Gesellschaft

Sie mögen Kinder und wollen Gutes tun? Die DG sucht Pflegeeltern

Die DG sucht Pflegeeltern für Kinder, die dauerhaft ein zweites Zuhause brauchen. Die Kinder sind bei der Aufnahme meist zwischen 0 und 7 Jahre alt. Foto: Shutterstock

Eine Familie ist durch nichts zu ersetzen, sagt der Volksmund. Und doch gibt es hier in Ostbelgien Kinder, die ein zweites Zuhause brauchen. „Manche Eltern können ihren Kindern nicht das geben, was für eine gesunde Entwicklung nötig ist: Sicherheit, Geborgenheit, Fürsorge und Grenzen“, so Michael Mertens vom Pflegefamiliendienst der DG, der Pflegeeltern sucht.

Besonders die jungen Kinder, also bis zum Alter von zehn Jahren, brauchen enge, stabile Beziehungen. Die Aufgabe des Pflegefamiliendienstes der DG ist es dann, Familien zu finden, die diese Kinder mit Geduld, Zeit und ganz viel Liebe auffangen.

Es gibt drei verschiedene Pflegschaftsformen:

  • Patenschaft für gelegentliche Unterstützung des Kindes,
  • Kurzzeitpflege während einiger Wochen oder Monate,
  • Langzeitpflege, die bis zur Volljährigkeit des Kindes dauern kann.
Das Titelbild eines Flyers des Pflegefamiliendienstes der DG.

Das Titelbild eines Flyers des Pflegefamiliendienstes der DG.

Zur Zeit betreut der Pflegefamiliendienst 55 Pflegekinder in 46 Pflegefamilien. Der Pflegefamiliendienst begleitet das Kind und die Familie während der gesamten Pflegschaft.

Gute Vorbereitung notwendig

Jetzt startet der Pflegefamiliendienst eine Sensibilisierungs- und Informationskampagne, um weitere Paten und Pflegefamilien zu finden. Deshalb lud der Dienst vor wenigen Tagen die Presse zu einem Hintergrundgespräch zum Thema Pflegedienst und Pflegefamilie ein.

Von Seiten des Ministeriums waren anwesend: Michael Mertens, Teamleiter beim Pflegefamiliendienst, Teresa Moser, Sozialassistentin beim Pflegefamiliendienst, Nathalie Miessen, Fachbereichsleiterin Jugendhilfe im Ministerium der DG, sowie Cornelia Neupert, Referentin für Kommunikation im Ministerium.

Die Entscheidung, Pflegefamilie zu werden, braucht Zeit und eine gute Vorbereitung. Das nächste Vorbereitungsseminar startet im Monat September 2014. Noch in diesem Monat April finden Informationsabende statt, und zwar am

  • Dienstag, 22. April, 19.30 Uhr, Ministerium, Eupen
  • Dienstag, 29. April, 19.30 Uhr, Dienstleistungszentrum St. Vith (neben Triangel)

Schon Anfang der 80er Jahre haben Erfahrungen gezeigt: Die Unterbringung eines Kindes, das von seinen Erziehungsberechtigten – gewollt oder ungewollt – vernachlässigt wurde, kann die weitere soziale Entwicklung – besonders für Kinder unter 7 Jahren – positiv beeinflussen, weil das Kind in einem „normalen familiären Umfeld“ aufwächst.

Mit viel Engagement und Aufwand

V.l.n.r.: Teresa Moser, Michael Mertens, Nathalie Miessen und Cornelia Neupert. Foto: OD

V.l.n.r.: Teresa Moser, Michael Mertens, Nathalie Miessen und Cornelia Neupert. Foto: OD

Einen Pflegefamiliendienst gibt es in der DG seit 1990. Seitdem kann Kindern und Jugendlichen ein alternativer Lebensraum angeboten werden, wenn sie langfristig nicht in ihren Ursprungsfamilien bleiben können.

Pflegefamilien werden vom Pflegefamiliendienst mit viel Engagement und Aufwand finanziell unterstützt (Pflegegeld) und professionell begleitet. Anfangs war der Pflegefamiliendienst mit einer Halbtagsstelle besetzt. Heute sind, neben der Fachbereichsleitung Jugendhilfe, vier ausgebildete Sozialarbeiterinnen mit den vielfältigen Aufgaben befasst.

Die Schwerpunkte der Arbeit des Pflegefamiliendienstes lassen sich mit drei Begriffen umschreiben:

  • Auswahl: Die Pflegefamilien werden nach umfangreichen Kriterien auf die mögliche Eignung geprüft und vorbereitet.
  • Anerkennung: Nach Abschluss eines Vorbereitungsseminares und einem psychologischen Gutachten entscheidet der Pflegefamiliendienst über die Anerkennung als Pflegefamilie.
  • Aus- und Fortbildungen: Die Pflegeeltern sollen bei den zunehmend komplexeren Anforderungen als Pflegefamilie und in einem professionellen Helfersystem unterstützt werden. Dies kann durch zusätzliche und gezielte Fortbildungen zu Themenschwerpunkten (z.B. Traumaarbeit, Konfliktbewältigung, Entwicklungspsychologie, Kooperation in professionellen Helfersystemen) erreicht werden.

Pflegegeld und Kostenerstattung

Diese Aufnahme wurde 2012 in Berlin gemacht, wo ebenfalls Pflegeltern gesucht wurden. Foto: dpa

Diese Aufnahme wurde 2012 in Berlin gemacht, wo ebenfalls Pflegeltern gesucht wurden. Foto: dpa

Die Familien erhalten eine gesetzlich festgelegte Kostenerstattung und zusätzliche Gelder für besondere Auslagen, beispielsweise für Arztbesuche oder eine therapeutische Behandlung. Geld verdienen kann man mit einer Pflegschaft also nicht.

Es handelt sich hier um ein Engagement aller Familienmitglieder – rund um die Uhr. Und das für ein Kind aus einer fremden Familie, denn meist sind Pflegefamilie und Pflegekind nicht miteinander verwandt.

Was ist der Unterschied zu einer Adoption? Diese Frage wird oft gestellt: Eine Pflegefamilie muss sich darauf einstellen, dass das Pflegekind möglicherweise schon nach sechs Monaten wieder in seine Ursprungsfamilie zurückkehrt. Im Gesetz ist festgelegt, dass Pflegeeltern bereit sein müssen, sich von der Rolle als leibliche Eltern zu distanzieren und das Kind dabei zu unterstützen, mit seinen Ursprungseltern in Kontakt zu bleiben.

Wie bei der Adoption sucht der Pflegefamiliendienst nicht nach Kindern für Familien, sondern nach Familien, die – so gut es geht – auf die Bedürfnisse des betroffenen Kindes eingehen können. (cre)

Weitere Infos erhalten Sie beim Pflegefamiliendienst, Ministerium der DG, Michael Mertens, Tel. 087/596402; E-Mail: pfd@dgov.be; www.dglive.be/pflegefamiliendienst

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