In den Geisterspielen der Fußball-Bundesliga geht es trotz der tristen Atmosphäre überraschend lebhaft zu. Das ergab eine statistische Auswertung der Partien durch das Unternehmen Global Soccer Network, das diverse Clubs mit Daten versorgt.
„Tendenziell hat die Aggressivität der Profis in den Geisterpartien deutlich zugenommen“, sagte Firmen-Geschäftsführer Dustin Böttger den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“ mit Verweis auf die gestiegene Zahl der Fouls. Darüber hinaus laufen die Spieler nach der Corona-Pause im Schnitt rund drei Kilometer mehr und sprinten 13 Mal mehr als vorher.
Nach Meinung von Jonas Hummels, Bruder des Dortmunder Abwehrchefs Mats Hummels, kann „es viele unterschiedliche Gründe“ für die gestiegene Laufleistung der Spieler geben. „Eventuell hat der eine oder andere Spieler im Hinterkopf, dass nun fünf Auswechslungen möglich sind und er früher raus darf“, sagte der ehemalige Profi der Spielvereinigung Unterhaching und derzeitige DAZN-Kommentator.
Laut Böttgers Auswertung hat die Geisterkulisse zudem Einfluss auf die Taktik. „Ohne das gegnerische Heimpublikum treten die Auswärtsteams viel selbstbewusster auf und riskieren mehr. Sie attackieren tendenziell viel früher, pressen intensiver und erspielen sich deutlich bessere Chancen als in der Zeit vor Corona.“ Etwa 40 Prozent der Geisterspiele gewannen die Auswärtsteams.
Einen Qualitätsverlust in den Partien seit dem Bundesligia-Wiederbeginn hat Jonas Hummels nicht ausgemacht: „Wenn man sich später mal die Spiele ohne Ton anschaut, dann wird man praktisch nicht erkennen können, ob es sich um eine normale Begegnung oder um ein Geisterspiel gehandelt hat.“ (dpa)