Politik

Wenn Politiker und Journalisten die Luft verpesten…

10.12.2021, Belgien, Brüssel: Bundeskanzler Olaf Scholz (r, SPD) spricht im Airbus der Flugbereitschaft mit mitreisenden Journalisten auf dem Rückflug nach Deutschland. Zwei Tage nach der Amtsübernahme besuchte Scholz den französischen Präsidenten in Paris sowie das Spitzenpersonal von EU und Nato in Brüssel. Foto: Michael Kappeler/dpa

Wenn ein Staats- oder Regierungs-Chef oder ein Minister eine Auslandsreise unternimmt, begleitet von einem ganzen Tross von Journalisten, dann ist nicht selten der CO2-Ausstoß der Flugreise höher als deren Nutzen.

Bei Auslandsreisen von Staats- und Regierungschefs sind die Fernsehkameras meistens auf die Polit-Prominenz und ihre Gastgeber gerichtet. Was man nur selten sieht, sind die Journalisten, Fotografen und Kameraleute, die den König, Präsidenten, Premierminister oder Bundeskanzler begleiten.

Nach den ersten beiden Auslandsreisen des neuen deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) nach Paris und Brüssel veröffentlichten die Bild- und Nachrichtenagenturen ausnahmsweise Fotos, auf denen man Scholz auf dem Rückflug nach Berlin in seiner Sondermaschine im Gespräch mit einem ganzen Pulk von Journalisten sieht.

10.12.2021, —, –: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) telefoniert im Airbus der Flugbereitschaft mit US-Präsident Joe Biden, der ihm zum Amtsantritt gratuliert. Zwei Tage nach der Amtsübernahme besuchte Scholz den französischen Präsidenten in Paris sowie das Spitzenpersonal von EU und Nato in Brüssel. Foto: Denzel, Jesco/Bundespresseamt/dpa

Worüber so gut wie nie gesprochen oder geschrieben wird, ist der CO2-Ausstoß, den solche Flugreisen bewirken, die oft nur Höflichkeitsbesuche sind und an deren Ende den mitgereisten Journalisten ein paar Belanglosigkeiten mitgeteilt werden.

Ich persönlich habe in meinem Journalistenleben zwei solcher Reisen mitgemacht. Einmal habe ich im Jahr 1998 als Grenz-Echo-Redakteur König Albert und Königin Paola bei einer Reise nach Rom begleitet.

Normalerweise war zu jener Zeit beim Grenz-Echo der damalige Chefredakteur Heinz Warny derjenige, der das Königspaar auf Auslandsreisen begleitete. Für die Reise nach Italien jedoch hatte Heinz Warny mich gefragt, ob ich Interesse hätte, weil ich einige Jahre vorher in Rom gelebt und gearbeitet hatte und außerdem Italienisch verstand und sprach.

Jedenfalls war das Flugzeug, das am frühen Morgen vom Militärflughafen Melsbroek bei Brüssel abhob und auf dem römischen Charterflughafen Ciampino landete, allenfalls zu einem Drittel besetzt. Zwei Drittel der Plätze blieben leer.

„Was für ein Aufwand für eine Buchvorstellung!“

Etliche Jahre später, im März 2006, stellte der frühere Premierminister Guy Verhofstadt (Open VLD) in Berlin das von ihm verfasste und im Grenz-Echo-Verlag gedruckte Buch „Die Vereinigten Staaten von Europa“ vor.

Der frühere Grenz-Echo-Verleger Alfred Küchenberg und ich als damaliger GE-Chefredakteur sollten Verhofstadt auf der Reise begleiten. Guido Bertemes vom Buchverlag und GE-Fotograf Helmut Thönnissen waren mit von der Partie. Ansonsten waren außer uns und Verhofstadt nur ein paar Mitarbeiter des Premierministers dabei.

Beitrag in ALLES NUR SATIRE auf „Ostbelgien Direkt“ am 25.01.2018: Die Air Force One mit US-Präsident Donald Trump an Bord landet am 25.01.2018 in Zürich (Schweiz). Trump war da auf dem Weg zum Weltwirtschaftsforum in Davos. (Zum Vergrößern Bild anklicken). Foto: Walter Bieri/KEYSTONE/dpa

Das Flugzeug war zwar wesentlich kleiner als das des Königspaares auf der Reise nach Rom im Jahr 1998, aber schon damals hatte ich mir gedacht: „Was für ein Aufwand für eine Buchvorstellung!“

Nach der eigentlichen Präsentation von „Die Vereinigten Staaten von Europa“ in Anwesenheit des damaligen deutschen Innenministers Wolfgang Schäuble (CDU) und nach einem Abendessen bei Verhofstadts Lieblings-Italiener in Berlin düsten wir wieder zurück nach Belgien.

Jetzt muss man sich mal bildlich vorstellen, was da so an CO2-Ausstößen zusammenkommt, wenn unzählige Politiker aus aller Herren Länder mit einem Tross von Journalisten quer durch Europa und die ganze Welt reisen, oft sogar nur, um nach einer Unterredung den mitgereisten Journalisten ein paar Höflichkeiten und Belanglosigkeiten von der Sorte „Es war ein sehr konstruktives Gespräch“ in den Notizblock oder ins Mikrofon zu sagen.

Womöglich wird dann auch noch angekündigt, dass man alle denkbaren Anstrengungen unternehmen werde, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, wobei man selbst dazu einen kleinen Beitrag leisten könnte, wenn man künftig auf unnötige Flugreisen mit Journalisten, die eh alle mehr oder weniger das Gleiche schreiben, verzichten würde… (cre)

29 Antworten auf “Wenn Politiker und Journalisten die Luft verpesten…”

  1. Vereidiger

    Über Sinn oder Unsinn solcher Aktionen kann man leidlich streiten, doch der generierte „CO2-Ausstoß“ würde nur zu populistischen Argumenten führen.
    Vielleicht sollten wir alle ab jetzt die Luft anhalten – schon wird weniger CO2 ausgestoßen…

  2. Corona2019

    Im Inneren der Maschine nochmals eine Verglasung und ein Sofa, hatte ich noch nie auf meinen Flügen.
    Die fliegenden Wohnzimmer sollten in Pandemie Zeiten eigentlich am Boden bleiben.

    Homeoffice predigen, und selber für Menschenansammlungen sorgen, ist die Aufgabe der Spitzenpolitiker?

    Bei den Landungen sollte vor dem verlassen der Maschine den Politikern ein PCR Test unter die Nase gehalten werden.
    Fällt dieser positiv aus, dürfte er ja eigentlich die Maschine nicht verlassen, und 14 Tage in seinem fliegenden Wohnzimmer am Rande des Flughafens verbringen.

    Es fehlt dann nur noch der offene Kamin in der Maschine, um sein Wohlbefinden zu befriedigen.
    Das bisschen CO2 Ausstoß mehr ,spielt ja dann auch keine große Rolle .

  3. Baudimont

    CO2 ist die „Hauptnahrung“ von Pflanzen – je mehr CO2 in der Luft, desto besser müssten sie also wachsen.
    Man sollte große alte Bäume als Denkmäler erhalten, anstatt sie zu fällen und sich dann damit brüsten, Stämme zu pflanzen, wie die Pseudo-„écolo“.
    Der Steinkauz galt lange Zeit als Symbol für alte Bäume. Er litt unter dem Verschwinden seines bevorzugten Lebensraums, den Obstgärten und den alten Bäumen, die man dort stehen ließ und die alle Bedingungen vereinten, die er brauchte: Unterschlupf und Nahrung.

    Alte Bäume profitieren von der Anwesenheit mehrerer Arten:

    Spechte
    *Der Grünspecht, Picus viridis, der freistehende Bäume oder Bäume am Waldrand schätzt und runde Löcher mit einem Durchmesser von etwa 6 cm hämmert, die in 1-10 m Höhe am Stamm angebracht sind.
    *Der territoriale Schwarzspecht, Dryocopus martius, markiert das ovale Loch mit einem Durchmesser von durchschnittlich 10/12 cm, das er durch das Anritzen der Rinde einiger Kübelschnitte an den Bäumen schafft, die er bevorzugt: Buchen oder Nadelbäume, und zwar in einer Höhe von 8 bis 12 Metern.
    *Der Buntspecht Dendrocops major, der in unseren Wäldern und Wäldchen sehr häufig vorkommt, fällt durch sein rundes Loch mit einem Durchmesser von ca. 5 cm auf, das er in Weichholzbäume oder Kirschbäume in einer Höhe von 1,5 bis 10 m über dem Boden hackt.

    Und dann wundert man sich, dass es zu viele Borkenkäfer gibt.

    • @Baudimont. Alte Bäume sollte man mit Sicherheit hegen und pflegen, aber auch Bäume haben eine begrenztes Alter und sterben irgendwann. Es ist genau wiebei uns Menschen: bis wo solken lebenserhaltende Maßnahmen gehen und wann sollte man sagen, es macht keinen Sinn mehr?

  4. ALFRED MAUEL

    ich kann es nicht verstehen,warum müssen baerbock und scholz innerhalb von 3 tagen die gleichen länder getrennt besuchen,einer oder ein hätten auch gereicht aber dem kleinen mann ein schlechtes gewissem machen wenn er ieine urlaubsreise nach mallorca machen möchte
    alles wegen co 2
    so eine heuchelei
    vielen dank grüne politiker-innen

  5. Corona2019

    Laufen solche Ziehungen nicht unter dem Motto;
    – alle Angaben ohne Gewähr -?
    Wenn man ja über diesen Satz nachdenkt, kommt man zu dem schluss, dass niemand garantieren kann, dass die Ziehung nicht manipuliert wurde.
    Wenn das im Radio verkündet wird , oder in einer Zeitung steht, dann habe ich ja noch Verständnis.
    Aufgrund eines Versprechers oder Druckfehlers könnten ja noch falsche Angaben auftreten.

    Wenn man aber nach der Ziehung selber freundlich verkündet, dass die Zahlen auch manipuliert sein können, dann sollte der Gesetzgeber sich mal mit der ziehungs Mannschaft beschäftigen.

  6. Zunächst einmal ist festzustellen, dass diejenigen, die in der zweiten Reihe der Macht agieren, die Politiker, nicht nur Wasser predigen und Wein saufen, sondern uns, den Pöbel, dazu zwingen, ihr Abwasser zu konsumieren. Man verheimlicht gar nicht mehr, dass man auf die Masse der Menschen pfeift. Das sollte eigentlich jedem von uns grundsätzlich zu denken geben, was es leider nicht tut.
    Dass nicht bzw. zu wenig gedacht wird, zeigen Berichte wie dieser hier oben. CO2 ist und bleibt ein vollkommen ungefährliches Spurengas. Sein Einfluss auf das Weltklima ist mitnichten bewiesen. Er wird postuliert und dann in entsprechenden Computerprogrammen weiter gesponnen. Mit Wissenschaft hat das nichts zu tun.
    Es gab Zeiten, da sorgte man sich um wahren Probleme, die Verbrennungsantriebe mit sich bringen. Schädliche Rußpartikel, Schwefelwasserstoffe und diverse andere Gifte wurden als Gefahr erkannt und Lösungen wurden erarbeitet. Abgasreinigungssysteme, Optimierung der Verbrennung oder die Entwicklung von alternativen Brennstoffen wurden voran getrieben, nicht nur bei Fahrzeugen, auch bei der Energiegewinnung. Heute fahren unsere Autos immer noch mit einer Technik, die in 40 Jahren kaum weiter entwickelt wurde und da muss man schon fragen, warum. Statt weiter an der Optimierung dieser Technik zu arbeiten, wird der Antrieb durch Elektromotoren als Lösung postuliert, weil ja der Strom aus der Steckdose kommt.
    Übrigens, die BRD wird in den verbleibenden Wochen des Jahres 2021 acht Kohle- und drei von sechs Atomkraftwerke ersatzlos vom Netz nehmen. Da wir es längst nicht mehr mit nationaler Stromversorgung zu tun haben, sondern mit einem europäischen Verbundnetz, wird der so entstehende Mangel wahrscheinlich auch Belgien und andere Länder treffen. Möglicherweise wird es nach Weihnachten kälter und dunkler, als wir uns das jemals hätten vorstellen können.

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