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Nach dem Selbstmord im Tribunal: Ermittler finden Spuren von Gift – In Kroatien ist man über das Urteil empört [VIDEO]

Das Foto von ICTY zeigt den Angeklagte Slobodan Praljak am 29.11.2017 während des UN-Kriegsverbrechertribunals zum früheren Jugoslawien in Den Haag, wie er eine Flüssigkeit zu sich nimmt. Foto: Uncredited/ICTY/dpa

AKTUALISIERUNG – Viele Fragen sind offen nach dem Suizid des Kriegsverbrechers Slobodan Praljak im UN-Tribunal in Den Haag. Woher kam das Gift? Die Ermittlungen laufen. In seiner Heimat Kroatien wird er inzwischen verehrt.

Nach dem Suizid des bosnisch-kroatischen Kriegsverbrechers Slobodan Praljak im Gerichtssaal in Den Haag ist das Entsetzen groß. Viele Fragen blieben zunächst offen. Die Ermittler hätten tatsächlich Spuren von Gift entdeckt, teilte die niederländische Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Den Haag mit. In der Heimat des Mannes wird getrauert.

Das Foto von ICTY zeigt den Angeklagte Slobodan Praljak am 29.11.2017 während des UN-Kriegsverbrechertribunals zum früheren Jugoslawien in Den Haag, wie er eine Flüssigkeit zu sich nimmt. Foto: Uncredited/ICTY/dpa

Der 72 Jahre alte Praljak hatte am Mittwoch kurz nach seiner endgültigen Verurteilung zu 20 Jahren Gefängnis eine Flüssigkeit aus einer Art Flakon eingenommen. Er war später in einem Krankenhaus in Den Haag gestorben. Die niederländischen Ermittler hatten in dem Gefäß Spuren von Gift entdeckt. „Es handelt sich um einen chemischen Stoff, der für Menschen tödlich sein kann“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Welcher Stoff es war, sagte er nicht.

Die Staatsanwaltschaft geht nun vor allem der Frage nach, wer Praljak das Gift besorgt hat und wie es in den Gerichtssaal kommen konnte. Ermittelt wird wegen „Beihilfe zum Suizid und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz“.

Die Sicherheitskontrollen im Gericht und im Gefängnis sind streng und in etwa vergleichbar mit denen auf Flughäfen. Die genaue Todesursache ist noch nicht bekannt. In Kürze soll der Leichnam obduziert und toxikologisch untersucht werden.

In Kroatien ist er für viele ein Held

Das UN-Kriegsverbrechertribunal zum früheren Jugoslawien hatte Praljak und fünf andere ehemals hochrangige Vertreter der bosnischen Kroaten wegen schwerster Kriegsverbrechen im Bosnienkrieg (1992-1995) schuldig gesprochen.

Kroatien ist über das Urteil empört. Praljak wird dort von vielen als Held und Märtyrer verehrt.

Eine Frau legt am 30.11.2017 in Mostar (Bosnien-Herzegowina) eine Kerze in Gedenken an den vom UN-Tribunal zum früheren Jugoslawien verurteilten ehemaligen General und Kriegsverbrecher Praljak nieder. Foto: Amel Emric/AP/dpa

Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic sagte, Praljaks Tod habe die Menschen in Kroatien tief getroffen. „Kroatien war nicht der Aggressor, sondern hat das meiste für das Überleben Bosnien-Herzegowinas als Staat getan“, sagte Grabar-Kitarovic.

Das Parlament hielt im Gedenken eine Schweigeminute. In einer gemeinsamen Erklärung kritisierten die Parteien das Urteil als ungerecht und inakzeptabel. Es ignoriere «historische Fakten und Beweise». Der Suizid Praljaks sei ein Symbol für die Ungerechtigkeit des Urteils.

Die gespaltenen Reaktionen auf den dramatischen Freitod zeigten sich besonders in der bosnischen Stadt Mostar. Kroatische Bewohner der Stadt stellten Hunderte von Kerzen auf. Dagegen blieb es im muslimischen Teil dunkel.

Die UN-Richter hatten den damaligen Militärchef der bosnischen Kroaten auch für die Zerstörung der alten osmanischen Brücke von Mostar im November 1993 schuldig gesprochen. Die zerstörte Brücke von Mostar war zu einem Symbol des Krieges geworden. (dpa)

Nachfolgendes VIDEO zeigt, wie der verurteilte General erklärt, dass er unschuldig sei, und das tödliche Gift einnimmt:

15 Antworten auf “Nach dem Selbstmord im Tribunal: Ermittler finden Spuren von Gift – In Kroatien ist man über das Urteil empört [VIDEO]”

  1. Alfons Van Compernolle

    20 Jahre fuer Kriegsverbrechen etc und dann selbst Strafverschaerfung aus der Flasche, hat zur Folge
    mindestens 100 Euro Haftkosten pro Tag gespart ! Es ist zu hoffen, dass seine Mordopfer ihm ein
    belebtes „Begruessungskommando“ bereiten!

  2. Ex-Eupener

    Wenn man bedenkt was die Prozesskosten waren , es brauchte ja nichts mehr bewiesen zu werden , hätte man ihm das Glas schon früher reichen können . Ein Stück feige auf hartem Knast ist es allemal .

    • Radio Euro

      Öhm. Die Nürnberger Prozesse wurden gegen führende Repräsentanten des Deutschen Reichs zur Zeit des Nationalsozialismus durchgeführt. Kennen Sie einen deutschen Sieger, der hätte verurteilt werden können? Ich verstehe Ihre Argumentation nicht.

      Was Sie meinen ist vielleicht etwas anderes. Sie sehen Schuld nicht nur bei einer Partei. Es gibt z.B. Menschen, die verurteilen die Bombenangriffe auf Dresden oder Düren während des 2. Weltkriegs. Oder NATO Flüge von Kampfjets in Jugoslawien-Kriegen. Oder den einen oder anderen Irak-Krieg der USA. (Eher nicht russische Aktionen in der Ukraine, in Georgien etc.).

      Das eine hat aber selten etwas mit dem anderen zu tun. Es dienst nur zur Relativierung.

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