Politik

Sorge vor Flächenbrand nach Großangriff des Iran – 200 Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert

14.04.2024, Iran, Teheran: Ein iranischer Geistlicher skandiert Slogans während einer anti-israelischen Versammlung auf dem Felestin (Palästina) Platz. Der Iran hat erstmals Israel direkt angegriffen. Foto: Vahid Salemi/AP

Irans beispielloser Angriff auf Israel bringt den UN-Sicherheitsrat und die G7 auf den Plan. Es geht die Sorge vor einem Flächenbrand in Nahost um. Die USA sichern Israel militärischen Beistand zu.

Der Iran hat seine Drohung wahr gemacht und den erklärten Erzfeind Israel erstmals direkt angegriffen. Bei dem nächtlichen Großangriff feuerte der Iran nach Angaben des israelischen Militärs rund 200 Drohnen und Raketen ab.

„Die große Mehrheit der Raketen wurde von unserer Raketenabwehr noch außerhalb der Grenzen Israels abgefangen“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari in der Nacht zum Sonntag. Nur eine kleine Anzahl von Raketen sei auf israelischem Gebiet eingeschlagen, Todesopfer oder größere Schäden gab es den Angaben zufolge nicht.

14.04.2024, Israel, Zentralisrael: Das israelische Luftabwehrsystem „Iron Dome“ feuert, um vom Iran abgefeuerte Raketen abzufangen. Foto: Tomer Neuberg/AP

Der UN-Sicherheitsrat in New York plant voraussichtlich noch am Sonntag eine Sondersitzung. Der iranische Vergeltungsschlag für einen – mutmaßlich von Israel geführten – Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syriens Hauptstadt Damaskus vor zwei Wochen war seit Tagen erwartet worden.

In der Nacht zum Sonntag wurde an verschiedenen Orten in Israel Raketenalarm ausgelöst. Nach Angaben der Armee heulten die Warnsirenen unter anderem im Süden, am Toten Meer, im Großraum Jerusalem sowie im Norden des Landes. Hagari zufolge wurde ein Mädchen verletzt. Zudem sei eine Militärbasis im Süden des Landes getroffen und leicht beschädigt worden.

Nach Angaben des Weißen Hauses konnte Israel auch dank der Mithilfe des US-Militärs „nahezu alle anfliegenden Drohnen und Raketen abfangen“. Nach einigen Stunden gab Israels Heimatschutz schließlich vorerst Entwarnung: Einwohner im Norden und Süden des Landes müssten sich nicht mehr in der Nähe von Schutzräumen aufhalten, hieß es.

13.04.2024, USA, Washington: Auf diesem vom Weißen Haus veröffentlichten Bild trifft sich US-Präsident Joe Biden (3.v.r) mit Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsteams im Situation Room des Weißen Hauses, um über die bevorstehenden Raketenangriffe des Iran auf Israel zu sprechen. Foto: Adam Schultz/The White House/AP/dpa

– Biden telefoniert mit Netanjahu: US-Präsident Joe Biden telefonierte noch in der Nacht mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Wie die israelische Regierung am frühen Sonntagmorgen mitteilte, führten beide ihr Gespräch nach Beratungen des israelischen Sicherheitskabinetts und des Kriegskabinetts. Das Weiße Haus teilte anschließend mit, Biden habe den iranischen Angriff „auf das Schärfste“ verurteilt und das „eiserne Bekenntnis“ der USA zu Israels Sicherheit bekräftigt. Für diesen Sonntag kündigte Biden ein Treffen der G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien an. Er werde die Staats- und Regierungschefs der G7 zusammenrufen, „um eine gemeinsame diplomatische Reaktion auf den dreisten Angriff des Iran zu koordinieren“.

Streitkräfte oder Einrichtungen der USA seien von den iranischen Angriffen zwar nicht betroffen gewesen, erklärte der US-Präsident. Man werde aber weiterhin wachsam gegenüber sämtlichen Bedrohungen sein. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsvertreter, Biden habe Netanjahu in dem Telefonat gesagt, die USA würden sich ungeachtet ihres militärischen Beitrags zu Israels Selbstverteidigung nicht an „offensiven Operationen gegen den Iran beteiligen“.

– Iran warnt die USA: Bei dem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus am 1. April waren zwei Brigadegeneräle getötet worden. Der Iran stellte die nun erfolgte Operation mit dem Titel „Aufrichtiges Versprechen“ als angemessene Vergeltung dar und warnte Israel vor einem neuen Gegenschlag.

07.08.2022, Israel, Ashkelon: Eine Batterie des israelischen Raketenabwehrsystems Iron Dome, das zum Abfangen von Raketen eingesetzt wird, steht in Aschkelon im Süden Israels. Foto: Ariel Schalit/AP/dpa

„Die Angelegenheit kann als abgeschlossen betrachtet werden. Sollte das israelische Regime jedoch einen weiteren Fehler begehen, wird die Reaktion Irans deutlich härter ausfallen“, teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen am Samstag (Ortszeit) auf der Plattform X mit.

Auch Irans Revolutionsgarden richteten eine scharfe Drohung an die USA. „Jede Unterstützung und Beteiligung an der Beeinträchtigung der Interessen Irans“  werde eine „entschiedene Reaktion der Streitkräfte der Islamischen Republik Iran nach sich ziehen“, hieß es in einer Erklärung, die in der Nacht zu Sonntag im Staatsfernsehen verlesen wurde.

– Reagiert Israel mit Gegenangriff? Ob Israel auf den massiven iranischen Vergeltungsschlag mit einem Gegenangriff reagieren wird, war zunächst offen. Das Sicherheitskabinett habe Netanjahu sowie Benny Gantz, Minister im Kriegskabinett, und Verteidigungsminister Joav Galant befugt, Entscheidungen über das weitere Vorgehen zu treffen, berichtete der Fernsehsender Channel 12. Israels Generalstabschef Herzi Halevi führe im Einsatzzentrum der Luftwaffe eine Lagebeurteilung durch, teilte das Militär in der Nacht mit.

„Ein direkter iranischer Angriff wird eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern“, hatte Galant am Freitag gewarnt. US-Verteidigungsminister Lloyd J. Austin sicherte Galant in der Nacht zum Sonntag erneut die unerschütterliche Unterstützung der USA zu, wie das Pentagon mitteilte. (dpa)

14 Antworten auf “Sorge vor Flächenbrand nach Großangriff des Iran – 200 Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert”

  1. Dadurch das Iran gesagt hat das wär’s mit der Vegeltung für den Anschlag auf das Konsulat ist davon auszugehen das damit wieder Ruhe einkehrt. Israel hat genug mit der Hisbollah und der Hamas (beide Terrororganisationen des Iran) in unmittelbarer Nähe und braucht keinen offenen Krieg mit dem Iran. Den braucht da unten niemand, auch nicht der Iran.

  2. „Bei dem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus am 1. April…“
    Warum musste Israel in Syrien an- bzw. eingreifen, ist man nicht genügend im Gazastreifen beschäftigt?

  3. Weil Israel seit jeher – auch schon dereinst nach dem Münchner Attentat auf die israelischen Sportler – nach der Devise vorgeht, alle Mörder und ihre Hintermänner/Auftraggeber aufzuspüren und zu töten. Da war deren Aufenthalt in der Botschaft offenbar eine günstige Gelegenheit.
    Natürlich ist das nicht die feine Art, man nennt das extralegale Tötungen. Allerdings ist Israel durchaus nicht das einzige Land, das nach diesem Plan vorgeht.

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