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Großes Finale: Frankreich-Kroatien / Kleines Finale: Belgien-England

11.07.2018, Russland, Moskau: Mario Mandzukic (M) aus Kroatien bejubelt sein Tor zum 2:1 mit Josip Pivaric (l) und Ivan Perisic. Foto: Cao Can/xinhua/dpa

Im zweiten Halbfinale hat England nach einer 1:0-Führung das Spiel noch aus der Hand gegeben. Kroatien, das zum dritten Mal bei dieser WM in die Verlängerung musste, setzte sich mit 2:1 durch und bestreitet am Sonntag das große Finale gegen Frankreich. Im kleinen Finale um Platz 3 bekommt es Belgien am Samstag wieder mit England zu tun.

Siegtorschütze Mario Mandzukic trug Kapitän Luka Modric jubelnd über den Platz, Verteidiger Sime Vrsaljko schleuderte seinen Trainer Dalic vor lauter Freude zu Boden – und die Engländer saßen tief enttäuscht auf dem Rasen.

11.07.2018, Russland, Moskau: Kieran Trippier aus England (l) schießt das Tor zum 0:1. Foto: Adam Davy/PA Wire/dpa

Dank des späten Tores von Mandzukic greift Kroatien erstmals nach dem WM-Pokal und hat dem Mutterland des Fußballs eine ganz bittere Halbfinal-Niederlage zugefügt.

Der frühere Münchner traf in der 109. Minute für den WM-Dritten von 1998, der sich mit 2:1 (1:1, 0:1) nach Verlängerung gegen England durchsetzte. Im Endspiel am Sonntag wartet nun der 98er-Weltmeister Frankreich. Für das Team von Gareth Southgate platzte der Traum vom Endspiel 52 Jahre nach dem Triumph von Wembley gegen Deutschland.

England erwischt Traumstart

“Das tut verdammt weh“, sagte WM-Toptorschütze Harry Kane. „Wir haben uns so reingehängt, wir haben so hart gearbeitet.“

Vor 78.011 Zuschauern im Luschniki-Stadion in Moskau brachte Kieran Trippier (5.) England am Mittwoch per Freistoß in Führung, Ivan Perisic (68.) glich für die Mannschaft von Trainer Zlatko Dalic aus und leitete damit die Wende ein.

11.07.2018, Russland, Moskau: Mario Mandzukic aus Kroatien und Jordan Henderson (r) aus England kämpfen um den Ball. Foto: Christian Charisius/dpa

England erwischte einen Traumstart, und wie so oft bei dieser WM ebnete eine Standardsituation den Weg zum Glück. Luka Modric hatte Dele Alli gut 20 Meter vor dem Tor in zentraler Position gefoult, und Trippier nutzte das eiskalt. Der Außenbahnspieler schlenzte den Freistoß rechts oben ins Eck, Kroatiens zuletzt so starker Keeper Danijel Subasic schaute nur hinterher.

Im Londoner Hyde-Park warfen Zehntausende entfesselte Fans beim Public Viewing ihre Becher in die Luft und feierten den Treffer mit einer kollektiven Bierdusche. Es war Englands zwölftes Tor beim Turnier in Russland – das neunte nach einem ruhenden Ball.

Die frühe Führung gab den Three Lions zusätzliche Sicherheit. Nach einer Ecke hatte Verteidiger Harry Maguire die nächste Chance, köpfte jedoch neben das Tor (14.).

Bei den Kroaten lief nicht viel zusammen. Das Aufbauspiel war langsam, die Pässe kamen häufig ungenau. Ein Distanzschuss des früheren Dortmunders und Wolfsburgers Perisic, der sein Ziel um einen halben Meter verfehlte, war alles, was das Team von Trainer Dalic in der Anfangsphase zu bieten hatte (19.). Spielmacher Modric tat sich gegen Bewacher Alli schwer.

Kroatien erst schwach, dann hellwach

Die englischen Offensivspieler machten es besser. Immer wieder hängten sie ihre Gegenspieler ab und hätten sich nach einer halben Stunde fast mit dem zweiten Treffer belohnt. Alli steckte super durch auf Kane, doch der Angreifer scheiterte zunächst freistehend an Subasic und dann am Pfosten. Zwar pfiff der türkische Schiedsrichter Cüneyt Cakir anschließend Abseits, hätte seine Entscheidung bei einem Tor mit Hilfe des Videoassistenten jedoch wohl zurückgenommen.

11.07.2018, Russland, Moskau: Harry Kane aus England (l) neben Torwart Danijel Subasic aus Kroatien (M) und Domagoj Vida aus Kroatien in Aktion. Foto: Darko Bandic/AP/dpa

Kroatien bekam keinen Zugriff, in den entscheidenden Situationen war die Mannschaft von Southgate zunächst immer einen Tick schneller. Jesse Lingard verzog aus aussichtsreicher Position (36.) – England hätte zur Pause auch schon 2:0 oder 3:0 führen können.

Nach dem Seitenwechsel probierte Kroatien mehr und näherte sich dem englischen Tor an. Keeper Jordan Pickford bekam aber weiterhin erstmal nicht viel zu tun. Das letzte Zuspiel der Kroaten kam noch nicht an, einen strammen Perisic-Schuss blockte Kyle Walker in höchster Not ab (65.). Drei Minuten später ließ sich der Verteidiger überraschen: Vrsaljko flankte ins Zentrum, von hinten stürmte Perisic heran und bugsierte den hohen Ball vor Walker ins Tor.

Plötzlich war Kroatien hellwach, England verunsichert. Perisic hatte das 2:1 auf dem Fuß, traf jedoch nur den Pfosten. Mandzukic scheiterte an Pickford (83.). Für England hatte Lingard bei einem der nun immer selteneren Angriffe zuvor nicht genau genug (77.) gezielt.

So musste Kroatien zum dritten Mal nacheinander in die Verlängerung. Vrsaljko rettete nach einem Kopfball des englischen Abwehrspielers John Stones für seinen schon geschlagenen Torwart (99.), auf der Gegenseite war Pickford gegen Mandzukic zur Stelle (105.+2). Wenig später war der Keeper dann machtlos, nachdem Perisic auf Mandzukic vorgelegt hatte und der 32-Jährige zum frenetisch bejubelten Sieg traf. 20 Jahre nach der Halbfinal-Niederlage gegen Frankreich hat Kroatien im Endspiel nun die Chance zur großen Revanche. (dpa)

17 Antworten auf “Großes Finale: Frankreich-Kroatien / Kleines Finale: Belgien-England”

  1. German angst

    Also England.
    Ob England denn dieses Mal gegen Belgien gewinnen will ?
    Eigentlich schön,dass deren Plan nicht aufging und man sich wiedertrifft.
    Dann bleibt zu hoffen,dass Franzosen im Finale mitspielen und wir ein finalwürdiges Spiel zu sehen bekommen.

    • Mit dieser Einstellung und Willenskraft kann Kroatien die technisch überlegenen Franzosen schlagen und Weltmeister werden.

      Kroatien ist das perfekte Gegenbeispiel zu der deutschen Mannschaft : diese zahnlosen, selbsgefälligen und intellektuell unterbelichteten Typen haben bei solchen Turnieren nichts zu suchen und können sich zu Hause ausheulen – wenn sie dann ein Zu Hause haben…. Im Fall von Özil ist dies ja nicht eindeutig…. er muss ja auch seinem Sultan noch huldigen, obwohl dieser seltenst mit Verlierertypen paktiert. Der DFB wird 12 Stäbe, 18 Dezernate und 27 Kommissionen einsetzen, um die Sache aufzuarbeiten und zu analysieren und ……….der Ball bleibt rund.

  2. Red Devils

    Kroatien hat von Anfang an zu meinen Favoriten gehört. Ähnlich wie Belgien mit mehreren Klein-Superstars und als Einheit laufstark, kämpferisch und mutig auftretend. Das soll im Finale belohnt werden, dementsprechend werde ich mit Kroatien halten :)
    Wie German angst richtig ansprach, werden Belgien und England dieses Mal wohl richtig auflaufen am Samstag und noch mal alles geben, wobei ich es verstehen kann, dass die Motivation für das kleine Finale vielleicht nicht sehr hoch ist. Ich hoffe aber, dass Belgien noch mal alles reinwirft und diese im Grossen und Ganzen tolle Leistung während dem Turnier mit dem dritten Platz krönen kann, den Fans, der Mannschaft und dem kleinen Ländchen zu Liebe.

  3. Natürlich freut man sich über Kroatien. Doch man stelle sich vor, Deutschland wäre drei Mal hintereinander im Elfmeterschießen weitergekommen. Nicht auszudenken, was dann hier im Forum los gewesen wäre. „Deutschland hat immer Dusel“, „Deutschland wurschtelt sich ins Finale“… Jetzt wo das die Kroaten schaffen, heißt es: „Die haben gekämpft“…

    • Red Devils

      Dann gebe ich mal ein Gegenbeispiel:
      Als Frankreich in der Nachspielzeit gegen Belgien auf Zeit gespielt hat (allen voran Monsieur Mbappé), hiess es von der deutschen Moderatorenseite, dass Frankreich es wirklich „klug und intelligent“ zu Ende spielt. Nun, ich möchte nicht wissen, wie dieser Moderator geflippt wäre, wenn Deutschland 0-1 zurück liegt und man in der Nachspielzeit so mies auf Zeit gespielt hätte.
      Man kann es, sehen, wie man will, diese Sticheleien gegen oder die Weisheiten für Deutschland werden meist medial insziniert und haben einzig zum Ziel, diverse Emotionen bei den Zuschauern hervorzurufen.
      Tatsache ist, dass man nie umsonst im Finale steht, dazu gehört auch Glück und manchmal auch etwas Unsportlichkeit. Darüber kann man streiten, aber am Ende ändert es nichts. Erfreuen wir uns am Sonntag auf ein interessantes Finale und Samstag auf ein letztes Mal Belgien.

        • Red Devils

          Danke für den sehr freundlich formulierten Tipp, aber a) entscheide ich ganz alleine, welchen Sender ich wann wie wo schaue und b) äussere ich meine Meinung, wie es mir passt.

          Was ist eigentlich ein Beutebelgier? Sorry, bin zu doof, kenne den Begriff nicht. Erklären Sie mir den bitte?

          • Theodor Mooren

            Werter Roter Teufel,
            Ich habe Ihnen nicht den Mund verboten und auch keine Mutmaßungen über ihren Intelligenzquotient oder Bildungsstand angestellt.
            Mein Ratschlag ging dahin, dass Sie als eingefleischter Fan der Roten Teufel in Sachen „durch die belgische Brille schauen“ besser bei RTBF oder VRT bedient werden dürften. Daran ist auch nichts Verwerfliches. Die Kommentatoren des französischen Senders TF1. die in Sachen Cocerico Deutsche und Belgier um Längen in den Schatten stellen, haben das Herunterspielen der Zeit in der Tat gelobt.
            Fazit: Auch bei der Wahl der Fernsehsender bekommt man das, was man bestellt. Vor diesem Hintergrund rate ich Ihnen dringend vom Finale mit Bela Rethy ab. Da werden Sie mehr als Ihnen lieb ist vom VfB Stuttgart, Schalke 04, VfL Wolfsburg, Bayern München, Eintracht Frankfurt aber wenig von Club Brügge hören, Aber das ist nur ein gutgemeinter Tipp.
            Beutebelgier, das war zugegeben eine etwas freche Unterstellung meinerseits: Das sind jene 150-prozentigen Belgier, die keine der beiden anderen Landessprachen beherrschen, jeden Landesfürsten in der Bundesrepublik aber nicht Rudy Vervoort kennen, Tagesthemen statt Terzake oder Questions à la Une schauen, aber mit schwarz-gelb-rot an den Außenspiegeln durch Ostbelgien gondeln und jahrein, jahraus nach Köln oder Schalke zum Fußball fahren, aber bei jedem Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ihren unfundierten Nationalismus zum Besten geben müssen. Wenns nicht zutrifft Sorry

            • Red Devils

              Ich verstehe Ihre Sicht und Ihre Meinung nun etwas besser. Danke für die Aufklärung. Laut Ihrer Erklärung zum Begriff Beutebelgier kann ich ruhigen Gewissens eingestehen, dass ich wohl nicht in diese Beschreibung passe. Sorry angenommen :)

              Bis zum letzten Spiel habe ich alle Belgienspiele in Lüttich gesehen, dementsprechend über RTBF, auf französisch, eine Sprache, die ich beherrschen muss, da meine Lebenspartnerin kein Wort deutsch redet :) Das letzte Spiel habe ich mir dann zu Hause angeschaut, auf einen deutschen Sender, da ich kein Kabel habe und mir das Spiel nicht auf Laptop antun wollte, nur um es in patriotischer Ausführung zu erleben, so wichtig ist mir das Ganze dann doch nicht :) Sie sehen, alles halb so wild.
              Und jetzt lege ich noch was Zunder nach….ich bin wohl Gladbach-Fan :) Ich hoffe, ich werde nun nicht erneut gesteinigt!
              Gruss Herr Mooren und danke für den konstruktiven Ausklang :)

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