Leserbrief

Johann Klos: „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“

Wie schreibt man einen Leserbrief über eine Thema, das bei den Menschen genauso gut ankommt wie eine Doktorarbeit über das Liebesleben der Ameisen, damit nicht schon nach diesem Satz nicht weitergelesen wird, auch wenn es uns indirekt alle betrifft?

Wir kennen das alle – das leidige Kleingedruckte in den Verträgen: lesen vielleicht – verstanden nicht immer.

Genauso dieser beim EU-Treffen in Lissabon ausgehandelter Passus, den – so behaupte ich mal – eine ganze Menge von Europaparlamentarier gar nicht erst gelesen haben.

Warum geht es hier? Nun, ganz einfach ausgedrückt haben die Lobbyisten der großen Banken es doch geschafft, den zuständigen Kommissaren und gewissen Gremien einen Gesetzestext unterzujubeln, welcher die Nationalstaaten (also auch Belgien) ihrer monetären (Geld-)Souveränität beraubt. Anders ausgedrückt – die Nationalbanken haben nichts mehr „zu kamellen“.

Das heißt, sie werden deklassiert als „Kreditgeber der letzten Hoffnung“.

Noch anders ausgedrückt, dieser Artikel 123 ist ein Ermächtigungsgesetz für alle privaten Banken, die dadurch die Nationalbanken in den Hintern treten können, wann und wie oft es ihnen beliebt.

Resultat: Der Staat hat in Sachen Knete nichts mehr zu sagen und wird abhängig vom Wohlwollen der Banken und der Anleihenmärkte.

Schöne neue Welt!

Der Wahnsinn besteht darin, dass die Gelderfindung (-schöpfung) faktisch nun zu 100% durch die Initiative der Banken bestimmt wird, und die Zentralbank hat ohne Wenn und Aber diesen Aufforderungen nachzukommen.

Es gab mal eine Zeit, da wurde die Geldmengenentwicklung von den Zentralbanken kontrolliert. Heute können die Zentralbanken diese Funktion nicht mehr gewährleisten.

Banker erklären das mit dem „fraktionalen Reservebanking“.

Das heißt nun für uns: Die Menge an neuem Geld, welches auf den Markt geschmissen wird, kontrolliert keiner. Die Mengen ergeben sich einfach so, wie die Banken es eben mal brauchen, um nicht gegen die Wand zu fahren.

Das Schwachsinnigste für mich besteht darin, dass die Staaten, welche die Banken retten mussten und immer noch retten, sich dazu bei den gleichen Banken verschulden müssen – verstehe, wer will.

Jetzt meine Frage: Wieso erlaubt die EU-Kommission den Banken, Geld zu schöpfen und die sich daraus ergebenen – nennen wir es Gewinne – größtenteils selbst einzukassieren?

Somit schließe ich, um die Leser nicht überzustrapazieren, mit der Schlussfolgerung: Die Zeit ist reif, diesen verdammten Artikel 123 neu zu formulieren. In dem Sinne: Wenn die Staaten schon das Geldsystem garantieren und für die Verluste haften sollen, dann bitte schön darf nur der Staat das Drucken der Scheine und Scheinchen steuern.

Was ist daran so schwer zu verstehen, damit endlich dieses Debakel in Ordnung gebracht wird.

16.2.2014 Johann Klos, Eupen

8 Antworten auf “Johann Klos: „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“”

  1. Unparteiischer

    Der Grund sind die Staatsschulden. Um diese pro Nation in einem erträglichen Rahmen zu halten, gibt es in Europa ein Kontrollorgan. Gute Schüler erhalten ihr Geld zu niedrigeren Zinsen und schlechtere zu höheren Zinsen.

    Hier ein Wikipedia-Auszug, der etwas Licht ins Dunkle bringt:

    Staatsschulden kann ein Staat im Verhältnis zum BIP nur begrenzt aufnehmen, da ab einem bestimmten Verschuldungsgrad Investoren und Gläubiger an der Rückzahlungsfähigkeit der Volkswirtschaft zu zweifeln beginnen (sinkende Bonität). Die Einschätzung dieser Fähigkeit hängt unter anderem von der Zinslastquote ab, also den staatlichen Zinsausgaben gemessen an den Staatsausgaben insgesamt oder am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Sind die Zinssätze niedriger als die Wachstumsrate des BIP (in laufenden Preisen), ist als fester Prozentsatz am BIP eine dauerhafte Nettoneuverschuldung des Staates möglich.

    Für Staaten mit hoher Staatsverschuldung erhöhen sich im Allgemeinen nicht nur die Zinssätze, die die Investoren für ihre Kredite verlangen, sondern es verringert sich auch die Anzahl derjenigen Investoren, die überhaupt noch bereit sind, Geld zur Verfügung zu stellen. Ein hoch verschuldeter Staat kann in einen Teufelskreis aus immer höheren finanziellen Verpflichtungen (Zinsen und Tilgung bereits bestehender Schulden) und einem immer begrenzteren Zugang zum Finanzmarkt geraten. Dies kann mit dem Verlust der Kreditwürdigkeit oder gar mit der Zahlungsunfähigkeit des Staates (Staatsbankrott) enden, insbesondere wenn die Verschuldung in fremder Währung oder einer Gemeinschaftswährung wie dem Euro vorliegt.

    Verfügt ein Staat über eine eigene nationale Währung und ist eine Notenbank mit geringer Unabhängigkeit von der Staatsregierung dafür verantwortlich, so kann diese Regierung versucht sein, einfach mehr Geld zu drucken und sich dadurch die Rückzahlung der eigenen Schulden zu erleichtern. Dies führt allerdings zu einem weiteren Verlust an Glaubwürdigkeit und Kreditwürdigkeit sowie (durch Inflation) zu einer Entwertung aller Geldvermögen in der betreffenden Währung.

    • Dr.W. Speckschwarte

      Diese Wikipedia Darstellung ist dreimal überholt.

      Es wäre schön wenn es noch so wäre.

      So ungefähr wie oben beschrieben läuft das ab.

      Die Politik hat die Geldhoheit längst verspielt.

  2. Réalité

    @ Johann Klos

    ich muss zu meiner Schande eingestehen,dass ich vieles nicht verstehe,vielmehr überhaupt nicht nachvollziehen kann!
    Die Politik stört sich nicht daran die Schuldenberge immer höher zu treiben,und Sie als der verantwortungsvolle Familienvater,besonders auch Ihre Gattin,was tun sie!?Verwalten mit Nachhaltigkeit das Haushaltsbudget nach dem bekannten Schema:
    -Auskommen mit dem Einkommen!
    Der Herr Flassbeck scheint da anderer Meinung zu sein,und nicht nur er,sondern auch unsere Politiker!?
    -Warum tun die Politiker sowas?Einzig und allein um „gute Punkte und Ansehen“ zu sammeln und bei den nächsten Wahlen an die Macht zu bleiben!Denn nur dort kann man sich beweisen!Da wird ohne Rücksicht auf das Nachfolgende und die Zukunft einfach so drauf los gewurschtelt!
    -Selbst ein sogenannter „Worldleader“ wie die USA scheint auf dieser Linie zu liegen,indem die Überschuldung ins Bodenlose steuert!

    -Wie schreibt Daniel Goeudevert in seinem Buch:Mit Träumen beginnt die Realität

    -Die richtige Antwort auf gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen lautet daher:

    -kapieren und nicht kopieren.Wir müssen unsere eigene Situation analysieren und,entsprechend dieser Analyse,eigene Ziele bestimmen und Konzeptionen entwickeln.In diesem Prozess werden wir uns zwar verändern.Wir müssen aber nicht genau so sein,genau so denken und handeln wie die anderen!

    • Die Banken investierten das billige Geld direkt in den Aktienmarkt statt es an die Wirtschaft weiterzureichen.

      Deutlicher kann es nicht mehr werden, hier sieht man dass das Geld nur von einer Handvoll Leute gemacht und für eine andere Handvoll bestimmt ist.

      Also 0,2 % der Banken kontrollieren 70% der Vermögenswerte in den USA? Die Situation ist noch viel schlimmer: Die gleichen Banken kontrollieren 70% der Vermögenswerte weltweit. Als da sind Bodenschätze, Schürfrechte, Energie- und Wasserversorgung, Transportwege, Patente und natürlich strategisch wichtige Grundstücke.

      Die WTO, die WHO, der IWF und die Weltbank sind nichts anderes als Waffen dieser genannten Banken zur weltweiten Zerstörung und Vernichtung ganzer Volkswirtschaften um dann den Zugriff auf eben jene “Vermögenswerte” “legal” durchpeitschen zu können.

      Was tun wenn die Bürger weiter pennen und es nichts wichtiger gibt als wer nun Champions League Sieger wird?

      Wann endlich kneifen wir die Arschbacken zusammen und schreiben die 9 x 99 Fragen auf, zu denen wir bisher kein Antworten von den Nutznießern der sog. “Finanzdemokratie” erhalten?

  3. politisch interessiert - total verweifelt

    Zuerst einmal möchte ich ihnen danken auf meine Frage sehr konkret und schnell geantwortet zu haben! Allerdings stehe ich nach wie vor noch immer eine wenig auf dem Schlauch. Wenn ich ihre Aussagen richtig interpretiere ist bei den hiesigen Parteien, die bisher ihre Kandidaten zur EU-Wahl vorgestellt haben, in keiner Form Stellung zu diesen Problematiken(ausser Herr Meyer von Vivant und Sie) bezogen worden(man möge mir verzeihen, wenn ich hier jemandem Unrecht tue, aber ich habe nicht die Zeit alles zu lesen, was überall veröffentlicht wird), woraus ich wiederum schliessen muss, das von all diesen Parteien sich niemand und in keiner Form für den kleinen Bürger einsetzen würde, sondern alle den krass marktradikalen Kurs stillschweigend weiter fort führen würden? Oder um wirklich auf den Punkt zu kommen: Wen kann ich als kleiner Arbeiter auf europäischer Ebene wählen um in eine andere Richtung zu steuern? Oder ist es eh sinnlos sich darüber Gedanken zu machen, da die in Brüssel eh alle alles abnicken, was den Lobbyisten in den Sinn kommt? Habe mein Pseudonym nicht umsonst gewählt ! Je mehr ich über all diese Vorgänge höre, desto grösser wird, trotz Interesses an meiner Umwelt, meine Verdrossenheit gegenüber alle dem !
    Also hoffentlich bis auf weiteres und schönen Abend noch.

    • Leider ist diese Verdrossenheit berechtigt. In keinem Parlament, weder in Belgien oder in der EU sitzen Leute, die etwas ändern können. In der EU hat sowieso nicht das Parlament, sondern die Kommission das Sagen. Und die, die da sitzen, sind nicht wählbar. Aber immer mehr Leute wie Sie werden nach und nach wach. Vielleicht kommt es mal zum Knall in unserer Lebensspanne, nur wird das nicht sehr appetitlich.

  4. Joseph Meyer

    @Johann Klos
    Unter dieser Überschrift hätte ich natürlich als Allerletztes eine Erläuterung über die „Geldschöpfung“ erwartet … und dann auch noch eine Gute…und schon garnicht von Ihnen!

    Damit betrachte ich meine Frage an Sie über die wunderbare Geldvermehrung durch die EZB bei „Heiner Flassbeck in Eupen“ als zufriedenstellend beantwortet!
    Hm…da haben Sie ja nochmal Glück gehabt…

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