Nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe mit mehr als 800 Toten in Indonesien wird die Suche nach Überlebenden zu einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit.
Auf der Insel Sulawesi gelang es den Helfern auch nach mehr als 36 Stunden noch nicht, zu allen Orten entlang der Küste vorzudringen. Befürchtet wird, dass im Schlamm und in Trümmern noch viele Menschen begraben sind. Zudem gibt es Kritik, dass das Tsunami-Warnsystem nicht richtig funktionierte.
Nach der jüngsten Zwischenbilanz von Sonntag kamen durch die Beben und die Flutwelle auf Indonesiens viertgrößter Insel am Freitagabend mindestens 832 Menschen ums Leben. Mehr als 500 wurden teils schwer verletzt. Die Behörden gehen davon aus, dass die Zahl der Todesopfer noch deutlich steigen könnte. Vizepräsident Jusuf Kalla wurde mit der Bemerkung zitiert, dass es Tausende Tote geben könnte.
Bislang stützt sich die Opferbilanz auf Angaben aus einer einzigen Stadt: Palu an der Westküste mit mehr als 350.000 Einwohnern. Von dort stammt auch eine Handy-Aufnahme des Tsunami, die sich weltweit verbreitete. Zu sehen ist, wie eine mächtige Welle auf die Küste zurollt und dann Menschen, Boote, Autos und ganze Häuser mit sich reißt. Viele wurden am Strand, wo ein Festival geplant war, von dem Tsunami überrascht.
Grund dafür war vermutlich auch, dass das Warnsystem nicht richtig funktionierte. Der Sprecher von Indonesiens Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Nugroho, sagte: „Es gab keine Sirene. Viele Menschen waren sich der Gefahr nicht bewusst.“ Das nationale Zentrum für Meteorologie und Geophysik hatte zwar eine Tsunami-Warnung ausgegeben, hob sie nach nur einer halben Stunde aber wieder auf – aus Sicht von Kritikern viel zu früh.
In Palu sind viele Gebäude schwer beschädigt, auch eine große Moschee und ein Einkaufszentrum am Strand. Auch die größte Brücke der Stadt steht nicht mehr. Am Sonntag gab es immer noch keinen Strom. Die Handy-Netze funktionierten nur gelegentlich. Aus den Trümmern waren immer noch Stimmen zu hören.
Nach Angaben von Helfern fehlt es jedoch an geeignetem Gerät, um die Eingeschlossenen herausziehen zu können. Zumindest ist der Flughafen inzwischen wieder geöffnet, so dass Maschinen mit Hilfsgütern landen können.
Möglicherweise sieht es in Gebieten weiter im Norden – näher am Zentrum des Bebens – noch schlimmer aus. Wegen zerstörter Straßen und Kommunikationsleitungen ist es schwer, dort hinzukommen.
Sorge bereitet den Helfern insbesondere die Lage in der Gemeinde Donggala, wo viele Fischer zu Hause sind. Von dort gab es nach Angaben des Vizepräsidenten keinerlei zuverlässige Informationen.
Indonesien liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Für die mehr als 260 Millionen Einwohner sind Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche keine neue Erfahrung. Beim Tsunami an Weihnachten 2004 starben dort mehr als 160.000 Menschen, so viele wie in keinem anderen Land der Region. (dpa)