Nachrichten

US-Geheimdienste: Russlands Präsident Putin hat Tod von Nawalny nicht direkt beauftragt

20.02.2021, Russland, Moskau: Alexej Nawalny, russischer Oppositionsführer, steht während seiner Verhandlung hinter einer Glasscheibe im Babuskinsky Bezirksgericht. Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

US-Geheimdienste gehen laut einem Bericht des „Wall Street Journals“ davon aus, dass Russlands Präsident Wladimir Putin den Tod des Kreml-Gegners Alexej Nawalny nicht direkt angeordnet hat.

Dies entbinde Putin zwar nicht von seiner Verantwortung, vertiefe aber das Rätsel um den Tod des im Februar in einem Straflager gestorbenen Dissidenten, schrieb die Zeitung am Samstag unter Berufung auf Geheimdienstquellen.

Zuvor hatte Nawalnys Team im Exil im Ausland unter anderem behauptet, Putin habe Nawalny töten lassen, um einen geplanten Austausch des Gefangenen mit im Westen inhaftierten Russen zu verhindern.

16.02.2024, Russland, Tscheljabinsk: Wladimir Putin, Präsident von Russland, spricht zu Studenten und Mitarbeitern des Tscheljabinsker Schmiede- und Presswerks. Foto: Alexander Ryumin/POOL AP/dpa

Die Einschätzung der US-Geheimdienste bestreite nicht die Schuld Putins an Nawalnys Tod, besage aber, dass er ihn zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht angeordnet habe, schrieb die Zeitung. Dieser Meinung seien etwa die CIA, das Büro der US-Geheimdienstkoordinatorin und die Nachrichtendienstabteilung des US-Außenministeriums. Einige europäische Nachrichtendienste seien über die US-Einschätzung informiert worden.

Der russische Oppositionelle und enge Nawalny-Vertraute Leonid Wolkow, der im März im litauischen Exil angegriffen und verletzt worden war, wies die Einschätzung der US-Geheimdienste im „Wall Street Journal“ als naiv zurück. „Die Vorstellung, dass Putin nicht informiert gewesen ist und die Tötung Nawalnys nicht gutgeheißen hat, ist lächerlich.“

Der Kreml hält den Bericht der Zeitung nach eigenen Angaben für inhaltsleere Lektüre, um das weltweite Lesepublikum am Samstag bei Laune zu halten. „Ich würde nicht sagen, dass es sich um Material hoher Qualität handelt“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

28.02.2024, Frankreich, Straßburg: Julia Nawalnaja, Witwe von Alexey Nawalny, im Plenarsaal des Europäischen Parlaments. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Der Kreml hatte immer wieder zurückgewiesen, etwas mit Nawalnys Tod zu tun zu haben. Gleichwohl hatte Putin erklärt, dass er nichts gegen einen Austausch Nawalnys gehabt hätte. Dem Zeitungsbericht zufolge sollen US-Präsident Joe Biden und der deutsche Kanzler Olaf Scholz eine Woche vor Nawalnys Tod über einen Vorschlag für einen Gefangenenaustausch gesprochen haben. Moskau hatte vor allem Interesse daran, einen in Deutschland inhaftierten Russen wegen des Mordes an einem Georgier im Berliner Tiergarten freizubekommen.

Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt.

Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von „natürlichen“ Ursachen die Rede. Nawalnys Angehörige sprechen von Mord. (dpa)

15 Antworten auf “US-Geheimdienste: Russlands Präsident Putin hat Tod von Nawalny nicht direkt beauftragt”

    • Möchte hier schon wieder die eine Krähe der anderen Krähe kein Auge aushaken ?
      Wenn Putin den Tod nicht direkt angeordnet hat, dann eben indirekt.
      Es ändert aber auch nichts daran , dass viele landesführer Schwerstkriminelle sind .
      Und Nawalny wird auch leider von den Toten , nach dieser Diskussion , nicht wieder auferstehen.

  1. François Ducrennier

    Gut zu wissen! Es war also schon wieder dieser Kanzler, der sich mal wieder einem cleveren Deal entgegengestemmt hat.Dabei hätte er einen aufrechten Menschenrechtler, eine unbeugsame, starke Persönlichkeit, einen wahren Demokraten freibekommen können, während der russische Föderationspräsident bloß seinen zweifachen heimtückischen Mörder zurückbekommen hätte. Was will man mit so einem schon anfangen?

  2. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Nawaly war eine Konkurrenz für Putin. Mehr nicht. Nawaly war auch nationalistisch eingestellt wie Putin.

    Das war ein persönlicher Machtkampf wie zwischen Trotzki und Stalin oder Robespierre und Daton.

      • Zahlen zählen Fakten

        Was genau wählen wir denn?

        Und wer genau entscheidet dann? Und wer entscheidet, wer diese Entscheider sind?

        Ich nehme an, Sie wissen, dass diese Fragen nicht einfach nur so dahergesagt wurden.

    • Walter Keutgen

      Zahlen zählen Fakten, es ist schon starker Tobak, was darin steht. Auch, dass Russland trotz Sanktionen weiter Erdölprodukte nach Europa exportiert und weiterhin Material für seinen Krieg erhält.

      Aber es ist die Parlamentarische Versammlung des Europarates, die 75 Jahre alt ist, und nicht die EU. Und es ist nur eine Resolution. Hat also nichts mit den Wahlen am 9. Juni zu tun, außer in Belgien, wo alle Parlamente auf einmal gewählt werden.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern