Am Montag um 22.15 Uhr – leider etwas spät – strahlte das ZDF einen Spielfilm aus, der unter die Haut ging, weil er einen Fall beschrieb, den schon morgen jeder von uns erleben kann. Ein Erzieher wird zu Unrecht des Kindesmissbrauchs beschuldigt. Ein Film, der einen nachdenklich stimmt über unsere selbstgerechte Welt, in der schon der kleinste Verdacht ausreicht, um einen engagierten und hilfsbereiten Menschen zugrunde zu richten.
„Toller Film“, „Bester Film“, „Erschreckend, wie schnell das gehen kann“: In vielen Kommentaren im Internet wurde der Film des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg aus dem Jahr 2012 am Dienstagmorgen gelobt, ebenso wie die schauspielerische Leistung von Mads Mikkelsen in der Rolle des Lehrers bzw. Erziehers Lucas.
Den bemerkenswerten Filmstreifen (Trailer siehe unten) kann man sich entweder über die Mediathek des ZDF anschauen oder im Online-Handel als DVD bestellen, falls man ihn bisher weder im Kino noch am Montag im ZDF gesehen hat.
Als das 4-jährige Mädchen Klara ihren Erzieher Lucas der sexuellen Nötigung beschuldigt, sind der Schock und das Entsetzen im Kindergarten groß. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht im Ort.
Misstrauen, Argwohn und Verdächtigungen greifen um sich. Eltern kommen mit immer neuen Anschuldigungen, Kollegen wenden sich ab, und Freunde reagieren mit Hass und Unverständnis. Der Beginn einer fatalen Hexenjagd, die einen Unschuldigen fast das Leben kostet.
Das Leben meint es nicht gut mit ihm: Nach der Scheidung darf Lucas (Mads Mikkelsen) seinen Sohn Marcus (Lasse Fogelstrøm) nur noch alle zwei Wochen sehen. Auch seinen Beruf als Lehrer hat er aufgeben müssen, da die Schule der kleinen Stadt schließen musste. Weggehen möchte Lucas nicht; tiefe Freundschaften und Kindheitserinnerungen binden ihn an seine Heimat. Die Stelle im örtlichen Kindergarten scheint zunächst eine gute Option zu sein, doch damit soll sich sein Leben grundlegend ändern.
Eine ungeheure Anschuldigung
Ausgerechnet Klara (Annika Wedderkopp), die kleine Tochter seines besten Freundes Theo (Thomas Bo Larsen), frisst einen Narren an ihm und wirbt um seine Zuneigung. Lucas reagiert reserviert darauf, ohne zu merken, wie sehr er das Mädchen damit kränkt.
Als die Kindergarten-Leiterin die traurige Klara Tage später befragt, gibt ein Wort das andere, und schließlich steht eine ungeheure Anschuldigung im Raum: Lucas hätte sich vor dem kleinen Mädchen entblößt und mehr.
Warum hat das Kindergartenkind gelogen? Warum erzählt, dass sie das erigierte Geschlechtsteil von Erzieher Lucas (Mads Mikkelsen) gesehen hat? Der Zuschauer weiß es von Beginn des meisterhaft inszenierten Dramas an: Klara ist verliebt in Lucas, doch weil der sie bat, das für ihn gebastelte Herz lieber einem Buben in ihrem Alter zu schenken, ist sie verletzt.
Als sie zufällig auf dem Laptop ihres Bruders ein Porno-Video sieht, mischen sich die Bilder in ihrem Kopf und sie erzählt eine frei erfundene Geschichte. Nicht wissend, was sie damit auslöst.
Vergeblich versichert Lucas seine Unschuld. Immer mehr Eltern wenden sich an die Kindergarten-Leitung mit immer neuen Vorwürfen. Theo kündigt Lucas entsetzt seine Freundschaft, und Mitbewohner werfen mit Steinen nach ihm.
Auch Lucas‘ neue Freundin Nadja (Alexandra Rapaport) ist verunsichert. Was soll sie von den schweren Vorwürfen gegen ihren Liebhaber halten? In der ganzen Auseinandersetzung droht Lucas nun auch noch seinen eigenen Sohn zu verlieren, zu dem er gerade wieder ein gutes Verhältnis aufgebaut hatte. Die Dinge eskalieren immer mehr.
Verdächtigungen bleiben trotzdem
Am Ende scheint sich alles aufzuklären. Ein unschuldiger Kindergärtner wurde öffentlich gelyncht, obwohl er sich nicht das Geringste hatte zu Schulden kommen lassen. Doch auch nach dem Beweis seiner Unschuld sind nicht alle Verdächtigungen ausgeräumt.
Als Lucas mit seinem Sohn auf die Jagd ging, wurde er fast von der Kugel aus dem Gewehr eines Unbekannten getroffen. Es gab also im Ort mindestens eine Person, die von der Unschuld des Erziehers nicht überzeugt war.
„Die Jagd“ ist bereits der siebte Kinofilm des erfolgreichen dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg, der unter anderem mit Lars von Trier und Susanne Bier Mitte der 90er Jahre das Dogma-Kino erfand. Ein Regiestil, der bewusst auf die Reduktion filmkünstlerischer Mittel wie Musik, Schnitt, Beleuchtung setzte. Mit seinem vielgelobten Drama „Das Fest“ wurde er 1998 international bekannt. Hier ging es um das Thema Missbrauch in der eigenen Familie: wie dieses Verbrechen über Jahrzehnte totgeschwiegen wurde und anlässlich der Festrede während einer Geburtstagsfeier den familiären Scheinfrieden explodieren lässt.
Der Film wirft Fragen auf, ebenso wie die folgende, erst um 0 Uhr ausgestrahlte Dokumentation: Was passiert mit einem Menschen, der zu Unrecht des Kindesmissbrauchs beschuldigt wird? Wie kann man kindliche Opfer bei derartigen Verdachtsfällen verhören, ohne mit suggestiven Fragen bestimmte Antworten zu provozieren? Wo endet die Wahrheit, und wo beginnt die Unterstellung?
Vinterberg gelang mit seinem ebenso klug reflektierten wie emotional packenden Film ein Meisterwerk, das beim Filmfestival in Cannes den Preis der Ökumenischen Jury erhielt. Die Drehbuchautoren Thomas Vinterberg und Tobias Lindholm wurden außerdem mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet. Und ihr Werk vertrat Dänemark mit einer Oscar-Nominierung für den Besten fremdsprachigen Film in Los Angeles. (cre/ZDF)
Nachfolgend der Trailer zu dem Spielfilm „Die Jagd“ (2012):
Habe mir den Film angeschaut,nur schade,zu sehr später Stunde.
Hier konnte man sehen was eine Falschbeschuldigung durch ein Kleinkind verursachen kann.
Diese unschuldige Person konnte hatte eigentlich keine Chance gegen den “ Mob „.
Dieser Film ging wirklich unter die Haut .