Es ist schon ein Ereignis im belgischen Profifußball: Erstligist SV Zulte Waregem, derzeit Vorletzter in der Jupiler Pro League, hat am Freitag angekündigt, dass man sich von seinem Trainer Francky Dury trennen werde.
Ein Trainer-Rausschmiss ist beleibe nichts Außergewöhnliches. In der laufenden Saison hat es bereits bei anderen Erstligisten wie Standard Lüttich, KRC Genk, Beerschot oder Cercle Brügge einen Wechsel auf der Trainerbank gegeben.
Das Besondere an der Entlassung von Dury ist, dass der heute 64-Jährige nicht irgendein Trainer ist, sondern seit einer Ewigkeit Coach war.
Abgesehen von einer Unterbrechung zwischen 2010 und Ende 2011, als er Coach von AA Gent sowie Technischer Direktor des Fußballverbandes und Trainer der belgischen U21-Nationalelf war, saß der Mann, der Polizist war, bevor er hauptberuflich Fußballlehrer wurde, seit 20 Jahren auf der Trainerbank von „Essevee“, wie die Fans den Verein von Waregem nennen.
Als Zulte Waregem am Ende der Saison 2002-2003 zusammen mit der AS Eupen, Heusden-Zolder und dem FC Denderleeuw die Aufstiegsrunde zur 1. Division bestritt, saß Dury bereits auf der Trainerbank der Westflamen.
Im Jahr davor war er mit dem aus einer Fusion zwischen Waregem und Zulte hervorgegangenen Club Meister der 3. Division geworden und in die 2. Division aufgestiegen. 2005 gelang der Aufstieg in die 1. Division.
Ein Jahr später wurde Zulte Waregem erstmals belgischer Pokalsieger. 2014 erreichten Dury und Zulte Waregem erneut das Endspiel des Landespokals, den sie 2017 ein zweites Mal gewannen.
2006 und 2013 wurde Dury in Belgien zum „Trainer des Jahres“ gewählt. Was Alex Ferguson für Manchester United und Arsène Wenger für Arsenal London waren, ist er für Zulte Waregem. Und genauso wie Ferguson und Wenger ist Dury ein echter Gentleman.
Es ist eine grandiose Erfolgsgeschichte. Selbst in der Saison 2020-2021, als Zulte zwischenzeitlich in Abstiegsnöte zu geraten schien, gab es in Waregem nur wenige, die das forderten, was bei anderen längst vollzogen worden wäre: die Entlassung des Trainers.
Jetzt hat der Club trotzdem die Reißleine gezogen. Nachdem der Club bereits im Landespokal-Achtelfinale an der AS Eupen gescheitert war und nach vier Niederlagen in Folge in der Meisterschaft, belegt Zulte Waregem nach 19 Spieltagen den 17. Platz.
Würde es dabei bleiben, müssten die Westflamen zwei Relegationsspiele gegen den Zweiten der Division 1B bestreiten. Und was das bedeuten kann, hat man letzte Saison gesehen, als Waasland-Beveren die Relegation gegen Zweitligist RFC Seraing verlor und absteigen musste. So weit will man es im Regenboogstadion von Waregem nicht kommen lassen – bei allem Respekt vor der eigenen Legende!
In Erwartung eines neuen Übungsleiters leiten Durys bisherige Assistenten Timmy Simons und Davy De Fauw das Training. Dury hat sich inzwischen in einem Video (siehe anbei) auch von den Fans von Zulte Waregem verabschiedet. (cre)
🗣 Boodschap van Francky Dury. pic.twitter.com/ty80nTLWP9
— SV Zulte Waregem (@esseveeofficial) December 17, 2021
Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:
AS verliert 2:4 – Niederlage macht trotzdem Hoffnung. #KASEupen #ANTEUP @kas_eupen @AS_Eupen @ASEupen1 @AndreasBeck87 @JordiAmat5 @SmailPrevljak1 https://t.co/uzyuM0Ku8E pic.twitter.com/P9K4WNCMEY
— Ostbelgien Direkt (@OstbelDirekt) December 16, 2021