Anlässlich der Eröffnung einer Doppelausstellung im Museum für Zeitgenössische Kunst (ikob) in Eupen am vergangenen Sonntag wurde dessen neue Direktorin Maité Vissault, Nachfolgerin von ikob-Gründer Francis Feidler, mit Lob geradezu überhäuft.
Eine mutige und ambitionierte Doppelausstellung findet bis zum 17. November im ikob statt. Die Installationen des Düsseldorfer Künstlers Paul Schwer und die Arbeiten des Brüsselers Emmanuel Van der Auwera haben auf den ersten Blick nur wenig Gemeinsames.
Zwischen Schwers „home“ und dem „O Superman“ des belgischen Künstlers scheinen Welten zu liegen. Doch zeigen beide, die altersmäßig fast eine Generation trennt, einen souveränen Umgang mit neuen Medien als künstlerisches Ausdrucksmittel.
„Sie hat Vertrauen in die Künstler“
Jan Hoet, prominenter belgischer Kunsthistoriker und ehemaliger Chef der documenta in Kassel, sparte bei seiner Einführung in die Ausstellung am Sonntag nicht mit Komplimenten für die neue ikob-Leiterin Maité Vissault, die mit den beiden Künstlern nach dem Ausscheiden von Francis Feidler für Kontinuität in der Künstlerauswahl gesorgt habe.
Dabei habe Vissault ein besonderes Talent bewiesen: „Sie hat Vertrauen in die Künstler.“ Das ikob habe sich einmal mehr als Haus der Künstler positioniert. So hat Paul Schwer vor Ausstellungsbeginn rund zweieinhalb Wochen im Museum am Rotenberg verbracht, um seine raumgreifenden Installationen mit Hilfe hauseigener Kräfte an Ort und Stelle aufzubauen.
Wer die Doppelausstellung betritt, wird zunächst im Eingangsbereich von einer beklemmenden Stimmung empfangen. An den kahlen Wänden prangen große Phantombilder von potenziellen Tätern, bei denen nur die Unterschrift „wanted“ zu fehlen scheint. Im Hintergrund läuft ein Video, das Reaktionen Jugendlicher auf eine reale Darstellung von Morden zeigt, die im Internet kursiert.
Verlust der Identität in den Mühlen der Justiz
Emmanuel Van der Auwera setzt hier alle medialen Möglichkeiten ein, um mit den Mitteln der Kunst zum Verhältnis von Kriminalität und Justiz Position zu beziehen. Der Verlust der eigenen Identität in den Mühlen der Justiz wird dabei in vielfältiger Form verarbeitet, etwa in einer beeindruckenden Darstellung der erlaubten Alltagsgegenstände für Gefangene im Hochsicherheitsgefängnis von ADX Florence, Colorado, USA.
Wie die Gesellschaft mit dieser Thematik umgeht, steht denn auch am 2. Oktober im Mittelpunkt einer Diskussion, die der Künstler mit dem Gerichtspräsidenten Rolf Lennertz und anderen Justiz-Vertretern anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Gerichtsbezirks Eupen führen wird. Am 9. Oktober steht ein Gespräch mit Jugendlichen zum selben Thema auf dem Programm.
Wer die Treppe zum ersten Stock im ikob nimmt, wird in der Ausstellung „home“ zunächst von einer Wand in warmen Orange-Tönen empfangen. Doch ein zweiter Blick fällt auf einen riesigen umgestürzten Dachstuhl, der das Motto der Schau Lügen straft. Hier ist vieles zerstört worden und liegt kopfüber.
Tröstlich in dieser großen Installation, die der Besucher „erwandern“ muss, sind ein weißlackierter Holzrahmen mit zugehöriger Flügeltür und ein Treppengeländer mit freistehendem, elegantem Holzlauf, das in einer Wand endet.
Durch Hitze verformte PET-Platten
Im nächsten Raum arbeitet Schwer mit durch Hitze verformten PET-Platten, einem Material, aus dem auch millionenfach Getränkeflaschen hergestellt werden. Die geschmolzenen, durchsichtigen PET-Platten erhalten durch die Hitze einen schwarzen Rand, der ihnen eine räumliche Komponente verleiht. Sie werden ergänzt durch weiße und farbige Neonröhren.
Überhaupt ist der Einsatz dieser Röhren ein wichtiges Element für Paul Schwer. Er arbeitet mit ihnen wie ein Maler mit der Palette. Das gilt auch für eine weitere, rund 6 Meter große Installation Schwers in Eupen. Auf einer schräg stehenden Wand sind teilweise Rigips-Platten und andere flächendeckenden Materialien montiert und erlauben einen Durchblick auf ein farbiges „Gemälde“ aus Neonröhren, die sich teilweise durch die aufgestoßene Wand in den Nachbarraum erstrecken.
Wie Jan Hoet interpretiert, lädt Schwer damit zu einer „Entdeckung des Raums und unerwarteter Zusammenhänge zwischen malerischen und skulpturellen Gegenständen“ ein. Die Installation hat seiner Ansicht nach viel mit einem Film zu tun: „Das Szenario projiziert den Betrachter auf sich selbst.“
ULRICH KÖLSCH
Die Doppelausstellung im ikob, Rotenberg 12b in Eupen, ist täglich – außer montags – von 13.00 bis 17.00 Uhr bis zum 17. November 2013 geöffnet. Gruppenführungen auf Anfrage, Tel. 087/560 110 oder n.streicher@ikob.be. Weitere Infos unter www.ikob.be
Großes Interesse an dieser Meldung na ja….
Eine Kleinigkeit juckt mich doch.
Was verdient man so als Direktorin eines so wirtschaftlichen Unternehmens?