Geheimfavorit? Belgien! So kennt man es aus den vergangenen Jahren. Für den Sprung zum Titelkandidaten setzen die Roten Teufel nun auf Erfahrung und Offensivpower. „Ein zweites Wales soll es nicht geben“, schreibt die Deutsche Presse-Agentur (dpa) in einem Vorbericht zum Spiel von Eden Hazard, Kevin De Bruyne & Co. heute um 17 Uhr gegen WM-Neuling Panama.
Glanzvolle Ansammlung an Millionenstars? Mit diesem Attribut will sich der ewige Geheimfavorit Belgien endgültig nicht mehr zufriedengeben.
Die goldene Generation um Kapitän Eden Hazard und Superstar Kevin De Bruyne ist so viel wert wie kaum eine andere Mannschaft bei der Fußball-WM, muss beim größten Turnier der Welt aber auch endlich wie ein Gewinner auftreten.
Dafür streben die Belgier nach einer Mischung aus dem Besten des Weltfußballs: Das Talentlevel der Brasilianer und das feine Spielkonzept des spanischen Trainers Roberto Martínez haben die Roten Teufel bereits. Jetzt fehlt nur noch die passende Mentalität für ganz große Momente.
Talent ja, aber auch den Glauben?
„Wir haben das Talent, klar, aber ein Team wie Deutschland hat immer den Glauben. Wenn man mit ehemaligen deutschen Spielern spricht, sagen sie immer, dass sie nie einen Zweifel hatten zu gewinnen“, sagte Martínez vor dem Turnierstart gegen Debütant und Außenseiter Panama an diesem Montag (17.00 Uhr) in Sotschi.
Zwar haben die Belgier seit über 650 Tagen kein Spiel verloren und sind unter dem früheren Premier-League-Coach Martínez eines der spielstärksten Teams der Welt, jedoch sind sie den Beweis von herausstechender Klasse in den entscheidenden Momenten noch schuldig.
„Wir wollen ein großartiges Turnier spielen. Ein erneutes Aus im Viertelfinale wäre eine Enttäuschung“, sagte Mittelfeldspieler Axel Witsel, der beim WM-Vierten von 1986 eine zentrale Rolle einnehmen soll. Das 0:1 gegen Messis Argentinier im WM-Viertelfinale 2014 war für die junge Mannschaft zu verkraften.
Das 1:3 gegen Wales bei der EM vor zwei Jahren hingegen beschäftigt die Belgier noch immer. „Das war schlecht“, befindet Witsel. Es war vor allen Dingen ein Beweis, dass die Ansammlung von Fußball-Stars wie Hazard, De Bruyne oder Topstürmer Romelu Lukaku in einem K.o.-Spiel wenig hilft, wenn sich die Abwehr von mittelklassigen Stürmern wie dem Waliser Hal Robson-Kanu vorführen lässt.
Und auch diesmal gibt es gravierende Abwehrsorgen: Die angeschlagenen Vincent Kompany und Thomas Vermaelen stehen zum Turnierbeginn wohl nicht zur Verfügung.
Martínez hat als Nachfolger des ehemaligen Schalkers Marc Wilmots einiges geändert. Der Spanier verlor in zwei Jahren nur ein Spiel und trieb seine Visionen konsequent voran. Er löste den Offensivkonflikt, indem er Hazard auf den Flügel und De Bruyne als zentrale Figur in die Mitte stellte.
Panama und Tunesien nur Pflichtaufgaben?
Für mehr Stabilität lässt der ehemalige Everton-Trainer mit einer Dreierkette spielen. AS-Rom-Star Radja Nainggolan hat er gnadenlos gestrichen. „Wir wissen, dass Radja in Rom eine wichtige Rolle spielt. Wir können ihm so eine Rolle in unserem Team nicht geben“, sagte der Coach.
Die Vorrunde wird nur sehr begrenzt darüber Auskunft geben, ob aus den Schönspielern schon ein Titelteam geworden ist. Panama und Tunesien sind Pflichtaufgaben, gegen Rivale England dürfte es nur noch um den Gruppensieg gehen. „Unsere große Herausforderung wird es sein, ein Winning-Team zu werden. Das wird nur dann funktionieren, wenn wir die drei Gruppenspiele dazu nutzen, stärker zu werden“, sagte Martínez in einem Interview dem Magazin „11Freunde“.
Es hätte eine gewisse Ironie, würde gerade Riesen-Außenseiter Panama dem ehrgeizigen Titelprojekt der Belgier einen Dämpfer verpassen. Schließlich sind mit Blas Perez (37 Jahre), Torhüter Jaime Penedo (36), Felipe Baloy (37) und Luis Tejada (36) mehrere Schlüsselspieler über 35 Jahre alt.
“Panama spielt Fußball mit dem Herzen. Alle werden ihr Letztes geben“, urteilte Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi, dessen Mutter aus dem mittelamerikanischen Land stammt. Das sollte für ein Ensemble wie das von Belgien, gespickt mit Premier-League-Stars, eigentlich nicht reichen. (dpa)