Politik

Alain Mertes (Vivant) geht – „16 Jahre auf der kalten Oppositionsbank und mit teils heftigem Gegenwind“

Alain Mertes (M) wünscht seinem Nachfolger Marco Hoffmann (2.v.r.) alles Gute. Elena Peters (l), Michael Balter (2.v.l.) und Diana Stiel (r) schauen vergnügt zu. Foto: Patrick von Staufenberg

AKTUALISIERT – Am Dienstag schlug für Vivant eine emotionale Stunde. Mit Alain Mertes verlässt ein Abgeordneter der ersten Stunde die Fraktion im Parlament der DG. Es gab viele warme Worte für den stillen Kämpfer an der Seite von Michael Balter, für dessen rechten Arm aus Recht.

Der 51-jährige Alain Mertes geht aus persönlichen Gründen, wie es hieß. Als Listennachfolger auf der Vivant-Liste rückt Marco Hoffmann ins Parlament nach.

16 Jahre war Mertes im Parlament der DG. Mehr als 190 Plenarsitzungen und fast 1.200 Ausschusssitzungen hat er durchgestanden. „Wir als Zwei-Mann-Fraktion haben mit damals bescheidenen Mitteln gekämpft, manchmal auch geschwitzt und durchgehalten“, erinnert sich Fraktionschef Balter. Mertes sei „auch der Mann im Background“ gewesen. Gerne habe er auf dessen Rat zurückgegriffen.

Alain Mertes scheidet nach 16 Jahren, 190 Plenar- und fast 1.200 Ausschusssitzungen aus dem Parlament der DG aus. Foto: Patrick von Staufenberg

Balter an Mertes: „Du bist der Nachdenker, der zuerst überlegt, sich die Sache anschaut und dann reagiert.“ Mertes habe Vivant nicht nur würdig vertreten, sondern auch belebt. „Du hast es 16 Jahre lang ausgehalten – auf der kalten Oppositionsbank und mit teilweise heftigem Gegenwind. DANKE Alain.“

Dann war es Mertes selbst, der auf seine 16 Jahre im Parlament zurückblickte. Am Kaperberg und später am Platz des Parlaments habe er viel gelernt. „Dafür bin ich sehr dankbar. Darüber hinaus wurden mir tiefe Einblicke in die Politik gewährt. Das, was ich zu sehen bekommen habe, war selten schön. Inzwischen verstehe ich – aber gutheißen tue ich es deswegen noch lange nicht -, warum Dinge so laufen, wie sie laufen, warum politische Entscheidungen getroffen werden, die mit dem gesunden Menschenverstand nicht nachvollziehbar sind.“

Wer seinen Idealismus und seine Wahrheitsliebe im Parlament nicht aufgebe, habe keinen einfachen Stand, stellte Mertes fest. „Ich bin mir bis zum Ende treu geblieben, das gibt mir eine gewisse Befriedigung. Der Entschluss, mein Amt niederzulegen, bedeutet auch, dass ich mich heute ganz aus der
Parteipolitik zurückziehe.“ (cre)

Nachfolgend noch einige Bilder von Fotograf Patrick von Staufenberg von der Pressekonferenz der Vivant-Fraktion am Dienstag (Zum Vergrößern Bild anklicken):

31 Antworten auf “Alain Mertes (Vivant) geht – „16 Jahre auf der kalten Oppositionsbank und mit teils heftigem Gegenwind“”

    • Greifvogel

      Ein echter Treesch, gebürtig aus Holzheim, wohnhaft im schönen Dorf Hüllscheid!
      Wenn ein Betrieb nach Lxbg abwandert dann hat das Gründe die ich gut verstehen kann.
      Seine Erfahrung bringt er jetzt in die Politik, gut so.

  1. Politik ist anstrengend

    Alle Achtung an Herrn Alain Mertes. Es ist nicht einfach den ewigen Mahner zu geben und nicht viel zu erreichten. Zu bedenken ist, Herr Mertes macht es nebenberuflich. Es ist sozusagen ein anstrengendes Hobby zu Gunsten der Allgemeinheit.

    • Wie mans nimmt!?

      Politik ist anstrengend! Eine gute Frage? OK wenn man dabei richtige Politik macht, und das im Sinne des Bürgers, OK und vollständig einverstanden! Jedoch die jetzigen Brikolöre, die in Eupen, die haben uns ja total gegen die Wand gefahren, mit ihrer gravierenden Schuldenmache! Ich nehme an dass der Herr mertes bei der Aufdeckung mit gemacht hatte!

    • Dabei muss man bedenken, dass das Amt nicht gut bezahlt wird wie etwa das des Gemeinde- oder Provinzialrats. Man muss also eine Hauptbeschäftigung haben oder genug andere Einnahmen. Ich hätte ihm das EU-Amt gegonnt. Dort ist es schlimmer als mit den Sozialisten, nur um zu beweisen, dass man existiert, wird Geld aus dem Fenster geworfen und entsprechende Steuern eingesammelt.

      • Don Quichotte

        @WK: in der Summe haben Sie recht: man kann weder von einem Gemeinde- noch einem Provinzialrats-, noch einem Mandat im PDG leben (außer man ist Parlamentspräsident.in des PDG oder vom PDG bestimmte.r Senator.in – dann verdient man brutto fünfstellig). ABER: ein Gemeinderatsmitglied verdient etwa 10 Mal weniger als ein Mitglied des PDG, das je nach Anzahl Ausschüsse und Funktionen zwischen 1200 und 1800 € brutto im Monat verdient. Das ist nebenberuflich. Die Entschädigungen als Mitlgied des Gemeinderates sollte man eher als entschä

        • Ein Schöffenmadat im Gemeinderat ist verdammt gut bezahlt, wenn man bedenkt, was gewisse Schöffen dafür leisten. Für ein Schöffengehalt muß ein(e)Gemeindeangrstellte(r) 8 Stunden am Tag präsent sein. Was kein Mandatar im Schöffenamt leistet. Also halte mal die Füße still.

          • eingeschlafener Fuß

            @Pablito
            Sie sollten lieber mal die Füße still halten, wenn Sie nicht den Unterschied zwischen einem Gemeinderatsmitglied und einem Gemeindekollegiumsmitglied kennen.
            Ich bin mir sicher, dass Sie die Tätigkeit eines Gemeinderatsmitgliedes bei der aktuellen geringen Entschädigung gar nicht ausüben würden. Wenn man also keine Ahnung hat einfach mal Kla… halten.

  2. Die DG, ein Fass ohne Boden….
    Nur ein Beispiel unter vielen:
    https://www.patchwork-vog.be/ueber-uns/geschichte/
    ….
    Seit Juni 2015 ist Patchwork ein von der Deutschsprachigen Gemeinschaft anerkannter sozialer Treffpunkt und wird seither finanziell von der DG sowie vom ÖSHZ Sankt Vith gefördert.

    Zu diesem Zeitpunkt konnten auch zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen (insgesamt eine Vollzeitstelle) eingestellt werden, die seitdem die Koordination des Treffpunkts übernehmen.
    ….
    /////
    Diese u. ä. Einrichtungen gibt es in allen Gemeinden der DG, Hunderte beziehen ein indirektes Einkommen von und über die DG. Höchstens 1/3 arbeiten noch produktiv und müssen die restlichen 2/3 durch Transfergeldzahlung am Leben halten. Dieses System wird kollabieren, kein Wunder dass die asiatischen Volkswirtschaften dabei sind unsere “ grüne Transfergeldwirtschaft“ unterzupflügen….

  3. Money wasters

    Es ist bedauerlich, dass Alain Mertes die Vivant-Fraktion verlässt, auch wenn seine Entscheidung nachvollziehbar ist. Die Politik ist für bodenständige Menschen kein einfaches Pflaster. Werte wie Aufrichtigkeit, Kritikfähigkeit und freundliches Wohlwollen sind vielerorts verloren gegangen. Stattdessen prägen Arroganz, Respektlosigkeit und Selbstüberschätzung zunehmend das politische Klima. Viele der neuen Politiker haben selbst noch wenig vorzuweisen, treten aber mit einem erstaunlich großen Selbstbewusstsein auf. Dem neuen Vivant-Parlamentarier ist zu wünschen, dass er sich seine Bodenständigkeit bewahrt und vor allem den gesunden Menschenverstand in die politische Arbeit einbringt. Ein dickes Fell wäre ebenfalls nicht schlecht, denn das wird er ganz bestimmt benötigen.

  4. Akneverkäufer

    Ja gut. Die kalte Oppositionsbank ist ja auch gewollt. Das Streben für irgendwann in die Mehrheit zu kommen und Verantwortung zu übernehmen war ja nie da. In den hinteren Reihen meckert es sich am einfachsten. Trotzdem Hut ab für das lange Durchhalten. Das Problem jetzt ist halt nur, dass durch das Engagement von Herrn Hoffmann sich der IQ der Fraktion halbiert. Schätze dass Balter den in ein paar Monaten schon ersetzen wird. Die ein oder andere verbale Blamage wird noch für Lacher und Kopfschütteln sorgen. Aber gut, auch das ist Demokratie…

  5. Verantwortung übernehmen

    Sich nicht verbiegen lassen, das ist ein gutes Stichwort. Ich denke das ist auch bei Marco Hoffmann kein Problem. Wer erfolgreich ein Handwerksunternehmen leitet, wird sich nicht so leicht verbiegen lassen. Darum wünsche ich Herrn Hoffmann viel Erfolg. Danke sage ich Herrn Mertes, dass er es so lange ausgehalten hat. Irgendwann ist es an der Zeit zu gehen.

  6. Besorgte Mutter

    Lieber Alain, wir haben uns in Brüssel auf der großen Coronademo kennengelernt und ich möchte mich bei dir aufs herzlichste dafür bedanken, dass du und auch deine Mitstreiter damals so stark hinter uns gestanden habt!
    Ja, du und auch deine Mitstreiter habt euch trotz aller Anfeindungen nicht verbiegen lassen.
    Charismatische Leute fehlen heute in der gesamten Politik.
    Nochmals, danke für alles!

  7. Schlüsselmoment

    Zitat GrenzEcho: „Eigentlich wollte Mertes die gesamte Legislaturperiode im PDG bleiben, doch aus „persönlichen Gründen“ erfolgte nun der überraschende Rücktritt. Es habe einen „Schlüsselmoment“ gegeben, der ihn zu dieser Entscheidung bewogen hat. Genauer wollte Mertes nicht auf die Gründe eingehen, allerdings stellte er klar, dass er „in keinster Weise in Dissens mit der Partei“ sei. „Dieser Schlüsselmoment ist eine ganz persönliche Angelegenheit“, unterstrich er.“

    Warum war Herr Mertes so geheimnistuerisch? „Aus persönlichen Gründen“ hätte doch vollkommen gereicht, aber diese Andeutung eines privaten „Schlüsselmoments“, zu dem er nichts verraten will, war jetzt nicht nötig…

  8. Christophe Nix

    Nach meiner enttäuschenden Runde auf Vivants Liste vor vielen Jahren, bin ich definitiv kein Fan mehr dieser Partei oder ihres Programms. Dennoch habe ich Alain immer als authentisch und ehrlich erlebt. Damit verliert Vivant nun ein großes Stück an Aufrichtigkeit und Glaubwürdigkeit. Alles Gute dir.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern