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Die WM-Bilanz von Neymar nach Aus gegen Belgien: Verpasster Titel und ramponierter Ruf

07.07.2018, Russland, Kasan: Spieler Neymar aus Brasilien verlässt das Teamhotel der brasilianischen Fußball-Nationalelf nach der Niederlage im WM-Viertelfinale gegen Belgien. Foto: Andre Penner/AP/dpa

So theatralisch er sich durch das Turnier gestikuliert hatte, so unspektakulär war sein Abgang. Um 1.19 Uhr, rund zweieinhalb Stunden nach der 1:2 (0:2)-Niederlage im WM-Viertelfinale gegen Belgien, kam Neymar in der Nacht zu Samstag aus Brasiliens Kabine. Die rechte Hand in der Hosentasche vergraben und den Blick auf den Boden gerichtet, hatte er nur ein Ziel: Einfach weg!

Leicht kopfschüttelnd, ansonsten nahezu reglos lief er an den rufenden Journalisten vorbei. Erklärungsnot sah er keine. Und erst recht hatte er keine Lust, einen Einblick in seine Gefühlswelt zuzulassen.

Zum zweiten Mal war sein Traum vom WM-Pokal vorzeitig geplatzt, zum zweiten Mal hatte eine Verletzung Anteil dran. Nur diesmal hatte der 222-Millionen-Mann vor aller Welt auch noch seinen Ruf ramponiert.

06.07.2018, Russland, Kasan: Marouane Fellaini (l) aus Belgien kämpft mit Neymar aus Brasilien um den Ball. Foto: Thanassis Stavrakis/AP/dpa

Von dieser WM wird nämlich Neymar, der Schwalbenkönig, in Erinnerung bleiben. Der Schauspieler. Der Dauer-Lamentierer mit der albernen Spaghetti-Frisur. Und nicht der Ausnahme-Fußballer, der seine Fähigkeiten zumindest angedeutet hatte. Trotzdem war er für die spanische „Mundo Deportivo“ der „Neymal“ – „mal“ heißt schlecht.

Zwei Tore, zwei Vorlagen in fünf Spielen – das ist erst einmal keine schlechte Bilanz für einen Spieler, der die letzten drei Monate vor dem Turnier verletzt war. „Bei 100 Prozent konnte er nicht sein“, sagte Nationaltrainer Tite: „Aber er hat sich mit seiner Einstellung und seinen guten körperlichen Voraussetzungen schneller in Form gebracht, als ich es erwarten konnte.“

Bei der WM vor vier Jahren im eigenen Land hatte sich Neymar einen Lendenwirbelbruch zugezogen und das 1:7-Debakel im Halbfinale gegen Deutschland hilflos als Zuschauer verfolgen müssen.

Ganz so ernüchternd war Brasiliens Ausscheiden diesmal nicht. Dafür kam es sogar noch eine Runde früher. Neymar ist erst 26, im Gegensatz zu Lionel Messi (31) oder Cristiano Ronaldo (33) bleibt ihm wohl noch mindestens eine weitere Chance.

Doch erst einmal wird sein neuer Trainer Thomas Tuchel bei Paris Saint-Germain einige Aufbauarbeit leisten müssen. Denn dass er statt der so gewünschten Anerkennung viel Hohn und Spott abbekam, wird nicht spurlos an Neymar vorbeigehen. Und sicher auch in den Liga-Alltag hineinwirken.

Neymar in sozialen Medien verspottet

Auch gegen Belgien hatte Neymar in zwei Fällen auf peinliche Art und Weise versucht, einen Elfmeter zu schinden. Immerhin plagte ihn nach dem ersten Versuch das schlechte Gewissen, als er Schiedsrichter Milorad Mazic bat, nicht die Video-Assistenten um Felix Zwayer und Mark Borsch zu befragen. Sonst hätte ihm eine zweite Gelbe Karte gedroht und eine Sperre im möglichen Halbfinale.

06.07.2018, Russland, Kasan: Neymar aus Brasilien ist fassungslos nach der 1:2 Niederlage gegen Belgien. Foto: Thanassis Stavrakis/AP/dpa

Trotz des schnellen Aufspringens in dieser Szene: Zu den 14 Minuten, die er schon in den ersten vier Spielen laut Berechnungen des Schweizer Nachrichtenportals RTS auf dem Boden liegend verbracht hatte, kam nochmal ein bisschen was dazu.

In den sozialen Medien wird der teuerste Fußballer der Welt seit Tagen verspottet. In zahlreichen Videos wurde sein theatralisches Rollen aus dem Spiel in Mexiko eingebaut. Im neusten rollt er auf dem Gepäckband nach Hause.

In der Schweiz übten die Nachwuchskicker des FC Widnau im Training Neymar-Schwalben. Die Satire-Seite „Der Postillon“ kündigte an, das Spiel gegen Belgien werde wegen Neymars Theater-Einlagen auf Arte gezeigt. Worauf der Kultursender antwortete, extra dafür die Tierdoku „Die schönsten Schwalben Russlands“ aus dem Programm zu nehmen.

Die Wut vieler Ex-Stars war ernst. „Man spottet über ihn – und das zu Recht“, sagte Lothar Matthäus. „Ich hatte Sorge, er stirbt“, meinte Dänemarks früherer Weltklasse-Keeper Peter Schmeichel. „Es nervt, dass er jedes Mal über den Rasen rollt, als sei er schwer misshandelt worden“, schimpfte Englands Ex-Torjäger Alan Shearer.

Nach Russland war Neymar gekommen, um das „jogo bonito“, das schöne brasilianische Spiel, zu zelebrieren. Er ging als Symbolbild für vieles Schlechte im Fußball. (dpa)

6 Antworten auf “Die WM-Bilanz von Neymar nach Aus gegen Belgien: Verpasster Titel und ramponierter Ruf”

  1. schlechtmensch

    Wer einmal lügt dem glaubt man nicht… Der Elfmeter gegen Belgien wurde unter anderem aus diesem Grund nicht gegeben. Es ist ja nicht nur Neymar der ständig umkippt. Irgendwann werden diese Leute unglaubwürdig. Selber Schuld.

    • Mischutka

      Lieber Freund, du bist doch niemals ein „schlechtmensch“ wenn du die reine Wahrheit schreibst….. Mit dem Elfmeter habe ich (sofort) auch so gedacht. Und Freunde von mir auch. Diese Schauspieler können sich ja jetzt zu Hause bei Mutti ausweinen. Ist mir so was von egal…. Dir auch ? Du „gutmensch“ ….

  2. Mischutka

    Ja Freunde – und seine Freundin Bruna kriegt ihn nicht getröstet. Auch seine frühere Freundin und sein kleiner Sohn haben es versucht ….. er jammert und jammert und jammert : „da waren die anderen, die haben mir immer den Ball abgenommen und weggetreten. Mich haben die immer ganz fies umgestoßen. Ich musste fürchterlich schreien obschon ich keine Schmerzen hatte…. Es waren alles Teufel !“ Und seine Freundinnen haben geantwortet „Ja, du armer kleiner Neymar, es waren wirkliche Teufel, nämlich ROTE Teufel“ …….

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