Zwischenruf

Soll die Presse über Selbstmord berichten?

Ein Fall von Selbsttötung in Eupen hat in der hiesigen Öffentlichkeit erneut die Frage aufgeworfen, ob die Presse über solche Fälle überhaupt berichten soll – und wenn ja, in welchem Umfang. Diese Frage hatte sich auch schon im März 2013 nach einem Fall von Selbstmord in Eynatten gestellt. Damals waren Teile der ostbelgischen Presse nach Meinung vieler einen Schritt zu weit gegangen, weil sogar Details über die Art und Weise, wie die Selbsttötung vorgenommen wurde, an die Öffentlichkeit gerieten. Im Fall des Mannes aus Eupen, dessen Leiche am vergangenen Montag im Eupener Wald aufgefunden wurde, stellt sich das Problem erneut.

„Ostbelgien Direkt“ hat am Dienstag über den Fall nicht berichtet, was nicht bedeuten soll, dass wir glauben, besser zu sein als andere. Wir hätten uns genauso anders entscheiden können. Allerdings haben wir uns dazu entschlossen, die Frage, wie sich die Medien bei solchen Nachrichten verhalten sollen, öffentlich zur Diskussion zu stellen.

Früher in der Regel keine Berichterstattung

Das Grenz-Echo widmete dem tragischen Ereignis einige Zeilen und verwies darauf, dass die „Eupener Staatsanwaltschaft aus Respekt gegenüber der Familie keine Details mitteilen wollte“.

Der BRF hingegen beschrieb das Selbstmord-Opfer so genau, dass wohl jeder in Eupen daraufhin wusste, um wen es sich handelte.

Drei verschiedene Herangehensweisen also. Noch vor einigen Jahren hätte man in Ostbelgien gar nicht berichtet. Selbstmorde, sofern sie nicht auf öffentlichen Plätzen erfolgten, wo sich viele Menschen aufhalten, in einem Bahnhof zum Beispiel, oder es sich nicht um eine prominente Person handelte, fanden keine Erwähnung im redaktionellen Teil – schon gar nicht die Identität des Selbstmörders und auch nicht die Art und Weise, wie der Selbstmord durchgeführt wurde.

Mit zweierlei Maß gemessen

Das hat sich inzwischen etwas geändert, nicht zuletzt deshalb, weil die ostbelgischen Presseorgane im modernen Medienzeitalter in Konkurrenz stehen zu frankophonen Medien wie „La Meuse“ und „L’Avenir“, die oftmals vor nichts zurückschrecken, den Selbstmörder sogar mit Fotos zeigen und die Angehörigen zu Wort kommen lassen.

Nicht selten kam es vor, dass sich Zeitungsleser in Ostbelgien die „Meuse“ kauften, anschließend aber den hiesigen Medien vorwarfen, über den Selbstmord berichtet zu haben. Da wurde also doch einige Male mit zweierlei Maß gemessen.

Die Frage bleibt also: Sollen die Medien berichten? Und wenn ja, wie?

GERARD CREMER

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Für frühere „Standpunkt“-Artikel verweisen wir Sie auf folgenden Link:

https://ostbelgiendirekt.be/category/meinung/standpunkt

 

95 Antworten auf “Soll die Presse über Selbstmord berichten?”

  1. Unterstadt

    Hallo also ich fände es besser, wenn nicht drüber berichtet wird. Die Familie hat es so schon schwer genug da müssen nicht noch die Medien mitmischen und wenn sie es doch schreiben möchten dann diskret so wie im Grenz-Echo stand. Was der BRF gemacht hat finde ich respektlos, sie sollen sich mal vorstellen das es einer aus ihrer Familie wäre und ob sie dann glücklich wären wenn jeder bescheid wüsste bis ins kleinste.

  2. Eupenmobil

    Nicht berichten, egal wie die Umstände des Selbstmordes sind. Das ist eine sehr private und intime Angelegenheit. Was sich die Meuse oft erlaubt, ist unglaublich. Ich verstehe nicht, weshalb sich die Angehörigen auch noch interviewen lassen.

    • So ähnlich wie Sie sehe ich das auch. Eastwind.Es ist aber leider so, dass
      heutzutage vor nichts mehr Halt gemacht wird, und dies nicht nur in Medien à la BILD.
      Es ist zudem auch eine Tatsache, dass sich einige Menschen am Leid des anderen nahezu ergötzen. Eine gewisse Dekadenz der Gesellschaft ist hier durchaus zu beobachten.Wie gesagt, eine etwas diskretere Berichterstattung in solchen Fällen wäre gewiss pietätvoller.

  3. Schwierig

    Bin der Meinung von Eastwind. Spekulationen helfen den Angehörigen, ja auch nicht weiter. Man sollte sich eher die Frage stellen, weshalb Selbstmord gerade in der modernen Gesellschaft so präsent ist?!

    • Diese Frage kann ich versuchen ihnen (natuerlich subjektiv) zu beantworten: Weil unser Dasein immer sinnbefreiter wird. Das Gefuehl etwas Sinnvolles gemacht oder erreicht zu haben wird immer rarer, weil die meisten Berufe heutzutage mehr Arbeitsbeschaffungsmassnahmen sind als irgend etwas anderes. Das liegt natuerlich im Auge des Betrachters, und manche Menschen koennen auch ohne sinnvolles Dasein gut leben, aber manchen mehr sensiblen Menschen wird dies immer deutlicher, je sinnbefreiter die Arbeit ist, oder je ausgebildeter das Abhaengigkeitsgefuehl im Arbeitsleben. Gerade in unseren europaeischen „sozialen“ Marktwirtschaften, wo Vater Staat einem die meisten Entscheidungen abnimmt, bekommt man sehr leicht das Gefuehl eigentlich „ueberfluessig“ zu sein.

      Andererseits sind Depressionen natuerlich auch einfach eine biologisch bedingte Krankheit. Gewisse chemische Prozesse im Gehirn werden unterbunden, was das Aufkommen von Gefuehlen erschwert, wobei wegen der Komplexitaet hier noch lange nicht alles erforscht ist.

      Nur wird diese Krankheit leider wegen nicht sichtbarer Symptome meistens nicht als solche gedeutet, sondern eher als etwas gesehen, was die entsprechende Person mit einem bisschen guten Willen selbst beheben kann, was natuerlich meistens nicht der Fall ist. Manches Mal hoere ich Reaktionen auf Selbsttoetungen wie: „Das war wohl ziemlich feige von ihm“ oder so aehnlich, wobei sich bei mir dann immer die Nackenhaare straeuben…

      Ich denke man sollte darueber nicht berichten. Die Angehoerigen sind in den ersten Wochen nach einem Verlust sowieso extrem unter Schock, gerade wenn er unerwartet und als Selbsttoetung daher kam. Interviews, etc koennen dann leicht durch den vorhandenen Schockzustand erklaert werden, der jegliches Denken erschwert.

      Ich wuensche der betroffenen Familie und den Freunden viel Staerke in dieser Situation.

  4. Wenn man als Fußballtrainer einer Provinzialmannschaft schon eine prominente Person ist.. Das hat mich damals schon schockiert. Und vor allem hat es den Angehörigen nicht leichter gemacht. Wochen später wurde das noch in den Spielberichten erwähnt. Sowas müsste eigentlich verboten werden! In dem gestrigen Fall wurde zumindest im G-E nicht allzu detailliert berichtet – solange man die Person nicht wiedererkennen kann, geht es noch gerade durch.

  5. Eine Selbsttötung im Familienkreis ist schon schlimm genug, da muss man die Fakten nicht auch noch schwarz auf weiß in der Tagespresse lesen. Spekuliert wird immer, daran wird man auch nichts dadurch ändern, dass darüber berichtet wird. Den Betroffenen selber bringt es überhaupt nichts und wenn man dann manchen taktlosen Kommentar dazu liest, erklärt es sich von selbst, dass aus Respekt vor den Hinterbliebenen die Privatsphäre der Menschen in jeder Hinsicht gewahrt werden sollte.

  6. Hobby-Philosoph

    Im Zeitalter der Tyrannei der Öffentlichkeit ist diese Frage – ob die Presse über Selbstmord berichten soll – in der Tat berechtigt. Sie wirft ethische und moralische Fragen auf – nein, Ethik und Moral sind nicht dasselbe! Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ein Selbstmord nicht in der Öffentlichekit besprochen werden sollte; damit meine ich nicht, dass der Akt der Selbsttötung Tabu sein soll, sondern, dass man die tatsächlichen einzelnen Selbstmorde nicht öffentlich besprechen sollte. Dabei bilden meines Erachtens solche Fälle eine Ausnahme, wie das bekannte Beispiel der vielen Selbstmorde in einem staatlichen Betrieb in Frankreich, im Laufe der letzten Jahre, wo eine enorme Anzahl von Mitarbeitern sich das Leben genommen haben – klar, wegen des unerträglichen Stresses am Arbeitsplatz und der sich daraus ergebenden Belastung im privaten Leben. Ein gutes Beispiel dafür, dass Arbeit in den meisten Fällen einfach entfremdend ist – und zum Teufel mit der Ansicht, bezahlte Arbeit sei eine Tätigkeit, die zur Entfaltung und Entwicklung des Menschen beitruge! Wenn also eine soziologische Komponente manifest ist, dann sollte darüber berichtet werden, denn dann handelt es sich ja nicht mehr bloss um ein persönliches Problem, sondern um einen offenbar öffentlichen Missstand. Nicht namentlich sollte darüber diskutiert werden, also nicht bezogen auf Personen, wohl aber auf eine Arbeit, ein Umfeld.
    Im vorliegenden Fall wäre es also höchst „interessant“ – UND HIER STELLE ICH BLOSS DIE FRAGE!!! – zu erfahren, ob diese traurige Tat mit ökonomischer Verzweiflung zu tun hat. Es ist ja nicht so, dass man in Eupen mit „Selbstmorden am laufenden Band“ konfrontiert ist, nein, aber, wenn ich korrekt informiert bin, ist ja auch eine weitere Person, die ein Lokal in der Gospertstrasse betrieb „verschwunden“ – dramatischerweise mit einem kleinen Kind…
    Nun, ob der vorliegende Selbstmord wegen einer „Pleite“, eines Konkurses geschehen ist – genau, das Problem vieler Geschäfte in der Oberstadt – zu tun hat, ist also „öffentlich“ interessant. Schliesslich betrieb die Person 2 gastronomische Einrichtungen in der „vernichteten“ Innenstadt…

    • Ich muss ihnen da widersprechen. Ob dieser Suizid in Verbindung steht mit einem (drohenden) Konkurs ist in sofern nicht „oeffentlich“ interessant, da es vor ihm schon dutzende andere Personen gegeben hat, die auch in Konkurs gegangen sind, dabei aber nicht Suizid begangen haben.

      Sicherlich gibt es bei einem Suizid immer einen Ausloeser, aber diesem dann in gewisser Hinsicht die „Schuld“ zu geben am Suizid ist in meinen Augen falsch, da die unterschwellige Krankheit (Depression) immer (oder jedenfalls in den allermeisten Faellen) der eigentliche Ausloeser zum Suizid ist. Hier gilt es anzusetzen, diese Krankheit besser zu diagnostizieren, anstatt jegliche Ausloeser, sei es nun Konkurs, partnerschaftliche Trennung, oder wer weiss was noch fuer moegliche Gruende, die manchmal sowieso nur dem Opfer ersichtlich sind, als Schuldigen zu suchen. Das ist absolut nicht relevant in diesem Zusammenhang.

            • Wie kommen sie denn darauf? In der Neurologie ist es als ziemlich sicher erwiesen dass Depressionen auf jeden Fall biologische Ursachen haben. Nur weil sich dies nicht als Zyste oder sonstwas bemerkbar macht, was man mit den Augen sehen kann, heisst das noch lange nicht, dass dies Humbug oder Religion ist…

              Laut Wikipedia:

              Als gesichert gilt, dass bei jeder bekannten Form der Depression das serotonale und/oder noradrenale System gestört ist, das heißt, der Spiegel dieser Neurotransmitter ist zu hoch oder zu niedrig, oder die Resorption/Reizbarkeit der Synapsen ist verändert.

              Wenn sie jetzt der allgemeinen Schulmedizin keinen Glauben schenken, dann sagen sie es sofort, dann eruebrigt sich eine weitere Diskussion…

              • karlh1berens

                Ich kann mich auch ohne eine Depression umbringen. Depression kann ein Grund sein. Aber es kann auch andere Gründe geben z.B. : gefährliche Fahrweise, ungesunde Lebensweise, schlechte Beziehungen, Angst vor Folter oder Knast, unheilbare Krankheit usw usw. Auch bringen sich nicht alle Depressiven um.

              • Das kann man in der Tat diskutieren, ob man auch ohne Depression Suizid begehen kann, aber Fakt ist, dass die grosse Mehrzahl der Suizidopfer an einer Depression (oder einem aehnlichen Krankheitsbild) erkrankt waren.

              • karlh1berens

                Das ist eine Vermutung, kein Fakt. Es gibt zum Beispiel auch den rituellen Selbstmord (Harakiri). Vom rein individualistischen Standpunkt aus betrachtet ist der Selbstmord die konsequenteste Form der Selbstbestimmung bis in den Tod. Die Kirche hat da einen anderen Standpunkt. Und auch sie hat (das) Recht (dazu).

              • Wollen sie zu dieser These vielleicht auch eine Studie aufstellen, oder reicht die Behauptung? Vielleicht koennen sie sie ja auch hier Veroeffentlichen:

                http://www.biomedcentral.com/1471-244X/4/37

                Ich moechte im Uebrigen noch mal betonen, dass eine Depression als Krankheit nicht pejorativ zu bewerten ist. Ich werfe meinem Onkel Walter ja auch nicht vor, dass er Krebs hat. Deshalb verstehe ich nicht warum eine Depression als Krankheitsbild in der Gesellschaft so negativ bewertet wird…

              • Was wirklich mit ihm war, wird vielleicht ein Rätsel bleiben, vielleicht hat er einen Abschiedsbrief geschrieben, in dem er etwas zu seinen Beweggründen sagt, aber das werden, wenn es solch einen Brief geben sollte, wohl eher nur die engeren Angehörigen erfahren.

                Ich vermute, dass wir nur zu oft nicht mitbekommen, wann es einem Menschen dreckig geht. In unserer Gesellschaft gilt Frust, Trauer und Depression als verpönt, über all lächeln die Modells von den Plakaten und Spaß, Leistung und Erfolg gelten als angesagt.

                Wer da nicht mehr mithalten kann, verbirgt seinen Kummer oft, vereinsamt dabei und die Kombination Kummer + Einsamkeit kann dann zum schlimmsten führen.

                Mit Sicherheit denkt und fühlt ein Suizid gefährdeter Mensch anders, als das der „normale“ gesunde Mensch in aller Regel tut. Es erfordert vermutlich eine Menge kriminelle Energie, vermutlich oft ausgelöst durch starke negative Emotionen, wie z.B. Verzweiflung und mangelnde Lebensperspektiven. Drogen können dann ihr übriges tun.

                Ohne diese Vereinsamung könnte es vermutlich für viele Selbstmordkandidaten besser aussehen, möglicherweise deutlich besser. Insofern ist es gut, dass Menschen in Krisensituationen nun auch im Internet anonym versuchen können aus einer solch gefährlichen Isolation auszubrechen.

                Geteiltes Leid ist halbes Leid, auch wenn das jetzt sehr simpel klingt und nicht für jeden gilt.

              • Und auch hier kann ich wieder nur mit dem Kopf schuetteln. Die ersten zwei Paragraphen kann ich ja noch unterschreiben. Aber dann ein Sammelsurium an komischen Assoziationen: Suizid, kriminell, Drogen, alles durcheinandergewuerfelt.

                Als ob das was miteinander zu tun hat… In manchen Faellen sicherlich, aber in den meisten Faellen sind ganz einfache Menschen betroffen, wie du und ich, die auch normal arbeiten gehen, Kinder haben, teilweise selber noch Kinder sind, verheiratet sind, etc… aber dann irgendwann in eine Depression verfallen und nicht mehr raus kommen (zum Glueck bei Weitem nicht alle). Sicherlich sind auch Singles und vereinsamte Menschen, Drogenabhaengige, Kriminelle betroffen, aber doch nicht nur.

                Die Gesellschaft scheint so was scheinbar automatisch miteinander zu verbinden. Wohl einer der Hauptgruende warum Suizid gesellschaftlich immer noch so verteufelt wird.

              • Nicht nur Wikipedia, auch eigene Lebenserfahrung.

                Haben Sie bessere Quellen? Dann machen Sie die doch bitte hier fuer alle oeffentlich, anstatt hier dumme Totschlagargumente von sich zu geben.

              • Mut wuerde ich es nicht nennen. Ich weiss nicht warum jemand Suizid begeht, aber ich denke mit Mut oder, was manche Leute auch meinen, mit Feigheit, hat es relativ wenig zu tun.

                Was sich in einem solchen Moment in einem Gehirn abspielt kann man, denke ich, aber wer bin ich schon, wohl eher klassifizieren unter: Ich verstehe es nicht unbedingt, genau so wenig wie ich verstehe warum sich ein Krebsgeschwuer in der Lunge entwickelt. Aber ein „Normalzustand“ ist es wahrscheinlich nicht.

                Viele Menschen, die versuchen Suizid zu begehen, koennen ihre Tat im Nachhinein auch nicht unbedingt erklaeren. Es scheint sich wohl um eine Art „Ausnahmezustand“ zu handeln. Das Gehirn sieht wohl in dem Moment keine andere Loesung fuer seine Probleme als den Suizid. Ein paar Stunden spaeter kann es schon wieder ganz anders aussehen.

              • Watsolldat?

                Ach, Herr (?) Reinoud, die klassische Schulmedizin… Was diese nicht alles behauptet! Etwas mehr Vorsicht; ein mentaler Zustand hat viel mit Metaphysik – oder nennen wir es in diesem Zusammenhang „Psychologie“ – zu tun, genauso viel wie mit Messbarem, Materiellem und „Dingfestmachbarem“ – Dopamin, Synapsen, usw. Wir sind nunmal keine Maschinen.
                Eine Frage: Neben vielen Binsenweisheiten, die allesamt evident sind – sie lesen sich als wollte Sie „aufklären“ – schreiben Sie, sie bezögen Ihr Wissen „Nicht nur [aus] Wikipedia, auch [aus] eigene Lebenserfahrung.“ Haben Sie schon einmal Selbstmord begangen?

              • Wer an Metaphysik glaubt, soll das von mir aus tun.

                Offensichtlich habe ich noch nicht Selbstmord begangen (warum gleich so aggressiv?), aber bin leider immer wieder im engsten Kreis damit konfrontiert worden und habe mich viel damit beschaeftigt und wenigstens versucht einige Zusammenhaenge zu verstehen.

                Und, nein, ich habe nicht die Weissheit gepachtet, es stoert mich nur, wenn nach Suiziden im Volkmund immer nach den „Schuldigen“ gesucht wird, wo es, meiner Meinung nach, gar keinen Sinn macht, da die Krankheit Depression meistens Ausloeser ist.

                Nix fuer ungut.

    • Petralin

      Meiner Meinung nach würden an Depression „erkrankte“ Menschen viel häufiger ihrem Leben ein Ende bereiten, hätten sie auch eine Waffe!
      Heutzutage nennt man das auch Burnout. Das ist komischerweise besser aktzeptiert und wohl auch nachvollziehbarer in unserer auch so „SOZIALEN“ Gesellschaft.

      Außerdem denke ich, dass Männer eher keine Alarmglocken läuten lassen.

      Wie auch immer!? Es ist in der Tat so, dass es keiner verstehen kann, der es nicht kennt! Und daher werden einem zusätzlich immer mehr Steine in den Weg gestellt, was einer Genesung nicht gerade zuträglich ist :(
      Dann, so denke ich, legt jemand irgendwann mal den Schalter um und fängt an zu Planen…. Das einzige Ziel ist seine Selbsttötung. Und ab diesem Moment kommt niemand mehr drauf, dass derjenige Selbsttötungsabsichten hat. Derjenige scheint wieder mit allem klar zu kommen.

      SO erklärt sich häufig, dass das nahe Umfeld nichts davon mitbekommt.

      Ich finds asozial, wenn man augenscheinlich depressiven Menschen sagt, sie sollen sich mal zusammenreissen.

      Denkt mal drüber nach!

      • karlh1berens

        Ich weiß, wovon Du redest, echt. Aber ob jetzt die Depressiven oder doch eher die Geschundenen eine Waffe gebräuchten ? Jedenfalls hoffe ich dass die Waffe gezielt eingesetzt wird. Ach ja noch was : wer übernimmt die Kosten, die Gewerkschaft oder die Krankenkasse ?

          • karlh1berens

            Mit den Geschundenen meinte ich die Armen, die Entrechteten, die Verlierer, die gering Bezahlten, die Schwachen, die Kranken……

            Und mit Waffe meine ich alles, womit ich mich zur Wehr setzen kann.

            Und mit Kosten meine ich die Kosten der Waffe. Im weiteren Sinne die Kosten, die Organisation der Verteidigung.

  7. Ich bin auch der Ansicht, dass nicht darüber berichtet werden soll, wenn eine Privatperson durch Selbsttötung stirbt. Wenn es eine Person des öffentlichen Lebens ist, mag eine einfache, sachliche Meldung angebracht sein. Die Selbsttötung ist immer ein Akt der Verzweiflung, egal welcher Grund Auslöser ist. Der Mensch ist so verzweifelt, dass er glaubt, lebend nicht mehr glücklich sein zu können. Sei es weil er unerträgliche Schmerzen hat, weil er im Leben versagt hat, weil ihn niemand liebt, weil er die Sonne nicht sehen kann und seine Zukunft für ihn keine Perspektiven aufzeigt. Wohlgemerkt immer nur aus seiner Sicht. Alle diese persönlichen Gründe ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren bringt keinen Mehrwert für die, die es lesen oder hören wohl aber viel Schmerz für die Angehörigen.

    • Recker Béatrice

      Béa

      Ich bin ganz Ihrer Ansicht! Journalismus oder nur Sensationslust, das ist hier die Frage. Die Medien können berichten, müssen aber nicht… hier stellt man sich die berechtigte Frage, warum in diesem tragischen Fall so ausführlich berichtet wurde… Respekt und Anstand scheinen hier wohl Fremdwörter zu sein…….armes Ostbelgien!

  8. Ich seh hier kein Problem. Wenn’s sowieso mittels Telefonspiel die Runde macht, kann man’s auch in der Zeitung abdrucken, und dabei wahrscheinlich noch irgendwelche dummen Gerüchte ersticken.

  9. Ich finde einige Kommentare zu dem Thema Suizid, bzw.Depression hier wohltuend sachlich.Letztendlich weiß niemand, warum ein Mensch sich das Leben nimmt.Wie in einem vorherigen Beitrag angesprochen, waren es in einem französischen Unternehmen gleich mehrere Arbeiter, die ihrem Leben selbst ein Ende bereitet haben.
    So etwas zu vernehmen, schockt einen schon. A propos Arbeit : wie sagte doch letztens noch jemand :“ Als Arbeitnehmer bist du lediglich eine Nummer mit 2 Ohren dran!“ Wenn ich noch an den Selbstmord von Robert Enke zurückdenke; nein was sind da für Sonntagsreden geschwungen worden, Appele an einem besserem Umgang miteinander, die Medien möchten
    doch etwas subjektiver, menschlicher berichten. Das hatte eine „Haltbarkeitsdauer“ von lediglich ein paar
    Wochen. Dann ging’s aber schon wieder los, beispielsweise mit den typischen Fragen an Trainern in bestimmten Situationen: “ Sind Sie sicher, dass Sie morgen noch auf der Bank sitzen?“Es gibt ein Ergebnis-Ultimatum für die nächsten 3 Spiele. Druck, und nochmals Druck.
    Da braucht man sich nicht wundern, wenn manch einer in seiner Verzweiflung eine solche Handlung begeht…

  10. Noch schlimmer wie die Berichterstattung finde ich die Diskussionen hier über Konkurs, Pleite, Krankheit, Depressionen, seine Familie, usw.
    Der Mann ist tot, egal wie oder warum!

    Ruhe er in Frieden!

  11. Der Lontzener

    Geht es sich hier eigentlich um den Vater mit seinem Töchterchen ?
    Wo ist das Kind geblieben ?
    Ich finde wenn die Presse schon Über grossangelegte Suchaktionen berichtet, abermalig und mit Photos , auch der Vermissten, sollte man auch jetzt aufklären.
    Ich glaube , dass alle Leser betroffen waren und ein Drama vor Augen sahen.
    Wie ist der Stand der Dinge ?

  12. Baudimont

    Ich bin der Ansicht, dass darüber berichtet werden soll…Es ist ein Wirtschaftsproblem… Es ist infolge die Bemühungen der Politiker entstanden !
    Zahl der Suizide in der Finanzkrise weltweit gestiegen
    Suizidrate in Griechenland steigt drastisch an
    Seit 2009 hat die Zahl der Freitode und versuchten Selbstmorde in Griechenland um ein Drittel zugenommen. Viele begründeten ihren Suizid mit der Wirtschaftslage.

    Die Zahlen belegten, dass Menschen in einer Wirtschaftskrise mit extremen emotionalen Situationen zu kämpfen hätten. Auf jeden Suizid kommen den Angaben zufolge etwa 30 bis 40 Suizidversuche, wiederum auf jeden Suizidversuch etwa zehn Menschen, die ernsthaft eine Selbsttötung erwägen.

    • Hobby-Philosoph

      Genau, wie ich ja meine, also doch keine Pathologie, sondern eine psychologische Reaktion, die, wenn nicht gleich jeden, viele ins existentielle Ungleichgewicht bringen kann. Dass die klassische Schulmedizin den Suizid partout als Krankheit forcieren will, liegt nahe: Man kann das heilen, heisst, man kann damit Geld machen. Therapien, Medikamente, Bücher, usw. Das Unbehagen des Selbstmörders wird somit abstrahiert und verpackt – nach Schema X. Eine traurige, aber typische Sache für unsere Gesellschaft!
      Der Freitod kann aber auch eine Befreiung sein – im Sinne der „Moksha“, oder „Mukti“ im Hinuismus.
      Wenn einem das Leben auf Erden unerträglich wird, ist der Freitod dann nicht gleich eine positive Sache? Gewiss, in den meisten Fällen ist die ganze Sache dramatisch, ja. Aber letztendlich ist die Entscheidung, sich das Leben zu nehmen, der ultimative Ausdruck eines Willens, einer Freiheit. So depimierend sie auch manch einem – Freund, Familie, … – erscheinen mag.

      • politisch interessiert - total verzweifelt

        Was für krude Gedankengänge! Natürlich ist das wohl eine Pathologie !!! Schon mal was von Psychosomatik gehört und davon das die psychische Situation direkten Einfluss auf das körperliche Wohlbefinden. Der Freitod, sowie Depression, sowie Drogen-, Medikamenten- oder Alkoholsucht oder auch Essstörungen sind laut WHO anerkannte Kranheitsblder. Es fällt vielen in unserer durch und durch kapitalistischen Welt jedoch schwer, dies anzuerkennen, da es nicht in unsere Leistungsgesellschaft passt! Man müsste dann nämlich Fragen nach sozialer Gerechtigkeit und üibertriebenem Arbeitsdruck stellen! Diese Diskussionen sind leider nach wie vor ein Tabu in unserer Gesellschaft. Aus eben dieser Tatsache resultiert, das viele Leute sich nicht damit befassen(wollen) und dann so etwas denken wie sie hier in ihrem Kommentar schreiben. Lieber alle Depressiven oder sonst psychisch labilen Menschen in den Freitod laufen lassen als Geld für die Heilung zu investieren? In Therapien hilft man den Leuten ihre Probleme aus einem anderem Winkel zu betrachten und besser damit klar zu kommen. Auch können diese Leute durch Medikation wieder in eine normale Lebensweise zurück geführt werden. Bitte mal überlegen und sich informieren bevor man hier so einen Müll vom Stapel lässt !

          • politisch interessiert - total verzweifelt

            Sehr witzig ! Jeder Angehörige von Betroffenen lacht sich bestimmt gerade kaputt, sie XXXXX(schreibe ich hier nicht hin) !
            Sorry, präzisiere : Der Freitod ist der letzte Akt verschiedener psychischer Krankheitsbilder wie Depression, Alkohol- oder Drogensucht, in manchen Fallen auch Schizophrenie.(Gehört also mit zur Krankheit).
            Kann man alles nachlesen, wenn man sich wirklich interessiert.

            • karlh1berens

              Von mir aus können Sie mich Arschloch nennen. Dann erzählt Ihnen eben ein Arschloch, dass wir uns hier in einem Forum befinden. Und in diesem Forum benutzen wir (größtenteils)die deutsche Sprache. Und diese Sprache besteht aus Worten und diese Worte haben eine Bedeutung. Und wenn Sie nicht in der Lage sind, diese Worte ihrer Bedeutung entsprechend zu gebrauchen, dann lassen Sie’s bitte bleiben.

              Ich bleibe dabei, nicht jeder, der sich umbringt ist krank und nicht jeder Kranke bringt sich um. Darüber könnte ich jetzt noch stundenlang schreiben, lass es aber bleiben.

              Und noch was, alles wird gut auch wenn’s vor die Hunde geht.

              • Hobby-Philosoph

                Nicht nur die deutsche Sprache besteht aus Wörtern! :-))
                Machen Sie sich nichts daraus Herr Berens, unser Kontrahent scheint an einer Pathologie zu leiden, die gut erforscht ist: ICH WEISS ALLES!
                Drum, noch ein paar passende… Fremdwörter, vom Heiligen Augustinus: „Inter faeces et urinam nascimur“

              • karlh1berens

                Zitat karlh1berens : „Und wenn Sie nicht in der Lage sind, diese Worte ihrer Bedeutung entsprechend zu gebrauchen, dann lassen Sie’s bitte bleiben.“

                So kleinkariert bin ich aber meine Liebe.

              • politisch interessiert - total verweifelt

                @karlh1berens & @Hobby-Philosph
                Ich gebe zu, dass ich mich schon ein wenig geärgert habe über ihre Antworten und hatte mir schon überlegt ihnen einen langen Antwortkommentar zu schreiben mit anerkannten Meinungen und Ansichten die in der Psychologie zum Thema vorherrschen und einer Begründung, warum ich mich etwas mit dem Thema beschäftigt habe. Nachdem ich aber unsere kleine Diskussion mal ein wenig emotionsloser betrachtet habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, daß sich die Mühe nicht lohnt: Einer, der sich mit der Benutzung von Fäkalsprache brüstet und ein anderer der die WHO für eine Krankheit hält! Damit erübrigt sich für mich eigentlich jede weitere Diskussion. Aber wie sie, Herr Berens, immer so schön sagen: jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung! Sehe ich eigentlich auch so. In diesem Sinne : schönen Abend noch.

              • Petralin

                Ähm, ich weiß nicht, wer sich hinter „politsch interessiert…“ verbirgt und ich Stimme ihm/ihr auch nicht in allem zu.
                Dennoch finde ich es unter aller Sau, ihrm so zuzusetzen!!!!

                Es wurde doch lediglich eine Meinung geäußert!!!! Die womöglich aus eigener Erfahrung resultiert!?????

                Was weiß ich?

                ….. dann versucht „man“ mal seine MEINUNG zu sagen. Wird aber überhauptnicht verstanden.
                Im Gegenteil, man wird zusammengeschissen.

                Ihr habt, meiner Meinung nach, NULL Ahnung, was dieser (mir unbekannte Mensch) überhaupt mitteilen will!!!!!!!!!!!!!

                SO!!!!!!!!!!!!!!!!!! nun, zieht mal über mich her!!! Ich warte1!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

              • karlh1berens

                Hier wird niemandem „zugesetzt“, niemand wird „zusammengeschissen“ und es wird auch nicht über jemanden „hergezogen“ sondern es wird darüber debattiert, ob „die Presse über Selbstmord berichten soll“. Und eine Debatte ist nicht möglich mit jemandem, der Worte, Begriffe nicht in ihrem eigentlichen Sinn (so wie er beispielsweise on einem Wörterbuch definiert ist) gebraucht. Ich verstehe annähernd, was @politisch….verzweifelt sagen will aber ich kann nicht mit ihr diskutieren weil sie die Worte falsch gebraucht. Und wenn Du der Meinung bist, hier würde jemand „zusammengeschissen“, dann bin ich der Meinung, dass auch Du die „falschen“ Worte gebrauchst.

                Wenn es allerdings so ist, dass eventuell „nur“ ein Zuhörer in einem Kummerkasten gebraucht wird, so kann ich gerne aushelfen : 080/221058. Hängt auch ein Fax dran. Es darf also auch gemalt werden.

  13. Wenn man alkoholisiert ist,sollte man nicht über so ein ernstes Thema reden. Ob krank oder nicht, wer Suizid begeht ist verzweifelt. Die Sensationslust unserer Gesellschaft und die Auflage einer Zeitung können keine Maßstäbe sein. Was im BRF, im GE und in diesem Forum passiert, ist nur beschämend.

      • Berens, was haben Sie fuer ein Problem?

        Vielleicht sollten sie selbst mal beim „Kummerkasten“ anrufen und solche Initiativen hier nicht ins laecherliche ziehen. Denn genau solche hirnlosen Aussagen wie ihre (und anderer minderbemittelten Zeitgenossen) hindern depressive Menschen daran zum Arzt zu gehen, weil sie soziale Barrieren aufbauen. Denn niemand will natuerlich so schwach und depressiv sein, weil so coole Typen wie sie denken Suizidgedanken waeren toll, weil es ja Harakiri gibt. Und gerade ein Arztbesuch waere (spaetestens) bei Suizidgedanken noetig, denn vielen kann in der Tat geholfen werden.

        Und alle die denken, dass Aerzte nur ueberbezahlte Trottel sind, die waehrend ihres Studiums nur gefeiert haben, sollen natuerlich zuhause bleiben… Und, nein, ich bin kein Arzt.

        • karlh1berens

          Ja, hier Berens. Wann habe ich die Kummerkästen in’s Lächerliche gezogen ? Ich habe jemandem ein Telefongespräch angeboten, der augenscheinlich jemanden braucht, der ihm einfach nur zuhört. Was, bitteschön, ist daran lächerlich. Haben Sie schon mal an Selbsttötung gedacht ? Ich schon. Und nicht nur einmal. Denken Sie gefälligst mal nach. Muss ja nicht über Selbsttötung sein. Und nein, ich habe kein Problem – ich bin ein Problem, Ihr Problem. Schönen Tag noch.

          • Hoeren Sie, meine Mutter hat Selbstmord begangen, und in meiner Familie sind mehrere Menschen depressiv erkrankt, da es auch teilweise einfach erblich ist. Ich bin durchaus auch depressiv veranlagt, da werde ich wohl einige Male darueber nachgedacht haben, oder?

            Und haben sie darueber nachgedacht im Sinne von „Ich wuerde es machen“ oder eher im allgemeinen Sinne? Im ersten Falle wuerde ich an ihrer Stelle mal zum Arzt gehen. Oder wenigstens mal darueber nachdenken, ob es nicht doch pathologisch bedingt sein kann. Das kann auch befreien.

            Und ihre Beitraege ziehen schon die ein oder andere Meinung hier ins Laecherliche…

            Ich habe kein Problem mit ihnen, nur mit ihrer Meinung, die nicht die Meine ist.

            • karlh1berens

              Ich lache vielleicht über Sachen, über die ich genausogut weinen könnte. Ich werde oft mit Lächerlichkeit asoziiert. Die Menschen denken, der hat ’ne komische Nase, ’ne doofe Brille, ’ne bekloppte Frisur, also ist jetzt wohl lachen angesagt. Aber : wir leben in einer beschissenen Welt. Und es gibt Schuldige. Und auch wenn manche Ärtzte es uns einreden wollen – wir, Du und ich, sind unschuldig !
              Wenn ich „schlechte“ Gedanken habe, denke ich manchmal, gut, dass ich keine Knarre habe. Gut für mich oder gut für die Anderen ?

      • karlh1berens

        Doch PATRIOT, dem ist wohl etwas hinzuzufügen. Ich weiß nicht, wer gestern gesoffen hat. Ich jedenfalls war stocknüchtern als ich meine Beiträge verfasst habe. Ich muss mich nicht besaufen um meine Meinung zu sagen.

        Und noch was – wenn Ihr Euch nicht mal im Anonymat traut, Eure Meinung zu sagen, dann kippt Euch mal einen hinter die Binde.

        • @ karl1berens : Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass ich der Meinung von Pilatus bin. Mir war nicht bewusst, dass der erste Satz in Pilatus‘ Kommentar auf Sie gemünzt war. Wenn Sie das so aufgefasst haben, sorry dafür. Alles andere in seinem Kommentar ist auch meine Meinung.

    • Ich denke, dass man ruhig mal darueber reden kann. Also allgemein, nicht auf den spezifischen Fall bezogen.

      Viel zu oft, wenn ich erwaehne, dass meine Mutter Selbstmord begangen hat (was ich selten mache, denn ich kenne ja meine Pappenheimer), erntet man nur komische Blicke und Rumdrucksen. Wenn ich jetzt sagen wuerde, dass sie an Krebs gestorben waere, waere mir wahrscheinlich ein: „Das tut mir Leid, Scheiss Krankheit! Herzliches Beileid!“ entgegengeschmettert worden, und die Sache waere gegessen gewesen.

      Aber bei Suizid gibt es doch noch eine Menge Vorurteile bezueglich Alkohol, Drogen, Kriminalitaet, Missbrauch, unueberbrueckbare Probleme, etc… Ich denke, damit muss mal aufgeraeumt werden und eine Diskussion darf hier ruhig stattfinden.

      Meine Meinung dazu habe ich ja hier schon ausfuehrlich beschrieben. Leider wird sie nicht von allen geteilt, aber wir haben wenigstens mal darueber geredet…

      Besser als komische Blicke und hinter vorgehaltener Hand irgendwelche „Schuldigen“ zu suchen, die in meinen Augen in den meisten Faellen in der Depression zu finden sind.

  14. Hobby-Philosoph

    @politisch…
    Einspruch! Herr Berens und ich haben nicht einen bestimmten Selbstmord diskutiert – i.e. den Freitod des Eupener „Restaurantbesitzers“ -, sondern bloss unsere Meinung zum Sebstmord im Allgemeinen geäussert.
    Noch einmal: Der Freitod kann tatsächlich wegen einer Psychose, Depression, o.Ä. als Ausweg gewählt werden – und, ja, kann womöglich auch therapiert werden. Dann ist es so, wie ich gestern schrieb, dass eine Pathologie zum Sebstmord führt, dieser aber nicht gleich mit der Krankheit gesetzt werden kann.
    Vielleicht irre ich mich und Sie haben idT in Ihrem Umkreis einen „pathologischen Fall“ von Freitod erlebt – in welchem Fall es mir Leid tut, wenn ich in einer „Wunde“ herumpule, aber schliesslich haben Sie sich ja zu dem Thema gemeldet und, ich wiederhole, ich (auch Herr Berens) haben zu keinem Zeitpunkt etwas Unwürdiges geschrieben. Aber ich habe den Eindruck, dass es sich bei Ihnen nicht um eine überlegte, persönliche Meinung handelt, nein, sondern bloss um eine Wiederholung von Klischees, die wohl etabliert sind in einer von der Pharma-Industrie gelenkten Gesellschaft, und die (Klischees) auch „keinem weh tun“ – schön glatt polierte Gedanken, die ja nur die böse Krankheit (welche auch immer) anprangern. Sie reden von der eigenen „Erfahrung“ (Umkreis, usw.)? Ich rede jetzt von meiner eigenen Erfahrung, von einem Gefühl, das sehr viele Menschen wohl auch einmal gehabt haben: Den Selbstmordgedanken. Auch ich habe schonmal daran gedacht, weil ich „Probleme hatte“. Bin ich dafür „krank“ gewesen? Nein. Ich war, und bin auch nicht, depressiv, oder leide, bzw. habe auch nicht gelitten, an einer anderen mentalen „Pathologie“; auch leide ich, und habe auch nicht gelitten, an keiner physischen Erkrankung. Dennoch habe ich, zum Beispiel mal aus Liebeskummer – also, ein wenig à la Werther – an den Selbstmord gedacht. Ja, ich bin froh, dass ich den Schritt nicht gegangen bin. Aber das tut nichts an der Sache, dass der Freitod eine Reaktion auf etwas ist; und nicht mehr und auch nicht weniger als das. So dramatisch sie auch sein mag, in vielen Fällen, ja.
    Und nun werden Sie vermutlich die Hand heben und sagen, „Das ist ja eine Ausnahme!“ Wie deuten Sie denn den Freitod des weltberühmten japanischen Schriftstellers Yukio Mishima? 1970 war er auf dem Höhepunkt seines schriftstellerischen Schaffens, seiner körperlichen Perfektion und international als Literat höchst anerkannt – der bekannetste japanische Schriftsteller… Und doch hat er einen spektakulären Freitod gewählt, den traditionellen Seppuku. Quid?
    Genau, nichts für Ungut !
    PS : Wenn Sie erlauben, und wenn Sie Christ sind – nein, ich bin’s nicht -, empfehle ich Ihnen diese Lektüre : Kiekegaard : Die Krankheit zum Tode. Sie werden darin Futter, sowohl für Ihre eigene Meinung, als auch für die Meinige finden! Elementare Dialektik !

    • Herr Hobby-Philosoph,

      hier irren sie. Laut wissenschaftlichen Studien sind knapp 90% der Leute, die wirklich Suizid begehen von einer depressiven oder artverwandten Krankheit betroffen. Die Studie koennen sie hier lesen (leider nur in Englisch):

      http://www.biomedcentral.com/1471-244X/4/37

      Sie wurde von Aerzten (also Leuten, die wirklich Ahnung haben, und nicht nur Mutmassungen verbreiten, wie andere hier) aufgestellt. Es wurden ueber 3000 Suizide analysiert, in knapp 90 Prozent der Faelle war der Betroffene erkrankt.

      Seien sie froh, dass sie in ihrem Fall die depressive Phase gut ueberstanden haben (denn depressive Phasen koennen durchaus auch nur von kurzer Dauer sein, zum Glueck fuer viele), aber verallgemeinern sie dies bitte nicht, denn bei anderen Menschen verlaeuft sie weitaus schlimmer und endet manches Mal im Suizid.

      Auch wenn ich mich wieder besserwisserisch anhoere, diese Halbwahrheiten in der Gesellschaft, die dann heissen, „Reiss dich zusammen“, „du hast es doch so gut“, „nimm mal was Ginseng“ etc, bringen gar nichts bei einer depressiven Stoerung. Meinungen wie ihre hindern den depressiv Erkrankten daran Hilfe einzuholen, weil er als „schwach“ und „bekloppt“ einkategorisiert wird. Nur durch mehr Verstaendniss und Wissen in der Oeffentlichkeit werden Betroffene den Schritt zum Arzt wagen, wo ihnen eventuell geholfen werden kann (denn nicht allen kann auch wirklich geholfen werden).

      • Hobby-Philosoph

        Sir, I do read, speak and write English, no problem. I’m an (expat) scientist myself, and I don’t need you to tell me what science is and why it is produced the way it is… I can think for myself, thank you! That’s why I am a professor, yes. And no, I’m not paranoid, „psyched“, nor am I „deranged“, or deviant in any way. And, no again, I’m not in a millenarist cult, nor am I a „Gothic zombie“! Your BILD Zeitung arguments – here in Britain, we would say DAILY MIRROR crap – only scrape the surface of the question why people do commit suicide. To want to cure someone at all costs, like you seem to advocate (which is what « classical medicine » aims at) also means to rob that person’s freedom, or liberty, to end something he/she does not want to endure anymore – whatever the reasons. And, no, decidedly, this is NOT an apology of suicide!
        Please, allow to nonetheless extend my sincere condolences to the family of the person who commited this, yes, dramatic act. R.I.P., indeed.

        • Nun gut, da sind unsere Meinungen verschieden. Ich denke nicht, dass ein „gesunder“ Verstand sein Leben beenden moechte. Und in der allgemeinen Schulmedizin, die sie ja nun ueberhaupt nicht schaetzen (und ich hoffe sie erkranken nie ernsthaft), gibt es genug Indizien, dass in der Tat gewisse Ungeichgewichte in den Neurotransmittern fuer depressive Erkrankungen verantwortlich sind.

          Gut, hier werden wir wohl nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen.

              • karlh1berens

                Hier schon mal die Übersetzung ( “Inter faeces et urinam nascimur”) vom heiligen Augustinus : zwischen Scheiße und Pisse sind wir geboren. Ja ja, früher war’s auch nicht besser. Hat vielleicht doch was mit der Erbsünde zu tun. Oder mit der weiblichen Anatomie. Wer weiß es ? Vielleicht Aequitas&Veritas. Aber der ist wahrscheinlich per Kaiserschnitt geboren.

              • karlh1berens

                Klar ist Depression eine Krankheit. Ich habe lediglich behauptet, dass der Suizid, der Selbstmord keine Krankheit ist, genau wie der Gattenmord keine Kranheit ist sondern ein Verbrechen. Manchmal wird der Suizid auch als Freitod bezeichnet – was nicht gerade so negatif klingt wie Selbst-MORD. Fragen könnte man sich noch, ob jede Depression durch einen Arzt behandelt werden muss. Ich glaube, ein gutes Gespräch kann auch schon helfen.
                Was jedenfalls nichts hilft sind die Hirnis die hier behaupten : Schnautze halten, weggucken, tot ist tot, R.I.P.

              • Petralin

                Dann bin ich beruhigt.
                Ich denke, dass Reinoud und politsch…verzweifelt das genauso sehen.

                Mir mit meiner beschränkten Hirnleistung kam es manchmal so vor als diskutiertet ihr aneinander vorbei!?? Und alle außer HOBBY, das gleiche meinten.

                Hobby sagt ja klipp und klar, dass nur die Pharmaindustrie daran profitieren würde…

                So what…. dann wäre das auch geklärt:

          • Hobby-Philosoph

            Ich danke für Ihr Verständnis!
            Eine letzte Frage: Wer gab die Studie, die Sie mir empfahlen, in Auftrag? Nein, es gibt keine „neutralen“ Institutionen….Ausserdem lassen die „Conclusions“
            <<<<Conclusions = Although psychopathology clearly mediates suicide risk, gender and geographical differences seem to exist in the relative proportion of the specific psychiatric disorders found among suicide completers."
            Zweifel an Ihrer Argumentation entstehen; denn die Kriterien, nach denen es sich bei Selbstmord ausschliesslich um "psychopathologies" handeln soll, sind ja als"relative" eingestuft, und, daraus ergibt sich, dass diese "psychiatric disorders" sehr streitig sind.
            Lassen wir es bei unseren divergierenden Meinungen. A good day, anyway!

            • Hobby-Philosoph

              Nein, Petralin, Hobbitt-Philosoph :-) meint nicht, dass NUR die Industrie – Pharma und medizinische im allgem. – profitieren würde, denn viele Selbstmorde sind tatsächlich auf Pathologien zurück zu führen, was ich ja nicht grundsätzlich in Frage gestellt habe.
              Aber 1) nicht alle Selbstmorde sind auf Krankheiten zurück zu führen 2) zum xmal : der Freitod an sich ist keine Krankheit. Sonst gäb’s doch schön längst ‘ne Pille dagegen. Oder glauben Sie, dass die Industrie sich so etwas entgehen lassen würde? Nä.
              Ein fundamentaler Unterschied, den die… Industrie, die sich NUR bereichern will – verjiss dabei deren schönen Parolen -, was ja auch ihr existentieller Sinn ist, verschwinden lassen möchte um die „Anti-Freitod-Pille“ jedem verpassen zu können, der mal denkt, „‚Hab die Schnauze voll“.
              Ist doch wirklich nicht so schwer zu verstehen… Wie eine andere Kommentatorin meinte: „Selbstmord = kann durch Krankheit hervorgerufen werden, ist an sich aber keine Krankheit“. Ende des Seminars!
              PS : Bei Studien, Umfragen, etc., immer nach dem Auftraggeber fragen…

              • Petralin

                Hobbylein…. ich habe sie schon verstanden….
                kann ja zwischen den Zeilen lesen….. was ihnen mit der Dialektik wohl etwas schwer fällt?

                Dazu möchte ich mal sagen, das wir Belgier schon froh sein können. Denn mit uns sind nur 3 Länder (weltweit) in Sachen Euthanasie weiter oder gleich!!

                Die Selbstbestimmung des eigenen Todes sollte aktzeptiert werden!!
                Dem Gegenüber steht aber eine Krankheit, für der Betroffene NICHTS kann!!

                Wenn sie verstehen, was ich meine!?

  15. Hobby-Philosoph

    Euthanasie und Freitaod nicht in einer Diskussion, bitte.
    Und zur Dialektik (wissen Sie, was es überhaupt bedeutet? Fürchte nä), … ach, lassen wir es. Denken Sie wie Sie wollen, das ist wichtig. Aber bitte rütteln Sie die Doxa!

  16. PIPO, les medias travaillent pour l etat et veulent etoufer le risque de sucides non pas par respect pour la famille mla famille mais simplement pour mieux separer les gens lors du develop d un crise plus profonde et eviter le soulevement du peuple, a bon entendeur, LIBERTARIEN

  17. Ich dachte, hier ging es um die Frage ob über Selbstmorde berichtet werden soll und nicht darum die Gründe eines Selbstmords zu analysieren?!
    Ich habe selbst einen Bruder durch Selbstmord verloren und hätte damals nicht gewollt, dass darüber in der Zeitung berichtet wird

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