AKTUALISIERT – Nicht mal die Notrettung der missratenen Saison gelang. United-Trainer Amorim spricht nach dem 0:1 im Europa-League-Finale über seine Zukunft. Ein Spieler redet Klartext.
Das verlorene Finale in der Europa League gegen den Ligarivalen Tottenham Hotspur (siehe dazu auch Bericht weiter unten) schmerzte Manchester Uniteds Trainer Rúben Amorim sehr. Unter zwei Bedingungen würde der 40 Jahre alte Portugiese seinen Posten bei United umgehend räumen: „Wenn der Vorstand und die Fans der Meinung sind, dass ich nicht der Richtige bin, werde ich am nächsten Tag gehen“, sagte Amorim.

21.05.2025, Spanien, Bilbao: Vor dem Finale Tottenham Hotspur – Manchester United. Ruben Amorim, Trainer von Manchester United, neben dem Logo des Pokals. Foto: Nick Potts/PA Wire/dpa
Er sei aber von seinem Job überzeugt und werde auch seine Arbeitsweise nicht ändern. Einfach so aufgeben will Amorim nach einer verheerend schlechten Saison des 20-maligen englischen Fußball-Meisters nicht.
In der Tabelle der Premier League belegt Manchester United vor dem letzten Spieltag den 16. Rang – zumindest absteigen kann der Traditionsclub nicht mehr, ebenso wie die Spurs, die sogar noch einen Platz schlechter sind.
„United ist eine Schande für sich selbst, die Fans, Sir Alex Ferguson und den englischen Fußball“, schrieb die britische „Daily Mail“. „Es gab keinen Trost von Freunden, keiner bot eine Schulter zum Ausweinen“, schrieb der „Independent“ zu den Szenen nach dem 0:1 am Mittwochabend in Bilbao über die Manchester-Profis: „Nur unfähige Spieler, die unter ihrer Leistung blieben, allein mit ihren Gedanken.“

21.05.2025, Spanien, Bilbao: Die Spieler von Manchester United reagieren nach dem Spiel. Foto: Bernat Armangue/AP/dpa
Es schmerze, wie es schlimmer nicht schmerzen könne, meinte Uniteds Verteidiger Luke Shaw: Es schade so sehr, auch für die Zukunft. Denn mit einem Sieg im englischen Duell hätte sich Manchester für die Champions League qualifiziert, so spielt nun Tottenham im kommenden Jahr in der europäischen Meisterklasse.
Spürbar niedergeschlagen räumte Shaw ein, dass die Saison nicht akzeptabel gewesen sei. „Ich habe es schon gesagt, sage es hier aber noch mal: Wir Spieler müssen uns fragen, ob wir gut genug sind für Manchester United.“ Es sei immer eines der besten Teams der Welt gewesen, davon seien sie weit entfernt. „Es klingt vielleicht doof: Aber ich kann mich bei den Fans einfach nur entschuldigen.“
Shaw sprach sich dann noch klar für Amorim aus, der erst seit November vergangenen Jahres die Mannschaft trainiert. Der Coach habe einen Plan und wisse genau, was der Verein brauche. „Ich bin sicher, dass er die Wende schafft.“ (dpa)
1:0 gegen Manchester United: Erster Titel nach 17 Jahren und erster Europapokal nach 41 Jahren für Tottenham Hotspur
Tottenham Hotspur hat mit dem ersten Titel seit 17 Jahren und dem ersten Europapokalgewinn nach 41 Jahren sein Verlierer-Image abgelegt und nach einer enttäuschenden Saison doch noch den Jackpot geknackt.
Der Londoner Fußball-Club gewann durch ein 1:0 (1:0) nach einer Abwehrschlacht im englischen Finale gegen Manchester United, aktuell Platz 16 der englischen Premier League, die Europa League und löste damit trotz Platz 17 in der Liga auch das Ticket für die nächste Champions League. Das spült mehr als 100 Millionen Euro in die Kassen des Clubs.
Brennan Johnson (42. Minute) sorgte vor 50.000 Zuschauern im Estadio San Mamés mit seinem Tor für den Sieg der Spurs, die letztmals 2008 mit dem Gewinn des relativ unbedeutenden Liga-Pokals einen Titel gewannen.

21.05.2025, Spanien, Bilbao: Tottenhams Son Heung-min hält den Pokal nach dem Sieg im Europa-League-Finale und jubelt mit seiner Mannschaft. Foto: Miguel Oses/AP/dpa
Auf europäischer Ebene musste der Ex-Club von Bayern-Torjäger Harry Kane sogar 41 Jahre auf eine Trophäe warten. 1984 holte Tottenham den UEFA-Cup, den Vorgänger-Wettbewerb der Europa League (durch einen Finalsieg im Elfmeterschießen gegen Belgiens Rekordmeister RSC Anderlecht).
Manchester erstmals seit elf Jahren nicht im Europacup: Für Man United ist dagegen das Fiasko perfekt. Der stolze englische Rekordmeister, als 16. in der Premier League nur unwesentlich besser, wird in der kommenden Saison erstmals seit elf Jahren gar nicht international vertreten sein. Damit dürfte auch der erst im November teuer eingekaufte Coach Ruben Amorim gehörig unter Druck geraten.
Stimmungsvoll ging es zu in Bilbao, schon den ganzen Tag über hatten die englischen Fans in der baskischen Stadt gefeiert. Das Niveau des Spiels konnte da nicht mithalten. Zerfahren war es oft, beide Teams legten viel Wert auf defensive Kompaktheit. Torchancen blieben lange Seltenheitswert, es fehlte an Tempo und Ideen. Entsprechend hatte der deutsche Referee Felix Zwayer keine Probleme mit der Spielleitung.

21.05.2025, Spanien, Bilbao: Tottenhams Torhüter Guglielmo Vicario (2.v.l) springt nach dem Ball. Foto: Manu Fernandez/AP/dpa
– Defensive Spurs mit Glück: Man United hatte zwar über weite Strecken die größeren Spielanteile, wusste damit aber nichts anzufangen. Die Spurs, die im Viertelfinale Eintracht Frankfurt ausgeschaltet hatten, waren defensiv gut eingestellt und kamen quasi aus dem Nichts zum Führungstor. Nach einer Flanke von Pape Sarr war Johnson einen Schritt schneller als Luke Shaw, von dessen Oberarm der Ball auch noch Richtung eigenes Tor sprang, wo Johnson mit einer leichten Berührung vollendete.
Es war der Höhepunkt in einer ereignisarmen ersten Halbzeit. Zuvor hatte lediglich United durch Amad Diallo aus halbrechter Position eine gute Gelegenheit, der Ball strich aber knapp neben das Tor (16.). Der Mann von der Elfenbeinküste sorgte mit seinen Tempodribblings immerhin für einige Überraschungsmomente.
– Kapitän auf der Bank: Auf der Gegenseite erlaubte sich der ebenfalls in der Kritik stehende Trainer Ange Postecoglou den Luxus, seinen Kapitän Heung-Min Son bis zur 67. Minute auf der Bank zu lassen. Son hatte jahrelang mit Kane, der aus der Ferne mitfieberte, bei Tottenham ein kongeniales Duo gebildet. Als der Südkoreaner ins Spiel kam, hatte United bereits den Druck deutlich erhöht.
Die Riesenchance zum Ausgleich verhinderte dabei Micky van der Ven mit einer artistischen Sprung-Einlage auf der Linie nach einem Kopfball von Rasmus Höjlund (68.). Vorausgegangen war ein Torwartfehler von Guglielmo Vicario, der äußerst unsicher agierte. Bei einem scharfen Schuss von Alejandro Garnacho war der Italiener aber zur Stelle (74.). In der Schlussphase drückte Manchester noch mal energisch aufs Tor – vergebens. (dpa/cre)
AKTUALISIERT – Englische Presse verhöhnt Manchester-Profis nach der Niederlage im EL-Finale: „United ist eine Schande für sich selbst“ https://ostbelgiendirekt.be/sieg-gegen-manu-415988
Tottenham gewann durch das wertvollste Kacktor der Geschichte.