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Karius ist nach zwei schlimmen Patzern wieder der „Flutschfinger“

26.05.2018, Ukraine, Kiew: Liverpools Torwart Loris Karius (M) kniet nach dem Abpfiff auf dem Rasen. Foto: Peter Byrne/PA Wire/dpa

Loris Karius beschert dem FC Liverpool mit zwei schlimmen Fehlern eine fürchterliche Nacht in Kiew. Der junge deutsche Keeper, der auf Geheiß von Trainer Jürgen Klopp den Belgier Simon Mignolet als Stammtorwart der Reds ersetzt, steht vor einer schweren Zukunft in Liverpool.

Die Tränen von Loris Karius waren nach der schlimmsten Nacht seines Fußballer-Lebens getrocknet, die Diskussionen um seine Zukunft beim FC Liverpool haben aber erst begonnen.

Schlagzeile von bild.de am Sonntag.

“Er wird einen schweren Sommer haben“, prophezeite Reds-Legende Steven Gerrard dem deutschen Keeper nach dem persönlichen Desaster beim 1:3 (0:0) im Champions-League-Finale gegen Real Madrid am Samstag (siehe Spielbericht an anderer Stelle).

Der frühere Welttorhüter Oliver Kahn fügte als ZDF-Experte hinzu: „Das kann die Karriere eines Torhüters zerstören.“

Ein Torhüter, der im Olympiastadion von Kiew „in Einzelteile zerfiel“,  wie das Lokalblatt „Liverpool Echo“ schrie, und den Königlichen um den offenbar wechselwilligen Cristiano Ronaldo den historischen Sieg-Hattrick ermöglichte.

Karius war nach seinen zwei krassen Blackouts nicht zu trösten. „Es tut mir leid für alle, für das Team, für den ganzen Club. Ich habe sie im Stich gelassen. Diese Tore haben uns den Titel gekostet“, räumte der Ex-Mainzer ein.

Ein einziger „Albtraum in Kiew“

Mit einem schlampigen Abwurf hatte Karius dem Franzosen Karim Benzema den Führungstreffer geradezu geschenkt, beim dritten Treffer ließ der 24-Jährige einen 35-Meter-Schuss von Gareth Bale durch die Finger flutschen.

„Eine Schande, dass es in so einem Spiel passiert“, sagte Jürgen Klopp und fügte beim TV-Sender Sky hinzu: „Das wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht.“

Es war ein einziger „Albtraum in Kiew“ («Daily Mail») – für Karius, für Klopp, für den FC Liverpool. Schon vor den Patzern des Keepers war die Verletzung von Superstar Mohamed Salah ein Schock, von dem sich die Reds kaum erholten.

26.05.2018, Ukraine, Kiew: Liverpools Torwart Loris Karius unterläuft beim Tor zum 3:1 der zweite Riesenpatzer im Endspiel gegen Real Madrid. Foto: Ina Fassbender/dpa

“Wir fühlen uns richtig schlecht. Es war nicht der beste Tag in unserem Leben, aber es ist ein Teil des Spiels. Ich mag diesen Teil nich“, sagte ein restlos bedienter Klopp, für den der Final-Fluch kein Ende nimmt. Auch sein sechstes Finale in Serie ging für den früheren Dortmunder Meistercoach verloren – und damit auch der Liverpooler Traum nach 13 Jahren auf Europas Thron zurückzukehren.

Am Ende bleibe der zweite Platz, so Klopp. „In zehn Jahren wird keiner mehr darüber sprechen, wie wir verloren haben.“ In den nächsten Tagen und Wochen schon, insbesondere über Karius.

Die Torhüter-Diskussion war in Anfield nie verstummt und dürfte nun das große Sommer-Thema werden. Denn Karius hat seit seinem Wechsel 2016 nach einem holprigen Start einen schweren Stand. Nach Fehlern in der Anfangszeit hatte er schnell den Spitznamen „Flutschfinger“ weg, zwischenzeitlich verlor er seinen Stammplatz an den Belgier Simon Mignolet, der aber auch nicht besser spielte. Erst seit Jahresbeginn war er wieder die Nummer eins, danach stand in 32 Spielen insgesamt 16 Mal die Null. Das zählt nach Kiew nicht mehr.

So werden in Liverpool große Namen gehandelt. Brasiliens Nationaltorhüter Alisson Becker (AS Rom), der Slowene Jan Oblak (Atlético Madrid) oder Italiens Torwart-Talent Gianluigi Donnarumma (AC Mailand) sollen auf der Kandidatenliste stehen.

Der einsamste Mensch auf dem Platz

“Es ist das Leben eines Torhüters. Man muss wieder aufstehen“, sagte Karius. Auf dem Rasen des Olympiastadions war er der einsamste Mensch. Seine Mitspieler waren zu sehr mit ihrem Frust beschäftigt, als ihn zu trösten.

Es waren die Spieler von Madrid, die als erstes bei ihm waren und noch vor ihrer merkwürdig routiniert wirkenden Siegerparty dem Pechvogel Beistand leisteten.

“Man kann sich vorstellen, wie er sich fühlt, wenn man auf so einer Bühne zwei solche Fehler macht. Mitleid braucht er nicht, das will auch keiner“, meinte Weltmeister Toni Kroos und ergänzte: „Ich kenne ihn persönlich nicht. Ich gehe davon aus, dass er aus so einer Situation gut hervorgeht.“ Ob Karius trotz Vertrag bis 2021 noch eine Chance erhält, ist fraglich.

26.05.2018, Ukraine, Kiew: Liverpools Trainer Jürgen Klopp. Foto: Ina Fassbender/dpa

Fraglich ist auch die WM-Teilnahme von Salah. Der ägyptische Shootingstar, der 44 Tore in dieser Saison erzielte, verletzte sich beim „Wrestling“ (Klopp) mit Real-Verteidiger Sergio Ramos im Schulterbereich und musste ins Krankenhaus. Nicht einmal ein Schulterbruch ist ausgeschlossen, wie Klopp mutmaßte und zugleich Ramos anklagte: „Er zieht ihn auf die Schulter. Das ist schon brutal.“

Es war jedenfalls der Knackpunkt im Spiel des 18-maligen englischen Meisters. Hatte Liverpool die Königlichen mit großem Pressing bis dahin arg in die Bredouille gebracht, kippte von dem Zeitpunkt an das Spiel. „Der Schock bei den Jungs war offensichtlich“, sagte Klopp. „Wir hätten gewinnen können.“

So muss Klopp weiter warten – und Liverpool mit seinen vielen Fans auch. Seit sechs Jahren hat der Traditionsverein keinen Titel mehr geholt, allein mit Klopp gingen seit 2016 drei Endspiele verloren. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

35 Antworten auf “Karius ist nach zwei schlimmen Patzern wieder der „Flutschfinger“”

  1. Werner Radermacher

    Was soll diese Schadenfreude? Nur weil Klopp einen Belgier zur Nummer 2 gemacht hat? Richtig, Karius hatte einen schlechten Tag, aber Mignolet hat auch oft große Fehler gemacht, deshalb hat Klopp ihn auf die Bank gesetzt.

    • Ich habe es bereits an anderer Stelle geschrieben. So geht man nicht mit Torhütern um. Klopp (zur Erinnerung: deutscher Trainer) privilegiert seinen Landsmann Karius und setzt die bisher geltenden Regeln in Liverpool außer Kraft: er wechselt nicht mehr den Torhüter bei Meisterschaft- und Pokalspielen. Jetzt bekommt er die Rechnung für die Arroganz. Ob Mignolet besser gewesen wäre (Möglichkeitsform) kann nun nicht mehr bewiesen werden. Ich gehe mal davon aus, dass Beide Liverpool verlassen: Mignolet sowieso und Karius kostet dem Verein einen Millionenverlust an Geld und Prestige. Auf diesem Niveau zu spielen, kann man sich keine so kapitale Fehler erlauben.

  2. Mischutka

    Naja, der Loris Karius wird wohl jetzt „monatelang“ nichts anders mehr hören und lesen…. Fehler können jedem passieren, aber ausgerechnet in einem Spiel welches „Milliarden“ Menschen live sehen …. ist ja viel schlimmer, als wenn dem das bei einem „normalen“ bedeutungslosen Spiel in der Meisterschaft passiert wäre. Und wenn Liverpool trotz dieser haarsträubenden Fehler in einem anderen Spiel durch solche Fehler am Ende noch 5-3 gewonnen hätte, wäre kaum eine Zeile darüber geschrieben worden. Ich kann mich noch erinnern : vor vielen Jahren, als der gute Heinz Leffin noch im Tor der AS stand, sind ihm auch einmal 2 „grausame“ Fehler unterlaufen. Am Ende hat die AS aber dann noch 4-2 gewonnen. Im Grenz-Echo stand am folgenden Tag nur „die beiden Torwartfehler könnten ja mal passieren, Schwamm drüber, Hauptsache gewonnen. Es sei nur schade für das Torverhältnis, welches am Ende ausschlaggebend sein könnte ……“

  3. Ich bin mir da nicht so sicher, dass diese „Fehler“ nicht mit Absicht geschehen sind, warum auch immer!
    Solche Kloppse kann sich noch nicht einmal ein Torhüter aus der Vierten Provinzklasse erlauben ohne „vom Hof“ gejagt zu werden. Wie gesagt, bei genauem Hinsehen und dem Betrachten von der wiederholten Zeitlupe (habe mir das Spiel aufgezeichnet) des ersten Tores, entsteht jedenfalls bei mir der Eindruck, als ob K den Ball „gezielt“ in die Hacken des Madrilenen geworfen hätte. Beim dritten Gegentor fehlt mir dann die Fantasie zu glauben, dass dieser Ball aus gefühlten 30 Metern die Torlinie überqueren kann.Nochmal, ich möchte Karius nichts unterstellen, allein mir fehlt der Glaube, dass da alles mit rechten Dingen zugegangen ist

      • @ Politikmüll,

        Blöd ist es meiner Meinung nach, wenn von vorne herein ausgeschlossen wird, dass es keine Spielmanipulationen geben KÖNNTE! Ich habe in meinem Beitrag vom 27.05.2018 deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ich Karius nichts derartiges unterstelle. Feststeht aber auch, dass für dieses CL-Finale weltweit über eine Milliarde Dollar an Wetteinsätzen geflossen sind und da sind
        für Sie Manipulationen total ausgeschlossen?……
        Sind in der Vergangenheit niemals Sportler in Wettskandale verwickelt gewesen?
        Wie gesagt, ich habe nicht behauptet, dass Karius da absichtlich bei den 3 Gegentoren „nachgeholfen“ hat, wenn man sich diese Tore aber ein paar Mal näher anschaut, kann man
        idT der Meinung sein, dass es nicht unbedingt NUR Pech oder Unvermögen war. und das gleich drei Mal in einem Spiel! Wie gesagt,jemanden, welcher das Ganze ein wenig hinterfragt, gleich mit “ blödem Kommentar“ zu betiteln, zeugt nur von Ihrer Ignoranz und Ahnungslosigkeit,in Bezug auf das,was heutzutage in diesem „business“ alles möglich ist.

      • Tastatur

        „….. ist genau so dumm wie die Fehler von Marius!

        Fehler von“ Marius? “ welcher „Marius? “ Tja, der Marius Müller-Westernhagen hätte diese Bälle wahrscheinlich gehalten, bzw. pariert…….

  4. Ja der Karius hat sein ganzes Talent gezeigt. Daneben segeln und kuriose Tore fangen, die er fast selbst reinlegt. Mignolet war diese Saison wenn er spielte auch nicht grandios aber sicher besser als dieser fliegenfänger. Was eine Topmannschaft liegen lässt durch einen schwachen Keeper sieht man auch beim BVB, die mit Bürki den schwächsten Keeper der BL hat. Oder Eupen mit Niasse auch eine Schwachstelle mehr aufweist

  5. seien wir ehrlich, madrid hat die besseren spieler und auch das bessere spiel gemacht.

    Ich hätte es liverpool und klopp gegönnt, aber der fußballgott hat diesmal nicht mitgeholfen. Nein, diesmal war er nicht bei liverpool. So geht fußball……..

  6. Traurig zu sehen, dass manche Freude daran haben wenn andere Fehler machen. So ist das eben als Torwart. Erfolg und Misserfolg liegen nah zusammen. Jeder der Leistungssport betrieben hat, weiß wie schnell ein Fehler passieren. Ich diesem jungen Torwart dassterben schnell wieder Selbstvertrauen gewinnt und wieder gute Leistungen bringt.

    • Stimmt was Sie sagen
      Aber als Trainer sollte man auch wisen was man einem Spieler an tut.
      Für das Selbstvertrauen Mignolets ist die Behandlung durch Klopp auch Gift.
      Schlimmer noch hat es Origi getroffen. Ein sehr junger talentierter Spieler, bis Klopp kam.
      Abgekanzelt, auf die Bank gesetzt, mental zerstört ( Man sollte sich immer vor Augen halten, dass das eigentlich noch halbe Kinder sind), und nach Wolfsburg abgeschoben.Der wird sich wohl nicht mehr erholen.
      Benteke hatte eigentlich Glück. Kam frühzeitig weg von Klopp. Hat sich bis heute nicht erholt und sein Niveau vor Klopp erreicht.

      • Peter Mûller

        Da muss ich ihnen recht geben. ich war auch ein Talent, leider hat mein früherer Trainer das nicht erkannt. So habe ich viel Zeit auf der Reservebank verbracht. Davon habe ich mich nicht mehr erholt. Beruflich abgestürzt, von der Frau verlassen worden, und Haus verloren. Was hat der Trainer nur mit mir gemacht.

        • German angst

          Aber lieber Peter, das brauch Sie uns doch nicht zu erklären.
          Jeder der mal 1 oder 2 Ihrer Kommentare gelesen hat, weiss , dass bei Ihnen irgendwas schiefgelaufen sein muss.
          Aber keine Panik.Wenn’s hilft hören wir Ihnen weiter gerne zu und tun so, als ob wir Sie ernst nehmen.
          Weiterhin gute Besserung

  7. Mich amüsieren diese anti Klopp Kommentare. Aber da fühlen sich wohl bestimmte Leute in ihrer Ehre verletzt, wenn Belgier auf die Bank gesetzt werden. Aber nicht vergessen.. hier gehts um Mignolet, Benteke und Origi. Alle drei sind in Liverpool weit unter ihrem (auf diesem Level wirklich vorhandenen?) Potential geblieben. Also da mal den Nationalstolz vergessen und objektiv bleiben.

    Karius hat eine starke Saison hinter sich in der Mignolet dem Jungen sicher nicht mehr das Wasser reichen konnte. Gestern wars nur leider ein mehr als rabenschwarzer Tag..

  8. Mischutka

    Traurig, sehr traurig : Wenn man „Sport1“ (und anderen) Quellen glauben darf, dann wird der Karius und seine Familie inzwischen mit dem Tod (!!!!!!) gedroht ! Nee, wo geht das noch hin ??? Wenn schon einige total Bekloppte den Torhüter so bedrohen, was kann denn seine Familie dafür ??? Bedrohen diese total bekloppten Vollidioten auch die ganze Familie vom Metzger, wenn das Fleisch nicht zart genug war ??? Und dann : sind denn alle (es müssen viele sein) die solche Drohungen aussprechen, alles Menschen die nie im Leben einen Fehler gemacht haben ? Wahrscheinlich sind das alles selbsternannte Götter………. Amen.

  9. Begeht eine Feldspieler einen Fehlpass in die Beine des Gegeners oder schlägt sogar ein Luftloch statt den Ball zu treffen und daraus entsteht für die gegnerische Mannschaft eineTorchance oder sogar ein Tor, hält jeder mal kurz die Luft an, erregt sich ein wenig, aber am Tag dann ist alles sogar bei einer daraus resultierenden Niederlage vergessen. Begeht ein Torwart einen Fehler, heisst es meistens Tor. Dem Torwart werden anscheinend Fehler schlimmer angerechnet als einem Feldspieler. Und kommt mir nicht mit Mignolet. Also so ein herausragender Torwart ist er nun auch nicht. Courtois hält ihn schon auf Distanz. Und als belgischer Torwart Nummer 2 bieten sich gleich mehrere an. Also bitte mal halb lang mit verschiedenen Kommentaren hier. Es scheint mir eher, als ob einige der Schreiber hier noch nie Fussball gespielt haben.

  10. Grashopper

    Jeder,der jemals im (Fussball-)Tor gestanden hat,wird wohl wissen,wie es dem Jungen geht.Er würde alles dafür geben,es ungeschehen zu machen…Die sogenannten Experten unter euch kennen wahrscheinlich nicht mal den Druck den Karius hatte.
    Merke:Ohne Fehler wären wir alle Gott(um Gottes willen….)

    • Sockenschuss

      Respekt ist im Fußball ?
      Die Schauspielerei, das sich Rumgewälze wenn man angeblich getroffen wurde, die Gehaltenen und Gezerre an den Trikots. Die Schmähgesänge von den Rängen,angebliche Fans die man voneinander fernhalten muss,…. Respekt im Fußball?
      Gehen Sie mal zu einem Spiel von einer Kindermannschaft. 10 jährige zeigen schon die gleichen Schauspielerrischen Leistung auf dem Platz.
      Eigentlich gehört der Profifußball bald verboten

      • „Gehen Sie mal zu einem Spiel von einer Kindermannschaft. 10 jährige zeigen schon die gleichen Schauspielerrischen Leistung auf dem Platz.“

        Ja, und deren Eltern benehmen sich manchmal genau so dämlich wie die Hooligans bei den Profis! Handgreiflichkeiten sind da heutzutage an der Tagesordnung.

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