Allgemein

Heldenempfang für Wolodymyr Selenskyj in den USA: Abgeordnete feiern den Präsidenten aus der Ukraine

22.12.2022, USA, Washington: Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, hält beim Verlassen einer gemeinsamen Sitzung des Kongresses auf dem Capitol Hill eine US-amerikanische Flagge, die ihm die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Pelosi, überreicht hatte. Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Die erste Auslandsreise seit Russlands Einmarsch führt den ukrainischen Präsidenten Wolodymr Selenskyj zum wichtigsten Verbündeten. Er dankt den USA und fordert Panzer und Jets. Moskau droht mit einer Verschärfung des Krieges, der in eine neue Phase eintreten könnte.

Es ist nicht weniger als ein Heldenempfang im US-Kongress – für das Oberhaupt eines anderen Landes. Zwei Minuten und 19 Sekunden feiern Abgeordnete beider Parlamentskammern den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch (Ortszeit) mit Applaus vor einer Rede, die Geschichte schreiben dürfte. Es geht um Widerstand, Freiheit und den militärischen Sieg über Russland.

„Trotz aller Widrigkeiten und Untergangsszenarien ist die Ukraine nicht gefallen“, ruft Selenskyj den Abgeordneten bei seiner ersten Auslandsreise in Kriegszeiten unter immer wieder aufbrandendem Jubel entgegen. „Die russische Tyrannei hat die Kontrolle über uns verloren.“ Auch heute tritt er – ganz Kriegspräsident – in einem olivgrünen Militärpullover mit dem Emblem des Oberbefehlshabers auf. Er macht klar, dass er mehr Waffen braucht, während sich eine neue Phase im bald einjährigen Ukraine-Krieg abzeichnet.

21.12.2022, USA, Washington: Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht vor einer überreichten ukrainischen Flagge, die von den Frontsoldaten in Bachmut, in der umkämpften ukrainischen Provinz Donezk, signiert wurde, und nun von Kamala Harris (l), Vizepräsidentin der USA, und Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, gehalten wird, bei seiner Rede während einer gemeinsamen Sitzung des Kongresses auf dem Capitol Hill in Washington. Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Seit Selenskyjs letztem Besuch in Washington sind keine anderthalb Jahre vergangen – aber für den ukrainischen Präsidenten dürfte es sich wie ein halbes Leben anfühlen. Im Sommer 2021 war er zuletzt hier, damals noch schick im Anzug. Es ging bei dem Treffen mit US-Präsident Joe Biden auch um die Furcht vor einem russischen Angriff. Die Befürchtungen von damals haben sich bewahrheitet.

Der jüngste Besuch Selenskyjs bei seinem wichtigsten Unterstützer kurz vor Weihnachten kommt zu einer entscheidenden Zeit. Mit der Aufrüstung beider Seiten könnte es im bald einjährigen Krieg für die ukrainischen Streitkräfte schwieriger werden, im Osten ihres Landes weiter gegen die russischen Soldaten vorzurücken. Diplomaten sagten zuletzt aber, sie erwarteten eine ukrainische Offensive im Winter.

Selenskyj, der kürzlich vom „Time“-Magazin zur „Person of the Year“  gewählt wurde, steht dabei symbolisch für den Kampf der Ukrainer um ihre Freiheit. In den vergangenen zehn Monaten schafften die Streitkräfte es, die zuvor übermächtig erscheinende russische Armee nach ihrem Einmarsch zunächst bei Kiew und dann im Osten des Landes zurückzuschlagen. Ohne die Amerikaner aber, das betont Selenskyj im Weißen Haus neben Präsident Biden, wäre dies unmöglich gewesen.

Doch vor dem Kongress macht Selenskyj klar, dass es sich bei den knapp 22 Milliarden Dollar an US-Militärhilfe nicht um Almosen handle. Kiew sei das Bollwerk gegen Russland – es sei nur eine Frage der Zeit bis Russland auch Verbündete der USA angreife, warnte der Ukrainer. Waffen, Training und Geheimdienstinformationen stärkten Selenskyjs Kämpfer auf allen Ebenen. Sie sind weiter angewiesen auf die US-Hilfe. Vor allem deshalb ist der ukrainische Präsident erstmals seit Kriegsbeginn ins Ausland geflogen.

21.12.2022, USA, Washington: Wolodymyr Selenskyj (l), Präsident der Ukraine, spricht neben Joe Biden, Präsident der USA, während einer Pressekonferenz im East Room des Weißen Hauses in Washington. Foto: Andrew Harnik/AP/dpa

Selenskyj wird das Zitat zugeschrieben, er „brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit“. Das war zu Beginn des Krieges, als die USA ihn aus Kiew in Sicherheit bringen wollten, der 44-Jährige sich aber weigerte und den Widerstand antrieb. Zehn Monate später wird er dafür auch in den USA als Held gefeiert – und für die Visite in Washington nahm er dann tatsächlich eine US-Regierungsmaschine.

Im Licht der veränderten Machtverhältnisse nach den Zwischenwahlen ist seine Rede vor den Abgeordneten besonders wichtig. Dort werden die Republikaner bald mehr Macht haben – auch ihre Unterstützung braucht der ehemalige Schauspieler in den kommenden Monaten und vielleicht Jahren. Bei der Rede am Mittwochabend, in der Selenskyj das Schicksal der Ukrainer historisch immer wieder mit dem der Amerikaner vergleicht, scheinen die Ränge der Republikaner dabei etwas leerer als die der Demokraten.

Von seinem Washington-Besuch aber wird Selenskyj mit großen amerikanischen Zusagen zurückkommen: Die USA wollen als Teil eines neuen Militärhilfe-Pakets in Höhe von 1,85 Milliarden US-Dollar Patriot-Luftabwehrsysteme in die Ukraine schicken. Das könnte auch den Druck auf Staaten wie Deutschland erhöhen, bei den Waffenlieferungen aufzustocken.

Zudem gibt sich Biden, der Selenskyj zur Begrüßung noch väterlich die Schulter getätschelt hatte, als felsenfester Verbündeter ohne Vorbedingungen: „Sie werden niemals alleine dastehen“, sicherte er zu. „Das amerikanische Volk hat Sie bei jedem Schritt begleitet, und wir werden an Ihrer Seite bleiben, so lange es nötig ist.“

21.12.2022, USA, Washington: Joe Biden (r), Präsident der USA, hält ein Geschenk, das er von Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, während eines Treffens im Oval Office des Weißen Hauses erhalten hat. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa

Aus russischer Sicht verschärft sich die Lage im Krieg durch die Lieferung der Patriots an die Ukraine deutlich. Schon lange sieht Kremlchef Wladimir Putin seine Invasion in die Ukraine auch als einen Krieg mit dem Westen und die Waffensysteme der Nato-Staaten. Der „kollektive Westen“ habe es auf eine Vernichtung Russlands abgesehen und nutze die Ukraine als Instrument, behauptete er mehrfach.

Wegen der Patriot-Lieferung befürchtet Moskau, dass die Angriffe von ukrainischer Seite auf russisches Staatsgebiet durch diese Waffen mit höherer Reichweite noch einmal zunehmen. Russland hatte den USA zuletzt wiederholt vorgeworfen, inzwischen selbst Kriegspartei zu sein. Auch die Patriots würden deshalb nun zu „legitimen“ Zielen für die russischen Streitkräfte.

Putin hatte nur kurz vor Selenkyjs Auftritten in Washington bei einer großen Sitzung im Verteidigungsministerium am Mittwoch mit Nachdruck erklärt, dass er den Krieg um jeden Preis gewinnen will. Dazu soll die Armee besser ausgestattet und die Zahl der Soldaten erhöht werden. Dafür gebe es keine finanziellen Grenzen, betonte er. Moskau und Kiew wollen kurz vor dem Jahreswechsel noch einmal Stärke zeigen und setzen dabei auf große Bühnen.

Vor allem aber nutzte Putin die Versammlung, um einmal mehr auf die Nuklearwaffen der Atommacht hinzuweisen. So sollten etwa bald die neuen, mit mehreren Atomsprengköpfen bestückbaren Interkontinentalraketen vom Typ Sarmat in Dienst gestellt werden, sagte der 70-Jährige. Die annektierten ukrainischen Gebiete werde Russland unter allen Umständen „verteidigen“.

Auf Frieden stehen die Zeichen in Washington und Moskau definitiv nicht – auch wenn Selenskyj einen globalen Gipfel in Aussicht stellt. Er betont aber, es werde «keine Kompromisse» auf dem Weg zum Frieden geben, wie brutal die russischen Angriffe auch werden sollten. „Wir werden Weihnachten feiern“, schließt er seine Rede vor dem Kongress, „auch wenn es keinen Strom gibt. Das Licht unseres Glaubens an uns selbst wird nicht erlöschen.“ (dpa)

Nachfolgend im VIDEO der stehende Applaus für Wolodymyr Selenskyj:

32 Antworten auf “Heldenempfang für Wolodymyr Selenskyj in den USA: Abgeordnete feiern den Präsidenten aus der Ukraine”

  1. karlh1berens

    Dann kommt’s zum Showdown zwischen PATRIOT und S300,400,500. Die Patriots waren schon in SA nicht in der Lage ihre Ölquellen zu sichern.
    Danach wird niemand auf der Welt die PATRIOTS mehr wollen.

    • Krieg mit Russland?

      Diesmal wird „unsere Freiheit“ am Dnepr verteidgt (auch wenn wir Belgier sind). Das nächste Mal am Jangtse, oder Mekong? Nee, HADES! Aber es sind die Russen, die verrückt sind… À propos, wie war das noch, im Sommer? Da hieß es doch der pppöse Putin hätte Darmkrebs und handelte deshalb wahnsinnig. Was ist eigentlich aus dem „Narrativ“ geworden? Vorige Woche las ich, daß Russland plant, … Japan zu überfallen! Diese Russen, immer gut für’n Hollywood Drehbuch…

  2. Robin Wood

    „„Wir sind nicht auf einen direkten Krieg mit Russland aus“, sagte der US-Regierungsvertreter.“

    Ist ein indirekter Krieg mit Waffenlieferungen auf Kosten der Steuerzahler, die nie gefragt wurden, ob sie ihr Steuergeld dafür ausgeben wollen, besser?
    Statt neue Waffenlieferungen zu besprechen, sollte man endlich über Friedensverhandlungen und -lösungen sprechen.
    Die Politiker scheut es nicht, Zivilisten und Soldaten sterben zu lassen. Sie müssen ja nicht an die Front und Schützengräben und sie sind gut versorgt, es mangelt ihnen an nichts, sie müssen weder frieren und sparen wie die eigenen Bürger und leben in Sicherheit.

    • DR ALBERN

      @ Robin Wood, bezüglich der MILLIARDENHILFE für die Ukraine haben aber schon Demos in den USA stattgefunden! UNSER LAND zuerst war da zu hören! Und der amerikanische Verteidigungsminister gab zu verstehen, die Ausbildung für die Lieferung der gedachten Geräte dauert mal soeben 53 Wochen, diese solle in Deutschland stattfinden! Also dauert der Krieg doch noch ein bisschen länger!

  3. volkshochschule

    Mal sehen wo bald die zweite Front entsteht, am Golf in iranischen Gewässern oder doch eher im südchinesischem Meer. Denn das Washington kräftig mit dem Säbel rasselt und wieder von der Politik des Regimechange beseelt ist. das leugnet wohl niemand.

  4. Hollywood? DisneyLand?

    Es gab einmal einen Regisseur, der als „Schlechtester aller Zeiten“ galt: Ed Wood. Jetzt sehen wir die beiden schlechtesten Schauspieler aller Zeiten. Was kommt als Nächstes? Selenskyj in DisneyLand? In Hollywood? Genau so passend wie „Selenskyj im White House“… Das Problem dieser Männer ist, daß sie glauben, was in den (westlichen) MeRdien steht, wäre die Realität. Die Realität, die spielt sich nicht im medialen Raum ab, sondern auf dem Boden der Tatsachen, da wo Blut fließt. Und für dieses Blutvergießen sind nicht die Russen, nicht Putin schuld, denn sie lang genug versucht, das Problem OHNE Waffen zu lösen. Jetzt ist zu spät. Let the show begin, wie es in Hollywwod heißt!

    • @ Hollywood

      Ach so, ich wusste garnicht, dass die Ukrainer in Russland einmarschiert sind und russische Städte bombardieren! Ein Glück, dass wir solche Experten wie Sie haben, die uns den wirklichen Sachverhalt klar machen. Vielleicht sollten Sie eine Spende nach Moskau schicken, damit die Russen sich gegen diesen Überfall verteidigen können.

  5. Da reist der Stellvertreter mal über den Teich sich neue Anweisungen und alte Waffen abholen.
    Mit dieser US Regierung unterstützt und angefeuert von den Nato Oberen und (Dummköpfen) wie der deutschen Regierung wird es noch lange mit dem Krieg weitergehen

  6. Solange die USA die Ukraine genügend unterstützt hat Putin keine Chance. Die Geschichte wiederholt sich: Russland rüstet auf bis zum „geht nicht mehr“ und macht das Land finanziell kaputt und zum Paria der Welt. Putin wird wahrhaftig in die Geschichtsbücher eingehen, nur halt anders als gedacht.
    Gegen die Miltär- und Wirtschaftsmacht USA ist kein Russe gewachsen.

  7. schlechtmensch

    Das alles erinnert stark an den Führerkult im dritten Reich. Der allwissende und allmächtige Held und geliebte Führer. Ob die Weltgemeinschaft es jemals verkraften wird, dass er nicht den Friedensnobelpreis erhalten hat? Na wenn man den Medien trauen kann ist der Endsieg nicht mehr allzuweit entfernt. „What ever it takes“ sagte die deutsche Aussenministerin. Oder anders gesagt Wir kapitulieren nie!

    • Patriot 2

      Tja :) enttäuscht das der alte Mann im blauen C&A Anzug sich nicht aus seinem Palast in Moskau raus traut? Und nicht mal an der Frontlinie nach der super gut verlaufenen Sonderoperation nachschaut? Ach Quatsch, er war ja in Minsk. Da hat er seinen anderen dynamischen und gut aussehenden Kumpel besucht. Es gab bestimmt lecker Rotebeetesuppe. Sovietstyle rockt so richtig gut. Also aufgehts, Ticket für den nächsten Urlaub in Minsk, Tomsk und Omsk buchen..da freut sich die Familie:)

  8. Belgischer Löwe

    Recht erstaunlich wieviele Kommentatoren hier so über Top militärische Kenntnisse verfügen. Da muss man sich wirklich wundern, dass soviel Geld in Geheimdienste investiert werden. Eigentlich reicht es doch schon sich einfach in Facebook Foren zu informieren.
    Und das nicht nur in Sachen Militär sondern auch Politik, Gesundheit, Sicherheit und Einwanderung. Hier könnte der Staat richtig viel Geld sparen.

    • @Belgischer Löwe, und wie Recht Sie haben,ich wundere mich auch schon länger hier,wie hier einige doch soo allwissend sind.Die „richtige“ Wahrheit stets für sich gepachtet.
      Ob die das selbst alles wirklich immer glauben,was sie hier zum besten geben?

      • Belgofritz

        @Frog, diese Militärexperten posten Dinge, die sie selber nicht verstehen. Neulich der Schwachsinn, dass die Russen 5 Sekunden brauchen, um mit „Penicillin“ ein Patriot-System anhand der Startgeräusche zu detektieren und auszuschalten. Das ist, sagen wir mal, überaus optimistisch, denn es hängt entscheidend von den Rahmenbedingungen ab. Die Patriot wird bekanntlich auf sehr großen Distanzen weit weg von Feindlinien verwendet. Und wenn die Schallgeschwindigkeit bekannt ist, dann kann jeder Laie die benötigte Erkennungszeit grob abschätzen.
        Aber gut, man hat das auf Youtube gesehen, auf einem russenfreundlichen Kanal. Oder auf RT oder ähnlicher Russenpropaganda gelesen oder den „Nachdenkseiten“. Dann muss das ja stimmen! Halbwissen, Verblendung, Geschwurbel ist der undurchdringliche Gedankendschungel der Putinfreunde. Hier wurde das Ziel der russischen Propaganda voll erreicht.

  9. besserwisser

    Warum war Selensky ohne seine Frau nach den USA,?das gehört sich nicht.
    Warum ist der Ukrainische President so schlecht gekleidet? das gehört sich nicht.
    Warum will Selensky nicht auf Waffenstillstands Verhandlungen eingehen?

  10. Zuhörer

    Nur Kriegshetze aus den USA. Immer nur Waffen Lieferungen. Von Verhandlungen nichts zu hören. Die Amis werden uns garantiert in den Krieg hinein manövrieren. Selenskye ist ist doch nur nach Amerika geflogen, um die Russen zu provozieren.Mit den Raketen auf Polen sollten wir endlich in den Krieg hinein gezogen werden. Jetzt hilft nur noch Provokation.
    Mit den Politikern die wir im Moment in Europa haben, ist keine Einigung mit Russland möglich, denn die springen nur nach der Pfeife von Biden. Für Amerika war Russland immer schon ein Dorn im Auge. Die Amis sollen mal Krieg auf ihrem Kontinent machen.
    Dann spüren sie es, wie es sich anfühlt wenn man Vater, Bruder oder seine ganze Familie verliert.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern