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Nach tödlichem Angriff in Paris: Tatverdächtiger gibt „pathologischen Hass auf Ausländer“ als Motiv an

24.12.2022, Frankreich, Paris: Feuerwehrsanitäter transportieren einen verwundeten Demonstranten auf einer Trage während eines Protestes nach Schüssen in einem Kulturzentrum in Paris. Foto: Lewis Joly/AP/dpa

AKTUALISIERT – Ein Mann schießt bei einem kurdischen Gemeindezentrum in Paris und tötet drei Menschen. Schnell steht ein rassistisches Motiv im Raum. Nun werden Details zur Tat und zum mutmaßlichen Täter bekannt.

Der mutmaßliche Täter bei einem tödlichen Angriff nahe einem kurdischen Kulturzentrum in Paris hat sich zu einem „pathologisch gewordenen Hass auf Ausländer“ bekannt. Das teilte die Pariser Staatsanwaltschaft am Sonntag mit. Der Mann habe seit einem Einbruch vor sechs Jahren „immer Lust gehabt, Migranten beziehungsweise Ausländer zu töten“.

Bereits am Samstag war ein rassistisches Motiv in die Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt mit aufgenommen worden.

24.12.2022, Frankreich, Paris: Ein Mann hält vor einer Gruppe von Polizisten eine Fahne in den Händen während eines Protestes nach Schüssen in einem Kulturzentrum in Paris. Foto: Lewis Joly/AP/dpa

Laut Staatsanwaltschaft wollte der Mann ursprünglich im stark von Migranten geprägten Pariser Vorort Saint-Denis Menschen angreifen. Er habe sich bewaffnet dorthin begeben, „um Morde an ausländischen Personen zu begehen“. Dann habe er von seinem Plan abgelassen, weil nur wenige Menschen vor Ort waren und er wegen seiner Kleidung seine Waffe nicht leicht nachladen konnte.

Am Freitag hatte ein Mann bei einem kurdischen Gemeindezentrum mehrere Schüsse abgefeuert und drei Menschen getötet. Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff im zehnten Pariser Arrondissement verletzt.

Nach Angaben des kurdischen Dachverbands Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) sind alle Opfer kurdische Aktivisten. Der mutmaßliche Täter, ein 69 Jahre alter Franzose, wurde festgenommen. Wegen seines Gesundheitszustands wurde er auf eine psychiatrische Station gebracht.

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, der Mann habe dann vor dem kurdischen Kulturzentrum nahe seinem Elternhauses in der Pariser Innenstadt auf eine Frau und zwei Männer geschossen. Zwei Opfer starben sofort. Die dritte Person rettete sich zunächst in ein gegenüber liegendes kurdisches Restaurant und starb dort. Der Angreifer habe dann drei Menschen in einem Friseursalon verletzt, hieß es weiter. Einer der Angegriffenen hätte ihn dann überwältigt und entwaffnet.

24.12.2022, Frankreich, Paris: Ein Auto ist während der Proteste nach der Ermordung von drei Kurden in Paris auf den Kopf gestellt. Nach dem tödlichen Angriff bei einem kurdischen Gemeindezentrum in Paris ermittelt die französische Justiz nun auch wegen eines rassistischen Motivs. Foto: Remon Haazen/ZUMA Press Wire/dpa

Fünf der sechs Opfer haben laut Staatsanwaltschaft die türkische Staatsbürgerschaft, ein Opfer ist Franzose. Die drei Verwundeten seien nicht mehr in Gefahr, aber zwei von ihnen lägen noch im Krankenhaus.

Der Mann wurde mit seiner Waffe, vier Magazinen mit insgesamt 14 Schuss sowie einer Schachtel mit 25 Schuss Munition festgenommen. Den Informationen zufolge wollte er die gesamte Munition verwenden und sich mit dem letzten Schuss selbst töten. Der Verdächtige hatte sich selbst als depressiv und suizidär bezeichnet.

Der Verdächtige hatte es auf alle Migranten abgesehen und ihm unbekannte Menschen angegriffen, wie er laut Staatsanwaltschaft sagte. Gegen Kurden habe er seiner Aussage zufolge etwas gehabt, weil sie „bei ihrem Kampf gegen (die Terrormiliz) Islamischer Staat Gefangene nahmen statt sie zu töten“. Im Umfeld des mutmaßlichen Täters war kein besonderes Interesse für die Situation von Kurdinnen und Kurden bekannt, wie die Staatsanwaltschaft nach Befragungen mitteilte. Nach dem Einbruch 2016 hätten seine Bekannten aber einen radikalen Verhaltenswandel festgestellt.

Der Verdächtige war erst vor wenigen Tagen aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr hatte er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt. Auch 2016 soll er Medienberichten zufolge einen Mann mit einem Messer angegriffen haben.

23.12.2022, Frankreich, Paris: Mitglieder der kurdischen Gemeinde stehen neben einer brennenden Barrikade. Foto: Lewis Joly/AP/dpa

Bei einer Untersuchung stellte ein Arzt am Samstag fest, dass der Gesundheitszustand des Mannes sich nicht mit seinem Aufenthalt in Polizeigewahrsam vertrage. Der Verdächtige kam auf die psychiatrische Station der Polizeipräfektur. Sobald sein Gesundheitszustand es ermöglicht, soll der Mann einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

Der kurdische Dachverband Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) werte den Angriff als „terroristische Attacke“, zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Die Türkei bekämpft seit langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und weiteren kurdischen Organisationen vorangetrieben werden. Die Dokumente, die bei dem Verdächtigen sichergestellt wurden, hätten keine Verbindung zu einer extremistischen Ideologie aufgezeigt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Frankreich will kurdische Treffpunkte nun schützen. Landesweit sollen durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden. Auch türkische diplomatische Vertretungen im Land sollen geschützt werden, um Angriffe dort zu verhindern. (dpa)

22 Antworten auf “Nach tödlichem Angriff in Paris: Tatverdächtiger gibt „pathologischen Hass auf Ausländer“ als Motiv an”

  1. Peer van Daalen

    Bestens informiert ist wohl der Le Parisien zum Them. Im Browser VIVALDI ist eine der besten Übersetzungsfunktionen integriert.

    https://www.leparisien.fr/paris-75/plusieurs-blesses-apres-des-coups-de-feu-a-paris-un-homme-interpelle-23-12-2022-75IG6N726ZH4XF6GQ4AF2OQMPU.php

    https://www.leparisien.fr/faits-divers/direct-attaque-a-paris-le-ministre-de-linterieur-gerald-darmanin-attendu-sur-place-23-12-2022-ZDOSWKMRXVBIHFTSYGI7DCWJWQ.php

    Inzwischen sind in der Gegend Unruhen ausgebrochen. https://www.youtube.com/watch?v=aa-mqFBxuQM

    • Peer van Daalen

      Wenn Sie intellektuell in der dazu Lage wären, Ihre ideologisch konditionierten Scheuklappen zu öffnen, mit denen sie zugenagelt scheinen, dann würden Sie feststellen, daß diese rassistischen Einwicklungen aus zwei Richtungen kommen und in zwei Richtungen gehen.

      Und, – mehr wie zwei Drittel aller rassistischen Angriffe in Europa werden von Muslimen gegen Nicht-Muslime begangen, die sich die einschlägigen Hasspredigten ihrer „Religions“-Demagogen anhörten.

      Mit anderen Worten, – Sie reden ideologischen bullshit, was das Selbe ist wie Hasspredigten.

      • Ihr Problem ist, dass Sie wegen Ihres Überdrucks gleich aufs falsche Gleis laufen. Natürlich gilt mein Satz ebenso für Mordtaten an Nicht-Muslimen. Mit Hasspredigten der Frustrierten im Netz fängt es an, mit Mord setzt es sich fort. Egal, ob die Hasspredigten im Netz oder in der Moschee erfolgen. Was ist das für eine Merkwürdigkeit, sich auf die Seite der einen Sorte Mörder zu stellen und durchzudrehen, wenn jemand einen Beitrag wegen des ganz aktuellen Mordes schreibt?
        Abgesehen davon ist nicht überliefert, dass es sich hier bei den Opfern um Muslime handelt. Nicht alle Kurden sind Muslime, ebenso wie nicht alle Belgier oder Deutschen Christen sind. Eins könnte allerdings sein: Der Täter hat aus Hass gegen Muslime geschossen und gemeint, dass er solche treffe.

  2. Randalieren geht immer

    Sehr tragisch… doch müssen jetzt schon wieder die Randale beginnen? Die französische oder belgische Staatsgewalt hat nichts mehr im Griff… weder in die eine noch die andere Richtung.

  3. Hans Eichelberg

    „Auch wenn noch nicht klar ist, ob der Angriff sich explizit gegen die kurdische Gemeinde gerichtet hat, will Frankreich kurdische Treffpunkte nun schützen. Landesweit sollten durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden. Darmanin wollte zudem prüfen, ob es weitere Bedrohungen gegen Kurdinnen und Kurden in Frankreich gebe.

    Der Innenminister kündigte weiter an, auch türkische diplomatische Vertretungen im Land zu schützen, um Gegenangriffe zu verhindern.

    Noch am Freitagnachmittag versammelten sich in der Nähe des Angriffsorts zahlreiche Kurdinnen und Kurden. Kurz nach dem Besuch von Innenminister Darmanin vor Ort kam es zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Medien berichteten, Demonstranten hätten die Polizei beworfen.
    Diese habe Tränengas eingesetzt. Der Sender France Info schrieb von einer Festnahme und fünf verletzten Polizisten.“ (ARD)

  4. Christen und Muslime sind nicht die einzigen Religionen, die Zoff miteinander haben, sich teilweise seit Jahrhunderten mit vielen gegenseitigen Meucheleien im Namen ihrer jeweiligen Götter bekämpfen.
    Besser für den Frieden der Menschen untereinander wäre die Abwesenheit jeglicher Religion. Ein zielführender Spruch wäre „Menschen, werft die Religionen in die Tonne, dann klappt die Verbrüderung viel besser!“
    Übrigens ist es auch nicht schön, alle in muslimisch geprägten Ländern Lebenden als Muslime zu bezeichnen. Viele von denen haben es lange satt, sich von alten Mullahs herumkommandieren zu lassen und sind sekulär eingestellt. Das gilt ebenso für die so genannten Christen, die vom Christentum vereinnahmt werden, nur weil sie zB in Belgien und Deutschland leben. Die Zeiten sind nicht mehr so. In Deutschland sind nur noch weniger als die Hälfte der Einwohner Mitglieder einer christlichen Kirche. Dies liegt nicht an der Zuwanderung anderer Glaubensfreunde, sondern an massenhafte Abwendung von den Kirchen.

    • Leider haben zu viele Franzosen Freude daran, die Spannungen zwischen den „Gemeinschaften“ zu schüren. Darmanins Anwesenheit war völlig fehl am Platze, die Hetzerin von „SOS Racisme“ giesst noch Öl auf’s Feuer. Die für heute provozierte Demonstration kann nur in Gewalt ausarten.

      • 9102Anoroc

        @ – Hugo

        Werft die Religion in die Tonne?
        🤔 ja , warum nicht ?
        Sie erreichen mit ihrem Vorschlag nur nicht beide Seiten
        und genau da besteht die Gefahr, weil sie dann am Ende das Resultat der Niederlande erhalten.
        Kirchen sind jetzt dort Diskotheken, Schwimmbäder oder sonstige Einrichtungen die mit den früheren werten nichts mehr zu tun haben.
        Und auf der anderen Seite?
        Mehr Leute mit muslimischen Glauben, die den Niederlanden ihre alten Werte am liebsten austreiben würden , diese niederländische Regierung sich aber trotzdem sehr gut dagegen stellt.

        Das funktioniert in den Niederlanden, aber weder bei uns noch in Deutschland und auch nicht in Frankreich.
        Da Kirche und Politik, wenn auch nicht augenscheinlich , trotzdem eine gewisse Verbindung haben, wird es hier auf Dauer große Probleme geben , weil ja dann auch in der Politik anders gelenkt wird, wenn in den Parlamenten immer mehr Menschen mit muslimischen glauben das Sagen haben.

        Auch erwähnen Sie , das in Deutschland sich mehr und mehr Menschen von der Kirche abwenden in den letzten Jahren, vergessen anscheinend das dies aufgrund der Kirchensteuer so ist und wir überhaupt nicht die Wahl haben diese zu zahlen oder nicht, wir zahlen Sie Immer .
        Ein Fehler der deutschen Politik?
        Kann man sehen wie man will.

        Ob trotzdem die Kirche in Form von Gebäuden in Deutschland vom Staat unterhalten werden weiß ich nicht.
        Gerechter ist das deutsche Modelle natürlich .
        Wer aus der Kirche austritt bezahlt auch keine Kirchensteuer.
        Ich bin mir aber sicher , das weniger ausgetreten wären wenn die Allgemeinheit die Steuer bezahlt hätte ohne die Wahl zu haben Steuern zu zahlen oder nicht.
        Folgen wir also dem deutschen Modell , ist es zwar gerechter , schaffen uns aber selber nachhaltige Probleme , von denen wir ja schon genug haben.

        • Jeder muss selbst wissen, was er tut. Ich jedenfalls trete jetzt nicht religiös, nur weil es so scheint, als wären „die Muslime“ schwerer in der Lage, sich von ihrer Religion zu lösen.
          Das stimmt auch nur zum Teil. Die wenigsten Leute, die aus muslimisch geprägten Ländern kommen oder solche, deren Eltern zugewandert und die hier aufgewachsen sind, besuchen die Moschee und leben wirklich religiös orientiert. Diese Leute sind kein homogener Block. Die jungen Leute lösen sich vielfach ganz gut, verstoßen im täglichen Leben gegen fast alle religiösen Vorschriften, spielen ihrer aus der Eltern-Heimat zu Besuch kommenden Verwandtschaft hinsichtlich etwa der Frage, wer mit wem zusammenwohnt, filmreife Komödien vor. Gerade die Jüngeren freuen sich, hier ein freieres Leben führen zu können und entfernen sich von diesem Hokuspokus. Wie wir sehen, nicht nur hier, sondern zB auch im Iran, wo der Gottesstaat nur mit brutaler Gewalt überleben kann.

  5. Karli Dall

    Nicht nur Islamisten können psychisch gestört sein. Nein, auch Christen, Nichtchristen bzw. Ungläubige:
    „Der mutmaßliche Täter, ein 69 Jahre alter Franzose, wurde festgenommen und in die Psychiatrie eingeliefert. Ein Arzt habe festgestellt, dass der Gesundheitszustand des Mannes nicht mit einem Aufenthalt in Polizeigewahrsam verträglich sei, wie es hieß……..“

    Bei psychischen Störungen muss mit allem gerechnet werden.

  6. Anonymos

    „pathologischer Hass auf Ausländer“

    Dann sollte der Staat mal an dem GRUND etwas ändern !
    Verschulden tut der Staat diesen Hass, mit seiner Flüchtlngspolitik und Unterstützung der Ukraine !

    Dass einige Menschen bei dieser Politik Ausrassten weil diese nicht mehr weiter wissen, war vorraus zusehen.

    Im übrigen hat eine EU weite Umfrage ergeben, dass 86% der EU Bevölkerung keine Flüchtlinge mehr aufnehmen möchten, bzw. nicht möchten dass die Ukraine finaziell unterstützt wird. Ergo die Mehrheit ! Doch die Regierungen interessiert der WILLE des Volkes nicht !

    Dass das eigene Volk hungert und friert, stört die FÜHRER nicht, die haben ja genug auf Seite geschafft.

    • @Anonymos
      Ich frage mich auch schon länger wie das möglich ist, Herr Selenski sitzt im T-Shirt da, bittet die EU und seine amerikanischen Freunde um Milliarden und ich bin froh das ich meinen alten Pullover nochmal rausgekramt habe.
      Irgendwas stimmt da mit Hasi nicht?

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