Gesellschaft

Karneval, Kamelle, Klimaschutz – geht das zusammen?

20.02.2012, Köln: Von einem Karnevalswagen werden Kamelle geworfen. Umweltschützer kritisieren, dass jede Menge Wurfmaterial später weggeworfen wird. Foto: picture alliance / Oliver Berg/dpa

Karneval und Klimaschutz – passt das zusammen? Umweltschützer kritisieren, dass vieles, das Feiernde von den Wagen werfen, liegen bleibt oder dann ungenutzt im Müll landet. Wie der Karneval der Zukunft aussehen könnte, erprobt eine Grundschule.

Karnevalszüge wecken den Jagdinstinkt vieler Narren. Ob der Tag ein Erfolg war, wird oft daran bemessen, wie viele prall gefüllte Tüten Süßkram man nach Hause schleppt. Dort wandert die Beute nach ein paar Wochen überwiegend in den Müll.

Und damit nicht genug: Allein in der Karnevalshochburg Köln landen über die Festtage rund 500 Tonnen Abfall auf den Straßen, wie das Festkomitee Kölner Karneval mitteilt. Passt so eine Materialschlacht in die Zeit der großen Klimaproteste?

Die Kölner Stadtreinigung säubert die Straßen nach dem Rosenmontagszug 2012. Allein in der Karnevalshochburg Köln landen über die Festtage rund 500 Tonnen Abfall auf den Straßen. Foto: Shutterstock

Diese Frage stellte sich auch die Grundschulrektorin Maria Cloot-Schmich (47). Seit 19 Jahren zieht Weiberfastnacht die Katholische Grundschule im Ort Kommern bei Euskirchen mit einem eigenen Karnevalszug durch die Straßen.

Im vergangenen Jahr hat die Schule erstmals auch einen Umwelttag organisiert. Er soll am ersten Samstag nach Karneval stattfinden. Rektorin Cloot-Schmich sagte sich: „Das macht ja eigentlich keinen Sinn. Erst den Müll schmeißen, um ihn dann wieder einzusammeln.“ Deshalb traf sie die Entscheidung, dass der Karneval in Kommern künftig ohne Kamelle stattfinden soll.

„Dann kam die Welle.“ Wochenlang habe es Kritik gehagelt. Es folgten eine Petition von einem Kegelclub aus dem Ort, Banner vor der Schule und Hasskommentare im Netz. „Da war schon ein Angstgefühl“, erzählt Cloot-Schmich. Sie habe zwar geahnt, dass das Thema Umweltschutz polarisiere – aber nicht in diesem Ausmaß.

21.01.2020, Nordrhein-Westfalen, Kommern: Maria Cloot-Schmich, Rektorin der Katholischen Grundschule in Kommern, steht vor der Grundschule. Umweltschützer kritisieren, dass jede Menge Wurfmaterial an Karneval später weggeworfen wird. Wie der Karneval der Zukunft aussehen könnte, zeigt die Kommerner Grundschule. Foto: Esra Ayari/dpa

Karnevalsexperte und Buchautor Wolfgang Oelsner hat dafür eine Erklärung: „Viele glauben, dass bestimmte Freiräume, für die der Karneval steht, enger werden.“ Karneval stehe ja gerade für eine Auszeit vom normalen, kontrollierten Leben – man darf mal über die Stränge schlagen. Und das soll jetzt auch noch eingeschränkt werden? „Da kann es auch mal sein, dass die unschuldige Kamelle eine Symbolrolle bekommt und das Fass zum Überlaufen bringt“, sagt Oelsner.

Das Festkomitee Kölner Karneval ist nicht der Meinung, dass man das Kamellewerfen so einfach abschaffen kann. Denn der Brauch reicht tief in die Geschichte des Narrentums zurück: Er imitiert die „huldvolle Geste des Münzwerfens, wie es früher bei Triumphzügen üblich war“. Man wolle mit der Kamelle vor der Fastenzeit noch einmal mit „demonstrativer Völlerei sündigen“. Dennoch, in der jüngeren Vergangenheit sei das Thema Umweltschutz verstärkt in den Fokus des Festkomitees geraten, sagt eine Sprecherin.

Und das gilt nicht nur für Köln. Auch in anderen Fastnachts-, Faschings- und Karnevalsregionen rücken Umweltthemen heute stärker in den Blick, wie der Experte Rainer Holzhauser, Ehrenmitglied der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine in Speyer, erklärt. „Das unbeugsame Mädchen gegen den Klimawandelleugner aus Amerika – das ist sicherlich eine Beachtung wert“, sagt er über die schwedische Klimaschützerin Greta Thunberg und US-Präsident Donald Trump als Figuren für Büttenreden und Motivwagen 2020.

Konfetti und Luftschlangen liegen auf der Straße nach einem Umzug. Foto: Shutterstock

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) glaubt, dass man Karneval so und so feiern kann: Grundsätzlich stellten alle Großveranstaltungen, etwa auch Fußballspiele, eine Umweltbelastung dar. Aber: „Karneval macht mehr Spaß, wenn man umweltfreundlich feiert“, sagt ein Sprecher. Man könne beispielsweise Öko-Strom nutzen, Tauschbörsen für Karnevalskostüme einrichten, Mehrwegbecher und Schalen anbieten und verpackungsärmere Kamellen werfen. So könne man „Tradition und Umweltschutz zusammendenken“.

In der Grundschule in Kommern wollte die Schulleiterin nach der Empörungswelle nach einer Lösung suchen, mit der alle leben können. Also einigten sich Dorf und Schule darauf, nicht das Kamellewerfen an sich zu streichen, sondern die Tradition umweltbewusster zu gestalten. Dafür habe die Schule bei einer lokalen Bäuerin kleine Bio-Äpfel vorbestellt und bei der örtlichen Bäckerei 1.000 Berliner in Auftrag gegeben. Zudem sollen die Kinder Samentütchen gegen das Bienensterben verteilen. 120 Kilo Saatgut und 12.000 kleine Papptütchen seien schon bestellt.

Die vergangenen Wochen seien hart gewesen, gibt Cloot-Schmich zu. Aber jetzt ist sie doch froh: Weil das Thema auf dem Tisch ist. „Weil wir doch genau wissen, dass wir bei uns selbst anfangen müssen.“ (dpa)

22 Antworten auf “Karneval, Kamelle, Klimaschutz – geht das zusammen?”

  1. Pensionierter Bauer

    OK, jetzt drehen die Ökosso aber vollkommen durch!
    Wie soll das Leben der Zukunft denn überhaupt aussehen?
    17*C im Wohnzimmer mit dickem Pulluver, Karneval ohne laute Musik, Kammelle und Konfetti?
    Leben nur noch in eigenen Viertel und Dorf?
    Kreuzfahrten nur noch mit Tretbötchen hier auf dem Casinoweiher?
    Am Fernsehen und im Radio nur noch den ganzen Tag Ökopropaganda?
    Weihnachten ohne Tannenbaum und Geschenke, nur noch andächtig?
    Es ist fünf vor zwölf, dass die Ökofanatiker in Politik, Medien und generell in der Gesellschaft gestoppt werden!

  2. Vereidiger

    Also, auf das lästige Konfetti könnte man doch sehr gut verzichten – nicht nur der „Umwelt“ zuliebe, sondern einfach so. Weil es eben eine große Sauerei ist…
    Köln macht es vor: Da wird fast ausschließlich mit anderen Kalibern geworfen. Und das ist auch gut so.

  3. Savoir vivre

    Die Politik; ob regional, national, EU oder weltweit; baut nur noch Mist. Quer durch alle Parteien. Nur die Ecolos, die machen grünen Mist. Alle denken nur an eigene Interessen und der Bürger muss den Schitt dann auch noch zahlen, soll das Maul halten und büßen.
    Erst wenn der Bürger auf dem Zahnfleisch geht, dann ist die Politik zufrieden. Die Grünen sind da die größten Sadisten.
    Verkehrte Welt.

  4. Prinnscarnevall

    seid ihr denn alle bekloppt? Es gibt kein Klimawandel, es gibt kein Leben nach dem Tod, keine Auferstehung, fresst euch dick und fett fahrt Sjuvie fliegt mit Reienär und sauft Bier bis zum Umfallen.

  5. Hunorlose Greta

    Karneval ist nazi, rassistisch uvm. weil er natürlich, ja, natürlich CO2 produziert. Außerdem hat Greta keinen Humor, so wie sie immer guckt, also wird sie an Karneval nichts lustiges finden können.

  6. Ne Tatsache bleibt aber bestehen, vieles von dem Wurfmaterial im Karneval, dh besonders Bonbons bleiben en masse liegen werden nicht aufgehoben. Was allem Anschein nach überwiegend gefragt scheint sind die kleinen Chips- und Popcorntütchen, vllt noch kleinere Schokoladentafeln aber halt kaum und eher selten Bonbons. Dazu vllt Apfelsinen, Mandarinen und Äpfel und kleinere Packungen mit Pralinen und das eine oder andere Blümchen.

    Tja der Karneval hat sich so oder so verändert auch ohne die ganzen Ökofanatiker.

    • Flutlichter

      Nachmittags um 15:00, die Flutlichter. Aber wir müssen fast einen Kredit aufnehmen um 3 Glühbirnen zu kaufen, so teuer sind die Dinger geworden. Energiebewußtsein… Aber beim Fußball und Ideologien schalten die meisten ihr Hirn aus.
      Die ganz Schlauen werden jetzt sagen: Der Katar bezahlt doch. Ach, stimmt…

  7. Karli Dall

    UN-Generalsekretär Antonio Guterres fordert den Globalen Kampf: „Unser Planet steht in Flammen“.

    Bei uns regnet es, Hochwasser kommt heute Nacht, in England gibt es 600 Hochwasserwarnungen, die roten Schlauchboote im Mittelmeer müssen jetzt schnellstens nach England transportiert werden, auch Gummistiefel…

    ..aber bei ihm brennt es.
    Sind es die Sicherungen?

  8. Subjektiv

    Die Industrie verarscht uns ungestraft mit angeblich co2 armen Autos, neue Braunkohlekraftwerke geh’n ans Netz, riesige Luxusschiffe verpesten die Luft, man könnte noch viele weitere Beispiele aufzählen und was passiert ? Man will den Karneval co2 ärmer machen. Glückwunsch, das ist mal ein ganz großer Wurf.

  9. Indianerkostüm verbieten

    Auf jeden Fall müsen alle diskriminierenden Kostüme wie zum Beispiel Indianer, andersfarbige wie Dunkelhäutige verboten werden. Zudem müssten es nur mehr Fußgruppen geben. Die ganzen riesigen Umweltverschmutzenden Traktoren sind einfach nicht mehr zeitgemäß.

    • Viel Schlimmer ist das in Malmedy Männer ungestraft Frauen auf dem Hintern schlagen dürfen, die reinste sexuelle Belästigung, das gehört verboten !
      Auch müssen alle Burg-, Frühlings- und Osterfeuer verboten werden, die sind bestimmt auch nicht gut fürs Klima, am besten alle Traditionen abschaffen !

  10. Wahl, Joachim

    Wenn man die sinnfreien Kommentare hier liest, sind diese nur noch mit viel Alkohol und Humor zu ertragen. Ich bin nicht für ein Verbot „ganzer riesiger Traktoren“. Ich bin für ein Verbot des ganzen riesigen Klimairrsinns. Und der grünen Schulleiterin werden Kinder anvertraut. Wer übernimmt dafür die Verantwortung?

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern