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AfD-Paar auf Abwegen: Petry und Pretzell wollen die Partei verlassen

Frauke Petry, Bundesvorsitzende der Partei Alternative für Deutschland (AfD), und ihr Mann Marcus Pretzell. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Sie fanden politisch zusammen und auch privat. Mit ihrer Partei, der AfD, liegen die Parteichefin Frauke Petry und NRW-Fraktionschef Marcus Pretzell nun in Scheidung. Beide wollen die AfD verlassen.

Die rechtspopulistische AfD verliert in Deutschland zwei ihrer prominentesten Gesichter. Parteichefin Frauke Petry kündigte am Dienstag den Austritt aus der Partei an.

Auch ihr Ehemann, der Partei- und Fraktionschef in Nordrhein-Westfalen, Marcus Pretzell, will die AfD und ihre Landtagsfraktion verlassen. Beide ziehen damit die Konsequenzen aus einem eskalierenden Richtungsstreit in der AfD.

Geert Wilders (links), Marine Le Pen (Mitte) und Frauke Petry bei einem Treffen führender Rechtspopulisten im Januar 2017 in Koblenz. Foto: dpa

Petry, die bei der Bundestagswahl ein Direktmandat errang, hatte bereits am Montag erklärt, nicht der neuen Bundestagsfraktion angehören zu wollen. Am Dienstag trafen sich die neuen Bundestagsabgeordneten in Berlin zur konstituierenden Sitzung – ohne Petry.

Auf die Frage, ob er mit weiteren „Abtrünnigen“ rechne, sagte Spitzenkandidat Alexander Gauland vor Sitzungsbeginn: „Ich hoffe nicht.“ Alice Weidel, die im Wahlkampf gemeinsam mit ihm das AfD-Spitzenteam gebildet hatte, sagte, bislang seien keine entsprechenden Tendenzen erkennbar.

Petry erklärte zeitgleich in Dresden, dass sie die Partei den Rücken kehren wolle, ohne einen Zeitpunkt zu nennen. „Klar ist, dass auf Dauer dieser Schritt wohl auch erfolgen wird“, sagte sie. „Aber wann er erfolgt, das möchten wir uns selbst vorbehalten.“

In Nordrhein-Westfalen kündigte Pretzell für die nächste Fraktionssitzung an, Partei und Fraktion verlassen zu wollen, wie AfD-Fraktionssprecher Michael Schwarzer in Düsseldorf sagte. Pretzell wolle sein Mandat im Landtag aber behalten. Er habe seine Ankündigung mit seiner „pessimistischen Einschätzung über den Zustand der Partei“ begründet.

Alexander Gauland, Alice Weidel, Frauke Petry und Jörg Meuthen (v.l.n.r.) von der Partei Alternative für Deutschland (AfD) stehen am Tag nach der Wahl in der Bundespressekonferenz in Berlin. Foto: Michael Kappeler/dpa

Der AfD-Kreisverband Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, in dem sie das Direktmandat für den Bundestag gewonnen hatte, sieht sich um das Mandat betrogen und wirft Petry parteischädigendes Verhalten vor.

Die Frage, ob sie eine neue Partei gründen wolle, ließ Petry am Dienstag unbeantwortet. Die promovierte Chemikerin kam 2013 ohne politische Erfahrungen zur Alternative für Deutschland. Sie wurde neben Bernd Lucke und Konrad Adam eine von drei Sprechern des Bundesvorstandes.

Seit Herbst 2014 führt Petry die AfD-Fraktion im sächsischen Landtag. Als Lucke wegen des zunehmend nationalkonservativen Kurses der Partei im Juli 2015 nicht wiedergewählt wurde, wählte ein Parteitag Petry und Jörg Meuthen zu Parteichefs. In den vergangenen Monaten war Petry zunehmend isoliert.

Mit Pretzell ist Petry seit Ende 2016 verheiratet. Im Sommer brachte Petry ihr fünftes Kind zur Welt. Aus erster Ehe mit einem evangelischen Pfarrer hat sie vier Kinder. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

7 Antworten auf “AfD-Paar auf Abwegen: Petry und Pretzell wollen die Partei verlassen”

    • Réalité

      Sehr richtig, Herr Ekel! Nur bei manchen ist das „Ersetzen“ nicht so gewünscht!? Die kennen eher das „Gegenteil“, nämlich „Dabei bleiben“….oder „Aussitzen“!?
      Und übersehen, bzw ignorieren die Signale, des „Tschüss und Aufnimmerwiedersehen“!?
      Wundern sich dann aber sehr, wenns „Gezwungenermassen“ passiert!
      Ist sowas ähnliches wie „eine Politikerkrankheit“!
      Deswegen sollte das kuriert werden, indem: Zwei mal dabei, und Tschüss!
      So ist es bereits vieler Orts!

  1. Johann Klos

    Wenn ich mich nicht irre hat Petri in Ihrem Wahlkreis ( in Sachsen) immerhin um die 30.000 Stimmen für ihr Direktmandat bekommen. Keine Kleinigkeit.
    Bleiben wir mal in Sachsen.
    Dort ist Platz für eine neue Partei zwischen der AfD und der CDU. In zwei Jahren wird dort gewählt – Sommer 2019. Genügend Zeit bleibt ihr sich hier richtig zu Positionieren. Wenn ihre Zielsetzung dann wäre eine Koalition entweder mit der AFD oder mit der CDU einzugehen könnte sie eventuell sogar die neue Ministerpräsidentin von Sachsen werden.
    Sie ist bestimmt nicht nur mal so eben aus der AfD ausgetreten ohne sich ein Ziel zu setzen.

  2. Die Blauen

    Nein, Herr Klos, sie ist in der Tat nicht ohne Ziel ausgetreten.

    Wenn es nur ein Stimmenfang gewesen wäre, hätte man ja mal fragen können, wo der Unterschied zwischen dem Fallrückzieher von Petry in Sachsen und Evers in Eupen gewesen wäre. Es geht scheinbar um mehr als nur Stimmenfang und der Nachbesetzung von Hinterbänklern, weil Frau Petry keine Lust mehr hat.

    …entsteht schon wieder eine neue Partei?
    http://www.faz.net/aktuell/politik/afd-frauke-petry-sichert-webdomain-die-blauen-15220314.html

    Irgendwie gruselig, wie sich nach 80 Jahren Weimarer Verhältnisse heraus zu kristallisieren scheinen, oder?

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