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Stell dir vor, es gibt einen Impfstoff und keiner impft: Fiasko in den Niederlanden – Die Allerletzten in Europa

26.12.2020, Niederlande, Oss: Eine Ampulle mit dem Corona-Impfstoff von Pfizer und BioNTech für die Niederlande wird gezeigt. Foto: Robin Van Lonkhuijsen/ANP/dpa

Stell dir vor, es gibt einen Corona-Impfstoff und keiner impft. So ähnlich ist es in den Niederlanden. Während ganz Europa impft, herrscht dort Chaos. Der Unmut wächst – und die Verzweiflung.

Wir befinden uns im Monat elf der Corona-Pandemie. Ganz Europa impft. … Ganz Europa? Nein, ein kleines, eigensinniges Land im Nordwesten macht (noch) nicht mit.

Mit diesem Asterix-Klassiker beschreiben derzeit viele Niederländer das Impf-Fiasko im eigen Land: Galgenhumor auf Holländisch. Während in allen EU-Ländern bereits seit Tagen gegen das Coronavirus geimpft wird, herrscht in den Niederlanden Chaos. Auch am Neujahrstag ist nicht deutlich, wer, wann und wo geimpft werden soll.

26.12.2020, Niederlande, Oss: Die ersten Corona-Impfstoffe von Pfizer und BioNTech kommen in den Niederlanden an. Der Corona-Impfstoff wird in einem Gefrierschrank der Firma Movianto im Gewerbegebiet Vorstengrafdonk gelagert. Die Impfstoffe stammen aus der Pfizer-Fabrik in Puurs in der Provinz Antwerpen. Foto: Robin Van Lonkhuijsen/ANP/dpa

Seit Weihnachten liefert der Hersteller Pfizer, und inzwischen liegen rund 175.000 Impfdosen in einer Lagerhalle in Oss im Südosten des Landes bereit. Doch erst am 8. Januar sollen die ersten Menschen geimpft werden. Am 18. Januar geht es dann nach der Planung richtig los – gut drei Wochen später als der Rest Europas.

Inzwischen vergeht den sonst so lockeren Niederländern das Witzeln, Wut macht sich breit – und Verzweiflung.

Die Not wird immer größer. Krankenhäuser haben nicht genug Personal, sie müssen bereits Krebsoperationen absagen, Soldaten helfen. Mit einem dramatischen Appell richteten sich die Verantwortlichen der akuten Gesundheitsversorgung am Mittwoch an die Behörden: „Schickt den Impfstoff in die Krankenhäuser, dann können wir ab Montag unsere Mitarbeiter impfen“, sagte der Vorsitzende der Intensiv-Medizin, Diederik Gommers, im TV-Nachrichtenmagazin Nieuwsuur.

Neidisch schauen viele Niederländer auf die deutschen Nachbarn, wo der Impfbetrieb in großen Hallen laufen soll. Doch in den Behörden hatte man bisher die Organisation der Deutschen eher abschätzig beurteilt.

30.12.2020, Niederlande, Eindhoven: Pflegepersonal schieben das Bett mit einem Corona-Patienten in der Kohortenabteilung des Catharina-Krankenhauses. Foto: Rob Engelaar/ANP/dpa

Dass Deutschland in kürzester Zeit eine Infrastruktur aus dem Boden stampfte, wird gern als „Kraftprotzerei“ bewertet. Die Niederländer würden das nicht mit Muskelkraft tun, sagte etwa Jaap van Delden, Chef des Impfprogramms beim Institut für Gesundheit und Umwelt (RIVM) der Zeitung „Volkskrant“. „Ich denke, dass Schlauheit wichtiger ist.“ Inzwischen fragen sich viele: Wo bleibt das schlaues Köpfchen?

Zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie steht die Regierung von Premier Mark Rutte schwer unter Beschuss. Das Fiasko wird vor allem Gesundheitsminister Hugo de Jonge angelastet. Doch er hält einen früheren Impftermin „verantwortungslos»“. „Wir müssen das sorgfältig tun“, verteidigte er sich gegen zunehmende Kritik in Medien und Parlament.

Als ob alle anderen EU-Länder nicht sorgfältig seien, reagierte der renommierte Experte für Infektionskrankheiten, Roel Coutinho, im TV-Magazin «Nieuwsuur». „Sorgfältig sind sie doch in allen Ländern.“ Coutinho, der selbst Jahre lang Direktor des RIVM war, nannte die Impfstrategie „beschämend“. „Man sieht, wie groß die Not ist. Es ist wichtig, schnell anzufangen. Das müssen wir in den Niederlanden doch auch können.“

Die Ursache des Desasters ist eine Fehleinschätzung. Viel zu lange dachten die Behörden, die Jahrhundert-Operation sei ebenso locker zu organisieren wie die jährliche Grippeschutzimpfung. Aber man hatte auf das falsche Pferd gesetzt.

23.12.2020, Niederlande, Rotterdam: Ein Pavillon steht am Flughafen von Rotterdam Den Haag. Hier wird das Corona-Impfzentrum für die Bewohner der Region Rotterdam-Rijnmond errichtet. Es ist neben Hart van Brabant und Utrecht einer der drei GGD-Standorte, die als erstes mit der Corona-Impfung beginnen sollen. Foto: -/ANP/dpa

Nicht der Impfstoff der Hersteller Astrazeneca und Oxford-Universität kam als erstes auf den Markt, sondern das Präparat von Pfizer und Biontech. Das aber ist viel weniger handlich als das Mittel der britischen Konkurrenz.

Keiner dachte daran, dass die Großverpackungen und die Aufbewahrungstemperatur von minus 70 Grad problematisch sein könnten. Dabei hatte Hersteller Pfizer die Behörden schon ausführlich im Oktober darüber informiert. Auch das Computersystem ist noch nicht fertig, und die Mitarbeiter der Impfzentren werden erst seit dieser Woche ausgebildet.

Weil das Land es nicht auf die Reihe kriegt, den Impfstoff in Alten- und Pflegeheime zu bringen, soll nun zuerst Pflegepersonal geimpft werden – und nicht wie in anderen Ländern die besonders gefährdete Gruppe der Alten und Kranken. Kritik weist der Gesundheitsminister zurück: „Eine Woche mehr oder weniger macht nichts aus.“

Das sehen viele doch anders. Jede Woche sterben rund 400 Menschen, und es gibt rund 70.000 Neuinfektionen. „Jede Woche zählt“, sagte der Experte Coutinho. „Es ist dramatisch zu sagen, aber natürlich kostet das Menschenleben.“ (dpa)

52 Antworten auf “Stell dir vor, es gibt einen Impfstoff und keiner impft: Fiasko in den Niederlanden – Die Allerletzten in Europa”

  1. Werner Radermacher

    Auch in Deutschland läuft die Impfung nur schleppend an, einige dieser großen Impfcenter sind vorrübergehend geschlossen. Weil Impfdosen fehlen, weil Minister Spahn auf die EU gewartet hat.
    Vorbilder sind USA, Kanada oder Israel. Die USA hatten sich laut „Spiegel“ im Juli 600 Millionen Dosen von Biontech gesichert, doppelt so viele wie die EU, die erst im November den Auftrag vergab.

    https://www.tagesspiegel.de/wissen/momentan-sieht-es-nicht-rosig-aus-biontech-chef-verwundert-ueber-impfstoff-strategie-der-eu/26761634.html

    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/weltweiter-rekord-schon-eine-halbe-million-israelis-geimpft-wie-ist-das-tempo-moeglich/26756622.html

    • Sie zählen sich sicher auch zu den Oberschlauen à la Meyer und Schmitz und Cie, Herr Radermacher? Wussten sie nicht das hinter all den so wichtigen Entscheidungen in Sachen Covis 19 auch nur Leute wie „Du und ich“ stehen?! Wenn Sie z Bspl die USA als Vorbild hinstellen, dann haben Sie sich erheblich vergriffen!? Oder wissen Sie noch immer nichts um das desolate Handeln des Tarzanblonden Blödmanns dieses Landes? Hierdrin preschte er vor, aber im ganzen Rest der tristen Sache da steht er Meilenweit am Schwanze, in Sachen Todesopfer ist er Mitführend Weltweit! Und das als das reichste und stärkste Land der Welt!?
      Da vertun Sie sich aber gewaltig, oder etwa zuviel gefeiert gestern Nacht?

    • NRA????? Man kann wohl davon ausgehen, dass Sie nicht die National Rifle Association meinen, sondern nicht Bescheid wissen, dass das, was Sie wohl im Auge haben, DNA heißt und den Unterschied zwischen DNA und RNA auch nicht so recht auf dem Schirm haben.

        • Dies Impfung kann die DNS komplet ändern. Dabei kann man die krankheit STEVENS JOHNSON SYNDROME bekommen wo die Haut sich abschält von Körper und man wird Blind, es ist eine sehr Schmerzhafte krankheit und man stirbt. Viele haben schön diese Krankheit bekommen nachdem sie die Impfung bekommen haben. Verschiedene sind kurz danach gestorben, viele habe sehr schmerzhafte Hautausschlag das aussieht wie Necrose und nicht behandelt werden kann. Man braucht Jahren um ein Impfung zu produzieren und auf einmal,kann man in 10 Monate eine haben wo Gates seine dreckige Finger insteckt. Er hat doch gesagt die Bevolkerung muss runter. Wer ist den Kerl, Gott??? Denk ich nicht. Er hat Impfungen gegeben in Africa und da drinnen war HIV in vielen sind gestorben, in India auch die Polio Impfung viele gestorben oder total behindert. Keine Impfung gegen AIDS oder Krebs. Man hört auch nix von Grippe sehr fremd ist das. Auch in die Impfung sind nano chip die sind in das Gehirn eindringt und kaput macht, dan auch ein proteine in die Impfung die das Immune system angreift in unseren Körper, und ohne ein gute Immune system ist man nix. Man kann niemand diese Impfung zwingen zu nehmen, die corona virus und Covid-19 ist eien schwere grippe, und wenn man Ibuprofen nimmt und and die Ventilator hängt dann wird man sterben, auch Leute mit Niere- , Herz- und Lungen probleme können sterben. Ich finde es auch sehr dumm von manche Leute die nicht einmal zu Hause bleiben und in Ferien gehen, und andere die Parties machen, dreckige Egoïsten und durch diese Leute können wir noch lange in Lockdown bleiben. Warum eine Maske? Das hilft ganz und gar nicht. Ein Chirurg tragt es weil er seine Bakterien nicht in die Wunde ausatmet. Wir atmen ein uns aus diesselbe Bakterien und das ist sehr schlecht für unsere Gesundheit. Man will Uns allen wie Sklaven behandeld, geïmpt mit ein Nano vaccine die unsere Immunsystem und DNS ändert, dann bekommt man später noch ein Chip im arsch um zu sehen was man tut woher man geht uzw. Ich bin eien Christen frei geboren und ich brauch diese scheiss Impfung nicht. Weil est nicht hilft. Letztes Jahr hatte ich die Grippe Impfung bekommen , war so krank wie ein Hund, hatte überall schmerzhafte Eczema die Nachts Brennte wie Feurer, und in diese Impfung war DNS von embryos, Schweine und Kühe. Nein danke bin kein Laboratorium Ratte.

  2. Ekel Alfred

    Gestern Nacht um 0.25 Uhr wurde in den XPRESS Nachrichtungen die Neujahrsfeiern in Auckland….Dubai….und Wuhan….gesendet….tausende Leute nahmen daran teil….eng zusammenstehend in Auckland und Dubai ohne Mundschutz….in Wuhan wohl….in diesen genannten Staaten herrscht angeblich KEIN CORONA mehr….obschon die Spritzen hier in Europa hergestellt werden und erst vor gut einer Woche Anwendung fanden….da stimmt doch etwas nicht….haben die genannten Staaten bereits über eigene hergestellte Spritzen verfügt….und deren Wirksamkeit mit 100% anzusehen ist?….

    • Die „Spritzen“. Sie meinen sicher die Impfdosen. Und wenn man noch weiß, daß eine Impfung ja kein Medikament ist, dann kann man sich durchaus Fragen stellen. Das Immunsystem reagiert auf die Impfung. Aber das geht nicht von jetzt auf gleich. Das dauert rund 2 Wochen und erst DANN ist der Impfschutz wirksam. Das ist genau so lange wie es braucht um das Virus zu bekämpfen, wenn man sich damit infiziert hat.

      • Walter Keutgen

        Albert, den Virus bekämpft der Körper in verschiedenen Zeitspannen. Bei schweren Verläufen soll der 9. Tag der kritischste sein. Bei leichten Verläufen braucht man 2 bis 4 Wochen. Der Kranke gewinnt den Kampf nicht immer. Alles Erfahrungswerte aus der Bekanntschaft. Ich gehe davon aus, dass der Impfstoff doch genug getestet worden ist, um festzustellen, dass sich eine Immunität aufbaut und der Körper nicht überreagiert und sich sozusagen autoimmun selbst tötet. Mit den zwei Wochen könnten Sie Recht haben.

  3. Erleuchtung Jean

    „Seit Weihnachten liefert der Hersteller Pfizer, und inzwischen liegen rund 175.000 Impfdosen in einer Lagerhalle in Oss im Südosten des Landes bereit. Doch erst am 8. Januar sollen die ersten Menschen geimpft werden.“
    Hoffentlich sind die Impfdosen tief gekühlt – Minus 72 Grad – sonst reißt die Kühlkette und die Impfung unsicher oder gar wirkungslos.
    Ist schon in Bayern passiert.
    Man sollte annehmen, dass der Impfstoff von „moderna“ eine größere Zukunft hat. Bei diesem Impfstoff genügt Kühlschranktemperatur.

  4. besserwisser

    Das sind die Holländer selber schuld, sind zu leichtfertig mit Corona umgegangen. Wenn man in Holland eine Maske trug, wurde man schief angesehen….., sie hielten sich nicht an Regeln, lachten andere aus. Das haben sie nun davon.Tut mir Leid für die wenigen unter Ihnen, die verstanden hatten.
    Wer nicht hören will muss……;

    • Karli Dall

      #Ossenknecht
      Richtig.
      Das ist so ähnlich, wenn sich Schlangen bilden wegen Klo-Papier und Desinfektionsmitteln.
      Deshalb müssen die „Wellenbrecher-Philosophen“ zu Analytikern mutieren und dann noch viel tiefer in das Thema einsteigen – das dauert.

  5. Walter Keutgen

    Der Minister de Jonge ist unter Beschuss. Wenn ich gestern das NOS-Journaal richtig verstanden habe, wirft eine Instanz ihm vor, das Gesundheits- und Pflegepersonal nicht zu priorisieren. Er will auf die Frage erst am 5. antworten. Noch im Urlaub? Das würde doch Sinn machen, denn dieses Personal schleppt doch den Virus in und aus den Spitälern und Altenheimen. Da würde man ein wichtiges Ansteckungskettenglied ausschalten und lebenswichtiges Personal schützen. Allerdings steht noch nicht fest, ob Geimpfte andere Menschen nicht anstecken können, sollten sie sich selbst anstecken. Im März sind in den Niederlanden Wahlen zur Zweiten Kammer. In Deutschland besteht das Problem auch, Arbeitgeber wollen solchem Personal nicht die nötige Freizeit geben, um sich in die Impfzentren zu begeben, das Personal sei unabkömmlich. In England wird in den Krankenhäusern, Altenheimen und Arztpraxen geimpft.

    • Wer sich freiwillig impfen lässt sollte sich klar sein das er auch in eine Datenbank eingetragen wird. Immerhin, es wird keiner gezwungen. Ohne diese Kontrollmaßnahme des Staates wäre es einfach gefälschte Impfausweise auszustellen.

      • Walter Keutgen

        Toll, mein sehr unvollständiger Impfausweis ist noch auf Karton. Gefälscht? Computerdatenbanken kann man auch fälschen. Und bei allen Kontrollmaßnahmen des Staates gibt es Fehlerquoten, nur werden sie nicht zugegeben.

      • J. Fensterkreuz

        Gezwungen? Nein, das hat uns Herr Antoniadis ja versprochen, dass es keinen Zwang geben wird. Die Impfpflicht wird lediglich diskutiert, was in einer liberalen Gesellschaft ja wohl noch erlaubt sein wird, nicht wahr? So wie der Gedanke, die asozialen Impfgegner vom kulturellen Leben, vom Reisen oder von gewissen Berufen auszuschließen. Kommt bekannt vor? Denn letztlich hat auch 1935 niemand die Juden gezwungen, Deutschland zu verlassen, den Gelben Stern hatten die Schweizer noch nicht erfunden, Auschwitz kannten nur ein paar Eingeweihte und Paris, Brüssel oder Prag waren sichere Orte. Und überhaupt, nein, das würden die doch niemals tun! Hätte es zu jener Zeit das Wort „Verschwörungstheoretiker“ schon gegeben, Bert Brecht oder Victor Klemperer hätten sich damit schmücken dürfen.

        Da taucht heimlich, still und leise ein datenschutz- und patientenrechtlich mehr als fragwürdiger Königlicher Erlass auf, der zudem ein absolutes Novum darstellt, und wenn man darauf hinweist, wird man hier allen Ernstes als Verschwörungstheoretiker beschimpft? Was kommt als nächstes? Wird man zum UFO-Spinner gestempelt, wenn man ein Problem mit Polizei-Dronen hat?

          • J. Fensterkreuz

            Es ist das erste Mal, dass ich gegen das elfte Gebot der Geschichtsvergessenen verstoße: Du sollst nicht vergleichen!
            Aber wer nichts versteht, der versteht das halt auch nicht.
            Du bist mit deinen ständigen und vollkommen argumentationsfreien Maßregelungen doch der beste Beweis dafür, dass euch selbsternannten Musterdemokraten mehr als nur ein Funke Totalitarismus inne wohnt.

  6. Ein rückwirkendes Strafgesetz gibt’s nicht. Eine Tat kann nur dann bestraft werden, wenn Strafbarkeit und Strafe gesetzlich bestimmt werden, bevor die Tat begangen wurde ( »kein Verbrechen ohne Gesetz«, oder wie der Lateiner sagt »nulla poena sine lege«). Ein uralter römischer Hut, der auch heute noch in Belgien gilt.

    • Walter Keutgen

      Oh nein, vor ein paar Monaten hat man in Deutschland einen über neunzigjährigen Konzentrationslagerwächter wegen Beihilfe zu mannigfachem Mord zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Die nur zwei Jahre auf Bewährung lagen daran, dass der Verurteilte als Hitlerjunge das Portal bewacht hat und da gehörten dazu auch die Bestrafungen von Gefangenen. Hitlerjunge bedeutet, dass er am Ende des Krieges 17 Jahre alt war und das heutige Jugendstrafrecht anwendbar ist. Was er zur NS-Zeit getan hat, war damals legal, man hat nachher die nationalsozialistischen Gesetze als ungültig erklärt. Hätte er die Ungültigkeit der NS-Gesetze erkennen sollen und können? 1933 war er 5 Jahre alt. Ich gehe davon aus, dass er in einer nationalsozialistischen Familie aufgewachsen ist – wie sollte er sich denn zur Lageraufsicht freiwillig gemeldet haben? – und die Schulen auch nationalsozialistischen Inhalt vermittelten. In dem Umfeld war auch kein Platz für das jüdisch-christliche Gebot „du sollst nicht töten“. Man hat also rückwirkend die Gesetzeslage verändert und übergangen, dass er moralisch gar nicht in der Lage war, seinen Fehler zu erkennen. Vielleicht hat man deswegen die Mindeststrafe verhängt.

      Ich frage mich, ob nachdem die Regierung Verhofstadt das Gesetz der weltweiten belgischen Strafverfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch das Parlament gebracht hatte, nicht Anzeigen gegen Präsident Bush und andere für Taten, die vor der Verkündung lagen, hinterlegt worden sind. Man hat flugs das Gesetz geändert, so dass es eine Immunität ausländischer Staatschefs usw. gab.

      • NS-Prozesse oder auch DDR-Mauerschützen-Prozesse sind wirklich ein zu komplexes Thema, um sie hier erschöpfend darzustellen. Man kann die entsprechenden Urteile im Internet finden und wird, stark vereinfacht, als tragende Begründungen lesen, dass Mord und Quälerei und die Mitwirkung daran auch damals durchaus keineswegs legal waren, sondern auch nach den damaligen Buchstaben der Gesetze strafbar. Zur Frage der Verbindlichkeit rechtswidriger Befehle und von Ausweichmöglichkeiten haben sich die Gerichte ebenfalls ausführlich verhalten.

        • karlh1berens

          Die NS-Juristen wurden nahtlos in’s nachkriegsdeutsche Justizsystem integriert – bis hinauf in leitende Positionen.

          Einge Gesetze aus dieser Zeit haben heute noch Rechtskraft !

          Noch Fragen ?

          • Das stimmt, Herr Berens, zum Beispiel das „Gesetz über den Grunderwerb für die Kanalisierung der Mittelweser“, aber was soll uns das sagen (und in welchem Bezug steht das zum Thema)? NS-Gesetze, die spezifisch NS-Unrecht enthalten, sind durch die Alliierten getilgt worden. Und, wie gesagt, es gab auch in der Nazi-Zeit kein Gesetz, dass die Vergasung von Menschen und die Beihilfe dazu erlaubte. Die Rechtsfigur der Beihilfe zum (auch massenhaften) Mord ist ebenfalls eine nicht nach der Nazizeit eingeführte rückwirkende Änderung des Strafrechts, sondern auch ein alter strafrechtlicher Hut.

        • Walter Keutgen

          Oh nein, karl1behrens antwortet richtig „grau ist alle Theorie“. Jean de la Fontaine: „La raison du plus fort est toujours la meilleure“ (Die Begründung des Stärkeren ist immer die bessere). Es ist in der Tat hier nicht der Platz, sich ernsthaft mit besagten Prozessen zu beschäftigen. Und ich blubbere gern nur einfach hier herum, Sie nicht?

          Aber schön, dass sie eine weitere Ausnahme hinzugefügt haben. Dann machen wir mal eine Zählliste auf:

          1. NS-Prozesse
          2. Verfhofstadt?
          3. DDR-Mauer-Prozesse
          4. Negativ: Menschenrechte: Ein Staat muss ein Gesetz durchsetzen, sonst können die dem Recht des Staates Unterworfenen glauben, das Gesetz sei nicht in Kraft. So kann „Mord“ nicht im Gesetzestext sondern durch die Jurisprudenz definiert sein.

  7. Vielleicht wissen Sie selbst ja, was die „Zählliste“ bedeuten soll, mir erschließt sich das nicht. Und doch, der Begriff „Mord“ ist in den Strafgesetzen definiert. Und weil ich Jurist bin, finde ich Geblubber zu juristischen Themen nicht so toll.

  8. Walter Keutgen

    Oh nein, das Recht gehört den Juristen? Ich fand die Leserbriefe im Spiegel der achtziger Jahre mit dem Ziel die Kernkraftwerke zu schließen, die mit XXX Richter am YYY unterzeichnet waren, auch nicht so toll.

  9. Das Recht gehört nicht den Juristen, aber im Zweifel kennen sie es ziemlich gut. Leute, die noch nie mit Mehl hantieren, sollten vielleicht einem Bäcker nicht erklären, wie man einen Teig anrührt. Nehmen Sie sich ruhig die Zeit und tun sich das oben verlinkte Urteil als Lesestoff an. Da erfahren Sie mehr über die von Ihnen oben aufgeworfenen Fragen zum Prozess gegen den KZ-Wächter des KZs Stutthof. Das Gericht hat das Urteil glücklicherweise, soweit möglich, nicht in krassem Juristendeutsch, sondern auch für Laien verständlich abgefasst.

    • Walter Keutgen

      Oh nein, ein Bäcker kann mich aber nicht zu z.B. zwanzig Jahren Lagerhaft verdonnern und die Polizei schicken mich zu holen. Wie war das denn mit den Juristen von 1933 bis 1945? Keine dabei die SS überführt und verurteilt haben?

      • Meine letzte Meldung zu diesem Thema, Herr Keutgen: Wenn Sie das Hamburger Urteil gelesen hätten, wüssten Sie erstens, dass insbesondere auch Ihre Mutmaßungen zur Person des Verurteilten unzutreffend sind und zweitens dass die Nazis sich erfolgreich erhebliche Mühe gegeben haben, ihre Verbrechen bis zum Kriegsende vor der Öffentlichkeit zu verbergen, vermutlich in dem Bewusstsein der Unrechtmäßigkeit. Im Übrigen hat niemand behauptet, dass Juristen unfehlbar sind. Es geht mir auch nicht darum, dass jemand Bäcker oder Juristen blöd findet, sondern dass man, wenn man von etwas keine Ahnung hat, keine unzutreffenden Tatsachenbehauptungen über Backteig oder Gesetzesinhalte verbreiten sollte.

        • Und noch ein lustiger Zusatz: Sie hatten weiter oben ja gemeint, das Gericht habe rückwirkend zu Lasten des Verurteilten ungünstigeres Recht angewandt. Hätten Sie das Urteil gelesen, hätten Sie erfahren, dass der KZ-Wächter, hätte man den Mordparagraphen des in der Nazizeit geltenden Reichs-Strafgesetzbuchs angewandt, die Todesstrafe hätte einstecken müssen. Lesen Sie bitte die Entscheidung und verschonen Sie die Welt vor Ihren unzutreffenden Tatsachenbehauptungen. Eine schlechte Meinung über Juristen dürfen Sie gerne behalten.

  10. Hans Eichelberg

    „03.01.2021 – 16:12 Uhr/Tel Aviv. Israel könnte zu den ersten Ländern gehören, in denen ein großer Teil der Bürger gegen das Coronavirus geimpft ist und sich das Leben wieder normalisiert. Pro Tag erhalten 150.000 Israeli die erste Dosis des mRNA-Impfstoffs von Biontech und seinem US-Partner Pfizer.“

    Dies ist sehr gut, wenn wir beobachten können, ob und wie sich das Leben normalisiert.

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