Leserbrief

Johann Klos: Das Leid des Homo habilis mit seinem Vetter, dem Homo naledi

Interpretiert man die Stellungnahme unseres Ministerpräsidenten richtig, so hat die Klageabsicht der Vertreter des Homo habilis den Vertretern des Homo naledi erst jetzt die Augen geöffnet und diese veranlasst, dass „andere“ ihre „Schätzchen“ aus der Frühzeit ihrer Industrialisierung mal argwöhnisch unter die Lupe nehmen.

Über Jahrzehnte wurde die Atomindustrie mit hunderten von Milliarden an Steuergeldern hochgepäppelt, weil die Kernenergie angeblich die vollelektrische Gesellschaft in Aussicht stellte. So billig werde der Strom, versprach sie, dass sich die Herstellung von Zählern nicht mehr lohnen werde.

Die Wahrheit: Wirtschaftlich war Atomstrom bei Einhaltung aller Spielregeln eigentlich nie. Es würde wohl kein einziger der alten Meiler stehen, hätte sich die Kernenergie auf dem Markt ohne staatliche Unterstützung durchsetzen müssen.

Die Tschernobyl-Katastrophe von 1986 musste als Beweis dafür herhalten, dass alle AKWs tickende Zeitbomben sind. Dass sich der russische RBMK-Reaktor, der in Tschernobyl hochging, dramatisch von Westlichen unterscheidet, spielte da keine Rolle.

Die belgischen Stammesführer des Homo naledi haben eine sachliche Atomdebatte, wie übrigens andere auch, einfach verschlafen. Wenigstens einige der geistigen Leuchten dieser Spezies hätten vor Jahrzehnten schon damit beginnen müssen, die Mängel der alten Meiler schonungslos darzulegen und frühzeitig für Rücklagen zwecks Neuausrichtung Sorge zu tragen.

Hier zeigt sich wieder mal wie bei manchem anderen, dass Energiewirtschaft nicht in die Hände der Privatwirtschaft gehört.

Das alles kann und soll nicht davon ablenken, dass sich hier die Politik sagen lassen muss, ihren Sorgfaltspflichten nicht nachgekommen zu sein. Ein weiteres Beispiel dafür, dass es an der Zeit ist, auch Politiker für eklatantes Fehlmanagement haftbar zu machen.

Dogmen bei Befürwortern und Gegnern ersetzen über Jahrzehnte eine sachliche Diskussion.

Wir setzen auf Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse, und alle Verantwortlichen lassen uns in dem Glauben, dass wir damit der Energiewende Genüge tun. Wenn wir wirklich einmal in einigen Jahrzehnten 30% der benötigten Energie KONTINUIERLICH mit diesen Energiequellen in Mitteleuropa abdecken, dann Hand auf Köpfchen.

Und die anderen? Wie gehen Kontinente wie Afrika, Indien, China usw. damit um? Sind wir bereit, den Energiebedarf dieser Staaten soweit zu finanzieren, dass auch sie diesen Anteil hinbekommen?

Wie war das noch mal? Wollten wir (Wind vorausgesetzt) Belgien alleine mit Windenergie versorgen, benötigten wir um die 15.000 Räder von mindestens 100 Metern Höhe. Na dann ………..Walhorn lässt grüßen.

Gaskraftwerke sind effizient und umweltfreundlich, arbeiten aber mit einer endlichen Ressource. Wasserkraft scheitert meisten dort, wo es machbar wäre, an den Einwänden der Grünen.

Für rohstoffarme Schwellen- und Entwicklungsländer bleibt Kernenergie nach wie vor die attraktivste Option, um ihre Energiezukunft unabhängig zu gestalten und Anschluss an die OECD-Staaten zu finden.

Was lernen wir? Überlassen wir die Entwicklung sichererer Atomkraftwerke bitte nicht anderen. Vertrauen wir lieber auf unser Ingenieurwesen, welches uns über Jahrzehnte zu dem gemacht hat, was wir heute sind.

Überlassen wir dieses Feld ausschließlich „anderen“, wird Sicherheit bei den Neuerrichtungen sicherlich eine untergeordnete Rolle spielen. An dieser Stelle bringe ich wieder den Homo habilis ins Spiel. Die derzeitigen sichersten Anlagen werden nun mal von dieser Spezie gebaut. Dafür kosten sie allerdings bis zu zwei Drittel mehr als das, was sich der Osten und Asien derzeit da aufstellen.

Es gibt Baupläne für Atomreaktoren, die weitaus sicherer sind als das, was heute vor sich hin vergammelt.

Beispiel, der European Pressurized Water Reactor, ein europäischer Druckwasserreaktor mit einer Keramikwanne, welche unterhalb des Reaktorblocks ein Entweichen von radioaktivem Material verhindern soll. Einen Jumbo auf dem Dach würde solch ein Kollos ohne Weiteres überstehen.

Wenn wir Anfang 2016 noch „Mittel der Konzertierung benötigen, um den Zuständigen der Gattung Homo naledi klarzumachen, dass es unverantwortlich ist, diese alte Kerntechnologie weiter zu betreiben, dann sollten Paläoanthropologen nochmal darüber debattieren, inwieweit sie mit ihrer geschichtlichen Zuordnung dieser Gattung richtig liegen.

Es liegen Welten zwischen den Regierungen der Herren Tindemans, Vanden Boeynants, De Clercq und Co und denen der Herren Michel, Jambon und anderen. Das Gleiche gilt auch für die Kernenergietechnologie von gestern und heute. Eine Totalverweigerung wäre der falsche Weg.

Übrigens, Gorleben ist heute überall, niemand will den abgebrannten Schrott haben. Auch da gibt es gute Ansätze. Es gibt ihn heute schon, den sogenannten Brennstabmüllschlucker.

Als Erstes sollten vor allem auch unsere hiesigen Politiker dazu beitrage, die Atom-Debatte, so wie wir sie bislang führen, sofort zu beenden. Realistisch vertretbare Anteilverteilung der einzelnen möglichen Energiequellen müssen endlich benannt und im Hinblick auf eine stetig wachsende Weltbevölkerung auch umgesetzt werden. Wir können nur unseren Anteil an den besten Sicherheitstechnologien leisten, wenn wir uns dieser Technologie nicht weiter verschließen.

4.2.2016 Johann Klos, Eupen

19 Antworten auf “Johann Klos: Das Leid des Homo habilis mit seinem Vetter, dem Homo naledi”

  1. Einen Jumbo auf dem Dach würde ein solcher Koloss problemlos überstehen ?
    Das behauptete vor 35 Jahren die Atomzentrale von Tihange auch von ihren Meilern, bis nach 9/11 bekannt wurde, dass das Flugzeug, dem die Meiler angeblich standhalten würden, eine einmotorige Chesna war. Genau diese Belastung hatten die Sicherheitsberechnungen vorgesehen, wie auch den hypothetisch explodierenden, mit Gas beladenen Lastkahn auf der Maas.
    Den großmundigen Versprechungen und Behauptungen der Atomwirtschaft glaube ich nicht.

  2. Herr KLos,

    Das was sie hier geschrieben haben ist richtig. Das Herr Paasch mittlerweile eine Kehrtwende gemacht hat, ist damit zu begründen, dass er nicht anecken will. Ich finde es ncht sehr gut, wenn Herr Paasch eine heuschlerische Meinung vertritt.
    Wenn unsere AKW’s in einem schlechten Zustand sind, und davon ist auszugehen, sollte Herr Paasch Rückgrat zeigen.
    Richtig ist auch, dass wenn eine Klage eingereicht wird, dass alle Verzögerungstaktiken in einem Prozess angewendet werden und wir dann das Jahr 2025 erreichen werden.
    Zur FANK möchte ich auch noch sagen, jeder sollte sich mal ansschauen von wem diese Aufsichtsbehörde geleitet wurde…….und es wird einem schwarz vor Augen. Traurig aber wahr…..

  3. Marc Van Houtte

    Werter Herr Klos
    „Hier zeigt sich wieder mal wie bei manchem anderen, dass Energiewirtschaft nicht in die Hände der Privatwirtschaft gehört“
    Sie wollen doch nicht behaupten das Energiewirtschaft in die Hände der Sozialdemokraten gehört.
    Ein kleines Bespiel der SPD Schröder machte als Kanzler die deals mit Russland danach arbeit er für die und Deutschland darf nicht zu sehr gegen Putin vorgehen weil sonst 40 % Gas fehlt.

    • Johann Klos

      Werter H VH,

      Vielleicht hätten Sie ja gestern einen schweren Tag daher verzeih ich Ihnen den billigen Zwischenruf. Strategisch wichtige nationale Wirtschaftszweige sollen bitte auch national verwaltet werden da spielt die Parteiideologie überhaupt keine Rolle. Wenn man es richtig anstellt. Politiker gehören für mich nicht in solchen Verwaltungsräten sondern Wirtschaftsexperten. Das Kapital wäre staatlich.

  4. Marc Van Houtte

    Und wer bestimmt den die Wirtschaftsexperten Herr Klos ? Wer zahlt den die Expertengehälter ? Top Leute arbeiten nicht für Ministergehälter.
    Strategisch wichtige Wirtschaftszweige verschandeln in NRW die Landschaft und entziehen Bürgern die Heimat damit einzelne vor den Kumpels als Retter der Region dastehen.
    Und weiter wird die Dreckskohle gefördert in NRW der Wind geht treibt den Dreck halt in andere Bundesländer oder über Deutschlands Grenzen hinweg. Bei Ost Wind sind wir die Deppen. Wird etwa nicht nach dem Motto verfahren wie bringen wir die Leute mit unseren Parteikarten in Stellung?
    Brauchen wir Politiker im Aufsichtsräten wie Electrabel ?
    Ich konnte es nicht lassen den SPD Schröder ins Spiel zu bringen was die Energiewirtschaft angeht.
    Ein besseres Beispiel kenne ich nicht wie es nicht gemacht werden sollte..

    • A propos, Ihr Satz: brauchen wir Politiker im Aufsichtsrat von Electrabel, Herr Van den Houtte.
      Da war heute morgen ein Artikel in „la Meuse“ über diese “ goldenen Suppléments“ der Politik.
      Gerade dieses ist es was diese Branche so in Verruf gebracht hat, und noch bringt!
      Da sieht hernach keiner mehr durch.
      Die teilen sich das zumeist auf, sogar Überparteilich, nach dem Motto:
      Gib du mir, dann kriegst Du beim nächsten mal was von mir!
      Zumeist kommen da unterm Strich ganz tolle Zahlen raus
      Nicht nur jetzt, auch noch später, bei der Pension.
      Diese fällt dann schon mehr als üppig aus.
      Dagegen sind unsere kleinen Renten die reinsten Stiefkindersummen.
      Bei der all zu hohen Zahl der pensionierten Politiker in unserm Land, mit diesen tollen Renten, ist es kein Wunder das den Rentenkassen die Luft ausgeht!?
      Wo soll, wo wird das noch enden?

  5. Marc Van Houtte

    @Kontra
    Die Parastatalen oder halbstaatlichen Einrichtungen brauchen wir nicht.
    Entweder oder ist hier die Frage beides zu sein öffnet Tür und Angel.
    Wasser ein Allgemeingut sollte Staatlich kontrolliert sein und keineswegs aus Profitgier privatisiert werden.
    Sehen sie mal was in Portugal passiert ist.
    Bei Strom ist Wettbewerb ein Muss. Nicht umsonst hat die Wallonie gebremst ohne Ende was die Liberalisierung angeht.
    Die dachten ihre Nebenjobs gehen flöten dabei sollten Sozialisten doch immer unser bestes wollen oder doch nur Geld anderer Leute.

  6. Johann Klos

    Das sehr geehrter Herr VH sehe ich etwas anders. Schlüsselwirtschaftsinternehmen gehören vom Kapitalherabsetzung hin staatlicher Hand. Gewinnmaximierung darf hier nicht oberste Priorität sein. Politiker haben in diesen Gremien nichts verloren.

    Wir sind das Wahlvolk Herr VH. Also schmeißen wir Sie raus. Wählen wir nur solche die im Vorfeld sich von diesen Machenschaften distanzieren. Wenn Sie mir nun kommen mit es gibt keine solche Partei, Pegida gab es auch nicht 2014.

    • Marc Van Houtte

      Wer Konkret soll die den rauswerfen? Das Wahlvolk darf nur Wählen. Gesetze sind für Gewählte Vertreter und die sollen den Ast absägen?
      Ich vermute die Liste wird sehr Dunn sein.

        • Réalité

          Ja, Herr Klos!
          …das Volk!? Kann mich noch sehr gut dran erinnern, vor einigen Jahren!
          Da hatte das Volk eine gewisse Partei in grosser Mehrheit gewählt, es war hier in unserm Kleingliedstaate.
          Jedoch schmusten sich da sehr schnell die 3 Parteien der Minderheiten schnell im Paket zusammen, und schmissen die so gross gewählte Mehrheit vor die Tür, oder noch besser dahinter!?
          Glaube es waren 49% gegen 51%!?
          Da sagte die neu enstandene Mehrheit stolz: Der Wähler hat das so gewollt!?
          So achtet man das Volk in unserer Politikszene.
          Man betrachtet das Regieren als Freischein.
          Wenn man dann mal auf den Thron sitzt, dann will man nicht mehr runter!
          Um „jeden Preis“ wird sich da fest gekrallt! Da geht’s nur noch um Posten und gute Knete.
          Das Volk, die Untertanen werden nur so an der Nase rum geführt, dass die Winde sich zum Sturm erhöhen!
          Selbst dann wird das Volk noch verulkt.
          Da tritt das Selbstgefühl das Normale und gerechte sowas mit Füssen.
          Das Volk aber kann Zähne knirschend immer wieder den Beutel aufhalten.
          Sogar noch um solcge Verursacher dicke zu bezahlen!

          Auf Sie, Herr Klos, ein drei mal „Johännche Alaaf“

          • Johann Klos

            Ihnen auch werter Realite ein paar schöne Stunden. Soll ja morgen ein richtig toller Tag werden.

            Alles richtig was sie schreiben.

            Die Antwort der CSP kann doch einfach nur sein alles daran zu setzen bei den kommenden Wahlen 51% zu holen. Es fehlt ihnen wenigstens bis heute An Biss.

            Ö A

        • Marc Van Houtte

          Mein Lieber Herr Klos,
          so naiv sind sie nicht.
          Wo ist die Antwort auf die Expertengehälter ?
          Künstliche einander nicht mal Politisch nahestehende zusammenfassen ist nicht Demokratie sondern der Wille nach Macht.
          Wahrscheinlich haben alle Junglehrer inzwischen eine ProDG Karte schließlich will Mann oder Frau ernennt werden.
          Andere lassen sich die Arbeit in den Verwaltungsräten der Interkommunalen deutlich verbessern da sie nicht Schöffe geworden sind.
          Und das Volk spielt mit.
          So sieht DG Demokratie aus und bei noch mehr Kompetenzen wird es noch schlimmer.

  7. Guido Scholzen

    Herr Klos,
    in Ihrem Schreiben haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Wir brauchen die Kernenergie, am besten aber noch eine neue Generation von Reaktoren, um den ‚Atommüll‘ besser auszunutzen. Auch die Kraftwerke mit Gasturbinen haben eine Zukunft, indem man die in Zukunft mit Methanhydraten getreibt, doch diese Forschung tritt seit Jahren in Europa auf der Stelle.
    Denn jeder Euro, der für „alternative Energien“ vergeudet wird, fehlt an der sinnvollen Entwicklung für eine wirklich „nachhaltige“ Stromversorgung. Das Wort „Nachhaltigkeit“ ist inzwischen so ausgeleiert, dass man nicht mehr weiss, was man noch davon halten soll.

    Kann EE/AE eine Industriegesellschaft mit sinnvoller Elektrizität versorgen? Nein. Niemals. das haben die letzten paar Jahre gezeigt, wo Atomreaktoren in Belgien weg vom Netz waren. Es musste Strom importiert werden.
    Ist Kernkraft eine Technik für Belgien, die uns mit genug Strom versorgen kann? Ja. das haben die letzten Jahrzehnte gezeigt.

    • In der Nähe eines Atomkraftwerks im US-Bundesstaat New York ist eine deutlich erhöhte Konzentration von radioaktiven Stoffen im Grundwasser gemessen worden. Die Werte an den Reaktoren in Indian Point lägen um das 650-Fache über dem Normalwert, erklärte Gouverneur Andrew Cuomo am Samstag. Das AKW steht rund 50 Kilometer nördlich von New York in der Stadt Buchanan und kann etwa ein Viertel des Energiebedarfs der Millionenmetropole decken.

      Vermutlich sei nur das Grundwasser direkt unter dem Kraftwerk vom Austreten des radioaktiven Stoffes Tritium betroffen, hieß es. Nun werde untersucht, ob das Leck eine Bedrohung für die Gesundheit der Anwohner darstelle.

      „Das ist nicht das erste Austreten radioaktiven Wassers dieser Art“, ergänzte Cuomo. „Dieser Störfall zeigt erneut, dass Indian Point nicht auf eine Art betrieben werden kann, die die öffentliche Gesundheit schützt.“ Die beiden noch genutzten Blöcke des Kraftwerks wurden 1974 und 1976 in Betrieb genommen.

      Quelle: dpa/ott

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