Gesellschaft

Swingerclub-Einsatz von Reporterin mit Interview beim Sex stößt Debatte über die Grenzen des Journalismus an

Illustrationsfoto: Shutterstock

AKTUALISIERT – Für eine Reportage über einen Swingerclub hat eine Radiofrau dort selbst Sex – und lässt ihre Hörer mitlauschen. Selbstbewusst verteidigt die dänische Journalistin ihre Entscheidung. Der Fall sorgt in Medien überall in Europa für Schlagzeilen und hat eine Debatte über die Grenzen des Journalismus angestoßen.

Es ist nicht zu überhören: Eine Frau hat Sex. Minutenlang sendet der dänische Sender Radio 4 in einer Reportage eindeutige Geräusche. Es geht eigentlich um die Wiedereröffnung eines Swingerclubs nach der Lockerung einiger Corona-Sanktionen. Das ist an sich schon recht ungewöhnlich im Radio. Was es aber umso pikanter macht: Die Frau, die da Sex hat, ist die Reporterin selbst.

Bei laufendem Aufnahmegerät befragt Louise Fischer ihren Sexpartner während des Geschlechtsverkehrs. Das sorgt in Dänemark für Aufsehen und hat eine Debatte über Grenzen des Journalismus angestoßen.

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Die Reportage beginnt wie viele andere auch. Fischer lässt sich von den Club-Besitzern in Ishøj bei Kopenhagen erzählen, welche Regeln dort herrschen, was angezogen wird, wie die Räume ausgestattet sind. Doch als sie sich den Gästen zuwendet, nimmt die Sache Fahrt auf. Wie das denn so ablaufe, fragt sie. „Probier es doch aus“, lautet die Antwort. Gesagt, getan – Fischer geht darauf ein und lässt ihre Hörer am Sex teilhaben. „Erzähl mal, was Du eben siehst“, fragt sie keuchend ihren Partner. Auch die recht drastische Antwort wird ausgestrahlt.

Selbstbewusst verteidigt die Reporterin ihren Einsatz in dem Club, in dem einander unbekannte Menschen freiwillig miteinander Sex haben können. „Die Swinger-Szene ist sehr verschlossen“, sagt Fischer der Zeitung „Jyllands-Posten“ zur Begründung. Deshalb habe sie eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen wollen. Wenn sie nur zugeguckt hätte, hätte sie vermutlich nicht dieselben Einsichten erhalten.

Lob kommt von ihrer Programmchefin Tina Kragelund. „Ich finde es cool, wenn unsere Reporter damit experimentieren, Journalismus auf andere Weise zu machen“, sagt sie. „Man kann den Hörern immer geben, was sie erwarten, aber wir wollen sie überraschen und neue Blickwinkel einbringen.“ Der Privatsender ging erst 2019 an den Start.

Für den Deutschen Journalisten-Verband handelte es sich um eine „ungewöhnliche, aber legitime Art der Reportage“.

Radio 4 hatte Fischer vorab grünes Licht gegeben, selbst aktiv zu werden – wenn sie es denn wolle. Die große Mehrheit der Rückmeldungen sei positiv gewesen, erzählt die Reporterin. In Dänemark kritisierten allerdings einige Journalisten, Fischer habe eine Linie überschritten. Reporter sollten sich nur selbst einbringen, wenn es keine andere Möglichkeit gebe für eine investigative Recherche.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sieht das nicht so kritisch. Letztlich sei es eine „ungewöhnliche, aber legitime Art der Reportage“, sagt DJV-Sprecher Paul Eschenhagen der Deutschen Presse-Agentur. Wichtig sei, dass die Reporterin freiwillig aktiv wurde – und dass die anderen Beteiligten vorab über Aufnahme und Veröffentlichung informiert wurden. „Im Grunde ist das ein Extrembeispiel für eine klassische Erlebnisreportage, welche das Publikum an Orte und zu Erfahrungen mitnimmt, die es sonst vielleicht nie kennenlernen würde“, so Eschenhagen.

Programmchefin Kragelund sagt im Gespräch mit dem schwedischen Sender SVT, Radio 4 habe keine Berührungsängste mit so etwas Universellem wie Sex. Journalisten nutzten oft eigene Erfahrungen. Fischer habe eine wohldurchdachte Entscheidung getroffen und keine ethischen Grenzen überschritten. „Wir haben volles Vertrauen in sie und unterstützen ihre Entscheidung zu 100 Prozent.“ (dpa)

25 Antworten auf “Swingerclub-Einsatz von Reporterin mit Interview beim Sex stößt Debatte über die Grenzen des Journalismus an”

  1. Fake-News, nächste Stufe...

    Das ist dann wohl die nächste Entwicklungsstufe von „Fake-News“ : „Fuck-News“
    In den letzten Jahren kann man beobachten, in Rundfunk und Fernsehen, dass diese sogenannten modernen Journalisten eher sich selbst ins Bild vordrängen und sich selbst für wichtiger nehmen als die journalistische Nachricht … Solange es Aufmerksamkeit und damit Geld einbringt, wird dann gerne die Ethik und Moral hintenan gestellt…. mit Nebenwirkung auf die ganze Branche.

  2. Peter Müller

    Ich glaube das viele Menschen Weltoffenheit und Toleranz mit ihren eigenen Problemen verwechseln. Man sieht ja wie viele Kranke es gibt ,die in der verbotenen Sex und Pädophilen Welt unterwegs sind

  3. ...'Erlebnisreportage'

    Das sind reine ‚Voyeurismus- bzw Spanner-Reportagen‘ !
    …und demnächst, wenn solche karrieregeilen möchtegerne Journalistin weitere Interviews geben wollen, werden wieder Klagen laut über sexuelle Belästigung, wenn sie als Inerview-Bedingung um eine Erfahrungsdokumentation gebeten werden, oder ? … und vermutlich, wird Ihr(e) Chef/Chefin dann entgegnend sagen : „… ja und, wenn du nicht lieferst, dann kannst du ja gehen….“
    Na ja, so oder so, die hat wohl die Arschkarte gezogen…

  4. Corona2019

    @ – Peter Müller

    Ich glaube sie verwechseln da etwas .
    Pädophile krank ?

    – Nein , Kriminelle die genau wissen das sie Kriminelle sind .

    Der Rest ist eine Sache der Ansicht wie man seine Sexuelle Freiheit ausleben möchte .
    Sehe das eher im Moment noch als gefährlich wegen Corona .

    Und wenn ich Betreiber eines Solchen Clubs sein würde , dann hätten Leute die nicht geimpft sind auch noch keinen Zutritt .

    Freiheit hört in diesem Fall auf , wenn ich Menschen absichtlich Schaden könnte.
    Und in Solchen Clubs ist ja jeder freiwillig und auch eigentlich nicht Dort um andere zu Schaden.

    Und einem nicht Gläubigen darf es natürlich auch nicht Stören wenn andere Sonntags in die Kirche gehen .

    Bin zwar kein Kenner der Szene , aber wenn man gegen allem etwas hat , was früher verboten gewesen ist ,
    dann muss man auch noch weiter in die Vergangenheit schauen , was dort alles erlaubt gewesen ist für Gut betuchte.

    Wird der Allgemeinheit das auch erlaubt , kommt die Moral wieder auf dem Tisch ,
    mit ausgestrecktem Zeigefinger .

    Wer nicht zur Kirche möchte geht nicht zur Kirche .
    Wer nicht in Solchen Clubs möchte , geht nicht in Solchen Clubs .

    Es kann aber sein das Sie den Club Besitzer in der Kirche Treffen , und an einem Anderen Tag den Pfarrer im Club ,
    das sind ja auch nur Menschen .

    Und besser dann so , als mir von einem Kriminellen Priester eine Predigt anzuhören ,
    Der genau weiss das er Kriminell ist .

    Entschuldigung sind in Solchen Fällen verharmlosen einer Straftat .

  5. Ossenknecht

    Ich meine, dass Journalisten sich als der ausgeben sollten, der sie sind. Nur bei außergewöhnlich hohem öffentlichen Interesse, zwingendem Tatverdacht und wenn es gar nicht anders geht finde ich ein Arbeiten undercover gerechtfertigt.

    Es wäre vielleicht interessant, wenn Herrn Paaschs Putzfrau sich als verdeckte Mitarbeiterin von OB Direkt entpuppen würde. Die exklusive Reportage könnte ein Erdbeben auszulösen, das mehrere Gebäude zum Einsturz bringt. Könnte aber auch dazu führen, dass sich niemand mehr findet, der bereit ist, MP zu werden.

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