Kein Sommermärchen, nirgends. Plötzlich steht Deutschland für politische Instabilität – und die Nationalelf scheidet zum ersten Mal bei einer WM in der Vorrunde aus. Das passt fast etwas ins Bild. Es kippt etwas im Land. Jetzt auch noch Angela Merkel?
Nach der historischen WM-Pleite gegen Südkorea verbreitet der AfD-Bundestagsabgeordnete Jens Maier via Twitter ein Bild von Mesut Özil. Es zeigt Özil grinsend. Dazu das Zitat: „Zufrieden, mein Präsident?“. Maier kommentiert: „Ohne Özil hätten wir gewonnen!“
Seit dem Foto von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan sind die beiden deutschen Nationalspieler mit türkischen Wurzeln bei vielen unten durch. Der Frust bricht sich im Netz in rassistischen Attacken Bahn.
Deutschland, im Sommer 2018. Kaum Nationalflaggen an den Autos, eine eigenartige Stimmung auch auf den politischen Sommerfesten in Berlin. Es liegt was in der Luft. Früher, da war die Nationalelf unantastbar. Klar, man ärgerte sich mal über Rumpelfüßler. Aber vieles hat eine neue Qualität – es geht ins Persönliche. Gerade Özil ist in rechten Kreisen zur Hassfigur geworden – wie Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Der Gelsenkirchener galt lange als Symbol für Deutschland als Einwandererland, als Beispiel für Aufstieg und Integration, als Stütze der DFB-Auswahl. Unvergessen Merkels Foto mit dem halbnackten Özil in der Kabine, 2010 nach einem Länderspiel – gegen die Türkei.
„Man hat das Gefühl, dass es viele Leute in Deutschland gefreut hätte, wenn wir heute rausgegangen wären»“, sagte Toni Kroos nach dem dramatischen 2:1 gegen Schweden, einem Sieg, der noch einmal Hoffnung geschürt hatte. Fußball ist immer ein Ventil, eine WM wird als ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Lage herangezogen.
WM-Fiasko passt zur Stimmung im Land
1954 das Wunder von Bern, das Nachkriegsdeutschland Mut machte. 1990 Italien, der Titelerfolg des wiedervereinigten Deutschlands. 2006 das weltoffene, fröhliche Gastgeberland, ein Sommermärchen. 2014 die Nacht von Rio – Deutschland im Aufschwung, Lockerheit, Euphorie. Der Begriff „Die Mannschaft“ wurde zum Synonym für ein einigendes Band.
Klar, Fußball ist Fußball. Aber das Fiasko in Russland passt zur latent angespannten Stimmung, irgendwie. Bürger in Sorge. Abstiegsängste, die Globalisierung, die zunehmend als Gefahr gesehen wird, andere aufstrebende Nationen wie China, das Tempo der Digitalisierung, riesige Flüchtlingsbewegungen auf der Suche nach einem neuen Leben.
2018 geraten Gewissheiten ins Wanken, zwar sind die Flüchtlingszahlen stark gefallen, aber zum Beispiel der Mord an der 14-jährigen Susanna hat die Stimmung weiter angefacht. Tatverdächtigt ist ein abgelehnter und bis zur Tat nicht abgeschobener Asylbewerber aus dem Irak.
Oder die Probleme bei der Abschiebung eines mutmaßlichen Ex-Leibwächters von Al-Kaida-Anführer Osama bin Laden. Merkel räumt ein, dass man da handeln müsse. Sie wurde zur «Flüchtlingskanzlerin» – und darüber kommt es nun zum politischen Endspiel mit CSU-Chef Horst Seehofer. (dpa)
Wenn du denkst, es geht nicht blöder,
kommt ein Spruch von Markus Söder.
Das gilt übrigens auch für Dobrindt, der uns die Maut besorgt hat, für Seehofer, Scheuer und der ganzen Clique der sogenannten Christlichen Union. Mein Vorschlag: die CSU zurück nach Bayern abschieben, dann ein Zaun drum um den Freistaat. Keiner darf mehr rein – aber auch keiner mehr raus!