Kultur

Im Ikob krabbeln die Spinnen und Käfer

Die "Insektenzeichnungen & Insektenskulpturen" von Jan Fabre sind noch bis zum 24. März im Ikob zu sehen.

Wer das Eupener Ikob, das Museum für Zeitgenössische Kunst, besucht, wird verblüfft sein: Die Raumaufteilung hat sich verändert, Kojen wurden eingebaut, neue Stellwände gezogen, und alle Wände erhielten einen dezenten Grauton. Der Aufwand gilt dem international wohl bekanntesten zeitgenössischen belgischen Künstler Jan Fabre, der mit seinen „Insektenzeichnungen & Insektenskulpturen“ bis zum 24. März in Eupen Station macht.

Die rund 130 Arbeiten aus dem Frühwerk Fabres erzählen von der leidenschaftlichen Faszination des Künstlers für Insekten und Spinnen. Wie ein roter Faden ziehen sie sich bis heute durch das umfangreiche Gesamtwerk des Antwerpeners Multitalents.

Symbol für Schönheit und Vergänglichkeit

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Jan Fabre im Gespräch mit dem scheidenden Ikob-Direktor Francis Feidler. Fotos: Gerd Comouth

Die Käfer sind für Fabre Symbol sowohl für die Schönheit des Lebens als auch für die Vergänglichkeit. Damit stellt er sich in die Tradition der großen flämischen Altmeister, deren Werke um Themen wie Tod und Leben, Schönheit und Ekel und Transzendenz kreisten.

Als Jan Fabre 2008 als erster lebender Künstler gebeten wurde, seine Werke im Louvre zu zeigen, wählte er als Hintergrund bewusst die flämische Abteilung mit den Arbeiten von Van Eyck, Van der Weyden und Rubens.

Für das Ikob ist die Fabre-Schau ein Höhepunkt in der 20-jährigen Geschichte des Museums und zugleich die Abschiedsgabe des scheidenden Direktors Francis Feidler, der wieder einmal seine vielfältigen Kontakte nutzte, um den Künstler nach Eupen zu holen. „Er hinterlässt seiner Nachfolgerin Maité Vissault ein gemachtes Bett“, lobte die Ministerin für Kultur der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Isabelle Weykmans. Feidler griff das Bild auf und riet seiner Nachfolgerin, das Bett immer frisch zu beziehen.

Ein Künstler, der die Provokation liebt

Kaum ein Künstler der Gegenwart polarisiert und provoziert so stark wie Jan Fabre. Da wird zu seinen Tanzaufführungen schon einmal im Programmheft gewarnt: „Wir empfehlen: für Zuschauer ab 18 Jahren“.

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In dieser Installation von Jan Fabre tummeln sich gleich mehrere Groß-Spinnen.

Umstritten ist auch sein Umgang mit Tieren zum Zwecke der Kunst. Manche empfinden es schlicht unappetitlich, wenn der Künstler sich für seine Meisterwerke das Material aus Restaurants liefern lässt. So wurden eineinhalb Millionen Chitinpanzer von thailändischen Juwelenkäfern, die in Asien als Delikatesse gelten, nach Belgien eingeflogen. Im Brüsseler Königspalast zieren die toten Tiere jetzt die Decke des Spiegelsaals. Königin Paola soll ein Faible für die Kunst Jan Fabres haben.

Für Empörung im ganzen Land sorgte die jüngste Aktion Fabres im Oktober, die als „Katzenschleudern von Antwerpen“ bekannt wurde. Für seinen Film „Dr. Fabre will cure you“ wurden Katzen im Rathaus von Antwerpen durch die Luft gewirbelt und gezeigt, wie sie sich recht qualvoll winden, um auf allen Vieren zu landen. Den darauf folgenden Proteststurm hatte der Künstler wohl selbst nicht erwartet und musste sich im flämischen Rundfunk VRT für sein Vorgehen entschuldigen. Die Tierschutzorganisation GAIA erstattete ebenso wie der stellvertretende Bürgermeister von Antwerpen, Luc Bungeneers, Anzeige gegen den Künstler.

Gespräch zwischen Vandenbosch von GAIA und Fabre

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Michel Vandenbosch (links), Nationalpräsident der Tierschutzorganisation GAIA, im Gespräch mit Jan Fabre.

Am Rande der Ausstellung im Eupener Ikob kam es jetzt zu einem ersten Gespräch zwischen Michel Vandenbosch von GAIA und Jan Fabre.

Gegenüber „Ostbelgien Direkt“ begrüßte Vandenbosch die Bereitschaft des Künstlers. Man habe vereinbart, sich noch in diesem Jahr zu einem ausführlichen Gespräch zu treffen. Vandenbosch machte deutlich, dass das belgische Gesetz es verbiete, Tiere ohne Notwendigkeit zu töten. Er äußerte sich zuversichtlich, mit Fabre zu einer Lösung zu gelangen, die dann auch Folgewirkung für andere Künstler habe.

Den Einsatz von gleich mehreren großen Spinnen in einer Installation Fabres in der Eupener Ausstellung hält Vandenbosch „für noch akzeptabel“. Voraussetzung sei aber, dass die Tiere gut verpflegt würden.

ULRICH KÖLSCH

INFO: Die Fabre-Ausstellung im Ikob ist dienstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Montags sowie am 25. Dezember und 1. Januar geschlossen.

 

2 Antworten auf “Im Ikob krabbeln die Spinnen und Käfer”

  1. Joachim Wahl

    das ist ja super!, Da gibt es ein Tierschutzgesetz in Belgien, aber nicht für sogenannte „Künstler“. Herr Vandenbosch tut dem Tierschutz keinen Gefallen mit seiner Gefühlsduselei. Wieso muss es eine „Lösung“ mit Fabre geben? Der Schwachmat gehört wegen Tierquälerei bestraft.
    Joachim Wahl, Küchelscheid

  2. Im Brüsseler Königspalast zieren die toten Tiere jetzt die Decke des Spiegelsaals. Königin Paola soll ein Faible für die Kunst Jan Fabres haben.Das sagt ja wohl alles aus! So,sieht es also aus mit der „KUNST“
    und unserer (Ex) Monarchie(in)

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