russland zu reisen?

Bei dem Anschlag waren Anfang März Skripal und seine Tochter schwer vergiftet worden. Die Täter nutzten nach derzeitigem Ermittlungsstand ein in der früheren Sowjetunion entwickeltes Gift. Russland weist indes jegliche Verantwortung für den Anschlag zurück.

Das belgische Königspaar bei der WM 2014 im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro. Foto: epa

In einer beispiellosen Aktion haben nach Großbritannien die USA, Deutschland und mehr als 20 andere Staaten russische Diplomaten und Mitarbeiter von Geheimdiensten ausgewiesen.

Am Dienstag schloss sich Belgien dem Schritt an und verwies einen russischen Diplomaten des Landes.

Wie Premier Charles Michel (MR) mitteilte, wird die betroffene Person 14 Tage Zeit haben, um das Land zu verlassen. Auch die Nato ließ sieben Mitarbeiter der russischen Nato-Vertretung ausweisen und lehnte zudem drei Akkreditierungsanfragen ab.

Ein WM-Boykott der Politiker würde wahrscheinlich noch weniger bewirken als die Ausweisung russischer Diplomaten, die eh irgendwann wieder zurückkommen.

Die belgische Fußball-Nationalelf braucht nicht die Anwesenheit des Königspaares, des Premierministers oder des Außenministers im Stadion, um zu gewinnen. Dazu bedarf es ganz anderer Qualitäten.

Eine Weltreise für ein Spiel

Bei der WM 2014 in Brasilien waren König Philippe und Königin Mathilde in Begleitung einiger Minister – wie z.B. Außenminister Didier Reynders (MR) – nach Rio de Janeiro geflogen, um dem Gruppenspiel der Roten Teufel gegen Russland beizuwohnen.

Beim Viertelfinalspiel der Belgier gegen Argentinien war das Königspaar wegen der Hochzeit von Prinz Amedeo in Rom verhindert. Sonst hätten Philippe und Mathilde ein zweites Mal den Atlantik in Richtung Südamerika überquert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Joachim Gauck und Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff beim WM-Endspiel im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro am 13. Juli 2014. Foto: Shutterstock

Dafür waren der damalige Premierminister Elio Di Rupo (PS) sowie die beiden Minister Didier Reynders (MR) und Pieter De Crem (CD&V) vor Ort in Brasilia.

Hätte es was geändert, wenn Königspaar und Minister zu Hause geblieben wären, statt auf Staatskosten durch die halbe Welt zu fliegen, unnötig die Umwelt zu verpesten und vor Ort die Sicherheitskräfte zusätzlich in Alarmbereitschaft zu versetzen?

Auch in Deutschland wird wegen des Falls Skripal diskutiert, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wieder vor Ort die DFB-Elf anfeuern soll.

2014 war Merkel sowohl fürs erste Spiel der Mannschaft von Bundestrainer Jogi Löw gegen Portugal als auch für das Finale gegen Argentinien nach Brasilien geflogen.

Einzelheiten über Kosten und Menge an CO2-Ausstoß der zweimaligen Flugreise der Kanzlerin und ihrer Begleiterschar wurden nicht mitgeteilt… GERARD CREMER

26 Antworten auf “WM-Boykott der Politiker? Ihre Präsenz ist nicht nötig [Kommentar]”

  1. Pensionierter Bauer

    Jetzt tun die alle so, als ob der Westen seine Verräter nicht umbringen würde. Den westlichen Führern ist der Putin ein Dorn im Auge, weil er sich nicht wie Jelzin von ihnen manipulieren läßt. Wenn ich Putin wäre, dann würde ich jetzt mal am Gashahn drehen.

  2. schlechtmensch

    Putin ist schon blöd. So kurz vor den Wahlen in Russland und der Fussball WM einen Giftgasanschlag durchführen zu lassen mit einem Gas dass es nur in Russland geben kann. Mein Tipp: nächstes mal eine deutsche Panzerfaust nehmen dann sind die Deutschen schuld!

    • Sarah Zin

      „Putin ist schon blöd. So kurz vor den Wahlen in Russland und der Fussball WM einen Giftgasanschlag durchführen zu lassen“

      Woher steht denn überhaupt fest, dass Putin diesen Anschlag verübt hat, bzw. hat ausführen lassen?
      Bisher behaupten das ja in erster Linie Politiker und etliche Medien.Wie gesagt, wo sind die Beweise dass Putin dahintersteckt? Ist es denn ausgeschlossen, dass es keine westlichen „bösen Mächte“ waren? Was ist mit dem britischen Geheimdienst? Alles brave Messdiener, oder?
      Für mich könnte das auch inszeniert worden sein, um damit Putin eins auszuwischen Absurd? Man beweise mir gerne das Gegenteil !
      Übrigens: was für ein Gedöhns wegen dem Tod eines (Doppel)-Spions. Die müssen nun mal damit rechnen, ins Jenseits befördert zu werden, Berufsrisiko eben. Deren sind in der Vergangenheit auch umgebracht worden und in Kriegszeiten wurden sie, nachdem sie entlarvt und verhaftet wurden, hingerichtet. Wie gesagt, die wissen, dass ihre „Tätigkeit“ mit diesem Risiko behaftet ist, sie sind keine Mitglieder des diplomatischen Korps

        • Sarah Zin

          „Und was ist mit der Tochter und dem Polizisten?“

          Berechtigte Frage die aber leicht zu beantworten ist: Wer auch immer für den Anschlag infrage kommt, der Spion sollte eliminiert werden, andere Opfer werden bei den Protagonisten als „Kollateralschaden“ eingestuft, da gibt es auf dem „Niveau“ keine Rücksicht

          • Auch seine Frau und sein Sohn kamen auf bisher ungekärte Weise ums Leben. Und was ist mit den anderen Menschen, die potentieller Gefahr durch das Nervengift ausgesetzt wurden? Was mit dem Polizisten, der sich um die Vergifteten gekümmert hat, was mit den Ärzten, den Nachbarn, den Restaurantbesuchern? Wer hatte Zugruff auf das Gift, das russischen Ursprungs ist ?
            Wer hat Interesse am Tod Skripalls? Was hat Putin vor Jahren damit gemeint, wenn er sagte, er würde keinen Verräter davonkommen lassen?
            Wer hatte Interesse an der Ermordung, Litvinenkos? Und der Ermordung des oppositionellen Putin-Herausforderers Nemzow und der anderen Putin-Gegner?
            Alles böse westliche Mächte?

      • Joseph Meyer

        Ja, die richtige Frage lautet doch: Cui bono? Wem nutzt das? Für wie blöd können die USA und England bzw. die Massenmedien uns halten! Als wenn Putin so blöd wäre, wenige Monate vor der Fussball-WM einen Giftgasanschlag in einem NATO-Staat zu befehlen und dann auch noch indem er „seine Unterschrift“ am Ort des Geschehens, nämlich das russische Nervengift, offen für die Weltpresse liegen lassen würde! Es werden keine Beweise vorgelegt weil es keine Beweise gibt, und es wird keine unabhängige Untersuchung zugelassen, weil dann heraus käme, dass es mal wieder eine Fals-Flag Operation gewesen ist. Nicht Russland steht mit schwerem Kriegsgerät an den Grenzen von England, den USA, Frankreichs, Belgiens, usw. bereit um in diese Länder einzufallen, sondern doch wohl umgekehrt, die USA und England bedrohen akut Russland mit einem immanenten Überfall: Einzig und allein die Aussage von Putin, dass Russland jetzt über Raketen verfügt, die so schnell sind dass kein Raketenabwehrschild sie aufhalten kann, hält die Psychopathen noch von einem Angriff auf Russland ab – die atomare Vernichtung Europas ist dabei mit einkalkuliert! Toll nicht wahr, aber genau so ist die Situation!
        Hier eine Dokumentation über Putin die man sich ansehehn sollte!
        https://www.youtube.com/watch?v=tokF2iXdanU&feature=youtu.be

  3. „Wir fragen: Wäre es eh nicht besser, unsere Politiker würden zu Hause bleiben, statt nur zu eigenen Marketingzwecken auf Staatskosten nach Russland zu reisen?“
    Am Besten wäre, wenn diese Volksschmarotzer sich überhaupt nicht mehr in der Öffentlichkeit präsentieren würden!

  4. Ein Boykott, unabhängig ob er berechtigt ist oder nicht, kann seinen Zweck nur erfüllen, wenn er dem Boykottierten weh tut. Wem tut es weh, wenn er von diesen Leuten nicht besucht wird? Wer nimmt das zur Kenntnis?

  5. Mischutka

    Ob die Politiker dahin fahren, evtl. sogar mitspielen, ob die Spiele leiten, ob die ins Wettbüro schleichen um auf Niederlagen der eigenen Mannschaft tippen oder egal sonst was : die tun sowieso was sie wollen…..
    Sorgen bereitet mir vielmehr (und anderen auch) die den Bericht im Fernsehen sahen, wie unzählige „Fans“ in Russland „trainieren“ um …. „unangenehme“ (fremde) Anhänger anderer Mannschaften „unschädlich“ zu machen. Da wurde getreten, geschlagen, auf dem Boden liegende gegen den Kopf getreten (die „Opfer“ waren bei den Proben natürlich geschützt). Und die haben alle einen „totalen Krieg“ angekündigt gegen ALLE die es wagen, Russland zu besiegen….. Und da posaunte auch noch einer „wir sind an so viele, mit Methoden, da kann sich unmöglich die Polizei drauf vorbereiten – wir sind immer überall“…..(usw). Und „unsere Feinde sollen ruhig kommen“ …. Das kann ja noch heiter werden – hoffentlich nicht. Aber die Angst bleibt doch im Hinterkopf. Besonders wenn man den (die) Bericht(e) gesehen hat. (N.B.: Alles wurde mit versteckter Kamera gefilmt – die echte (!) „Polizei“ sah nämlich dabei zu – und unternahm mal rein gar nichts !) Und : Es haben ja bereits einige bekannte Spieler verkündet, „froh“ zu sein, nicht nach Russland zur WM zu müssen ……..

  6. Alfons Van Compernolle

    Moegen die Damen und Herren, wegen massig Masse in der privaten Kasse ihr Flugticket und Eintrittsgelder etc selber bezahlen. Aermer werden diese Damen und Herrn da-durch bestimmt nicht.

    • karlh1berens

      Ärmer wird man zunächst einmal immer durch alles was man ausgibt. Im Nachinein lohnen sich vielleicht manche Ausgaben. Andere können auch schaden. Beides trifft übrigens auch bei Bestechungsgeldern zu.

  7. karlh1berens

    Hier der Grund für die Britische Hysterie : laut Chinesichen Quellen sind in Ostghouta 200 Mitglieder der britischen Streitkräfte verhaftet worden :

    http://vineyardsaker.de/2018/04/03/mir-sprachlose-sprecherin/#comment-44526

    Ist zwar „nur“ ein Kommentar. Allerdings bedankt sich der Blogger ausdrücklich beim Informanten. Ist aber auch eine schöne Story : angeblich haben etliche Diener Ihrer Majestät noch versucht, als muslimische Frauen verkleidet durch die Front zu kommen.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern