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Experten: Stadtkinder sind oft fitter als Kinder vom Land

In einer Sporthalle nehmen übergewichtige Kinder an einem Sportprogramm teil. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Wer als Kind nicht zum Fußball will, hat auf dem Land oftmals nicht viele andere Möglichkeiten. In der Stadt sieht das ganz anders aus. Für die Gesundheit von Kindern kann das direkte Folgen haben.

Auf dem Land spielt man als Kind ständig im Wald und auf Wiesen, in der Stadt hockt man nur im Kinderzimmer? Dieses Klischee ist von der Realität überholt worden. Studien legen sogar nahe, dass genau das Gegenteil der Fall ist – also, dass Stadtkinder sich mehr bewegen und damit auch seltener an Übergewicht leiden.

wird empfohlen, Bewegungsangebote in unmittelbarer Wohnumgebung zu fördern – dazu gehörten etwa auch Spielplätze. Foto: Jens Büttner/dpa

Wer sich weniger bewegt, wird leichter übergewichtig. Und das wiederum hat gesundheitliche Auswirkungen: Mit Übergewicht steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und andere Leiden. Oft werden schon im frühen Kindesalter die Grundlagen dafür gelegt, ob und wie man sich auch später im Leben bewegt – oder eben auch nicht.

– Kinder vom Land häufiger übergewichtig: In einer finnischen Untersuchung der Forscherin Elina Engberg von der Universität Helsinki zeigten sich bei Drei- bis Vierjährigen Unterschiede zwischen Stadt und Land. Fast ein Viertel (24 Prozent) der untersuchten Kinder in ländlichen Gegenden waren übergewichtig oder fettleibig, in städtischen Gebieten waren es 16 Prozent.

Ein Faktor für diese Tendenz auf dem Land: die vor Handys, Computern und Fernsehern verbrachte Zeit. Die Bildschirmzeit sei bei Kindern vom Land stärker mit Indikatoren für Fettleibigkeit verknüpft, erklärt Engberg in einem Kongressvortrag. Dies könne „teilweise durch die bei Landkindern beobachtete höhere Bildschirmzeit erklärt werden, während in städtischen Gebieten andere Faktoren eine größere Rolle für Übergewicht zu spielen scheinen“.

Eine Jugendliche steht auf einer Waage im Badezimmer. Viele Kinder und Jugendliche sind übergewichtig. Foto: Annette Riedl/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa

– Kinder vom Land auch motorisch nicht fitter: In Deutschland scheint es ähnlich zu sein. Claudia Augste von der Universität Augsburg hat schon vor rund zehn Jahren in einer Feldstudie festgestellt, dass Kinder aus dem ländlichen Raum etwas schlechter abschnitten als Kinder aus der Stadt, wenn ihre motorischen Fähigkeiten getestet wurden. Es sei also nicht – oder nicht mehr so, dass Kinder vom Land immer deutlich mehr draußen herumliefen und daher deutlich fitter und motorisch besser aufgestellt seien.

Macht Leben auf dem Land also dick und Stadtleben fit? Ganz so einfach ist es nicht. Entscheidend scheint jedoch die Erreichbarkeit von Sportangeboten zu sein – und ob es überhaupt die richtigen gibt. Stadtkinder haben vielleicht bessere Möglichkeiten, was etwa die Erreichbarkeit von Sportvereinen angeht. Auch die Verfügbarkeit von Angeboten macht einen Unterschied. Deshalb wird empfohlen, Bewegungsangebote in unmittelbarer Wohnumgebung zu fördern – dazu gehörten etwa auch Spielplätze.

Ulrike Burrmann von der Humboldt-Universität zu Berlin, die ebenfalls in diesem Themenbereich forscht, hält fest: „Auf dem Land sind Sport- und Bewegungsangebote für Mädchen auch seltener zu finden.“ Dies sei auch ein Grund, den Mädchen auf die Frage nennen, warum sie nicht im Verein sind – „dass sie gar keinen Verein kennen“. Auf dem Land sei mehr Unterstützung notwendig, überhaupt zu den Sportstätten zu kommen.

Stadtkinder haben vielleicht bessere Möglichkeiten, was etwa die Erreichbarkeit von Sportvereinen angeht. Foto: Uwe Anspach/dpa

Neben der Frage, ob es passende Sportangebote gibt und wie diese erreicht werden können, spielt auch eine Rolle, welche finanzielle Unterstützung Eltern ihren Kindern mit Blick auf Sportangebote bieten können. Das zeigt der Vergleich von sozial schwächeren und stärkeren Gemeinden.

Lena Henning von der Universität Münster hält fest: „Es ist sinnvoll, dass sich die einzelnen Institutionen miteinander vernetzen, zum Beispiel auch Schule und Sportverein gemeinsam an einem Strang ziehen.“ Für Sportvereine könnte die Kooperation eine Möglichkeit eröffnen, Zielgruppen zu erreichen, die sie bislang weniger erreicht haben.

– Übergewicht bei Kindern ein enormes Gesundheitsrisiko: Dass Kinder ungesund viel wiegen, ist ein recht weit verbreitetes Phänomen. Ein Viertel der Kinder im Alter von sieben bis neun Jahren hatten in der jüngsten Erhebung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Übergewicht, elf Prozent waren fettleibig. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Für diesen Befund hat die WHO in 37 Ländern in Europa Daten von etwa 470.000 Kindern erhoben. In einigen Ländern hat die Corona-Pandemie das Problem noch verschärft. (dpa)

7 Antworten auf “Experten: Stadtkinder sind oft fitter als Kinder vom Land”

  1. Der Alte.

    Bin überzeugt, dass dies auf Erwachsene ebenfalls zutrifft. In der Stadt kann man nicht so leicht mit dem Auto oder anderen motorisierten Untersaetzen nahe an Geschäften, Praxen oder Büros heranfahren wie im ländlichen Umfeld. Wer mal eine U-Bahn genutzt hat weiß, das dies mit Fußmarsch verbundenen ist.

  2. Immer dieselben

    Man kann es halt drehen und wenden wie man will,
    Ob Stadt oder Landkinder , es ist eine pure disziplinarische Sache die strikt befolgt werden will um sein Körpergewicht strikt zu mäßigen.
    Es sind halt immer dieselben welche ständig Kunden sind in den xxxl Geschäften und am Abend mit den breiten Kisten auf den Terassen herumhängen.
    Ständiges trimmen will halt gepflegt werden .

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