Politik

Anklagen, drohende Anklage und eine Verurteilung: Die juristischen Probleme von Ex-Präsident Trump

08.07.2023, USA, Las Vegas: Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung in Las Vegas. Foto: John Locher/AP/dpa

Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin, mitgenommene Geheimdokumente, mögliche Wahlbeeinflussung: Kein amerikanischer Ex-Präsident hatte jemals so weitreichende juristische Probleme wie Donald Trump. Ein Blick auf die derzeit wichtigsten Verfahren.

Vor Donald Trump gab es in den USA noch nie einen ehemaligen Präsidenten, der sich in einem Strafverfahren vor Gericht verantworten musste. Dementsprechend groß war die Aufregung, als Ende März in New York zum ersten Mal Anklage gegen den Ex-Präsidenten erhoben wurde.

Im Zentrum der Vorwürfe: Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin im Zuge der Präsidentenwahl 2016. Gut zwei Monate später dann folgte der nächste Hammer in Miami: Anklage gegen den Republikaner wegen seines Umgangs mit geheimen Regierungsdokumenten.

04.04.2023, USA, New York: Donald Trump (3.v.r), ehemaliger Präsident der USA, sitzt in einem Gerichtssaal in Manhattan mit seinem Verteidigungsteam am Tisch. Foto: Seth Wenig/POOL AP/AP/dpa

Nur wenige Wochen sind vergangen, da mehren sich die Anzeichen, dass dem 77-Jährigen eine dritte Anklage bevorstehen könnte, dieses Mal im Zusammenhang mit strafrechtlichen Ermittlungen zum Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021.

Parallel wird auch im Bundesstaat Georgia ermittelt wegen einer möglichen Einflussnahme Trumps auf das Ergebnis der Präsidentenwahl 2020, bei der er gegen den Demokraten Joe Biden verlor. All das stellt Trump, der 2024 erneut Präsident werden möchte, als politisch motiviertes Vorgehen gegen ihn dar. Ein Überblick über die derzeit wichtigsten Verfahren:

– Anklage im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an Pornostar

Die Staatsanwaltschaft in New York legt Trump die Fälschung von Geschäftsunterlagen in 34 Fällen zur Last. Er soll damit versucht haben, schädliche Informationen und rechtswidrige Aktivitäten vor und nach der der Präsidentenwahl 2016, aus der er als Sieger hervorging, zu verbergen.

Im Zentrum der Vorwürfe steht die Zahlung von Schweigegeld an eine Pornodarstellerin. Trump und andere hätten systematisch versucht, negative Informationen über ihn zu identifizieren, mit Geld zu unterdrücken und so seine Chancen bei der Wahl zu erhöhen, lautet der Vorwurf. Er habe auch große Anstrengungen unternommen, um all das zu verbergen, indem er Dutzende falsche Einträge in Geschäftsunterlagen vorgenommen habe.

09.06.2023, USA, Palm Beach: Dieses Foto, das in der Anklageschrift gegen den ehemaligen US-Präsidenten Trump enthalten ist, zeigt Kisten mit Dokumenten, die in einem Badezimmer und einer Dusche im Lake Room von Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach gelagert werden. Foto: Uncredited/Justice Department/AP/dpa

Trump plädierte vor Gericht in New York Anfang April auf „nicht schuldig“. Der Prozess in dem Fall soll im März 2024 in New York beginnen. Die parteiinternen Vorwahlen für die Präsidentenwahl sollen kurz zuvor starten.

– Anklage in der Affäre um Mitnahme geheimer Regierungsdokumente

Die Staatsanwaltschaft wirft Trump die gesetzeswidrige Aufbewahrung höchstsensibler Informationen aus seiner Zeit als US-Präsident (2017 bis 2021) vor. Laut Anklageschrift handelt es sich unter anderem um Dokumente mit Informationen zu nuklearen Fähigkeiten der USA und militärischen Notfallplänen der Vereinigten Staaten.

Angeklagt ist Trump in diesem Fall auch wegen Verschwörung zur Behinderung der Ermittlungen. Die Bundespolizei FBI hatte im vergangenen August sein Privatanwesen Mar-a-Lago in Florida durchsucht und dort verschiedene Verschlusssachen beschlagnahmt. Insgesamt werden in der Anklageschrift sieben Kategorien von Vergehen aufgeführt, Trump werden insgesamt mehr als 35 Straftaten zur Last gelegt.

Das Justizministerium hatte den Sonderermittler Jack Smith damit beauftragt, die Ermittlungen in diesem politisch heiklen Fall zu leiten. Auch hier plädierte Trump bei der Vorstellung der Anklage vor Gericht in Miami im Juni auf „nicht schuldig“. Es ist die erste Anklage auf Bundesebene für Trump. Der Prozess soll am 20. Mai 2024 starten.

– Drohende Anklage im Zusammenhang mit dem Sturm auf das US-Kapitol

Trump rechnet auch mit einer Anklage im Zusammenhang mit der Erstürmung des Sitzes des US-Parlaments am 6. Januar 2021. Nach eigenen Angaben wurde er von Sonderermittler Smith, der auch in diesem Fall Beweise sammelt, darüber informiert, dass er Ziel der Untersuchung sei.

06.01.2021, USA, Washington: Trump-Anhänger versammeln sich vor dem Kapitol. Während der Kongress sich darauf vorbereitet, den Sieg des gewählten Präsidenten Joe Biden zu bestätigen, haben sich Tausende von Menschen versammelt, um ihre Unterstützung für Präsident Donald Trump und seine Behauptungen über Wahlbetrug zu zeigen. Foto: John Minchillo/AP/dpa

Trump hatte in den Wochen nach der Präsidentenwahl 2020 mit falschen Behauptungen Stimmung gemacht, ihm sei der Sieg durch Wahlbetrug gestohlen worden. Anfang Januar 2021 kam es dann zum beispiellosen Angriff auf den Sitz des US-Kongresses, bei dem Trump-Anhänger versuchten, die formale Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden und damit den Machtwechsel in Washington zu verhindern.

Es wäre die zweite Anklage auf Bundesebene für Trump und die dritte Anklage wegen einer Straftat. Ein Untersuchungsausschuss im Kongress hatte Trump im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol gleich mehrere Vergehen vorgeworfen, unter anderem, dass er die Menge zum Aufruhr angestiftet habe. Der Ausschuss empfahl dem Justizministerium eine Anklage – dies ist aber rechtlich nicht bindend.

– Strafrechtliche Ermittlungen wegen möglicher Wahlmanipulation

Im Bundesstaat Georgia ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Trump wegen möglicher Wahlmanipulation bei der Präsidentenwahl 2020. Georgia gehörte zu jenen Bundesstaaten, die für den Wahlausgang eine Schlüsselrolle spielten. Biden gewann dort nur ganz knapp mit etwa 12.000 Stimmen Vorsprung.

Trump bemühte sich, seine dortige Wahlniederlage, wie auch in anderen Bundesstaaten, nachträglich ändern zu lassen. Unter anderem forderte er damals den obersten Wahlaufseher in Georgia in einem Telefonat unverblümt auf, genügend Stimmen für ihn „zu finden“, um das Ergebnis „nachzuberechnen“.

Mehrere Monate lang untersuchte ein Sonder-Geschworenengremium den Fall. Trump wurde nicht als Zeuge vorgeladen. Die Geschworenen hatten aber keine Befugnis, über mögliche Anklagen zu entscheiden, sondern sollten lediglich Empfehlungen abgeben zu einer möglichen Strafverfolgung von Personen, die an den Einflussversuchen beteiligt waren.

09.05.2023, USA, New York: Jean Carroll (M), Autorin aus den USA, verlässt das Bundesgericht in New York. Foto: Seth Wenig/AP/dpa

Inzwischen ist eine reguläre Grand Jury eingesetzt, die über eine mögliche Anklage entscheiden soll. Beobachter rechnen damit, dass das noch im August passieren könnte. Ginge es Trump auch hier an den Kragen, wäre dies nach New York die zweite Anklage auf Bundesstaaten-Ebene gegen ihn – und die vierte insgesamt.

– Trump wegen sexuellen Übergriffs in Zivilverfahren verurteilt

Neben den strafrechtlichen Verfahren ist Trump auch in eine Reihe von zivilrechtlichen Streitigkeiten verwickelt. Im Mai wurde Trump in einem Zivilverfahren wegen eines sexuellen Übergriffs und Verleumdung zu einer Geldstrafe in Millionenhöhe verurteilt.

Eine New Yorker Geschworenenjury sah es als erwiesen an, dass Trump die Schriftstellerin E. Jean Carroll Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Nobelkaufhaus sexuell missbraucht und später verleumdet hatte. Den Vorwurf der Vergewaltigung wiesen die Geschworenen zurück. Trump kündigte an, gegen die Entscheidung vorzugehen. (dpa)

20 Antworten auf “Anklagen, drohende Anklage und eine Verurteilung: Die juristischen Probleme von Ex-Präsident Trump”

    • Ich finde es bewundernswert, wie gut man sich hier mit dem amerikanischen Recht auskennt, und auch noch besser als die dortige Staatsanwaltschaft. Chapeau! Mit dieser Expertise kann ich nicht mithalten.

    • Ermittler

      @ Logisch
      Ich habe mir erlaubt, Ihre Schriftfehler zu korrigieren.

      Trump ist ein sehr beliebter Polygot, der noch lange unter uns weilt. Bei der Wahl wird er absahnen wie im Traum, den man nie mehr vergessen will

  1. Anonymos

    Peter S. „ist fertig“

    Peter, warum gehst Du dein Land ( Ukraine ) nicht unterstützen ?
    Peter, Du musst patriotismus nicht mit paranoia verwechseln !

    Du bist immer nur am jammern, dass man helfen muss !
    Wann hilfst Du denn endlich DEINEM Land ?
    Hier sind so einige die würden Dir zugerne das Ticket in die Ukraine bezahlen !

  2. Krisenmanagement

    Ich sage nur alle haben Dreck am stecken in dieser Position. Die Demokraten versuchen mit aller Gewalt eine Kandidatur Trumps zu verhindern. Die Justiz ist ein gutes Werkzeug. Deswegen darf nicht unerwähnt bleiben, welches Leben der Bidenclan führt. In den Startlöchern steht doch ein Kennedy, um zu kandidieren. Das ist Wahlkampf in den USA. Mit allen Mitteln wird der Gegner unmöglich gemacht. https://www.anti-spiegel.ru/2023/bestechung-waffen-steuern-die-anschuldigungen-gegen-hunter-biden/

  3. Oh, das der Herr Trump und die Republikaner mit Ihrer Politik die Reichen reicher und die Armen ärmer machen, schwarze und andere Minderheiten von den Wahlen abhalten möchten oder dieses Recht zu Wählen zumindest erschweren, rechtsradikale Milizen hoffähig machen, Rassismus fördern, rligiöse Ansichten über wissenschaftliche Erkenntnisse in den Schulen stellen, Waffenbesitz für psychisch Kranke vereinfachen, Öl- und Gasbohrungen in Nationalparks erlauben, Abtreibungsrechte einschränken oder wieder rückgängig machen, die Gesellschaft spalten, usw. kommt bei den Herren und Damen hier wohl so gut an, dass sie sich einen Herrn Trump auch für hier erhoffen? Fein, wandern sie doch aus.

  4. Oh, das der Herr Trump und die Republikaner mit Ihrer Politik die Reichen reicher und die Armen ärmer machen.
    https://www.manager-magazin.de/unternehmen/iwf-deutsche-wirtschaft-soll-2023-schrumpfen-prognose-nach-unten-korrigiert-a-a5cec353-d467-43b5-8b00-951cf40bcc65Oh!
    Bei der IWF Prognose sieht es aber eher so aus als würde Biden die Armen ärmer machen! Vielleicht aber auch ein Misverständnis der IWF.
    Bemerkenswert in der Statistik ist der deutsche doppel Wumms im grünen Wirtschaftswunder ;D

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern