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„Corona-Diktatur“ und „Rückführungs-Patenschaften“ sind die „Unwörter des Jahres“ 2020

12.01.2021, Hessen, Darmstadt: Im Institut für Sprachwissenschaft der TU Darmstadt stehen zwei Pappschilder mit den Aufschriften "Rückführungs-Patenschaften" und "Corona-Diktatur". Für das Jahr 2020 hat die Jury ein Unwörter-Paar gekürt. Foto: Arne Dedert/dpa

Für das Jahr 2020 ist erstmals ein Unwörter-Paar gekürt worden.

Die „Unwörter des Jahres“ sind „Corona-Diktatur“ und „Rückführungs-Patenschaften“, wie die Jury am Dienstag mitteilte.

Das vergangene Jahr sei in bisher kaum gekannter Weise von einem einzigen Thema geprägt worden, teilte die Jury zur Begründung mit. Mit der Wahl eines Unwort-Paares nehme man darauf Rücksicht, dass die Pandemie in der Öffentlichkeit, wie auch in den Vorschlägen dominiert habe. Sie mache aber zugleich darauf aufmerksam, dass auch in anderen Themenbereichen inhumane und unangemessene Wörter geprägt und verwendet wurden.

12.01.2021, Hessen, Darmstadt: Nina Janich, Sprachwissenschaftlerin an der TU Darmstadt und Sprecherin der Jury der sprachkritischen Aktion „Unwort des Jahres“, schreibt in ihrem Institut die Worte „Rückführungs-Patenschaften“ und „Corona-Diktatur“ auf ein Flipchart. Foto: Arne Dedert/dpa

„Rückführungs-Patenschaften“ sei ein Begriff der EU-Kommission, mit dem neue Mechanismen der Migrationspolitik bezeichnet wurden. Das Wort sei zynisch und beschönigend. Mit Rückführung sei nichts anderes gemeint als Abschiebung und die Patenschaft sei ein eigentlich positiv besetzter Begriff.

Der Begriff der „Corona-Diktatur“ sei seit Beginn des öffentlichen Diskurses in der Pandemie von selbst ernannten „Querdenkern“ und rechten Propagandisten gebraucht worden, um regierungspolitische Maßnahmen zur Eindämmung zu diskreditieren.

Die Corona-Pandemie war bei den Vorschlägen das dominierende Thema der 1826 bis zum 31. Dezember eingegangenen Einsendungen. Es gab 625 unterschiedliche Vorschläge. 75 der Wörter entsprachen einem der vier Unwort-Kriterien.

Die sprachkritische Aktion „Unwort des Jahres“ möchte mit ihrer alljährlichen Aktion auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen und so sensibilisieren. Dabei werden Wörter gerügt, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistische, verschleiernde oder irreführende Formulierungen sind. Reine Schimpfwörter zählen nicht. Vorschläge müssen eines der Kriterien erfüllen. Die Jury richtet sich nicht nach der Menge der Vorschläge für ein einzelnes Wort.

Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 gekürt. 2019 war es „Klimahysterie“. Ab dem kommenden Jahr wird eine neue Jury über die Unwörter entscheiden. (dpa)

5 Antworten auf “„Corona-Diktatur“ und „Rückführungs-Patenschaften“ sind die „Unwörter des Jahres“ 2020”

  1. Ossenknecht

    Bei „Rückführungs-Patenschaften“ zieht sich alles in mir zusammen.

    Ausdrücke über die Pandemie gehören anscheinend fast überall zu den Unwörtern des Jahres. Nicht verwunderlich, aber noch weniger originell. In Österreich war es jetzt „Coronaparty“. Das letztjährige „b’soffene G’schicht“ für die Ibiza-Affäre hat mir viel besser gefallen.

    @Törö, im Artikel geht es nur um Unwort des Jahres von Deutschland und nicht von Belgien. Aber du hast Recht, der Artikel verschweigt das. Vielleicht sollten wir anfangen, ein deutschbelgisches Wort der Jahre zu küren. Es werden ja auch Wörter des Jahres in Südtirol und Liechtenstein ausgerufen, von den Großen Drei deutscher Zunge ganz zu schweigen.

  2. Hans Eichelberg

    Zuerst dachte ich eine „Rückführungspatenschaft“ sei eine Verpflichtung von Einzelpersonen und/oder Institutionen (Kirchen, Menschenrechtsorganisationen etc.) die Neubürger eingeladen und anschließend aufgenommen haben, wenn nötig wieder auf eigene Kosten zurückzuführen.
    Dies kam mir sehr positiv vor.
    Anschließend las ich die Erklärung und…. wurde eines Besseren belehrt.

  3. Patenonkel

    @Hans Eichelberg: Ich fand den Begriff « Rückführungspatenschaften » und die Idee/das Geschäftsmodell in diesem Sinne ebenfalls interessant. Als Unwort Eupen’s fand ich eher « Gebetsteppichausrollwillkommenskulturmissverständnis » ansprechend.

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