Kultur

Nur noch Spinnen aus Plastik im Ikob?

Besucher bei der Vernissage der umstrittenen Ausstellung von Jan Fabre im Eupener Ikob. Foto: Gerd Comouth

Der Streit um die Ausstellung „Insektenzeichnungen & Insektenskulpturen“ im Ikob in Eupen weitet sich aus. Jetzt ist sogar die Umweltpolizei eingeschaltet worden. Die Tierärztin Dany Theves schlägt vor, die echten Spinnen durch Spinnen aus Plastik zu ersetzen. „Ostbelgien Direkt“ sprach mit den für Umwelt und Tierschutz zuständigen Eupener Schöffen, Arthur Genten (Ecolo) und Werner Baumgarten (SPplus).

Wie der BRF in Erfahrung bringen konnte, ist die Ausstellung des Künstlers Jan Fabre eigentlich illegal. Die nötige Genehmigung sei nicht vorhanden. Deshalb habe sich inzwischen die Umweltpolizei der Sache angenommen. Das Städte- und Umweltamt der Stadt Eupen habe die Umweltpolizei für eine nachträgliche Genehmigung der Installation mit lebenden Spinnen im Ikob gebeten, hieß es.

Keine moralischen Bedenken?

Seltsamerweise hatte die Ausstellung im Ikob anfangs wenig Staub aufgewirbelt. Der eigens zur Vernissage nach Eupen angereiste Michel Vandenbosch, Gründer und Präsident der Tierschutzorganisation GAIA, hatte „keine moralischen Bedenken beim Anblick des Spinnenkopftheaters”, wie der scheidende Direktor des Ikob, Francis Feidler, erleichtert feststellte.

Der Künstler Jan Fabre (links) im Gespräch mit dem scheidenden Direktor des Ikob, Francis Feidler. Foto: Gerd Comouth

Der Künstler Jan Fabre (links) im Gespräch mit dem scheidenden Direktor des Ikob, Francis Feidler. Foto: Gerd Comouth

Doch mit der Zeit regte sich im sehr umwelt- und tierfreundlichen Ostbelgien doch Widerstand. Der BRF suchte gemeinsam mit der Tierärztin Dany Theves von der V.o.G. Tierfreunde in den Räumlichkeiten des Ikob Francis Feidler auf. Vor laufender Kamera entwickelte sich ein Streitgespräch zwischen Ikob-Direktor und Tierärztin.

Am Ende meinte Dany Theves: „Es geht hier um gesetzliche Mindestanforderungen. Wir befinden uns in einem Rechtsstaat. Da haben weder Sie (Feidler, A.d.R.) noch ich zu entscheiden, welches diese Mindestanforderungen sind. Ich würde dem Ikob empfehlen, die Spinnen durch Plastikspinnen zu ersetzen. Der Kunst wäre damit Genüge getan, dem Tierschutz ebenso, und Herr Fabre hat dann vielleicht auch gelernt, dass er nicht überall machen kann, was er will.“

Daraufhin erklärte das Ikob per Pressemitteilung, es werde einen renommierten Zoologen zu Rate ziehen,“um die artgerechte Haltung in dem Spinnentheater zu begutachten“. Sobald dessen Gutachten vorliege, werde man dieses, in Zusammenarbeit mit Jan Fabre, umsetzen, so das Ikob.

Genten: „Illegal“ vielleicht doch etwas hoch gegriffen

Über die umstrittene Ausstellung im Ikob sprach „Ostbelgien Direkt“ mit dem neuen Eupener Umweltschöffen Arthur Genten.

OD: Herr Genten, ist die Ausstellung von Jan Fabre im Ikob illegal?

Genten: In der Tat hat es – nach Aussagen des Verwaltungsmitarbeiters – das Ikob versäumt, eine Umweltgenehmigung einzuholen. Die Verwaltung hat nun die Umweltpolizei davon in Kenntnis gesetzt und dem Ikob die Unterlagen zukommen lassen, die Situation zu bereinigen. Das Wort „illegal“ ist vielleicht doch etwas hoch gegriffen.

genten

Der neue Eupener Umweltschöffe Arthur Genten. Foto: OD

OD: Anscheinend ermittelt die Umweltpolizei über die Ausstellung von Jan Fabre. Bedeutet dies, dass die Ausstellung möglicherweise nicht bis zum 24. März stattfinden wird?

Genten: „Anscheinend“ und „möglicherweise“: Warten wir die Fakten ab. Das Wort „ermitteln“ passt zu „illegal“ und kommt wohl auch etwas reißerisch daher.

OD: Haben Sie eine grundsätzliche Meinung zu dieser Ausstellung?

Genten: Eine grundsätzliche oder eine persönliche? Darf ich persönlich antworten? Es handelt sich in erster Linie um eine „Kunstausstellung“. In diesem Fall kommt der „Tierschutz-Aspekt“ hinzu. Der Umgang mit Tieren, wie ihn Herr Fabre handhabt, findet nicht meine Zustimmung. Wenn der „Spinnen-Zoo“ in dieser Ikob-Ausstellung noch durchgehen kann, bleibt die Frage nach der „Kunst“. Und weil ich Francis Feidler lange kenne, glaube ich, dass er unter anderem diese Diskussion lostreten will.

OD: Das Ikob will einen Zoologen zu Rate ziehen. Eine Verzögerungstaktik?

Genten: Verzögerungstaktik?  Was kann einer „Kunst“-Ausstellung im Allgemeinen und dann noch einer von Herrn Fabre Besseres passieren als das, was jetzt passiert. So viel kostenlose Publicity!

Baumgarten: Völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar

„Ostbelgien Direkt“ holte auch bei dem für den Tierschutz zuständigen Schöffen Werner Baumgarten (SPplus), der scharfe Kritik an den Verantwortlichen des Ikob übte: “Es ist aus meiner Sicht völlig unverständlich und auch nicht nachvollziehbar, wie die Verantwortlichen des Ikob es versäumen konnten eine Genehmigung für diese Ausstellung anzufragen. Außerdem kann ich es mir nicht erklären, weshalb kein Gutachten in Bezug auf die Einhaltung der Gesetzgebung rund um den Tierschutz in Auftrag gegeben wurde.“ Die Stellungnahme im vollständigen Wortlaut lesen Sie in der „Leute von heute“-Meldung „Werner Baumgarten“.

Siehe dazu auch „Streitthema Ikob-Ausstellung: VoG Tierfreunde will Strafanzeige gegen Fabre und Feidler erstatten“
Siehe auch „Leute von heute“-Meldung „Werner Baumgarten“
Siehe auch „Leute von heute“-Meldung „Francis Feidler und Georg Kremer“.
Siehe auch Artikel „Im Ikob krabbeln die Spinnen und Käfer“

 

18 Antworten auf “Nur noch Spinnen aus Plastik im Ikob?”

  1. Wäre es nicht so traurig, könnte man vielleicht noch sagen : „Was sind das nur für Spinnereien „. Aber es handelt sich um eine ernste Angelegenheit. Selbst wenn ein Experte zu dem Schluss kommen sollte, dass die Spinnen hier artgerecht gehalten werden, was ich allerdings bezweifele, so denke ich, dass es sich keinesfalls um Kunst handelt, auch wenn irgendwelche angebliche Kunstkenner mich nun als Banause hinstellen werden. Diese angebliche künstlerische Aktion, von demselben“ Künstler“ in Antwerpen veranstaltet, wo lebende Katzen hochgeworfen wurden, erfüllt den Tatbestand der Tierquälerei, und somit handelt es sich um eine Tat die strafrechtlich geahndet werden müsste. Und wenn man hört, was dieser angebliche Künstler dann noch verbal von sich gibt, so kann jeder vernünftig denkende Mensch nur zu dem Schluss kommen, dass dieser Mann dringend einer psychiatrischen Untersuchung unterzogen werden muss . Und wenn man außerdem bedenkt, dass diese „Kunstveranstaltungen“ auch noch von der öffentlichen Hand unterstützt werden, dann fällt einem nichts mehr ein .

  2. @Berni:Bin,ganz Ihrer Meinung!!Das ist ganz üble Tierquälerei (auch,mit Katzen hat der „KÜNSTLER“negative Geschichte gemacht) Alles „KUNST“und Herr Feidler findet das als erhebende Installation.

  3. Dieser Herr Fabre, oder noch besser gesagt, die Herren die so eine Ausstellung organisieren, können für mich nur einen Mega Dachschaden haben.
    Andere Leute müssen hart arbeiten, um Geld zu verdienen, und diese sogenannten „Künstler“ produzieren nur Schrott und verdienen sich im wahrsten Sinne des Wortes dumm und dämlich daran.
    Da sieht man mal wieder, wie labil und dumm die heutige Gesellschaft ist, solche Ausstellungen zu besuchen und diese Dinge noch zu fördern.
    Aber die DG musste ja natürlich auch Ihre Kunstausstellungsstätte haben, et voilà, schon kriegt sie eine.
    Hauptsache das Geld ist weg. Egal wohin.

  4. „Kunst“ mit lebenden Tieren….
    Ich finde, dieser Mann hat die Bezeichnung Künstler noch nicht einmal im Ansatz verdient. Traurig, dass darüber gesprochen werden muss und das so etwas überhaupt gemacht werden darf. Meiner Meinung nach sollte sich dieser Mensch mal gründlich schämen!!!

  5. Christophe Heuschen

    Ich bin nicht wirklich fähig über Kunst oder nicht Kunst zu sprechen. Fakt ist jedoch, ob wir ein Tier, Mensch oder ein Insekt zur Schau stellen und „Verwandeln“ steht bei mir auf dem gleichen Level.
    1. Eine (zwei) lebendige Spinne(n) nicht artgerecht und unter akuter Stressbelastung zu halten, ist definitiv weit entfernt von dem Thema Kunst.
    2. Warum müssen Lebewesen geopfert werden, um sie Letzt endlich zu verunstalten
    3. Sollten die Insekten oder Spinnen bereits tot gewesen sein, so ist es trotzdem respektlos gegenüber jeglicher Lebensform.
    Es wäre wünschenswert wenn Schüler den Besuch der Ausstellung Jan Fabre untersagt bekämen und die lebenden Spinnen aus dem Museum entnommen würden.
    Ein Kunst soll etwas bewirken JA! Etwas Positives soll sie jedoch hervor rufen. Ich bin nicht davon überzeugt, dass hier etwas Positives dran ist. Sicherlich, ist die Welt draußen oftmals brutaler als Sie in dieser Ausstellung vorgeführt wird. Nur dürfen wir nicht vergessen, dass wir hier ein Exempel statuieren, an dem sich junge Schüler ein Beispiel nehmen werden. Es soll nicht verboten werden mit Insekten zu spielen, wohl jedoch sie zu quälen oder aus Lust zu töten.

      • Christophe Heuschen

        @Matze: dürfen wir Sie nach Ihrem Tod in einer Kunstausstellung präsentieren? Nur damit wir den Bürgern Kunst am Menschen näher bringen können.

        Ich bedanke mich im Voraus für Ihr Einverständnis. Da Sie bei den Spinnen dafür sind, gehe ich von Ihrer Unterstützung aus. Es sei denn Sie Spenden Ihre Organe bereits zu medizinischen Zwecken.

        Oder sehen Sie das anders?

  6. Pit Demmer

    Wer auch nur das Gewicht einer dieser Spinnen an Fleisch/Fisch aus Standardhaltung/Fang isst und hier auf Tierliebe pocht sollte mal die Augen über den Tellerrand heben! Diese Spinnen leben und bleiben am leben und haben ein „Terrarium“/Auslauffläche die zig-Fach größer ist als jeder Kasten in einer Zoohandlung…
    Ich finde die Aktion auch Quatsch und überflüssig – ABER – andere Mitbürger sehen das vielleicht anders – denen gönne ich die Ausstellung. Die nächste Ausstellung gefällt mir aber den Spinnenfreaks nicht. Das ihr immer alle glaubt eure eigene Ansicht sei das Maß der Dinge und auf die gesamte Gesellschaft anzuwenden… k..t mich an!

  7. Aha…

    Ausstellung illegal weil Papiere fehlen ?
    Wieso macht man’s nicht wie bei allen normalen Bürgern und stoppt diese ganz einfach ?
    Wenn man ohne Bauantrag baut, darf man auch nicht weiterbauen? Oder liege ich da falsch?
    Wie gesagt, die totale Volksverdummung.

  8. Ich stimme Pit Demmer komplett zu. Kunst ist nun mal manchmal auch was absurd, aber deswegen müssen sie nicht persönlich Jan Fabre angreifen oder einfach nur meinen es wäre dumm.
    Jedem das seine. Und Kunst gehört ja auch zur Erziehung, deswegen ist es wichtig, dass öffentliche Gelder eingesetzt werden um die Kunst den Bürgern näher zu bringen.
    Ich find es ehrlich gesagt wesentlich sinnvoller Geld in Kunst zu investieren als dran zu denken einen fünften Minister für die DG zu schaffen.

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