Gesellschaft, Meinung

Ist Lachen noch erlaubt? [Zwischenruf]

Illustration: Pixabay

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie und jetzt während des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist so manches verloren gegangen. Gewohnheiten haben sich geändert, die Unbekümmertheit ist weg. Sogar der Humor, der den Menschen eigentlich über schwierige Zeiten hinweghelfen könnte, ist uns abhanden gekommen.

In einem Interview, das er neulich der „Bild“-Zeitung gewährte, wurde der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, gefragt: „Können Sie noch lachen?“

Melnyk antwortete: „Man muss lachen können, sonst wird man verrückt. Aber es fällt mir gerade sehr schwer. Wie alle Ukrainer habe ich viele schlaflose Nächte, weil meine Gedanken um die schrecklichen Kriegsverbrechen kreisen, die die Russen in meiner Heimat verüben.“

„Das ist ein sehr schlechter Aprilscherz“: SP-Präsident Matthias Zimmermann. Foto: Gerd Comouth

So ergeht es vielen Menschen. Der Humor hat heute einen schweren Stand. Einst waren Glosse und Satire ein fester Bestandteil der geschriebenen Presse und im Fernsehen. Bei den großen Fernsehsendern können sich ein paar Satire-Sendungen noch behaupten, zum Beispiel die „heute show“ im ZDF. Ansonsten haben aber Komiker und Kabarettisten einen schweren Stand.

Das gilt vor allem in den regionalen und lokalen Medien. Man denke nur an die Reaktion des Präsidenten der SP, Matthias Zimmermann, auf den diesjährigen Aprilscherz auf „Ostbelgien Direkt“.

Ein Zwischenruf.
Illustration: Pixabay

„Schröder Gast der SP Ostbelgien“, lautete der Titel des relativ harmlosen Aprilscherzes. Doch selbst darüber vermochte Zimmermann nicht zu lachen. Im Gegenteil, der SP-Präsident war sogar ziemlich angefressen.

„Das ist ein sehr schlechter Aprilscherz“, kommentierte Zimmermann: „Während in der Ukraine Tausende Menschen um ihr Leben bangen und versuchen dem Krieg zu entkommen, ist diese Art von Humor in meinen Augen absolut nicht angebracht.“

Und weiter: „Das oben gemachte Zitat ist selbstverständlich frei erfunden. Zwar unterstütze ich generell eine ausgewogene Information mit Stimmen beider Seiten, niemals würde ich mich jedoch so zum Krieg in der Ukraine äußern. Es kann, darf und soll Aprilscherze geben; es hätte jedoch ausreichend andere Themen gegeben.“

Merke: Man lacht gerne über andere, aber nur ungern über sich selbst… (cre)

18 Antworten auf “Ist Lachen noch erlaubt? [Zwischenruf]”

      • Corona2019

        @ – Dax

        Soooooo, und als Wiedergutmachung , ( weil man hier lustig sein darf ) habe ich extra einen Witz für Sie herausgesucht ,der ihnen sicher gefallen wird.

        Wann geht’s in Deutschland wieder bergauf?

        Wenn Lauterbach auf Scholz’s
        Beerdigung , Barbocks Witwer fragt , wer eigentlich Habeck und Hofreiter erschossen hat . 😉

        Und nein, @ – Peter Müller ,
        Lauterbach wird in diesem Witz weder verletzt, noch kommt er dabei ums Leben.
        Vielleicht haben sie beim Nächsten Witz mehr Glück😉

  1. Ist die charakterliche wie äußerliche Ähnlichkeit zu Kevin Kühnert eigentlich Zufall?
    Und nein, gelacht werden darf nur noch, wenn irgendein Politiker oder Experte (wozu natürlich auch die ultraseriösen Haltungs-Journalisten gehören) das erlaubt. Gleiches gilt fürs Hassen, für Nazi-Vergleiche, fürs Kranksein und natürlich auch fürs Atmen. Nur ihr Geschlecht, das dürfen Sie sich selbst aussuchen.

  2. Jemand von gestern

    Humor ist wenn man trotzdem lacht – Politik ist wenn man ’s trotzdem macht. Beides hat aber leider heute nicht mehr viel gemeinsam. Trotzdem: ein Politiker ohne Humor ist so nützlich wie ein Priester ohne Gottvertrauen und ich lasse mir meinen Humor von keinem von beiden (und auch nicht von sogenannten Journalisten) verbieten.

  3. Die EU arbeitet bereits an einer allgemeinen Lachverordnung,die genauestens regelt,wo,worüber,wann und wie lange gelacht werden darf oder auch nicht.Nur über den Strafenkatalog bei Zuwiderhandlung soll es noch Dissonanzen zwischen den Mitgliedsstaaten geben.

  4. Marcel scholzen eimerscheid

    Das linke politische Lager hat nie Spaß verstanden. Da folgt Matthias Zimmermann nur einer alten Tradition. In diesen Kreisen gilt Lachen als reaktionär. Das war schon vor 50 Jahren so, als der deutsche Liedermacher Reinhard Mey das Lied „Annabel“ veröffentlichte. Das haben viele linke intellektuelle ihm verübeln.

    Und heutzutage ist es bei Klimaaktivisten genauso. Die verstehen überhaupt keinen Spaß. Greta Thunberg durch den Kakao ziehen, ist eine Todsünde. Schlimmer als den Papst beleidigen.

    Dazu folgendes was ich auf „kirche-im-hr.de“ gefunden habe

    Nimm dich nicht so wichtig, Giovanni!“, hat einmal Papst Johannes XXIII. zu sich selbst gesagt. Und auch das Zitat: „Papst werden kann jeder, das sieht man an mir“, stammt von ihm. Sympathisch ist er mir, dieser körperlich kleine und doch so große Mann. Er war Papst vor 60 Jahren. Und er verkörpert für mich das, was man Demut nennt. Meist benutzen wir das Wort Demut nur im Sinne von „jemand demütigen“ -also jemanden kleinmachen. Darum geht es bei der Demut aber nicht. Das lateinische Wort „humilitas“ sagt schon eher, was Demut meint: Bodenhaftung. Mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Sich selbst nicht übernehmen und sich selbst nicht überschätzen

    • Jetzt reitet doch nicht immer auf Matthias Zimmermann rum. Matthias ist ein engagierter Jungpolitiker, der noch seine ganze Karriere vor sich hat. Er hat noch nicht den Status, in der Öffentlichkeit Witze zu machen oder anderswie – außer seiner politischen Arbeit natürlich – auf sich aufmerksam zu machen.

      • Marcel scholzen eimerscheid

        Matthias Zimmermann hat sich komplett falsch verhalten.Anstatt den Spaß mitzumachen und noch eins drauf zu setzen, hat er die beleidigte Leberwurst gespielt.Fehlende Reife und Unerfahrenheit hat man ihm gut angemerkt.Für eine Führungsposition nicht gut.Da muss man ruhig mal souverän wirken nach außen hin.

        • Sie verwechseln einen aufstrebenden jungen Politiker mit einem erfahrenen und allen Wassern gewaschenen Kollegen á la Markus Söder in der Heute Show. Ihn fehlende Reife zu unterstellen, weil er eine Satire nach Ihrem Geschmack nicht richtig konterte, offenbart lediglich bei Ihnen fehlende Reife.

  5. „Ist Lachen noch erlaubt?“ Was für eine Frage. Sie suggeriert, die Gesellschaft sei wie ein monolithischer Block, homogen, mit einer unangefochtenen Instanz, die mit der Macht ausgestattet ist, das Lachen oder Weinen zu reglementieren. So ist es wohl nicht. Wer lachen will, lacht, wer nicht, lässt es bleiben. Schön wäre es, wenn die jeweils anderen sich nicht über die Lacher bzw die Nicht-Lacher aufregen, sondern einfach akzeptieren würden, dass es Andersdenkende gibt. Die Nichtakzeptanz dessen ist der Anfang totalitären Denkens und Verhaltens. Die Idee einer Lachpolizei, die so etwas wie ein geschriebenes oder ungeschriebenes Anti-Lach-Gesetz vollstreckt, gibt zwar einigen Leuten den üblichen Stoff, der geneigten Leserschaft ihre Frustrationen vorzuführen, ist aber letztlich ziemlich weltfremd.

  6. Man könnte es ja auch so machen wie in Nordkorea, dort wurden die Leute eingesperrt die nicht genug geweint haben als Kim Jong Ill verstorben ist, also wer zu viel oder zu oft lacht einfach wegsperren. Wo kommen wir sonst hin? Wenn das nicht helfen sollte muss man letzten Endes noch einen Impfstoff herausbringen der das Lachen unterbindet, aber wenn der genauso wenig hilft wie die Anderen, wird die Menschheit noch einige Zeit lachen können.

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